Samstag
Beilage zu Nr. 146.
14. September 1967.
Gerettet!
Roman von Walter Schmidt-Häßler, Stuttgart.
(Fortsetzung.)
„Nun gut — lieber Graf — setzen Sie sich mal in die Lage dieses guten, alten Barons mit seinem verschuldeten Edelsitz, der das schöne Dornröschen umschließt. Wenn Sie — eine Nichte hätten, und der alte Großmann sähe das Glück seines Sohnes, seine Zukunft in dem Besitze dieser Nichte, träte vor Sie hin in vertraulicher Stunde und würde für seinen Dichter bei Ihnen anfragen! Würden Sie sie ihm geben?"
„Zwischen uns ist das ja ganz was anderes," lenkte Werner ab. „Wüßte ich genau, daß diese Nichte Ihren Sohn liebte, so würde ich mich den Teufel um meine Ahnen kümmern, die mir Sorgen hinterließen, als ich Ihnen mit der Heirat meiner Nichte machen würde. Aber, was Geldsachen anbetrifft, wäre ich vielleicht noch empfindlicher wie der Vormund Ihrer Baronesse. Ich kann mir nicht helfen!"
„Das ist ja alles sehr schön und gut, gewiß auch sehr logisch und ritterlich — aber hier handelt es sich nun mal um junges, knospendes Menschenglück, das nach Geldsäcken und Wertpapieren herzlich wenig fragt, besonders wenn einer von Beiden davon zum Ueberfluß hat. — Wissen Sie, was ich tun möchte?" fügte er lächelnd hinzu.
„Nun?"
„Ich möchte einmal das tun, was das Vorrecht der Herren Ritter in alten Zeiten war, eine Taktik befolgen, die Sie gewiß als Sohn einer kriegerischen Familie am besten verstehen! Ich möchte die Festung einfach überrumpeln, möchte laut vor aller Welt die Verlobung meines Sohnes mit der Baronesse erklären, die der alte Baron im Grunde seines Herzens doch gut heißt, das weiß ich, und damit würde ich ihm doch gewiß am besten beweisen, daß ich himmelweit davon entfernt bin, irgend eine Spekulation seinerseits vorauszusetzen."
„Das wäre allerdings ein Staatsstreich!" lächelte Werner.
„Und würden Sie mir dazu raten?"
„Wenn Sie der Liebe der Beiden und der inneren Beistimmung des Vormundes sicher sind, gewiß!"
„Ich danke Ihnen!" rief der alte Herr ganz auffallend laut und drückte kräftig Werners herabhängende Hand. „Nun Habs ich nur noch ein Bedenken."
„Noch eins? Und das wäre?"
„Daß der Herr Baron nun am Ende glaubt, ich sei der Spekulant der seinen bürgerlichen Sohn mit List und Gewalt in eine hocharistokratische Familie hineindrängen will, und der sich für sein Geld eine kleine Baronstochter kaufen will!"
„Das wird von Ihnen niemand glauben, der Sie kennt," fiel Werner mit edler Wärme ein, „und wenn das der Fall sein sollte, wenn man es wagen sollte, an den lauteren Absichten Ihres Herzens, an Ihrem feinen Taktgefühl zu zweifeln, so schicken Sie den Mann nur zu mir, und ich gebe Ihnen mein Wort, er soll anders vo? Ihnen denken lernen, und wenn ich ihn dazu zwingen müßte."
Tiefgerührt und mit feuchten Augen sah der alte Herr ihn an und reichte ihm mit beinahe feierlichem Ernst, die Rechte, indem er sagte: „Ich danke Ihnen, Herr Graf, danke Ihnen aus tiefstem Herzen. Sie sind nun einmal der gute Engel meines Sohnes, und es scheint vom Schick- sal, oder sagen wir besser, von dem alten Herrgott da oben bestimmt zu
sein, daß er jedes Glück in seinem Leben Ihnen verdanken soll. Ihren Rat werde ich befolgen, und Gott gebe, daß alles so wird, wie ich es mir träumte!"
Sie hatten mittlerweile den Weg wieder zurück gemacht und waren am großen Rasenplatz dicht bei der lustig lärmenden Gesellschaft angelangt.
Noch einmal reichte Großmann seinem jungen Freunde die Hand, und dann trennten sie sich, der Alte um zu seinem Feuerwerk die Disposition zu treffen, Werner um langsam zu seiner Braut zurückzukehren.
Es ward ihm mit einemmale so weh ums Herz, so bitter.schmerzlich zu Mute, denn er sah wie durch einen Schleier Beates liebliche Gestalt mit tränenfeuchten Augen ihn anschauen. Die erste Enttäuschung ihres Lebens stand ihr bevor, der erste Reif bedrohte das Frühlingsleben ihrer ahnungslosen Seele, denn daß sie heimlich dem jungen Dichter ihre erste Liebs geschenkt, wußte Werner, ohne daß sie es ihm gestanden, und heiß und brennend stieg es ihm in die Angen, wenn er jetzt seines Lieblings gedachte.
Fast schämte er sich seines eigenen Glückes! Sie war ja noch so jung, so ahnungslos!
Arme Beate!
Eine Viertelstunde später trat Großmann mitten unter seine Gäste.
Es war dunkel geworden, und auf dem großen Rasenplatze hatte man in einem Halbkreise mächtige Riesenfackeln angezündet, deren rotes, loderndes Feuer den bunten Gruppen der Gäste, den ragenden Baumriesen ein seltsam groteskes Aussehen gab und den weiten, freien Platz mit flackerndem Scheine erhellte.
Voll von der Glut beleuchtet, stand der alte Herr in dem fröhlichen Kreise, und seine guten, freundlichen Augen strahlten als er mit lauter, weithin vernehmbarer Stimme um „Silentium" bat.
Tiefe Stille trat ein, alle Blicke richteten sich erwartungsvoll auf den Gastgeber» der mit lächelnden Lippen begann:
„Meine Herrschaften! Ich habe breits einigen meiner lieben Gäste die Andeutung gemacht, daß noch vor Beginn des Feuerwerks mein Sohn beabsichtige, uns ollen eine Ueberraschung zu bereiten.
Ich selbst sah dieser Ueberraschung, in der ich ein Werk seiner dichterischen Feder vermutete, mit gespannter Erwartung entgegen und erfuhr vor wenigen Minuten, daß es sich um ein Werk seines Herzens handelt, das mir mehr Freude macht als sein junger dichterischer Ruhm, und auf das ich stolzer bin als auf seine schönsten literarischen Erfolge.
Und so beeile ich mich denn, all meinen versammelten Freunden mitzuteilen, daß mein Sohn Heinrich sich soeben mit der Komtesse Beate von Ellingen verlobt hat."
Mit brausendem Tusch fielen die Instruments ein, wie eine Bombe fiel diese Ankündigung unter die ahnungslose Gesellschaft, und im Nu waren der alte Herr und seine Gattin von Gratulanten umringt» in deren Mitte sie förmlich verschwanden.
Wäre ein Blitz plötzlich vor Werner niedergefahren, unverhofft vom sternbesäeten Nachthimmel, er hätte nicht überraschter sein könnerz.
Er stand außerhalb des Lichtkreises der Fackeln an den Stamm einer Buche gelehnt, neben seiner Braut. Unwillkürlich suchten sich ihre Hände, und als Erika in warmem Gefühl die Hand des Geliebten drückte, füllten sich seine Augen mit Tränen. Das hatte er nicht erwartet I
Und da näherten sich rasche Schritte, ein lichtes Kleid tauchte dicht vor ihm aus dem Gebüsch, und hinter Beate eilte Heinrich auf Werner zu, und Beide warfen sich an seine Brust, noch ehe er ein Wort finden, ehe er von seinem Erstaunen sich erholen konnte. (Fortsetzung folgt.)
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