Samstag
Gerettet!
Roman von Walter Schmidt-Häßler, Stuttgart.
(Fortsetzung.)
s'sxeuss, s'aosuss, und beruhige Dich, ich will gar nichts wissen, wenigstens heute noch nicht! Aber, tu' mirs zuliebe und mache keine Dummheiten. Frauen, die sich unverstanden und unglücklich in ihrer Ehe fühlen, soll man bemitleiden, aber um Himmels willen nicht — trösten, besonders, wenn man erst 21 Jahre alt ist, wie Du. Und damit davon genug für für heute. Ich erlasse Dir alle Beteuerungen und Auseinandersetzungen. Und am Samstag gehen wir zu Seitens!"
Viktor schien von der Erlaubnis über die von Werner angedeuteten Dinge schweigen zu dürfen, sehr gern Gebrauch zu machen. Er stand auf und fing dann an, von allen möglichen anderen Dingen zu reden, was Werners einmal erwachtes Mißtrauen noch steigerte; aber er hütete sich wohl, irgend etwas davon zu zeigen. Nur ganz im Stillen gelobte er sich, die Augen offen zu halten.
Plötzlich blieb Viktor kurz vor seinem Bruder stehen, lächelte in der ihm eigenen liebenswürdigen Art und streckte ihm die Hand hin.
„Was willst Du denn?" fragte Werner.
„Du" antwortete der junge Offizier — „wenn ich mal mit mir selbst ins Gedränge komme und einen guten, echt freundschaftlichen Rat brauche — darf ich dann zu Dir kommen?"
„Aber natürlich!" sagte Werner — „wozu bin ich denn da?"
„Brauche ich mich nicht vor dem gestrengen Bruder zu fürchten? Du weißt, ich bin in der Beziehung etwas ängstlich!"
„Ein dummer Kerl bist Du!" lachte Werner — „der gar nicht weiß, wie lieb ich ihn habe!"-
Vor dem eleganten Hause der alten Exzellenz von Selten in der Potsdamer Straße fuhr Wagen auf Wagen vor» blitzende Uniformen und knisternde Seidenroben verschwanden in der hell erleuchteten Vorhalle, und droben in den vornehmen Räumen der Beletage sammelte sich ein fröhlicher Kreis tanzlustiger Menschen.
Unter den Letzten, welche die festlich geschmückten Säle betraten, befanden sich Werner und sein Bruder, und weit mehr, als er es zeigte, brannte der Erstere vor Neugier, die Braut seines Jugendkammeraden kennen zu lernen.
Er fühlte mit dem jungen Mädchen, das er nicht kannte, ein tiefes instinktives Mitleid, es war ihm, als müßte er einem Nachtwandler zurufen, sich vor einem gähnenden Abgrunde zu hüten.
Im Seitenzimmer des eigentlichen Ballsaales, wo man bereits zum ersten Walzer antrat, stand Exzellenz von Selten, und der alte Herr begrüßte die beiden Brüder in liebenswürdigster Weise.
„Ich freue mich ungemein," sagte er zu Werner," „Sie endlich persönlich kennen zu lernen. Ihr Herr Bruder hat uns alle nun schon ein ganzes Jahr lang auf Sie neugierig gemacht, sodaß ich Sie mit ganz besonderer Genugtuung willkommen heiße."
Als Werner gerade höflich dankte, trat eine junge Dame lächelnd auf die kleine Gruppe zu mit den Worten: „Ah, täusche ich mich nicht, so habe ich endlich das Vergnügen, den Herrn Grafen Ellingen bei uns zu sehen?"
Werner verbeugte sich lächelnd und sah der Braut seines alten Jugendkammeraden in das reizende Gesicht. Das also war Erika von Selten?
Viktor hatte tatsächlich recht gehabt, als er ihr ein so beredtes Loblied gesungen hatte, denn das war wirklich ein junges Wesen von bestrickender Anmut, das da wie ein graziöser Lichtelf in der duftenden Wolke von zartgrünem Seidencrepe vor ihm stand. Das Reizvollste an dem süßen Ge- sichtchen waren unstreitig die selten großen und lebendigen Augen, von denen
10. Angust 1907.
man nicht bestimmen konnte, ob sie grau, blau oder braun waren und in denen er fortwährend leuchtete und blitzte von Temperament und froher Lebensfreudigkeit. — Alles an ihr war so ungezwungen natürlich, so un- gemein ungekünstelt, daß Werner sich im Stillen eingestehen mußte, daß Viktor trotz seiner Jugend in bezug auf weibliche Anmut doch kompetent sei und das Zeugnis der Reife verdiene.
„Ich bin entzückt, gnädigstes Fräulein, Ihnen endlich persönlich vorgestellt zu werden," sagte er lächelnd, und man hätte darauf schwören können, daß dieses „Entzücktsein" keine konventionelle Redensart war. „Sie ahnen gar nicht, wie viel ich schon von Ihnen gehört habe!"
„Sie sind mir auch bereits zweimal schon vorgestellt worden, Herr Graf" anwortete Erika, „und zwar brieflich durch Herrn Kurt Rhoden, der mir schrieb, daß er Ihnen im Juli bereits auf seiner Reise begegnet sei, und mündlich durch Ihren Herrn Bruder, der Sie ebenso sehr als seinen lieben Zuchtmeister respektiert, wie er für Sie als seinen Bruder schwärmt."
„Und nicht wahr, Gnädigste," fiel Viktor ein, ich habe ein Recht, auf meinen „Aelteren" stolz zu sein? Ist er nicht ganz, wie ich ihn geschildert habe. Schön wie ein Apoll und männlich wie ein Held?!"
„Sie sehen, mit dem Respekt ist es bei ihm nicht so weit her," lachte Werner, „denn weder Schönheit noch Heldenmut gehören zu meinen Tugenden. Die muß ich den Herren von der blanken Waffe überlaffen als ihr geheiligtes Vorrecht. Ich trage meine Tugenden innerlich," setzte er scherzend hinzu, „da bemerkt sie Niemand!"
„Nun," sagte Erika, „eine von ihnen macht sich soeben bemerkbar — die Bescheidenheit, und das ist in meinen Augen eine der schönsten von allen!"
Da Viktor sich in diesem Moment empfahl, um zu dem eben beginnenden Walzer zu engagieren, fragte Werner» ob Fräulein von Selten diesen Tanz auf ihrer Karte noch frei habe, und lächelnd erwiderte die Gefragte: „Frei habe ich ihn allerdings, Herr Graf, aber ich bin keine große Freundin vom Tanzen, obwohl ich Bälle ungemein liebe. Sie tanzen ja auch nicht besonders gern, wie mir Ihr Herr Bruder einige Male schon erzählt hat."
„Was mag der Ihnen in seiner Indiskretion Alles von mir erzählt haben! Aber er hat mich wenigstens nicht verleumdet. Ich tanze wirkich nicht mit Vorliebe."
„Um so bester, so engagieren Sie mich zum Plauderwalzer," antwortete Erika, indem sie sich auf das kleine Rundsofa niederließ und Werner einlud, an ihrer Seite Platz zu nehmen.
„Sie tanzen so ungern, gnädiges Fräulein," sagte dieser, „und doch sagen Sie, lieben Sie die Bälle?"
„Das finden Sie sonderbar? Aber Sie werden doch vielleicht sehen, daß ich nicht so ganz Unrecht habe, wenigstens von meinem Standpunkte aus. Wo plaudert stch's angenehmer als im Nebenzimmer eines Ballsaales, mitten unter frohen, angeregten Menschen, an deren Freude man sich unwillkürlich mitsreut? Ein lauschiger Wintergarten, ein trauliches Boudoir neben solch einem hellerleuchteten Festsaale findet sich immer, und ich kann mir nichts Angenehmeres denken» als in solchen molligen ooin äs ksu über alles Mögliche zu plaudern, während von fern die Ballmufick dazu akkom- pagniert! Aus dem Tanzen selbst, was Andere hineinlockt in das volle Gewühl, mache ich mir gar nichts!"
„Das ist ja eine ganz besondere Feinschmeckerei und allerdings auch für mein Auge ungemein verlockende Beleuchtung dieser von mir eigentlich niemals gewürdigten Vergnügens," gab Werner heiter zu. „Ich werde mir von jetzt ab die Ballsäle nach dieser Richtung hin genauer angesehen, und vielleicht auch noch mal ein begeisterter Ballapostel werden! Also plaudern wir!" (Fortsetzung folgt.)
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