Donnerstag
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Roman von Walter Schmidt-Häßler, Stuttgart.
Unter dem weit vorspringenden Glasdach, das fast das ganze, ziemlich breite Trottoir vor dem Haupteingange überdeckte, stand vor dem Konttnental- Hotel auf der obersten der breiten Treppenstufen ein eleganter Herr neben dem Portier, und beide blickten gleichzeitig auf die Straße hinaus, auf deren Asphaltpflaster bereits seit Stunden ein unaufhörlicher Sprühregen herunterstäubte. Die Hände mit, dem Stock in die Taschen des kurzen havannafarbigen Paletots gesenkt, die Zigarette schief zwischen den Lippen, das Monocle im Auge, stand der Herr wohl schon seit zehn Minuten unbeweglich da oben und beobachtete die Straße, über die nur ab und zu in raschestem Tempo ein Taxameter hinrollte, oder unter triefenden Schirmen ein Strom Menschen sich vom nahen Friedrichstraßenbahnhof ergoß, wo eben ein Extrazug angekommen war.
Endlich warf der Herr die Zigarette auf das Pflaster, wo sie in dem strömenden Regenwasser davonschoß, und wandte sich, um in die Halle zu treten.
„Ich möchte wirklich wissen, was man bei dem Wetter anfangen soll!" brummte er ärgerlich vor sich hin und warf sich in einen der niedrigen Korbsessel, um sich eine neue Zigarette anzuzünden.
„Die ganzen Tage über war herrliches Wetter," sagte der Portier, erst heute mittag fing es nach einem kurzen Gewitter an zu regnen!"
„Kenn ich!" erwiderte der junge Mann. „Bei Euch in Berlin regnet es ja immer! — Oder gerade ich Habs das ausgesuchte Pech, jedesmal bei solchem infamen Wetter anzukommen. Man kann doch nicht den ganzen geschlagenen Tag hier im Hotel sitzen und Trübsal blasen."
„Vielleicht könnten Herr Rhoden ein paar Besuche machen?" riet der Portier.
„Ich möchte wissen, bei wem? — Welcher vernünftige Mensch lebt denn im Juli noch in Berlin, wenn er nicht absolut muß? Wie spät ist es denn eigentlich? Selbst meine Uhr ist stehen geblieben, als wenn sich's nicht verlohnte, die verlorenen Stunden nachzuzählen!"
„Vier Uhr soeben!"
„Vier Uhr?! Und draußen ist's so dunkel wie am Abend. Ein prächtiger Juli!"
Er ging einige Male in der Halle auf und ab und blieb wieder vor dem Eingänge stehen. Dann rief er einen der umstehenden Grooms, gab ihm seinen Stock und ließ sich den Schirm aus seinem Zimmer holen, klappte den Kragen des Paletots in die Höhe und verließ das Hotel.
Der Regen trommelte auf dem Schirme und spritzte über die blanken Lackstiefel, während Rhoden an den Häusern entlang gehend der Friedrichstraße zuschritt.
Wohin er ging, war ihm völlig gleichgiltig, nur heraus aus dem Villenhotel, nur irgend wohin, wo er Menschen sah, viele Menschen, wenn er auch keinen einzigen kannte.
Unter dem Bogen der Stadtbahn machte er Halt; über ihm donnerten unaufhörlich die Züge hin, zwischen den Wölbungen schoß in dünnen Bächen das Wasser herunter; Droschken, Fußgänger, Equipagen und Omnibusse schienen von Regen zu triefen, und erst recht verstimmt von dem unwirtlichen Bilde, eilte er über den Weg und trat ins Lass Monopol.
Hier war es traulich und warm, die hohen Spiegelfenster waren geschlossen, die Vorhänge vorgezogen und Menschen waren da in Hülle und Fülle, fast wieder zu viel.
Rund um ihn her klang das Summen zahlloser Stimmen, das Klirren der Geschirre, der Löffel und Tassen, dar Klappern der Billardbälle tönte von unten herauf und ferner drangen aus dem Lichthofe des anstoßenden Hotels das Zimbel und die Geigen der Zigeunerkapelle. Er nahm an einem der kleinen Marmortische Platz und ergriff mechanisch eine Zeitung, die zufällig neben ihm lag, um die Vergnügungranzeigen aufzuschlagen.
Da ließ eine Helle Stimme ihn ausschauen, dis seinen Vornamen nannte. „Kurt! bist Du's wirklich, oder täusche ich mich?"
„Herr der Himmels!" rief der Angeredete emporschnellend — „Werner! — Ist es denn möglich?! Du in Berlin?!" — Und herzlich reichte er dem jungen Manne, der vor ihm stand, beide Hände, deren Druck dieser kräftig erwiderte.
„Das ist in der Tat ein wunderbares Zusammentreffen, nach so langen Jahren! — Bist Du allein?!"
„Gewiß! So allein wie möglich und nebenbei greulich verstimmt von dem abscheulichen Wetter."
„Dann gestatte, daß ich mich Herübersetzei" —
Und wenige Augenblicke später saßen die Beiden vor einer Flasche goldenen Rheinweins und hatten in der Festfreude eines vergnügten Wiedersehens schlechtes Wetter und schlechte Laune vollständig vergessen. Beide waren Schulkameraden gewesen und hatten sich nach bestandenem Examen nach und nach aus den Augen verloren.
Mag man im Leben auf Reisen oder in der Gesellschaft noch so viel angenehme und interessante Bekanntschaften machen, mögen noch so viele,