Dienstag den 29. September 1938
Der EnztAer
94. Jahrgang Nr. 227
LcAttiäAl'kL/ie LAyonik
In einem Holzschuppen in Reutlingen spielte ein l6 Jahre alter Junge mit einem Terzerol. Als ein neun Jahre alter Junge in seine Nähe geriet, löste sich eine der Kugeln im Laufe des Terzerols und traf ihn in den Bauch
In Ulm wurde auf der Staatsstraße zum Douautal ein Motorradfahrer, wahrschein, lich von einem Personenkraftwagen angefahren. Der Motorradfahrer erlitt einen schweren Echädelbruch und mußte bewußtlos ins Krankenhaus verbracht werden, wo er dann ve» starb.
Bei der in der letzten Woche in Neu-Ulm durchgeflihrteu Berkehrskvntrolle wurden ins- gesamt 222 gebührenpflichtige Verwarnungen ausgesprochen oder gerichtliche Straf, anzeige erstattet. Hiervon fallen 23 Beanstand»»- gen auf Fußgänger. 163 auf Radfahrer und 36 aus Kraftfahrzeuge.
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In Göppingen ist eine Frau beim unachl- samen Ueberschreiten der Fahrbahn in der Haupt- straße von einem Personenkraftwagen angefahren worden. Sie wurde schwerverletzt ins Kreiskrankenhaus übergeführt.
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In Laufscn a. N. konnten die Eheleute Johanne? Schiebt. Uhrmachermeister und Emi. lie, geb. Stützer, das seltene Fest der Diaman- tcnen Hochzeit feiern.
Heilbronn, 28. Sept. (Eröffnung oer Theaterspielzeit.) Neuer Geist zieht in das Heilbronner Theater ein. Das ließ die Feierstunde am Sonntag erkennen die unter dem Motto stand „Kunst und Volk — ein heiliger Kreis". Im Mittelpunkt die. ser musikalisch und deklamatorisch umrahmten Feier stand eine Ansprache von Gauleiter Frauenfeld, dem Geschäftsführer der Reichstheaterkammer, der schon 1930 und 1932 in den Jahren der Kampfzeit hier ge- sprachen. Er wies eingangs nach, daß Kampf und Kultur sich nicht ausschließen, daß vielmehr dort, wo Kampf ist, auch Kul- tur wächst. Einer der wichtigsten Teile öer Kultur ist immer unser deutsches Theater gewesen, mit dem wir heute schon rein zahlenmäßig in der Welt an der Spitze marschieren. Der neuy Intendant Bartels bekannte. I daß daS Theater Dienst an der ganzen Volksgemeinschaft zu leisten bereit ist. Die Aufführung von Schillers „Räubern" am Abend war eine erste wohlgelungene Probe der nun beginnenden Spielzeit.
Heilbronn, 28. Sept. (Blitzschlag in »ine Scheuer.) Samstag nachmittag schlug der Blitz in eine große Scheuer an der Fleiner Straße ein. Die mit Stroh, Spreu und einigen landwirtschaftlichen Ma. schinen angefüllte Scheuer stand sofort in Flammen. Die Feuerwehr ging dem Brand mit zwei Schlauchleitungen zu Leibe. Einige landwirtschaftliche Maschinen konnten geret- tet werden. Der Regen half löschen, so daß die Holzwände wenigstens nicht zu Asche verbrannten.
Leonberg, 28. Sept. (Ueberfcywem- mung. Die Regenfälle der letzten Tage wirkten sich im Gebiet der Würm so stark aus, daß diese auf weite Strecken das Tal überschwemmte. Oberhalb Weil der Stadt war das ganze Tal ein Wasserstrom, der alles
mit sich ritz, was erreichbar war. Zwischen der Planmühle und Merklingen sah es noch trostloser aus. Hier wurde im Gebiet der Würmkorrektion ein Schutzdamm weggerissen. so daß sich die Wassermassen über das ganze Tal ergossen. Auch der Nankbach ist über seine User getreten und hat die anliegenden Wiesen unter Wasser gesetzt. In Malmsheim wurden Straßenteile überschwemmt. Die Milchsammelstelle konnte nicht mehr benützt werden, so daß eine pro- visvrische Sammelstelle errichtet werden mußte.
Neckarhausen, OA. Nürtingen, 28. Sept. (Mit de-m Motorrad schwer ver. un glückt.) In der Nacht zum Sonntag ist der 23jährige Albert Waldner von hier auf der Heimfahrt von Nürtingen aus der regennassen Straße von seinem Motorrad so unglücklich gestürzt, ?aß er mit schweren inneren Verletzungen ins Johanniter-Kreiskrankenhaus Plochingen ein. geliefert werden mußte; er schwebt noch in Lebensgefahr.
Geislingen, 28. September. (Schwere Messerstecherei.) In der Nacht auf Sonnrag kam es zu einer Auseinandersetzung zwischen einem erst vor 8 Tagen nach hier gezogenen 28jährigen Mann von Bonn und zwei Geislinger jungen Leuten im Alter von 20 und 23 Jahren. Der Bonner hatte über die Schwaben losgezogen, was ihm von den anderen verwiesen wurde, worauf der Bonner sein Taschenmesser zog und einem der beiden drei Stiche in den Unterleib, den Oberarm und den Hals versetzte. Dann verfolgte der Messerheld den anderen Geislinger bis in die Nähe des Hauses von Kreisleiter Decker und stach ihn ebenfalls dreimal in den Unterleib, in die Brust und in den Hals. Die Verletzten, denen beide die Gedärme verletzt wurden, liegen b e- denklich darnieder. Dem einen Verletzten, der geflüchtet und von dem Messer- stecher eingeholt worden war. leistete Kreisleiter Decker die erste Hilfe und hielt den Mann dreiviertel Stunden lang aufrecht, bis das Krankenauto kam. Mit Hilfe von Gästen der Wirtschaft, in der sich der Täter vorher aufgehalten hatte, gelang eS noch in der Nacht, den Messerstecher festzustellen und zu verhasten.
Strümpfelbach OA. Backnang, 28. Sept. (25 Jahre Bürgermeister.) Bürgermeister Füll konnte auf eine 25jährige Dienstzeit in seiner Gemeinde zurückblicken. Im festlich geschmückten Saal der „Germania" versammelten sich daher zu Ehren des Jubilars die Bürgermeister des Kreises, des Oberamts und des Kreisverbandes, die Vertrete der Partei und die Gemeinderäte der Gemeinde zu einer Feier, in der dem Jubilar Glückwünsche ausgesprochen und im Auftrag des Deutschen Gemeindetags eine Ehrenurkunde überreicht wurde.
Neresheim, 28. Sept. (Tödlicher Sturz beim Ob st pflücken.) Straßen- wart Josef Schwenk glitt beim Obstpflücken auf einem Baume aus und fiel einige Meter tief. Der Bedauernswerte trug eine Wirbelsäuleverletzung davon und ist seinen Verletzungen erlegen.
Donnstetten OA. Urach, 28. Sept. Am Samstagvormittag 9.30 Uhr brach in der gemeinsamen Scheuer des Johann Wör- ner und der Erben der verstorbenen Eva Pfeifer dadurch ein Brand aus. daß zwei Knaben Feuerteufel zu machen versuchten. Dank dem raschen Eingreifen der einheimi- schen Feuerwehr, deren Tätigkeit durch den Regen unterstützt wurde, konnte das Feuer aufseinen Herdbeschränkt werden. Die Scheuer und das unbewohnte Wohnhaus Pfeifers fielen dem Brande zum Opfer. Das Wohnhaus Wörner konnte wohl gerettet werden, erlitt aber beträchtlichen Wasserschaden, so daß es vorerst nicht mehr bewohnt werden kann.
Wir rufen zum Erntedankfest!
Stuttgart, 28. September.
Die Gaupropagandaleitung ruft alle würt- tembergischen Volksgenossen in Stadt und Land zur Teilnahme am Erntedankfest am 4. Oktober auf. Nach einem Jahr harter und unverdrossener Arbeit vereint sich wieder das deutsche Volk zu großen Dankessesten: Der deutsche Bauer hat aus deutschem Boden die kostbaren und wertvollen Früchte geerntet, das deutsche Volk dankt chm am 4. Oktober für seinen Fleiß, für seine Mühe und Sorgfalt! Und so wissen wir, daß auch dieses Jahr wieder die Erntedankfeiern in Städten und Dörfern, von Bauern und Arbeitern, Handwerkern, Angestellten, von allen Ständen des deutschen Volkes festlich und fröhlich begangen werden.
Denkmal für 6 CA-Kameraden
Göppingen, 28. Sept. Gestern mittag fand die feierliche Enthüllung eines Denk- mals für die am 15. September v. I. zwi- schen Owen und Dettingen u. T. tödlich verunglückten 6 SA. -Kameraden Bulling, Falk, Frey, Hauser, Musch und Widmann des Sturmes 11 R. 120 auf dem Friedhof in Göppingen im Beisein der Hinterbliebenen und zirka 1000 SA.-Kameraden der SA.-Standarte N. 120 und einer großen Anzahl Einwohner von Göppingen statt. Enthüllt wurde das Denkmal durch den Bildhauer Rottenführer Kuhn. Die Weihe des Denkmals wurde im Aufträge der SA.» Gruppe Südwest durch Brigadesührer Dett. mer von der Brigade 55 vollzogen. Nach der Ansprache des Kreisleiters Baptist übergab Brigadeführer Dettmar das Denkmal in die Obhut der Stadtgemeinde Göppingen. Oberbürgermeister Dr. Pack übernahm das Denkmal und versprach gute Pflege und treue Obhut seitens der Stadtgemeinde Göppingen. Nach kurzen Worten des Standartenführers Mall und des Sturmführers Schmidt-Göppingen wurde die Feier durch Absingen des Deutschland- und des Horst-Wessel-LiedeS beendet.
Urteil gegen Pfarrer Soannes rechtskräftig
Das Reichsgericht verwirft die Revision
Ellwangen, 28. September. In der Straf- fache des Pfarrers Joannes von Rosen- berg wegen Sittlichkeitverbrechens hat das Reichsgericht die vom Angeklagten eingelegte Revision als unbegründet verworfen. Das Urteil hat daher Rechtskraft erlanat.
„Armer Mann bittet um alte Hose . .
so hatte es angefangen. Hast's Herz ist milde, drum wendet er sich um zum Kleiderschrank. Auf leise» Sohlen schleicht der „Bettler" hinterher, ritsch-ratsch, «in Knotenstock saust Hase über« Kopf. Dan» „türmt" der Räuber schwerbeladen...
„Haben Sie denn nie gelesen, daß man fremde Leute nicht i» die Wohnung läßt?" fragte der Kriminal- beamte, „und daß man alte Kleider der NSV, gibt, di« alles gerecht verteilt?"
Nein, das ist ihm neu. Er heißt ja Hase und weih von nichts...
Tja — hätte er Zeitung gelesen!
Di« warnt beizeiten: Sieh dich vor — sonst hau'n dich Gauner über'S Ohr!
LaildMandVerksmeifttt Bützrm krach
Oehringen, 28. September. Zu einer begeisternden und aufrüttelnden Kundgebung gestaltete sich die erste Veranstaltung der Partei nach der politischen Sommerpause in Oehringen. Arbeitsfront und Kreishandwerkerschaft hatten als Redner Landeshandwerksmeister Pg. Bätzner gewonnen, der betonte, daß das Wort: „Wir wollen handeln!" das Prinzip des nationalsozialistischen Staates sei. Drei Jahre harter Arbeit liegen hinter uns, aber schon haben wir uns ausgerichtet auf neue Probleme, haben uns ein neues Ziel zu erreichen vorgenommen, das uns der Führer gab. Wo man hinschaut, wird gearbeitet! Das Schwungrad der Wirtschaft ist in Bewegung und wenn hier und da noch „Schönheitsfehler" Vorkommen — was bedeuten sie im Ablauf des großen Geschehens? Wichtig ist vor allem, das deutsche Volk der politischen und wirtschaftlichen Freiheit entgegen zu führen. Dieser Kampf, dessen Erfolge wir vielleicht nicht mehr zu spüren bekommen, wird der kommenden Generation deS deutschen Volkes zum Segen gereichen.
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Arheber-Rechtsfchutz: Dre! Quellen-Verlag. KSalgsbrllck (Dez. Vre»de»)
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Einer der jungen Hähne wird förmlich beiseitegeschleudert, ein anderer blutet aus einer Kopfwunde — der „Alte" steigt einige Meter hoch, um sich von neuem auf die jungen Gegner zu stürzen — da legt Oberförster Klemm an.
Ein Flüstern zu Puhlmann hin:
„Schießen Siel"
Auch der liegt schon im Anschlag. Aber seine Gedanken sind woanders. Die sind da drüben bei dem jungen Mädel, das am Ufer kniet, bei dem Hund, der „eine feine Nase hat". Vor dem er gestern schleunigst die Wiese verlassen mußte.
Er drückt ab. Das Blut laust ihm in den Ohren. Der Schuß geht rüber über das Wasser — ein Tier schreit auf —
Da knallt der zweite Schuß. Er kommt aus Klemms Gewehr. Der „Alte" sinkt aus der Lust herunter, hellroter Schweiß sickert aus der tödlichen Wunde.
Der Förster wirft einen Seitenblick auf Puhlmann.
„Idiot!" sagt er deutlich und kalt. „Was haben Sie nun wieder angerichtet?"
Der hat die Zähne in die Lippen gebissen.
„Man kann doch wohl noch daneben schießen?" stottert er.
Die übrigen Hähne schwingen sich schleunigst in die Luft und „reiten ab". Mit brausenden Flügelschlägen fliegen die Hennen hinterher. Der „Alte" allein bleibt liegen. Es war Zeit, daß seiner Rauflust ein Ende gesetzt wurde.
Der Oberförster durchbricht den „Schirm", etwas taumelig folgt ihm Max Puhlmann. Es ist ein selten kapitaler Hahn, den sie aufnehmen. Ringsum aber hallt das Bruch nun wider von dem „Kurr — Kurr" und dem
„Tschochch" der Birkhähne, die, jetzt in Sicherheit, schon wieder jubelnd ihre Lebenslust in die sonnenflimmernde Luft hinausbalzen.
Erst langsam wird es still.
„Na, nu kommen Sie schon zum Boot, Kandidate. Mit Ruhm haben Sie sich gerade nicht bedeckt", brummt Klemm. „Erst dösen Sie vor sich hin, müssen überflüssigerweise 'n Kognak trinken, und dann schießen Sie statt auf einen Birkhahn auf einen Hund, der Sie einen Dreck angeht. Na —l"
Er machte eine wegwerfende Handbewegung.
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Lisel ist totenblaß geworden, als der Schuß fällt und Nero ausjaulend einige hastige Sprünge über die Wiese macht, um dann hinzufallen. Als sie bei ihm kniet, sieht sie Blut aus der linken Hinterkeule fließen. Der Schuh ist glatt durchgegangen.
„Nero, lieber Nero", stammelt Lisel und läuft schon wieder zum Ufer, um ein nasses Tuch zu holen. Damit kühlt sie die Wunde, und Nero liegt still und ein wenig erschöpft. Sorglich verbindet ihm Lisel das Bein. Sie atmet etwas erleichtert auf, da es sich offenbar nur um eine Fleischwunde handelt, die nicht gefährlich ausgefallen ist.
Ihr Blick geht nach drüben, zum andern Ufer. Sie bemerkt den Kahn, erkennt den Förster und Max Puhlmann. Eine kleine Falte gräbt sich über ihre Nasenwurzel. Ein Fehlschuß?
Langsam sucht sie die Spülwäsche zusammen. Nero hat sich wieder erhoben und beschnuppert den Verband. Hinkend, leise winselnd, drückt er sich an Lisel. Sie kraut ihm zärtlich das Fell.
„Wird schon wieder gut, Nero, lieber schwarzer Nero."
Am Nachmittag läßt sich der Forsteleve Hähnchen im Spätzlehaus sehen. Er kommt im Austrage des Oberförsters und trifft Lisel im Gärtchen. Nero liegt im Schatten der Hecke mit seinem verbundenen Bein.
„Wollte nur mal sehen, Lisel, was unser Kunstschütze, der junge Puhlmann, eigentlich angerichtet hat. Ah, da liegt wohl der Patient?"
„Also war's doch Puhlmann?" sagt Lisel. Ihre Augen bekommen einen harten Glanz.
Hähnchen erzählt rasch, was er vom Förster gehört hat.
„Er ist ja kein sonderlich guter Schütze", meint der Eleve entschuldigend, „und es ist ja wohl noch gut abgegangen."
Lisel streicht sich das Haar aus der Stirn. Ruhig sagt sie:
„Ich glaube, er hat gerade das getroffen, was er treffen wollte."
Hähnchen stutzt. Ihm fällt die Szene von gestern vormittag ein, deren unbemerkter Zeuge er gewesen ist. Sollte es wirklich möglich sein, daß ein Mensch so rachsüchtig ist, daß er — nein, es will ihm nicht in den Kopf. Es wäre doch eine zu große Gemeinheit!
„Na, na, Fräulein Lisel, was reden Sie da! Ein Zufallstreffer, nichts weiter."
„Ja, da kommen Sie im Aufträge des Försters; der Puhlmann aber, der mehr Anlaß dazu hätte, drückt sich und hält es nicht für nötig, ach, ich kenne ihn schon. Ich weiß, was ich weiß."
Hähnchen zieht es vor, die Sache nicht weiter breitzutreten. Statt dessen holt er ein hübsches Ende Leberwurst aus der Tasche und hält es Nero hin. Der rappelt sich schleunigst auf.
„Ein bißchen Krankenkost", sagt der Eleve lächelnd. „Und wenn Sie am Nachmittag zur Försterei runterkommen wollen, ein schöner Birkhahn liegt da zur Abholung bereit, läßt der Oberförster bestellen."
Lisel wird rot vor freudiger Überraschung, während Nero schon mächtig in die Wurst einhaut.
„Ihre Mutter wird ja auch mal was Gutes vertragen können, nicht wahr? Es geht ihr ja wohl nicht zum besten. Also kommen Sie nicht zu spät", fügt Hähnchen fast verlegen hinzu.
Lisel streckt ihm die Hand hin.
(Fortsetzung solgt.)