Die einzige Möglichkeit zur Abwendung di«- er Gefahr wäre eine gemeinsame lktion aller Mächte . .
Vor 18 Jahren also schon die von England .rnommene diplomatische Erkenntnis eines Ständers, daß der Bolschewismus den Untergang Europas bedeuten müsse, wenn nicht von allen Mächten eingeschritten tverde. Vielleicht darf man daran erinnern, daß in den „westlichen Demokratien" damals sogar der Plan eines „Kreuzzuges gegen Moskau" ausgetrommelt wurde. Es wurde also sogar an eine bewaffnete Intervention, an eine „Einmischung" in allerhöchster Form in innerrussische Verhältnisse gedacht; das bezeugt auch das Telegramm des Holländischen Diplomaten und seine Aufnahme in das Weißbuch für das englische Parlament. Und heute möchte man sich entrüsten, daß drei Länder den Wall gegen eine Seuche aufrichten, die ganz Europa, die ganze Welt bedroht.
Hören wir aber weiter, was der englische Botschafter Sir M. Find lag, diesmal ganz aus eigener Ueberzeugung. seinem Minister des Äuswärtigen, Mr. Balfour, schon am 27. November l9!8. in einem Telegramm aus Archangelsk, zu sagen hatte:
„Nach meiner festen Ueberzeugung kann durch Verhandlungen mit den Bolschewiken nichts gewonnen werden . . .1 Immer wie- -er haben sie sich als aller Skrupel bar erwiesen. Sollte es unmöglich sein, sie für ihre Verbrechen zu strafen und die Welt durch Gewalt von ihnen zu befreien, so besteht nur noch die andere Möglichkeit, die sich mit Selbstachtung vereinbaren läßt, darin, daß man die Bolschewiken be- handelt wie Parias!'
Ein englischer Botschafter also redete vor 18 Jahren im Kampf gegen den Bolschewismus der Gewalt das Wort! Englands Botschafter wollte die skrupellosen Verbrecher niedergerungen, die Welt von ihnen befreit Wissen; wenn das nicht gehe, sollten sie wie der Auswurf der Menschheit behan- delt werden! Wohlgemerkt: das richtete sich damals gegen den - Kreml, die Sowjetregierung selbst! So war England damals gegen den Bolschewismus als Be- drohung der europäischen Kultur eingestellt.
Das Abkommen Berlin—Rom richtet sich gegen die Komintern, die internationale Verbrecherorganisation. Es ist nur ein Rüstzeug gegen die Ausbreitung bolschewistischer Ideen. Warum da so viel Aufhebens? Nachdem doch das englische Weißbuch die Gefährdung der Welt durch den Bolschewismus vor genau 18 Jahren verkündet hat!? k. k.
K-F un- Kultrirkamnm halten Mreslsgung
Lerlin, ll. November. Die NS-Gemein- schaft „Kraft durch Freude" und die Reichskulturkammer werden ihre Jahrestagung am 26. November gemeinsam im Deutschen Opernhaus Berlin-Charlottenburg durchführen. Bei dem Festakt, der um 12 Uhr mittags beginnt, werden der Präsident der Reichskulturkammer, Reichsminister Dr. Goebbels, und der Leiter der Deutschen Arbeitsfront, Reichsorganisationsleiter Dr. Ley, sprechen. Das Philharmonische Orchester unter Leitung von Generalmusikdirektor Böhm und Generalmusikdirektor Jochum wird gemeinsam mit Georg Kulenkampff als Solisten und Staatsschauspieler Friedrich Kayßler als Sprecher zur festlichen Gestaltung der Tagung beitragen. Am Abend ist eine FestauffüHrung der Beethoven-Oper „Fidelio". ___
Sie ReiÄsmuMage der Hg. Wd eriWel
E» spräche« Sauletter Morr» ObergebielsfUtzrer Terff ««d Gebietsführer Suuderman«
Stuttgart, 11. November. Mit einer ciu- . drucksvolleu Morgenfeier im Kleinen Haus der Württ. Staatstheater wurden die Reichsmusik- tage der Hitler-Jugend in der Stadt der Ausländsdeutschen am Donnerstagvormittag durch den Chef des Kultur- und Rundfunkamtes der Reichsjugendführung, Obergebietsführer Cerff, feierlich eröffnet. Neben Gauleiter Reichsstatthalter Murr mit Gebietsführer Sundermann und Obergauführerin Maria Schönberger von der Schwäbischen Hitler-Jugend bemerkte man unter den zahlreich erschienenen Gästen u. a. auch Innenminister Dr. Schmid, Obergruppenführer Ludin, Oberbürgermeister Dr. Strö- lin und Oberstarbeitsfüyrer Müller, sowie weitere führende Männer von Partei, Staat, Wehrmacht und des gesamten schwäbischen Kultur- und Geisteslebens.
Nach dem vom Landesorchester Württem- berg-Hohenzollern unter Leitung von Bannführer Werner Kö Ligen schwungvoll wiedergegebenen Concerto Grosso von Händel begrüßte GebietSführer Sundermann die aus allen Teilen des Reiches nach Stuttgart gekommenen Kameraden der HI., wobei er darauf hinwies, daß gerade hier im Schwaben- tand die Pflege des deutsck^n Lieds bis ins kleinste Dorf hinein von jeher in besten Händen gelegen habe. Der nationalsozialistische Umbruch habe Haber auch auf dem Gebiet des Gesangs und der Musik nicht halt gemacht, und die Hitler-Jugend sei dazu berufen, das aus dem Kampserlebnis heraus entstandene neue deutsche Volkslied weiter zu tragen und zu gestalten.
Hierauf betrat Gauleiter Reichsstatthalter Murr das Rednerpult, um mit herzlichen Begrüßungsworten für Obergebietsführer Cerff seinem Dank dafür Ausdruck zu verleihen, daß die Reichsmusikschulungswoche mit den Reichsmusiktagen der Hitler-Jugend in Stuttgart, der Stadt der Ausländsdeutschen, veranstaltet würden. Hier in Schwaben seien die ersten Männer gewesen, die sich um das deutsche Lied geschart und den deutschen Gesang organisiert Hätten. Wo auch immer in der Welt sich Deutsche zusammenfinden, ist es ihnen ein Bedürfnis, dem, was sie fühlen, ini deutschen Lied und in der deutschen Musik Ausdruck zu verleihen. Kein anderer Gau und keine andere Stadt sind daher besser geeignet, den Reichsmusiktagen der Hitler-Jugend ihren festlichen Hintergrund zu geben. Es ist überaus erfreulich, daß sich gerade die Hitler- Jugend auch um ine Gestaltung des deutschen Liedes- und der deutschen Musik annehme, und wem ginge nicht das Herz auf, wenn er sieht, mit welcher Begeisterung sich die Jugend des Führers diesem neuen Musikschaffen hingibt? Die Musik ist mehr als jedes andere Gebiet der Kultur dazu geeignet, uns innerlich zu erfassen. Auch diese Tage sollten dazu beitragen, das gesunde Musikempfinden in unserem Volk weiter zu Pflegen und zu hegen. Aus der jungen Generation wird wieder einmal eine große mnsikliebende deutsche Nation heranswachsen und --"s ihren Reihen werden auch die großen deutji Tonschöpfer der Ankunft wieder hervorgehen.
Nachdem die Klänge des von der HI.- Spielschar des Standorts Stuttgart mit Orchesterbegleitung gesungenen Chors „Uns ward das Los gegeben, ein freies Volk zu sein" verrauscht waren, sprach Obergebietsführer Cerff in großen Zügen über die wesentlichsten Aufgaben der Musikarbeit der Hitlerjugend und deren musikalisches Schaffen im besonderen. Mit ihrem Einsatz aui
diesem Gebiet wolle die innae Generation nichts mehr und nichts weniger, als einen Beitrag zur gesamten Kultur des deutschen Volkes liefern. Mit Nachdruck erklärte der Redner, daß es aus diesem Grunde nie eine Formationskultur geben könne. Wenn der Führer einmal gesagt habe, daß das von ihm begonnene Werk in der Hitlerjugend weiterleben und mit ihr eine würdigere Generation zur Ablösung bereit stehen werde, so seien diese Worte verpflichtende Mahnung für die Jugend des Führers, auf allen Gebieten, so auch auf dem Gebiet der Musik, weiterzuarbeiten und Höchstleistungen zu vollbringen. Obergebietsführer Cerff feierte in diesem Zusammenhang die große einigende Macht des Liedes, dessen Erlebnis die im Kampf geborene Gemeinschaft immer stärker werden lasse. Niemals werde es mehr so weit kommen, daß die deutsche Kunst nur von einer kleinen Schicht in Anspruch genommen werde. Wenn die Musik überhaupt einen Sinn habe, dann müsse sie ihre hohe Aufgabe erfüllen, nicht Luxus, sondern BrotsürdasVolkzu sein. Jede Schicht unseres Volkes müsse erlebnisfreudig an die Werke unserer große deutschen Tonsetzer her- angeführt werden, und das sei auch daS Ziel und die musikalische Grundaufgabe, in deren Durchführung sich die Hitlerjugend mit der NS.-Gemeinschaft „Kraft durch Freude", mit der sie ein inniges kameradschaftliches Verhältnis verbinde, einig sei. In seinen weiteren Darlegungen beschäftigte sich der Redner dann im einzelnen mit der Durchführung der musikalischen Arbeit der HI., insbesondere auch mit der Notwendigkeit einer guten Instrumentalmusik, und er betonte, daß zu den soldatischen Tugenden unseres Volkes immer mehr auch die kulturellen und künstlerischen treten sollten. Soldat und Künstler zu sein, sei kein Gegensatz, sondern bedeute die Verschmelzung beider Begriffe zu einer Harmonie. Obergebietsführer Cerff teilte zum Schluß noch mit, daß der Leipziger Thomaner-Chor am Donnerstagnachmittag in die Hitlerjugend übergeführt werde. Sie übernehme damit das große und wahrhaft deutsche Erbe Bachs, dessen Pflege der HI. besonders am Herzen liege.
Mit Dankesworten an Gauleiter Reichsstatthalter Murr und einem begeistert auf- genommenen Sieg-Heil auf Len Führer wurde die Eröffnungsfeier des Reickismusik- tages beschlossen.
Mm explodiert imRekrutterimsMro
k! I g e v d e r I c k t äer öl 8 pi°e»»e
eg. London, ll. November. In Belfast sind wie durch ein Wunder bei einer Minen- Explosion in einem Rekrutierungsbüro meh- rere Personen ohne schwere Verletzungen davongekommen. Tie Polizei, die den mhste- riösen Fall sofort untersuchte erklärt, daß man die Spuren eines Zeitzünders gefunden habe, so daß der Verdacht eines Attentates gerechtfertigt sei. Die Erplosion war derart stark, daß fie in der ganzen Stadt gehört wurde.
3VÜ Moscheen zu verkaufen
Die Behörden in Stambul haben auf Veranlassung der Negierung den össentlichen Verkauf von 300 Moscheen ausgeschrieben. Stambul besitzt insgesamt 300 Moscheen, von denen nur noch 442 ihrem ursprünglichen Zweck dienen. Die 800 zum Verkauf bestimmten Moscheen sollen als Garagen, Versammlungsgebäude usw. benutzt werden.
Erste Kinderreichen-Ehrenbücher im Dezember
DaS „Ehrenbuch" für die deutsche kindcrr.uhe Familie wird am 2. Dezember zum erstenmal in Berlin verliehen werden. Es ist dabei eine Feierstunde im Rahmen der großen Familie deS Neichsbundes der Kinderreichen in Anwesenheit von Vertretern von Partei und Staat vorgeseHeii. Die weitere Verteilung an die fast 400 000 kinderreichen erbgesunden Familien mit geordnetem Lebenswandel erfolgt anschließend.
Dank für Filchners Rettung
Die deutsche Botschaft in London hat den aufrichtigen Dank der deutschen Negierung für bst vielfältigen und erfolgreichen Bemühungen der britischen und britisch-indischen Behörden für dle Befreiung des deutschen Forschungsreisenden und Nationalpreisträgers Dr. Milchner und seines Begleiters Haack znm Ausdruck gebracht.
Frick fährt nach Schweden -
Anläßlich eines Empfanges der Deutsch-Schwedischen Vereinigung gab Neichsminister Frick bekannt. daß er gemeinsam mit seiner Frau demnächst Schweden besuchen werde. -
Belgien gibt sich Frist . . .
Die Neubildung der Regierung ist bis zur Rückkehr des Königs aus London am 19. November vertagt worden. . . ^
In Polen auf dem Index
Das Innenministerium hat die Einfuhr und den Vertrieb von Schriften des litauischen Staatspräsidenten Smetona für ganz Polen mit der Begründung verboten, daß sie historische Tatsachen und Begebenheiten falsch oder tendenziös wiedergeben. Insgesamt werden vier Bücher Smetonas von dem Verbot betroffen.
Entgegenkommen für Minderheiten
In Marienwerder (Westpr.) wurde eine private Schule mit polnischer Unterrichtssprache und gymnasialem Lehrplan eröffnet. Die Eröffnung dieser Schule ist ein Zeichen für das Entgegenkommen das dem Schulwesen der polnischen Minderheit rm Deutschen Reiche bewiesen wird.
Deutsche Jugend gedenkt Langemarck
Zehn Bannführer der HI. legten im Auftrag des Neichsjugendführers im Ehrenraum des Friedhofs von Langemarck Kränze nieder.
Polen beging Unabhängigkeitstag
Mit den traditionellen Vorführungen der Wehrmacht und einer großen Kundgebung schloss' sen die Feiern anläßlich des Jahrestages der polnischen Unabhängigkeit ab. Die Beteiligung war nicht so groß wie in den vergangenen Jahren. Schuld daran kann einmal das diesige Wetter oder innerpolitische Spannung sein.
Der Führer dankt Langemarck-Ausschutz
Am Jahrestag des Sturmes auf Langemarck hielt der Arbeitsausschuß Langemarck eine Sitzung ab, in der die vereinigten Frontkämpfer und Jugendsührer an Adolf Hitler das Gelöbnis treuer Mirarbeit im Dienste der heldischen Ideale unseres Volkes sandten. Der Führer hat für die Grüße gedankt und sie in dankbarem Gedenken an die jungen Soldaten von Langemarck herzlich erwidert.
SiplonmriMs SMWiiS geMlen
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8?. Athen, II. November. Beträchtliches Aussehen erregt hier das Verschwinden eines diplomatischen Schriftstückes von großer politischer Bedeutung. Ter Polizei gelang es jedoch bereits, festzustellen, daß ein unterer Beamter des Außenministeriums namens Kinatos es gestohlen hat. Er und jener Ausländer. an den das Schriftstück verkauft wurde, konnten sestgenommen werden. Im übrigen wird über den Fall im Interesse der weiteren Untersuchung von behördlicher Seite Stillschweigen bewahrt.
I.Ichneiöer-Loerhch
lrecuirLcuuri ouncn veircao orx/c« <4. Fortsetzung.)
„Dachte ich'S nicht?" lachte Lnzie. Das Gewehr über der Schulter baumelnd, schleuderte sie auf den Fremdling zu, der grüßend winkte und legte ihrerseits vier Finger an das grüne Hütchen. „Hier geht's nach Hasl- bach!"
„Tanke! — Die Herrschaften zu Hause?"
„Alle," kam cs prompt zurück.
Jfflands Augen wurden groß und staunten. „Habe ich vielleicht das Vergnügen, eine von den Damen —"
„Jawohl, das haben Sie!"
„Tann grüß Gott, Knsinchen!" ries er erfreut und streckte die Rechte über den Schlag heraus.
Lnzie legte die ihre um den Lauf des Gewehres und musterte ihn. „Uzen gilt nicht! Meines Wissens haben wir nnr einen einzigen Beiter!"
„Und der bin ich!"
Sie maß ihn eine Sekunde lang, die Augen etwas zn- gekniffen und kletterte dann über den Graben, der die Felder von der Chaussee trennte. „Wenn dn's sagst, wird es wohl so >ei». Erst gestern hat Papa gemeint: Es könnte sich auch wieder einmal vom Rhein jemand um uns kümmern. Und min bist du da."
„Ist das nicht hübsch?" fragte er lächelnd und fühlte, wie sich seine Laune von Minute zu Minute hob. Alle Müdigkeit war verschwunden, als er Lnzie jetzt die Hand reichte und diese sich gewandt über das Trittbrett neben den Führersitz schwang. Sie stellte das Gewehr in die Ecke Mid psisf dem Hund, der mit lechzender Zunge den Rain eiitlaiigjagie. „Er kann doch mitkvmmeu, nicht?" xagtc sie etwas unsicher. „Sonst streunt er nämlich. Und
dann zankt Bater und sagt, es sei ein nichtsnutziges Viel). Aber ich habe ihn gern, weil er so häßlich ist."
„Deswegen?" lachte Jffland und hob das Tier mit einem Griff über den Schlag.
„Ja, gerade deswegen," betonte sie und zuckte dabei die Achseln. „Die schonen kann ein jeder liebhabeil. Aber mir kommt's auf ein bißchen Häßlichkeit nicht an. -- Haben wir uns überhaupt schon einmal gesehen?" fragte sie, während der Wagen wieder durch den Staub rollte. „Jsflandsch sichst du nämlich gar nicht aus."
„Wie denn?" forschte er belustigt. Das war ta ein allerliebstes Mädelchen, die kleine, frische Base. „Wie denn?" drängte er.
Sie beäugte ihn mit einer Ruhe, wie man sie mir in diesem gottbegnadeten Alter haben kann und zuckte wieder die Achseln. „Ich kann's nicht sagen. Das kommt wohl daher, daß mir nicht so im Bollen sitzen wie ihr."
Er mußte an sich halten, um das Lachen zu verbergen.
„Ich komme doch nicht ungelegen?"
„Bei uns kommt niemand ungelegen," belehrte sie ihn. „Wir geben, was wir haben, und es ist immer etwas da. Die Ranne macht ans einem Brathering ein mnzes Diner zusammen, wenii's sein muß. Aber so chlimm ist es gar nicht. Tn kannst auch Frischfleisch haben und Sülze und Butter eine ganze Menge. Irgend etwas davon wirst du schon mögen."
„Natürlich," sagte er eifrig. „Außerdem bin ich gar nicht verwöhnt."
„Na." meinte sie ungläubig, „so stehst du gerade nicht ans. — Wie geht es Onkel mid Tante?"
„Danke, gut! Und euch?" fragte er belustigt. „Habt ihr alte diese beneidenswerte Schlankheit?"
„Jawohl, die haben wir " Dabei saß ihr der Schalk in dem schmalen Kindergesicht. „Das ist aber auch alles, Bctter! — Sonst haben wir nichts."
Und dann geschah es, daß er ihr Antlitz zu dem seinen heraufhob und sie mitten ans die blühenden Lippen küßte. Lnzie nahm es weder tragisch, noch schien ihr das weiter verwunderlich. Bater küßte sie ab und zu auch einmal. Desgleichen ihr Bruder Fritz. Der aber nnr, wenn er eine Gefälligkeit brauchte oder besonders guter
Laune war. Das fiel dann immer nicht gerade überzärt- tich ans. Na sa, jeder küßte eben ein wenig anders ...
Der Wagen bog jetzt in die Kastanienallce ein, die sich als mächtiges Zelt über der ansteigenden Straße wölbte. Diese Allee war eigentlich das einzige, das Hans Jffland von Haslbach noch in Erinnerung hatte. Und als dann der breite, einstöckige Bau auftanchte, und Lnzie mit einem Hellen „Wir sind da!" den Schlag aufriß und als erste heraussprang, war er schon kein Fremder mehr.
Klaudine hatte rote Backen und ein ängstliches AL« wägen in den Zügen, als sie mit kritischen Augen die kleine Tafel überblickte und ab und zu noch eine Blüte zwischen die Gedecke legte. Heute traf aber auch schon alles zusammen: Die Pöttmes mit ihrem Sohn, der rheinische Vetter, und zn allem Ueberfluß hatte sich auch noch Graf Ecke angemeldct, der mit Fritz das Pennal besuchte.
In der Küche herrschte offene Revolution. „Gäste ge« hören angemeldet!" behauptete die alte Ranne brummend. „Solche Gäste ganz besonders." Die Pöttmes war verwöhnt wie eine Prinzessin, und mit dem rheinischen Better wußte man auch nicht, wie man dnrn ivar. Der junge Ecke war noch am ungefährlichsten.
Fatal blieb die Sache immerhin. Erst hatte man nicht genug Snppe gehabt für so viele. Dann mußte noch Fleisch nachgeholt werden. Bon den Fasanen, die Lnzie nach Hause brachte, war nicht zu reden. Die mußten noch einen Tag oder zwei hängen, sonst waren sie nicht zn genießen.
Das Eis ging auch zur Neige, und die Kath, der Küchentrampel, wollte ausgerechnet heute zum Zahnziehen in die Stadt fahren. —
„Ncicht's?" fragte Lnzie und spähte der Schwester über
die Schulter. „Ich fürchte, daß alle einen heillosen Appetit mitbringcn - die Pöttmes natürlich ausgenommen. Bei der verträgt's die Linie nicht. Der Vetter 7Ht gerne Sülze, wie er mir sagte."
„Sülze gibt es nicht" erklärte Klaudine mit einem grübelnden Zug um den Mund.
.(Fortsetzung folgt.)!