Samstag Berlage z« Nr. L4S. 7. September 1907.
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Gerettet!
Roman von Walter Schmidt-Häßler, Stuttgart.
(Fortsetzung.)
Der schöne Park von Groß-Rommelsdorf mit seinen uralten Baumriesen war mit einer fröhlichen Menge bevölkert. In der Nähe des Herrenhauses zogen sich die Tannengewinde um die mächtig hohen in den Boden gerammten Stangen, an deren Spitzen bunte Fahnen flatterten, lange Reihen bunter Lampions zogen sich bis hoch in die Baumwipfel hinauf, und aus dem Walde heraus klangen lustige Melodien aus den Instrumenten der Musikkapelle, die Herr Großmann eigens für sein Waldfest aus Berlin hatte herüberkommen lassen. Der Glanzpunkt des Festes sollte am Abend die bengalische Beleuchtung der alte» Ruine werden, die, aus der Ritterzeit stammend, auf einer kleinen Anhöhe lag, auf welcher die Gesellschaft am Abend sich zum Punsch vereinigen sollte, der in einem riestegen Kupferkessel ganz romantisch wie in einem Zigeunerlager gebraut werden sollte. Daran schloß sich dann, laut Festpogramm der arrangierenden Hausfrau, in den Räumen des Herrenhauses ein fröhlicher Ball.
Alle Gutsnachbarn waren geladen, und in Scharen waren sie herbeigeströmt; der Schnellzug aus Berlin hatte eine große Menge Freunde des so schnell bekannt gewordenen jungen Schriftstellers mitgebracht, und das ganze stille Rommelsdorf war in festlicher Stimmung und nervöser Erregung. — Alle Bauern hatten sich aufgemacht, standen im Sonntagsputz vor der Einfahrt des Herrenhauses und begrüßten jeden einfahrenden Wagen mit donnerndem Hurra, denn auch für das Dorf war es Festtag heute, da der alte Großmann in den Scheuern für die Jugend des Ortes mächtige Fässer Bier gespendet und die Dorfmusik, wie bei der größten Bauernhochzeit, zum Tanze bestellt hatte. So weit das Auge sah, herrschte Fröhlichkeit, lachende Lippen und leuchtende Augen all überall.
Das Wetter war herrlich. Kein Wölkchen stand am Himmel, und die Luft war so warm wie im Juli, sodaß für das Feuerwerk die günstigsten Vorbedingungen gegeben waren.
Und so saßen denn die Geladenen unter den flüsternden Baumkronen zusammen, auf den mit Teppichen und Fellen überdeckten Rasenflächen vereint zu dem großen, urgemütlichen Picknick, das der Hausherr mit erlesenem Geschmack arrangiert hatte.
Werner saß bei Frau Großmann, neben Erika, die mit ihrem Vater mit Vergnügen die Einladung angenommen hatte. Ein Stückchen weiter saß Beate mit Herrn Großmann und Heinrich, der sich als gefeierter Mittelpunkt des Festes unsagbar stolz und glücklich fühlte. Viktor gruppierte sich anmutig unter einem halb Dutzend junger heiratsfähiger Damen der Nach- barschaft, und den Hintergrund schloß stimmungsvoll die Ruine ab. Und rings auf den Abhängen lagerten die übrigen Gäste, Herren und Damen, Jung und Alt in fröhlichem Durcheinander.
Auf Werners Stirn lag heute eine leichte, von Niemanden bemerkte Wolke, und er gab sich die größte Mühe, die leise Verstimmung, die er ganz gegen seinen Willen mitgebracht hatte, so gut als möglich zu verbergen, was ihm bei der gehobenen Feststimmung der" Anderen auch leicht gelang, I
denn selbst Erika, die strahlend an seiner Seite saß, schien nicht das Geringste zu bemerken. Und gerade vor ihr lag ihm am meisten daran, seinen Mißmut zu verhehlen. Er hatte, kurz bevor er zu dem Feste nach Rommelsdorf abfuhr, ein paar Zeilen von Kurt Rhoden bekommen, in denen ihm dieser für seine Kondolation gedankt hatte und zugleich die Bitte aussprach, ihm in seiner momentanen Einsamkeit und Verstimmung am Mittwochabend der nächsten Woche Gesellschaft zu leisten. Er rechne ganz bestimmt auf sein Kommen. Werner konnte es also nicht vermeiden» den alten Kameraden aufzusuchen, und doch war ihm der Gedanke, dem Manne, dessenBraut seine Gattin werden sollte, gegenüberzuflehen, gerade zu fürchterlich. Er hatte schon den ganzen Tag darüber nachgedacht und war immer und immer wieder zu dem alten, unwiderruflichen Resultate gekommen, daß er hingehen mußte, und wenn es ihm noch so unangenehm war, denn wenn er der Aufforderung nicht Folge leistete, welche Mißdeutungen konnte Kurt diesem Nichtkommen geben! Konnte er ihn nicht der Feigheit zeihen und gab er sich nicht selbst damit einen Anschein von Selbstbewußtsein?
Aber diese Angelegenheit war es nicht allein, die ihn heute sorgenvoll gestimmt hatte. Er hatte, seit er neulich mit Beate über Heinrich gesprochen, den Verdacht, daß hier etwas nicht ganz in Ordnung war, denn auch bei Gelegenheit seines letzten Besuches bei Heinrich in Berlin hatte er gemerkt, daß dieser bei seinem Eintreten schnell einen Gegenstand von seinem Schreibtisch in die Tasche eskamotierte, und logisch hatte sich Werner gesagt, daß dieser Gegenstand doch nur irgend ein Bild sein könnte, das der junge Dichter gerade vor Werner möglichst geheim zu halten wünschte. Was hätte es sonst anderes sein können? Daß Beate selbst Heinrich ein Bild geschenkt haben könnte, lag nicht im Bereich der Möglichkeit, aber da der junge Großmann ein so leidenschaftlicher Amateurphotograph war, so konnte doch dieses Bild sehr leicht bei einem seiner Besuche auf Ellingen entstanden sein. Mit diesem für ihn sehr unbehaglichen Gedanken war er nach Hause gekommen und hatte im Speisezimmer einen Band Gedichte von Heinrich gefunden, in dem ein ganzes Herbarium von gepreßten Blumen als Buch, zeichen lag. — Er bebte bei dem Gedanken, daß der alte Großmann, dessen pekuniäre Unterstützung er noch vor kurzem so stolz zurückgewiesen, jetzt mit einemmale glauben könnte, daß er seinen Sohn in dar Netz seiner Familie gelockt! — Diesen Verdacht zu verhindern, wäre er jedes Opfers fähig gewesen, und so beobachtete er mit Argusaugen die beiden ahnungslosen Glücklichen, die unter Papa Großmanns schützendem Vaterauge beseligt mit einander plauderten und sich verstohlen die Hände drückten.
Auch in des alten Großmanns Seele dämmerten große Gedanken. Sein Sohn sollte heute vor all seinen Gästen glänzen, er sollte bewundert werden, und ein Strahl dieses Ruhmes sollte auch auf den glücklichen Vater fallen. Mindestens ein großer Toast in Versen war es, was der zärtliche Vater von seinem jungen Dichter erwartete, und mehr als zehnmal schon hatte er Heinrich darauf aufmerksam gemacht, sich auf diese pisse de röfi- stance vorzubereiten. Heinrich aber dachte gar nicht daran, den Sattel des Musenroffes zu besteigen, und vertröstete den ungeduldigen Vater immer wieder mit einem lächelnden: „Später, Papa, es hat ja noch Zeit!"
(Fortsetzung folgt.)
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