Äns Pforzheim
(Von unserem O-Berichtcrstattkr)
Ein LOjähriger Knabenschänber!
Die Große Strafkammer verhängte gestern gegen den 20 Fahre alten Rich. Weißert aus Pforzheim-Brötzingen wegen Vornahme unzüchtiger Handlungen an Knaben unter 11 Jahren eine Gefängnisstrafe von 1 Fahr 6 Monaten. W. >war geständig und nahm das Urteil an. Die Schwere der Strafe ist ein Urteil des Volksempfindens, denn W. hat die Taten ein Jahr lang an ihm anvertrauten Knaben begangen.
Der Reichsstatthalter in Pforzheim
Gestern nachmittag weilte Reichsstatthalter Robert Wagner in unserer Stadt. Er wurde am Rathaus durch Oberbürgermeister Kürz, Kreisleiter Knab, Polizeidirektor Werle, Stadtbaudirektor Seibel und Sturmbannführer Läubin begrüßt. Das Rathaus trug Naggenschmuck, die Aufgänge zu den Dienst- -immern waren mit Blattpflanzen geschmückt. Im Rathaussaal hatten sich die Ratsherren versammelt, auch Handelskammerpräsident Barth war dort erschienen. Der Reichsstatthalter hörte einen Vortrag des Stadtbau- direktors über Siedelungspläne. Anschließend fuhren die Herren nach der Siedelung Hagenschieß. Auf dem Rathausplatz harrte eine große Menge Menschen, die den Reichsstatt- halter beim Verlassen des Rathauses begeistert begrüßte.
Die Maler Broel und Gradl stellen in Pforzheim aus
Der Kunst- und Kunstgowerbeverein Pforzheim hat auch diesmal in anerkennenswerter Weise eine Ausstellung ermöglicht, die breiteste Anteilnahme verdient. Denn unter den gegenwärtig im deutschen Kunstleben hervorragenden Könnern haben die Namen der beiden Aussteller einen guten Klang. Und nicht zuletzt in Pforzheim, wo sie im Rahmen der aufschlußreichen Schall „Studie und Bild" (Dezember 36) wirkungsvoll hervortraten und den Wunsch nach einer ihr ganzes Schaffen vermittelnden Sonderschau veraulaßten.
Georg Broel hat diesem Wunsch mit einer Reihe hochwertiger Radierungen und Oel- gemälde entsprochen. 1884 in Honnef am Rhein geboren und 1911 als Frontoffizier im Felde, zeichnet er im Schützengraben und Lazarett aus freier Phantasie eine Anzahl von Wald- Lildern — seine „Frühlings-Sinfonie" — aus denen die große Sehnsucht und Liebe zur süddeutschen Heimat spricht. Hieraus entstanden
vaun seine Radierungen — die „Wald-Sinfonie" — worin das „knospende" Erwacheil der Natur bis zu ihrer vollen Entfaltung mit der eigenartigen Empfindlings- und Gestaltungskraft eines durch und durch germanischen Menschen und Künstlers zum Ausdruck kommt.
Das steigert sich in seinen großen Wandgemälden (Oel) zur Spitzenleistung. Voll gigantischer Wucht lind doch bis ins Einzelne geilall, packen sie den Beschauer. Man kommt nicht los davon. Man fühlt, wie sich im Innern etwas frei macht voll jahrhundertealten und artfremden Verschüttungen. Man spürt den befreienden, seelischen Durchbruch der völkischen Verbundenheit mit dem heimischen Walde, Gebirge und See. Ja, man glaubt an das augenblickliche Erscheinen unserer Ahnen im schicksalhaften Verlauf germanischdeutscher Geschichte. So besonders beim Verweilen vor dem „Werden und Vergehen", das der Künstler in technisch und ideell überzeugender Meisterschaft erleben läßt. Das Gleiche gilt für den auch geologisch einwandfrei dargestellten „Steilhang an der Isar", den „Hochwald,, usf.
Hermann Gradl steht ihm hierin nicht nach. Wohl ist die Mal- und Zeichentechnik dieses 1883 in Marktheidenfeld am Main geborenen und in München ansgobildeten Künstlers anders als die von Broel; im Wesentlichen jedoch — L«r gottgläubigen Empfindungs- und Gestaltungskraft — sind sie einander ebenbürtig. Wie nicht anders zu erwarten, gilt auch Gradl's Schaffen der süddeutschen Landschaft. Ueberall in Franken, am Rhein, im Taunus und in Oberbayern, wo die natürliche Beschaffenheit und geologische Entwicklung des süddeutschen Lebensraumes zu innerer Zwiesprache anregen, gibt er ihr in Farbe und Form den Ausdruck eines in Wald und Flur, am Ammer- und am Bodensee „rück- und ausblickenden" Meisters.
Die Anerkennung konnte schließlich nicht ausbleiben. So hat eine Landschaft von Gradl bereits einen Käufer gefunden, während zwei große Landschaften Broels für die Reichskanzlei angekauft wurden. Außerdem hat Broel von Reichsminister Darrö zwei Aufträge erhalten. Adalbert Neuert.
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Leberrssiair-ar-
Wolfgang Bauer, Spezialmonteur, reist seit 1934 jedes Jahr mit K!A. Fünfzig Wochen Sehnsucht, zwei Wochen Erfüllung — so hat er sich das Jahr eingeteilt. Er ist eben Fachmann auf dem Gebiete der richtigen Lebens- gestalrung. Seinen Kameraden hat er neu
lich beim Zusammcnsttzen einen Vortrag gehalten, der nicht so ohne war und deshalb festgehalten werden soll. Er sagte:
„Ihr wundert euch, daß ich mein Reise- Programm seit drei Jahren so konsequent durchführe. Jede Woche ziehe ich mir vom Lohn eine Mark ab und kaufe zwei Sparmarken. Als ich damit anfing, fiel es mir sehr schwer, durchzuhalten. Ihr habt mich oft aufgezogen mit meinem ,Rappel'. Manchmal war es fast so weit, daß ich umkippte und mir dachte: Vielleicht haben sie recht; es ist Unsinn, daß man jeden Groschen dreimal umdreht, ehe man sich ein Glas Bier kauft. — Aber das war eben damals, als ich die Reisen noch nicht kannte.
Heute ist das anders. Ich habe mich daran gewöhnt, mein Leben und meine Ausgaben so einzuteilen, daß die jährliche Reise dabei herausspringt. Inzwischen war ich in Norwegen, in Oberbayern und am Rhein. Ein Stückchen Welt habe ich kennengelernt. Und meine Sehnsucht, noch viel mehr zu sehen, ist größer geworden.
Ihr sagt immer: Wenn ich mein Bier nicht trinken kann nnd an den Zigaretten sparen soll, dann hat das Leben keinen Wert mehr! Ich sage: Wenn ich nicht jedes Jahr vierzehn Tage verreisen kann, hat die ganze Arbeit und Mühe keinen Sinn gehabt!
Früher, als ich noch nichts kannte, keine Nordsee, keine Alpen und keinen Rhein, sondern nur die große Stadt mit ihren kleinen Kneipen und den vielen Kientöppen, da ging es mir ähnlich wie euch. Auch als ich schon auf meine erste Urlaubsreise sparte, leuchtete mir der Sinn der Sache nicht ein. Ich wollte mal etwas erleben, was ich nicht kannte! Ein Bedürfnis, mit dem Ozeandampfer in die Fjorde zu fahren, hatte ich nicht. Dazu fehlten mir alle Verglerchsmöglichkeiten.
Heutehabeich dasBedürfniSzu verreisen. Heute würde ich etwas vermissen, wenn ich zu Hause bleiben müßte in den Ferien. Heute bin ich das Reisen gewöhnt. Heute weiß ich, daß eine Wanderung im Gebirge mehr wert ist als das ewige Dummquatschen am Büfett.
Ihr redet immer soviel von der Erhöhung des Lebensstandards! Besonders du, Paul! Und darauf wartet ihr wie auf den Haupttreffer in der Lotterie. Aber ihr tut nichts dafür. Euer Leben ist nicht für fünf Pfennig wertvoller geworden, weil ihr von den Möglichkeiten, euren Lebensstandard zu verbessern, keinen Gebrauch macht. Ihr denkt nur an gebratene Tauben, die in der Luft herumfliegen sollen. Da könnt ihr lange warten.
Mein Leben ist mir wertvoller geworden, ob ihr's glaubt oder nicht! Und warum? Weil ichzugegriffenhabe, weil ich die Werte mal woanders gesucht habe als am Stammtisch! Vom Zugucken und Reden wird man
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kein anderer Mensch, nein! Aber auf den Fahr- ten — da begreift man, was es mit dem Lebensstarward für eine Bewandtnis hat. Da merkt man, wie groß und schön die Welt ist. Man kommt reicher wieder. Das Dasein midie Arbeit haben einen neuen Sinn. Und zwar einen besseren!
Man muß dafür ein kleines Opfer bringen. Das ist nicht anders im Leben. Zuerst erscheint einem das Opfer so groß. So ging es mir auch, als ich noch nicht wußte, was ich für die kleinen Entbehrungen ein- tauschen würde. Es war ein Risikogeschäft. Aber ich frage euch: Kann man es zu etwas bringen, wenn man jedes Risiko vermeidet? Nein, das kann man nicht.
Heute ist mir das Reisen selbstverständlich. Aber auch das Sparen! Ich empfinde das nicht mehr als Opfer! Versteht ihr?
Nun macht ihr große Augen! Ja, Paul, du solltest es auch einmal auf meine Weise versuchen! Das wollte ich euch sagen! Im August fahre ich nach Ostpreußen! An die Samlandküstel Du, Paul, wirst wahrscheinlich nur bis Wannsee kommen! Mir würde das nicht mehr genügen!
Was sagst du? Ich sei übergeschnappt? — Nein, Paul, das hängt mit dem höheren Lebensstandard zusammen, von dem du immer erzählst, und den ich mir gesichert habe. Nnd dabei Verdienst du mehr als ich."
Wege« Umzugs
bleibt unsere Kasse am Samstag > den 20. u. Montag den 22. d. Mts.
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befinden sick ab 23. ds. Mts. in unserem neu erworbenen Verwaltungsgebäude König Karlstrabe SS.
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Zusammenkunft bei der Dreschhalle Langenalb.
Der Bürgermeister.
IValdrennacd, 17. klär? 1937.
7 a «Isr-Anrvigs.
Verwandten, llreunden und gekannten dis traurige Mitteilung, dak unsere liebe ölutter
llnns Huris llcksm
gab. Vablgemutb
beute nacbt 1 Abr nacb langem, sebweren Leiden im ^lter von 82 V, sabren sankt entscblaken ist.
VIe trsueroäen MnterdNebenen.
lleerdigung llreitag den 19. dlirr, nacbmittags '/,3 Abr,
LchMid NeieMrz.
Ueber dir Osterferien vom 22. März bis 8. April 1937 bleib, das Schulbad
geschloffen.
Das Bad ist also nächsten Freitag und Samstag noch geöffnet.
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