Sekt Selbes nach Ankara?
Syrischen Freundschaftsvertrag gekündigt
Endergebnis: Fast acht Millionen
Istanbul, 7. Dezember. Die türkische Regierung wird den im Jahr 1926 zwischen der Türkei und Frankreich Unterzeichneten Vertrag über die Unterhaltung ireundnach- barlicher Beziehungen zwischen der Türkei und Syrien kündigen. Tics geschieht im Zusammenhang mit den letzten Aussprachen über die Sandschak-Frage im syrischen Par. lament. Man spricht davon, daß im Januar Außenminister Telbos nach Ankara kommt, um die Geschichte wieder einzurenken. Schon am 14. Dezember soll eine iranzösische Milittirabordnung nach Ankara gehen.
Direkte Verhandlungen am zweckmäßigsten
Die englische Presse ist in ihrer Kommentierung des Warschauer Aufenthalts des französischen Außenministers äußerst vorsichtig und > zurückhaltend. Sic bewegt sich daher zumeist ^ auf allgemeine Betrachtungen, die aber selbst ^ schon interessante Anhaltspunkte über die tat- ! sächliche Stimmung in London geben. So wird ! z. B. festgestellt, daß oer Sowjetpakt für ^ die Verhandlungen des französischen Außen- . Ministers eine schwere Belastung dar- ! stelle. Selbst „News Chronlcle" gibt s heute zu, daß zwischen Polen und Frankreich j einige Meinungsverschiedenheiten zutage ge- s treten sind. Es ist bezeichnend, wenn der Korrespondent dieses liberalen Blattes heute bekennen muß, daß sich Polen mit Erfolg bemüht hat, seine Sicherheit in erster Linie durch zweiseitige Verträge zu bekräftigen. „Direkte Verhandlungen von einer Nation zur anderen", schreibt der „Daily Telegraph", „mögen wohl in der gegenwärtigen schwierigen europäischen Situation bei vorsichtiger Handhabung nützlicher und erfolgreicher sein als ehrgeizige Pläne über kollektive Sicherheit."
»Tag der nationalen SolidarttSt- brachte 40 v. H. mehr als Im Vorjahr
Berlin, 7. Dezember. Durch di, inzwischen bckanntgewordenen Nachmeldungen zur Sammlung am Tag der nationalen Solidarität im Reich hat sich deren Ergebnis ganz außerordentlich erhöht. Am Sonntag, dem S. Dezember, war das vorläufige Ergebnis mit 7 655 476,49 RM. bekannt,gegeben worden. Inzwischen wurden 368 626,27 RM. nachgemeldet, so daß sich also ein endgültiges Ergebnis im Reiche von 7 964 162.76 NM. ergibt. Das sind 2 361 823.57 RM. oder 4 6.6 Prozent mehr als das Ergebnis des Tages der nationalen Solidarität 1936.
Auch das Ergebnis der Sammlung am Tag der nationalen Solidarität in Berlin hat sich nachträglich noch außerordentlich erhöht. Waren am Sonntag als vorläufiges Ergebnis 633 285.16 NM. bekannt- gegeben worden, so erhöht sich das endgültige Ergebnis durch die inzwischen nachgemeldeten 173 420.19 RM. auf insgesamt 866 705.35 RM.
Schon die Zahl von 7.6 Millionen, die als vorläufiges Ergebnis der Sammlung am „Tag der nationalen Solidarität" gemeldet wurde hat alle Erwartungen übertrofssn. Man mußte jedoch annehmen daß sich diese Millionen noch um ein Beträchtliches er- höhen wenn in all den vielen kleinen und großen Sammelbezirken von der Reichs- Hauptstadt bis zum entlegensten Tors dre Zäh.
lung beendet sein würde. Daß jedoch bei dieser ..Nachlese " noch über 300 000 RM. zusammenkämen, das hat wohl niemand ge- ahnt, überstieg doch die erstgenannte Summe bei weitem auch die kühnsten Vermutungen.
Vielleicht hat eine gewisse Auslandspresse darauf gewartet, nach dem „Tag der nativ- nalen Solidarität" hämisch über einen Rück, gang schreiben zu können. Sie ist bitter ent. täuscht worden und mit ihr alle die. welche so gerne einen Anhaltspunkt für die allmäh. lich steigende .Unbeliebtheit" der national- sozialistischen Regierung verzeichnet hätten. Statt besten hat das deutsche Volk seinem Führer einen neuen Bew-'^ seines unerschüt. terlichen Vertrauens < rt. Liese acht Millionen bedeuten nie >yr eine nackte Zahl, sie sind der Ausdruck " tiefen Glau- bens an die Kraft des 5 'es und der Bewegung ein Glaube d. on Jahr zu Jahr sich mehr und innerlicher im Herzen jedes Deutschen verankert.
„Tag der Wehrmacht" im ganzen Reich
Die Veranstaltungen Berliner Truppenteile zugunsten des Winterhilfswerkes am letzten Sonntag haben besonderen Anklang bei der Bevölkerung gefunden. Der Reichs- kriegsminister und Oberbefehlshaber der Wehrmacht har deshalb verfügt, daß m Zukunft im ganzen Reich der .Tag der Wehr- macht?ür das WinterhiMwerk des deutschen Volkes" am Sonntag nach dem .Tag der nationalen Solidarität" durchgekührt wird.
Statistik entlarvt Sswjetvveafen
Paris ist enttäuscht
gl. Paris, 8. Dezember. Abgesehen von einigen innerpolitischen Angelegenheiten beschäftigten in erster Linie außenpolitische Fragen den gestrigen französischen Ministerrat. Chautemps berichtete über die Londoner Verhandlungen und auch von Telbos lagen bereits telegraphisch übermittelte Einzelheiten seiner letzten Aussprache mit dem polnischen Außenminister Beck vor. Ta die hierbei ausgetretenen Schwierigkeiten und Meinungsverschiedenheiten heute auch in Paris nicht mehr vertuscht werden können, legt man das Schwergewicht aus die Betonung eines „stimmungsmäßigen Erfolges" und des angeblich nur informativen Charakters dieser Reise. Die tatsächliche Stim- inuug m den „Volks,,rvul"-jtreileu i>t >e- doch so schlecht, daß der „Popnlaire", das Organ Blums, bereits die Frage erhebt, ob die Reise nach Warschau umsonst ge- wesen sei. „Oeuvre" seinerseits sieht sich zu der betrübten Feststellung veranlaßt, daß der Polnische Außenminister Beck im allgemeinen unverändert seinen Standpunkt beibehalten habe. Das eine ist jedenfalls klar, daß sich die polnischen Staatsmänner dem Sowjet- Pakt gegenüber völlig ablehnend verhielten und auch keinerlei Interesten an einer französischen Vermittlung zwischen Warschau und Praa zeiaten.
Die Schweiz hat ihre vierte Nationalsprache
Neben der deutschen, französischen und italie- Nischen Sprache wird nunmehr in der Schweiz auch noch die rätoromanische Sprache als Nationalsprache anerkannt.
D»e P oduklio« g gevüver dem
Moskau, 7. Dezember. Während man bisher in bezug auf den gegenwärtigen Stand der sowietrustischen Wirtschaft nur aus bruchstückweise Beobachtungen und Vermutungen angewiesen war bringt der vor kurzem veröffentlichte Volkswirtschasts- plan" für das Jahr >938 neue bedeutsame Ausschl ü s s e. die um io einschlägiger sind als es sich durchweg um sowjetamtliches statistisches Material handelt.
Dem neuen Plan zufolge wird der Wert der gesamten industriellen Produktion der Sowjetunion für das Iabr >938 auf 84.3 Millarden Rubel veranschlagt was gegenüber 1937 erne Zunahme von 15 3 v. H. darstellen loll. Hieraus läßt sich ohne weiteres errechnen, daß die Produktion für 1937 also auf 73.1 Milliarden Rubel anzusetzen ist. was einerseits gegenüber dem für 1937 aufgestellten Plan einen Fehlbetrag von nicht weniger als 80 Milliarden Rubel ergibt, andererseits im Vergleich zu der — mit 85.5 Milliarden bewerteten — Produktion des Jahres 1936 einen Rückgang um 14.8 v. H. ausmacht. Das katastrophale Sinken der Produktionsziffern führt sogar io weit daß der natürlich optimal angesetzte Voranschlag für 1938 noch nicht einmal dem Wert der Produktion von 1936 gleichkommt.
Im einzelnen soll der nach dem „Volkswirtschaftsplan" sür l938 erhoffte Ausgleich in erster Linie wiederum der Schwer- und Kriegsindustrie zugute kommen, während für die Gebrauchsgüterproduktion nur eine ganz geringe Steigerung vorgesehen ist, wo-
Bs jähe um 148 v H. gefnnbeu
mit also die Warenknappheit für das nächste Wirtschaftsjahr unvermindert bleibt und die dem Volke seit Jahren versprochene Preissenkung um mehrere Dutzend Prozent" sich in Tunst und Nebel auslöst. Ferner ist bezeichnend. daß -- dem Plan zufolge — nur durch erneute Milliardeniuvestitiönen und durch eine weitere gesteigerte Ausbeutung der menschlichen Arbeitskräste durch das sogenannte Stachanow-System die für das Jahr 1938 vorgesehenen Ziffern erreicht werden können.
Nichtsdestoweniger wird in der Sowjet- Presse mit geradezu unübertrefflicher Demagogie der Plan als ein Dokument bezeichnet, „das absolut einleuchtend für die ganze Welt die Vorzüge des Wirtschaftssystems demonstriert. daS keine Krisen und keine wirtschaftlichen Erschütterungen kennt". In Wirklichkeit liefern die auf Grund der Angaben des Planes zu errechnenden Ziffern den Schlüssel kür die Schädlings, und Sabotage- Psychose. die in unzähligen Prozeßen Tausende von Opfern als Prügelknaben sür die Wirtschastsfehlentwicklung gefordert hat.
Sowjelrussische „Wahlvorbereitungen"
Tie überall in der Sowjetunion trotz der unmittelbar bevorstehenden „Wahlen" fortlaufende Welle der politischen Prozeße fordert immer neue Opfer. Im Siverdlowsker- Gebiet wurden sieben Laiidwirtschaftsfunk- tionüre des Bezirkes Beresniki. angeblich Mitglieder einer antisow>etischen Organisation. zum Tode verurteilt, die durch alle
möglichen Sabotageakte durch ..Verbreitung von Seuchenbazillen' usw. nicht weniger als 13 500 Stück Rindvieh vernichtet haben sollen.
Im Nordkaukasus-Gebiet wurden zwei Bauern als ..Staatsfeinde' erschossen, weil sie eine Wahlversammlung zu stören versucht Hütten. Im gleichen Gebiet sind weitere sechs Urteile gegen eine Gruppe von Bauern ge- fällt worden, die der konterrevolutionären Schädlingsarbeit unter der eingeborenen kaukasischen Bevölkerung bezichtigt wurden. In der Turkmenischen Sowjetrepublik wurde ein Bergwerks-Ingenieur als Saboteur erschossen. Im Gebiet Nischntnowgorod fand ein neuer Prozeß gegen Angestellte eines j Eetreidekontors statt, wobei auch ein Todes- > urteil und zwei Zuchthausstrafen zu je 20 Jahren ausgesprochen wurden. In Weißrußland verurteilte ein Sondergericht zwei Parteifunktionäre des Bezirks Tubrowo als Staatsfeinde zum Tode.
Das Ziel ist der Frieden
Beiderseitige Befriedigung über den Stojadinotvitsch-Besuch
Rom. 7. Dezember. Nachdem am Montagabend im Palazzo Venezia Mussolini ein Esten zu Ehren des jugoslawischen Ministerpräsidenten Dr. Stojadino. ! witsch gegeben hatte aus dem der Duce in ! einem Trinkspruch betonte, daß der italie- ^ nisch-iugostawische Pakt einen der solidesten Friedensbeiträge bildet, stattete der liigoslawiscbe Ministerpräsident am Dienstag in Begleitung des Außenministers Ciano der Fliegerstadt Guidonia einen Besuch ab.
Tie italienische und die mgostawische Presse hebt die Bedeutung dieses Besuches hervor, während man sich in Frankreich in allerhand Vermutungen ergeht. So z. B. glaubt man daß Jugoslawien in nächster Zeit einen Handelsagenten nach Nationalspanien entsendet, daß Rom eine engere Zusammenarbeit zwischen Belgrad Wien und Budapest schassen wolle. Jugoslawien mit Interesse die Aktion der Achse Berlin-Nom- Tokio verfolge ohne sich jedoch in fester Form anzuschließen. und im übrigen die Reife, die weder übertrieben oder unterschätzt werden darf, rein wirtschaftlichen Zweck habe. — Wir vermuten gar nichts, sondern sehen in der Reise des Ministerpräsidenten die Festigung der italienisch-jugoslawischen Freundschaft die nichts als die Stärkung des europäischen Friedens zum Ziel hat. Nach einer Wiener Meldung soll übrigens Dr. Stojadinowitsch den österreichischen Außenminister Tr. Schmidt zu einem Iagdbesuch eingeladen haben.
EtojaMoWitsK kMMt nach Berlin
Belgrad, 7. Dezember. Wie hier verlautet, wird sich der jugoslawische Ministerpräsident, Dr. Stojadinowitsch, vem» nächst nach Berlin begeben und den Besuch erwidern, den Reichsantzenminister Freiherr von Neurath vor einiger Zeit der jugoslawischen Regierung in Belgrad abstattete.
Abschlich des Slojadinowitsch-Eesuches
Der südslawische Ministerpräsident wird sich heute in Begleitung des Grafen Ciono zur Besichtigung einiger Jndustriewerke nach Mailand begeben. Im Laufe des heutigen Tages wird ein Kommunique veröffentlicht, das die grundsätzlichen Probleme der Aussprache deS südslawischen Staatsmannes mit Mussolini und Ciano beinhalten wird.
2. Ackznrib er-^oerstli
vrnd ihre tzkrcrcv ^M
ou«kskir-«!kc»i7rrc»urr voac« »k»r»a orir/ra mehren. «25. Fortsetzung )
Henriette sah ratlos in Klaudines ernstes Gesicht „Was machen mir da? — Karrer-Hütte? Wo ist denn das? - Was hat denn Niels dort überhaupt zn suchen? Und wie konnte er sich den Fuß brechen? Niels war doch nie Bergsteiger gewesen."
Klaudine wußte natürlich weder über das eine noch das andere Bescheid. Für sie blieb nnr die Tatsache, daß Henriettes Stiefsohn verunglückt war nnd daß dieser Barthelmcs wahrscheinlich der einzige sein dürfte, der ihm Hilfe aiigedeihen ließ.
„Karrer-Hütte," wiederholte Henriette hartnäckig. „Wenn ich nur wüßte, wo die liegt. Es war sehr leichtsinnig von Niels, keine nähere Adresse anzugeben. Vielleicht hat er cs auch mit Absicht getan, damit niemand weist, wo er ist. Man muß es schon selbst her- anszubringcn suchen. Rns' doch bitte bei Doktor Vierländer an. Der ist Alpinist. Vielleicht weiß er, wo diese Hütte liegt."
Der Hausarzt meldete sich. „Karrer-Hütte? — War tcn Sic mal einen Augenblick, Fräulein Iffland."
Der Augenblick dauerte ziemlich lange. Aber dafür bekam Klaudine auch genauen Bescheid: Die Karrer-Hütte, ja — ob sie den Grundl-See wisse? Klaildine hatte keine Ahnung, wo der lag. Man mußte sich sagen lassen, daß cs in der Steiermark war. Tort wäre auch der „Salz- ofcn", von dem Klaudine wiederum nichts wußte und aiifgeklärt wurde, daß es sich um eine große, vor noch nicht allzu langer Zeit erforschte Höhle handle.
Eben über diesen „Saizosen" führe der Weg zur Karrer-Ai>! Ob sie dort Skiläufen wolle?
„Das niciit," erklärte Klaudine, „aber ein Verwandter befindet sich dort, und Tante möchte gern wissen, wie man ihm Nachricht znkommcn lassen könnte."
Vterländer meinte, wenn nicht alles cingeschneit wäre, käme wohl ab nnd zu der Briesträgcr bis in die unteren Höfe. Ans die Karrer-Alm aber kaum. Sie sollte die Adresse etwa so fassen: Karrer-Alm — Post Brnck an der Mnr, Steiermark. Wie es der gnädigen Fran gehe? Hoffentlich gnt. Er würde morgen selber wieder Nachsehen kommen.
Henriette wurde sehr kleinmütig. „Selbst wenn ich gesund wäre," meinte sie, „würde es lachhaft sein, wenn ich zu Niels fahren wollte. Was sollte ich denn dort oben im Gebirge anfangen? Wie denn überhaupt hin- anfkommen? Ich kann mir doch nicht Ski an die Beine schnallen! Nnd dann in der Hütte — ich weiß zwar nicht, wie es in solchen Hütten anssichk, aber ich vermag cs mir so ungefähr vorzustellen, ich kenne sie von Erzählungen nnd Abbildungen her. — Ich bitte dich. Klaildine, sag' doch etwas! Bob hat gar nicht bedacht, nach was er verlangte."
„Soll ich reisen, Henriette?" Klaudine schrak zusammen, so heftig hatte die Stiefmutter nach ihrer Hand gegriffen.
„Ja, Klaildine! Ja! Das wäre ein Vorschlag. Reise dn, bitte. Gott, was dn für ein kluges Mädchen bist! Mir selbst wäre diese Lösung nie eingefallen. D» reist also. Dn hast doch nicht etwa Angst? — Nein, ich meine." erklärte sie. als Klaudine lächelte, „Angst vor Niels."
„Oh! Warum sollte ich Angst vor ihm haben? Ich kenne ihn ja gar nicht. Und er mich ebensowenig. Er braucht daher auch gar nicht zu wissen, wer zn ihm kommt, und daß cs jemand von »ns ist, der seinetwegen nach der Karrer-Hütte führt. Ich komme einfach ganz zufällig. 0?s werden doch sicher mehr Touristen den Weg dorthin nehmen. Und dann bleibe ich eben solange es notwendig ist."
„Ansgczeichiiet!" meinte Henriette. „Ich bewundere dich, Klaudine. Wirst du in zwei Tagen fertig sein können?"
„Womit?" fragte Klaudine erstaunt. Sie war in Gedanken schon ans dem Weg zur Karrer-Hütte gewesen.
„Mit dem Packen, den Vorbereitungen."
Klaudine mußte im stillen lächeln. „Ich nehme natürlich nur soviel mit, als in einem Rucksack Platz hat. Ein bißchen Wäsche, ein Kleid zum Wechseln mid die not
wendigsten Kleinigkeiten. Das genügt vollkommen, und ich bin komplett. Nur meine Ski brauchen vielleicht eine neue Bindung."
„Dn nimmst natürlich aus der Kasse soviel du benötigst."
In Klaudines Gesicht glühte ein tiefes Not auf. „Auch »m das Reisegeld müßte ich dich bitten, Henriette."
„Das ist doch selbstverständlich!" Sie zog das Mädchen zn sich herab und küßte es herzlich. „Tust du's gerne? Ich meine, ob es dir nicht ein allzu großes Opfer ist, zu Niels zu fahren."
„Es ist mir kein Opfer," gestand Klaudine ehrlich. „Und wenn dein Sohn nicht dort krank liegen würde, könnte ich mich sogar freuen. Ich bin schon so lange nicht mehr gereist."
Fran Henriette strich freundlich über den Handrücken ihrer ältesten Stieftochter und lächelte. „Das holen wir alles nach. Jetzt schickst dn sofort den Kutscher nach der Stadt um eine Bindung für deine Schneeschuhe. Willst du nicht überhaupt lieber ganz neue haben?"
Das wollte Klaudine nicht. Die alten waren ihr vertranter.
Lnzie horchte erstaunt auf das, was die Schwester zn berichten wußte. „Warum habt Ihr denn nicht mich geschickt?" fragte sie ein bißchen gekränkt. „Ich wäre auch einmal so bitter gern 'ransgekommen. Ich bin noch nirgends gewesen. Ich weiß auch gar nichts mit Henriette anzufangen. Dann muß sie sich eben eine Pflege- rin nehmen, wenn du gehst."
„Pfui!" versetzte Klaudine und faßte Luzies wider, strebenden Arm. Und als die Kleine unbeherrscht zu schlnchzen begann, zog sie sie neben sich auf den Diwan nnd stellte ihr vor, daß es eine Schande wäre, die Pflege der zweiten Mutter jemand Fremden zu überlassen. „Wo wir doch ausschließlich von ihrem Gelbe leben, Lnzie. Wo jeder Pfennig, der für Haflbach aus- gegeben rvird, von ihrem Vermögen stammt. Nnd Fritz studiert auf ihre Kosten. Wir hätten schon längst von Hans und Hof gemußt, wenn sie uns die Hypotheken kündigte. Sie bekommt nicht einmal Zinsen dafür. —
tForrjetzung svlgr.)