Eine Erklärung Schuschniggs
Bundeskanzler Dr. Schuschnigg empfing nach seiner Rückkehr aus Venedig einen Vertreter der „Politischen Korrespondenz' und teilte ihm u. a. folgendes mit:
„Las gestern erschienene Kommunique über die Besprechungen in Venedig spiegelt voll inhaltlich und wahrheitsgetreu den Umfang, die Ergebnisse und die Atmosphäre unserer Unterredungen mit dem italienischen Regierungschef und dem italienischen Außennunister. Es erfordert keinen weitläufigen Kommentar und läßt m. E. auch keine haarspalterischen Auslegungen zu. Hingegen sehe ich mich veranlaßt, auf einen Artikel des „Giornale d'Jtalia" vom 23. dieses Monats zurückzukommen. Die Berufung des oben angeführten Artikels auf einen sachlichen Zusammenhang mit den Besprechungen in Venedig kann zu Irr- tümern führen. Das befreundete Italien hat, wie in der Vergangenheit, so auch jetzt seinem alten Grundsatz treu in keiner Weise eine Einmischung in innerpolitische Angelegenheiten Oesterreichs unternommen. Was jedoch die Möglichkeit einer Mitarbeit einer nationalen Opposition in Oesterreich im Rahmen der Vaterländischen Front betrifft, so sind jene Erklärungen festzuhalten, die ich als Frontführer der Vaterländischen Front wiederholt in der Öffentlichkeit abgegeben habe.
Die anläßlich des Frontappclls vom 14. Februar angekündigte Errichtung eines volkspolitischen Referates in der Frontführung ist nach wie vor beabsichtigt, weil alles, was vernünftigerweise zu einer weiteren Eingliederung der nationalen Kreise Oesterreichs in die Vaterländische Front unternommen werden kann, versucht wird. Selbstverständlich kann es sich aber dabei nicht um die Delegierung eines Vertreters der illegalen Nationalsozialisten handeln, son
dern nur um die Bestellung einer geeigneten Persönlichkeit, die dem nationalen Lager entstamm! und das Vertrauen des Fruni- führers genießt. Ich verweise hierbei auf analoge Bemühungen durch die Bildung der „Sozialen Arbeitsgemeinschaften" in der Front, deren Aufgabe es n. a. ist, die ehemals sozialdemokratisch orientierten Kreise im Nahmen der Vaterländischen Front zur Mitarbeit zu versammeln. Von einer Teilnahme an der Regierung mar nicht die Rede. Ich erinnere daran, daß das Regime in Oesterreich Koalitionsregierungen ausschließt. Innenpolitisch liegt somit der österreichische Weg vollkommen klar. Es gibt für uns nur die Vaterländische Front. Parteien und Parteicnvertreter in offener oder versteckter Form werden nie auf Anerkennung rechnen können.
In außenpolitischer Hinsicht wiederhole ich, daß Oesterreich gewillt ist, fest auf dem Boden der Römer Protokolle zu stehen und alle sich daraus ergebenden Verpflichtungen getreu einzuhalten.
Das Echo, das das venezianische Kommunique in der deutschen Presse gefunden hat, wird Herrn Schuschnigg bestätigen, daß die venezianischen Besprechungen in Deutschland richtig verstanden und richtig bewertet worden sind. Was die Ausführungen des Bundeskanzlers gegen den aufsehenerregenden Artikel des „Giornale d'Jtalia" anbelangt, so handelt es sich hierbei letzten Endes um eine Debatte zwischen diesen beiden Instanzen. Ob es in diesem Zusammenhang nützlich im Sinne der venezianischen Besprechungen und der vorangegange- ncn Ministerbesuche ist, auf die Bemühungen der Vaterländischen Front hinzuweisen, die Sozialdemokraten zu einer Mitarbeit zu ge- Winnen, müssen wir allerdings dahingestellt sein lassen.
Widerliche Auftiiude in einem Klafter
Schwere Zuchthaus- «ad Seföngnisstrafr« gegen Laienbrüder
d Jraliu- gmuot, dag die Ernennung eines nationalsozialistischen „Referenten" für die Vaterländische Front nahe bevorstehe, der zusammen mit Bundeskanzler Schuschnigg und Staatssekretär Zernatto über sämtliche Probleme der beiden nationalen Bewegungen verhandeln werde.
Große Bedeutung komme aber auch, so legt der Direktor des „Giornale d'Jtalia" im zweiten Teil seiner Ausführungen dar, den Besprechungen über die Beziehungen zn den übrigen Nachbarländern zu. Oesterreich werde von Jugoslawien weder durch politisckze noch durch wirtschaftliche Interessengegensätze getrennt, mit Ausnahme der von Jugoslawien stets hinsichtlich der Habsburger Frage gemachten Vor- behalte. Da nun eine Restaurationsfrage bekanntlich nicht aktuell sei, so sei der gegenwärtige Augenblick für engere Beziehungen zwischen Wien und Belgrad recht günstig. Zwischen Oesterreich und Rumänien seien lediglich gewisse Schwierigkeiten wirtschaftlicher Natur vorhanden, die weder ernster Natur noch unüberwindlich erschienen. Dagegen seien die Fragen, die Oesterreich von der Tschechoslowakei trennen, grundsätzlich politischer Natur. Diese Gegensätze lägen in der streng antideutschen Einstellung der tschechoslowakischen Politik, die durch den Pakt mit Sowjetrußland erneut bekräftigt worden sei und die darauf Hinziele, Oesterreich in ein neues Bündnissystem zu verstricken, das nach und nach die Kleine Entente ersetzen solle.
Oesterreich aber, so betont „Giornale d'Jtalia", sei ein deutscher Staat und habe mit Deutschland am 11. Juli 1936 ein Ab- kommen geschlossen. Außerdem sei Oester- reich an die römischen Protokolle gebunden, die ihre Grundlage in der Zusammenarbeit mit Italien haben, mit Italien, das sich sei- nerseits durch die Achse Rom-Berlin verpflichtet fühle, die Interessen und Rechte Deutschlands ehrlich anzuerkennen. Sowohl nationale wie vertragliche Interessen, als auch die realen Lebensinteressen Oesterreichs bestimmten eindeutig seine Politische Linie und machten jedes Sich-Einlassen auf neue politische Experimente unmöglich. Oesterreich könne sehr wohl auf wirtschaftlichem Gebiet seine Beziehungen mit der Tschechoslowakei verbessern, ohne deshalb den politi- scheu Lockungen Prags Folge zu leisten.
In diesem Zusammenhang wendet sich der Direktor des halbamtlichen Blattes ganz ent- schieden gegen die in gewissen ausländischen Kreisen vertretene Ansicht, wonach das Ab- kommen vom 1. Juli 1936 das Ende der ita- lienischen „Vorherrschaft" in Oesterreich bedeutet habe. Diese Behauptungen seien ten- denziös und falsch, denn Italien habe nie eine Vormachtstellung in Oesterreich gesucht. Seine Politik sei vielmehr darauf gerichtet gewesen, die Eigenart und Unabhängigkeit Oesterreichs zu schützen und ihm hierzu die nötige Politische und wirtschaftliche Unter- stützung zukommen zu lasten.
Die Unterredungen in Venedig, so schließ! das halbamtliche Blatt, haben nochmals eindeutig bestätigt, daß sich an den italienisch-österreichischen Beziehungen nichts geändert hat. daß aber gewisse Möglichkeiten. ja sogar Notwendigkeiten neuer Entwicklungen und harmonischer Anpassungen bestehen. Ter Aufbau und die Funktion der römischen Protokolle können nach und nach nützlich erweitert werden. Die römischen Protokolle müssen mehr und mehr mit dem deutsch.österreichischen Abkommen vom II. 7. 1936 und mit der Achie Nom-Berlin in harmonischen Einklang gebracht werden.
Der italienische Außenminister
Gras Ciano wird am 28. April dem König von Albanien. Zugo I., einen offiziellen Besuch in der albanischen Hauptstadt Tirana abstatten.
Bonn, 25. April.
Vor dem Landesgericht in Bonn werden zur Zeit mehrere Prozesse gegen Angehörige der „Genossenschaft der Barmherzigen Brüder vom Heiligen Alexius" (Mutterhaus Neuß) geführt. Sie stehen unter der Anklage, sich namentlich in der vom Orden unterhaltenen Heil- und Pflegeanstalt in Bonn-Endenich schwerster sittlicher Verfehlungen untereinander und mit ihnen anvertrauten Kranken und Zöglingen schuldig gemacht zu haben. Bei der Eröffnung des ersten dieser Prozesse machte der Vorsitzende darauf aufmerksam, daß diese Genossenschaft nichts mit dem ähnlich genannten Orden der barmherzigen Brüder in Trier zu tun hat.
Am Freitag und Samstag standen zunächst die Laienbrüder Amatus (im bür- gerlichen Leben Heinrich Werners. Modestus (Richard Brendler), Raphael (Michael Bauer), Theodosius (Gerhard Convent), Pasch alis (Karl Fuehrt), Friedrich (Karl Schmidt) und Lukas (Karl Kausch) vor den Richtern. Tie Verhandlung ergab einen erschütternden Einblick in das widerliche Treiben, das sich, im Schutze der Klostermauern in Bonn-Endenich abgespielt hat. In der Hauptverhandlung bestätigten die Angeklagten ihre Bekenntnisse aus der Voruntersuchung und versuchten nur vereinzelte Einschränkungen zu machen. Besonders abstoßend war es. mit welch zyni
scher Offenheit der Angeklagte Vvuer über Verfehlungen mit einem Kranken aussagte. Dieser Angeklagte ist bereits im Oktober 1935 inRomwegenwider- natürlicher Unzucht bestraft wor- den.
Im Vordergrund der Verhandlungen standen die Leiden eines jungen Zöglings, der heute 18 Jahre alt ist. Er kam mit 14 Jahren in das Kloster Endenich. Sehr bald schon wurde er von den Brüdern, vor allem Paschalis, Modestus und Amatus, belästigt. In seiner Zelle, in der Studierstube, auf dem Wege zur Gebetsstunde und sogar in der Sakristei haben sie sich an ihm vergangen. Man hat sich nicht gescheut, ihn, wie er aussagte, mit Meßwein betrunken zu machen und ihn sogar in seiner eigenen Zelle mit Totschlag bedroht. Der Junge hat es daher nicht gewagt, die Ungeheuerlichkeiten zu melden. Selbst seinen Eltern hat er nichts gesagt oder geschrieben, weil er sich schämte. Allerdings führten einige Andeutungen zu einer Versetzung des Bruders Amatus.
Ter Oberstaatsanwalt geißelte in seiner Anklagerede die ungeheuerlichen Machen- schäften der Angeklagten und betonte, daß das Vertrauen des Volkes in die Heiligkeit des Klosters mißbraucht worden sei. Erschwerend kam hinzu, daß alle Angeklagten grundsätzlich als Erzieher oder Medizinal
personen im Sinne des Gesetzes zu betrach, ten seien und dementsprechend stärker bestraft werden müßten, zumal sie die ihnen ander, traute Jugend sittlich zu betreuen gehM hätten.
Das Gericht verurteilte den Angeklagten Amatus (Werner) zu einer Zuchthausstrafe von drei Jahren, Modestus (Brendler) zu zW Jahren und Raphael (Bauer) zu eineinhalb Jahren Zuchthaus bei entsprechendem Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte. Die Brüder Lukas (Kausch) und Friedrich (Schmidt) erhielten je zehn Monate Gefängnis, während das Gericht in den Fällen Paschales (Fuehrt) und Theodosius (Convent) zum Freispruch wegen Mangel an Beweisen kam. In der Urteilsbegründung stellte das Gericht oochmali fest, daß bei den Älexianern in Bonn-Endenich eine erschreckend große Unsittlichkeit geherrscht habe, die sich hemmungslos answÄte. Der ganze Prozeß habe ein übles Bild von den Zuständen im Kloster ergeben.
„Erziehungsmethoden"
Nach mehrtägiger Verhandlung verurteilt« die Essener Große Strafkammer de» 38 Jahre alten römisch-katholischen Pfarrvikar Johann Stoermann aus Niederbonsfeld bei Hattingen wegen Verbrechens gegen de« Paragraphen 176a, Ziffer 2 (Mißbrauch der Abhängigkeitsvcrhältnisfes) zu einem Jahr Gefängnis. Der Prozeß warf ein bezeichnendes Licht auf gewisse „Erziehungsmethoden" de,, Trägern geistlichen Gewandes, wie sie jeder gesunde Mensch aus seinem natürlichen Empfinden heraus zutiefst ablehnt. Der Angeklagte gab die ihm zur Last gelegten Berfehlun- gen mit dem Küster, einem 66 Jahre alten Mann, und einer Anzahl jugendlicher Messedienern unter 14 Jahren — z. T. veM in der Sakristei — zu, bestritt aber, daß die Beweggründe unsittlich gewesen seien. Er versuchte seine Handlungen — den 56 Jahre alten Küster hatte er in menschenunwürdiger Weise geprügelt und sich an ihm vergangen - als „Strafe, um den Sünder auf den Weg der Tugend zu bringen", oder in anderer Bezie- hung als „Belohnung" hinzustellen. In ahn- licher Weife und Absicht verfuhr der Angeklagte mit minderjährigen Messedienern.
35 Millionen Chinesen in Hungersnot
Der von einer Inspektionsreise durch Noch ost-Szetschuan zurückgekehrte GeneraHekrM des China-Ausschusses zur Lindern«- d« Hungersnot, Dr. Baker, berichtet, daß i« dem hochgelegenen Nordostteil der Provinz seit August kein Regen mehr gefalle« ist. Die Folge ist eine furchtbare Hungersnot, von der 35 Millionen Menschen von der 50 Millionen zahlenden Gesamtbevölkerung befallen sind. Die Ernte ist größtenteils vernichtet und die diesjährige Aussaat seht gering. Alle Wasserspeicher sind ausgetrocknet
Baker beobachtete, wie Bauern aus ölig« Erde, Baumrinde und etwas Getreide einen Brei bereiteten. Damit fristet der größte Teil der Bevölkerung sein Leben. In Dscheug- king halten sich 18 000 Flüchtlinge aus den Dürregebieten auf, unter denen Seuchen zahlreiche Opfer fordern.
Eine mit finanzieller Unterstützung Nankings von der Provinzregierung eingeleitete große Hilfsaktion sieht Arbeitsbeschaffung für die Flüchtlinge bei Straßen- und Bahnbauten vor. Die Bemühungen der Provinzregierung uni die Aufstellung von Notstands» küchen stoßen auf erhebliche Schwierigkeiten, da die Anlieferung großer Mengen Nahrungsmittel aus anderen Teilen des Landes infolge des niedrigen Wasierstandes deS Vangtse nur mit kleinen Fahrzeugen möglich ist.
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(40. Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.)
Ein Schatten slog über Peters gebräuntes Antlitz. „Nein. Schon seit sechs Wochen nicht mehr."
„Hilft nichts, Dorn, hilft nichts. Zähne zusammen. Ist das einzige Mittel gegen alles in diesen Zeiten. Nur Zähne zusammen." Und er starrte vor sich hin, dachte an die Familie. die daheim im fernen, fernen Deutschland seit Jahr
und Tag auf seine Heimkehr wartete-auf ihn, der im
Juli 1914 seinen Dienst bei der Schutztruppe hatte beenden und nach Deutschland zurückversetzt werden sollen . . . Zähne zusammen! Es half wirklich nichts anderes!
Auch Peter vergaß für flüchtige Augenblicke Zeit und Raum. Neujahr hatten sie gefeiert — — Neujahr 1917.
Aber wann war das gewesen? Vorgestern-»reich vor
drei Tagen schon-ein bitteres Neujahr. Und seit sechs
Wochen keine Nachricht von Grete, keine Nachricht von der Frauenburg, sondern nur ein Kartengruß aus Mgangira: „Ehrenwort eingelöst. Bist Du zufrieden? Gott segne Dich! Dein treuer Jimmy." Das war alles gewesen. Alles.
Zu Weihnachten hatte der Kompanieführer Peter das Eiserne Kreuz erster Klasse an die Brust geheftet. Die Ernennungen dazu waren von Nauen herübergefunkt worden. Stolz hatte Peter durchloht, ein unsagbarer, nie zuvor
empfundener Stolz. Und doch-eine einzige Zeile von
Grete hätte ihn noch froher, noch stolzer, noch glücklicher gewacht I
Wo war sie?
Fraglos hatte sie ihre Absicht, wieder als Hilfsschwester an die Front zu gehen, längst wahrgemacht. Um so besorgter war er nun. Gewiß, seit Monaten wurden Spitäler und Lazarette vom Gegner in genügender Weise respektiert, fo daß für Aerzte, Pflegepersonal und Verwundete keine ernst« Gefahr mehr bestand. Aber gab es nicht verirrte Ku
geln? Und Fieber? Wie war der brave Dr. Schmitz gestorben! Grete, Grete . . .
„Ja, Zähne zusammengebissen. So zusammengebissen, daß auch nicht der geringste Laut über die Lippen drang. Wahrhastig, das war am besten.
„Nehmen Sie nicht allzu viel Leute mit, Unteroffizier Dorn." Wie müde des Hauptmanns Stimme klang. „Sieben, acht genügen doch sicher, was? Aber Leisetreter müssen es sein. Nicht so einer wie Düngers, der mit seinen Stampfbeinen die ganze Innung verdirbt."
Peter lächelte schon wieder und nannte acht Namen. Drei Weiße, fünf Schwarze.
Der Hauptmann nickte. „Und wann können Sie wieder hier sein?"
Auch das ließ sich einigermaßen ausrechnen. Vier Stunden hin. Zwei Stunden am Depot, vielleicht auch eins Stunde mehr, je nachdem wie die Wachen ausgestellt waren, vier Stunden zurück. Wenn er um acht ausbrach, konnte er, wenn alles gut ging, gegen sieben Uhr morgens zurück sein.
„Wird wieder mal eine böse Nacht für Sie und Ihre Leute werden," seufzte der Kompaniesührer, „aber es Hilst nichts. Dorn. Die Stellung muß gehalten werden und wenn es nur noch ein paar Tage sind. Aber zum Glück ist es ja nicht das erste Ei, das Sie legen!"
Nein, das war es bestimmt nicht, und Peter lachte.
„Na, denn losl" Der Hauptmann reichte ihm die Hand. „Und vergessen Sie nicht-" und er biß die Zähne auf
einander, daß sie knirschten.
„Nein, Herr Hauptmann!" erwiderte Peter und kroch durch die künstliche Tarnung auf allen Vieren an sein M.-G. zurück.
»
Die Nacht war ihrem Vorhaben wohlgesinnt. Es regnete. Die feindlichen Wachen, die zumeist aus Farbigen bestanden, liebten diesen Regen nicht. Oft verkrochen sie sich unter dichten Bäumen und verbargen sich in Grashütten. Wurden sie erwischt, setzte es Prügel. Aber von nachhaltiger Wirkung waren die Strafen in den seltensten Fällen.
Lautlos, schattenhaft glitten die neun Gestalten an den Büschen entlang, die eine vorzügliche Deckung boten. Dae Wasser des Mgeta rauschte laut und verschlang jedes Knab ken und Brecben. Dennoch war Vorsicht am Platze, den« gerade ihre Munitionsdepots pflegten die Gegner mit besonderer Sorgfalt zu bewachen.
Zweimal stießen sie aus vorgeschobene Posten. Zweimal fiel der Gegner. Dann ging es weiter.
Einer Patrouille, die auf fünfzehn Meter Entser- nung an ihnen vorbeischlich, gingen sie aus dem Wege, desgleichen einem dritten Posten, der aufmerksam trotz Regen und Nässe zu der deutschen Stellung, die von den Schatten der Nacht eingehllllt wurde, hinüberspäyte.
Dann begann der schwierige Teil des nächtlichen Strcts- zuges — die Umgehung des feindlichen Lagers! Einen weiten Bogen beschrieben sie. bis sie sich von rückwärts wN' der näherten. Durch eine Krümmung des Flusses den M- ken der Deutschen entzogen, war hier eine riesige ZeltM entstanden, in der trotz der vorgerückten Stunde das Leben noch nicht völlig erloschen war. Klänge eines Grammophons schollen herüber, und sekundenlang hielten Dorn un« alle, die ihn begleiteten, im Vorwärtsschleichen inne »m lauschten verzückt den sorglosen Klängen, die ihnen wie Boten aus einer fremden, unbekannten Welt erschienen.
Musik-Tanzmusik-ein rhytmischer WGsr>
So etwas gab es also noch! Dorn schloß die Augen. ^ es nicht, als lehne Grete an seiner Brust? Er spürte U weichen Glieder, Ihren Arm, ihren Atem-HerE'
war es denn möglich? Solche Halluzinationen zauven
eine süße Melodie herbei, die da irgendwo im Zelt een englischen Offiziers erklang?
Peter fuhr mit der Hand über die heiße Stirn.
„Weiter!" flüsterte er rauh. ,
Und sie schlichen weiter. Ohne Geräusch, springend, l> in tiefe Schatten duckend, wie Katzen oorwärtskrieq« - dann ein paar Laufschritte, wieder zu Boden —
(Fortsetzung f»M