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parletamtliche . ^Tageszeitung
Wlldbader NS-Preffe Birkenfelder, Lalmbacher und Herrenalber Tagblatt
Neuenbürg (Wiirtt.
Amtsblatt für
cias Oberamt Aleuenbürg
Nr. 18
Donnerstag den 23. Januar 1938
94. Jahrgang
Sabine« Laval rmMetretm
Reichs- und Gaulettertagung in München
München, 22. Jan. Die Nationalsozialistische Parteikorrespondenz meldet:
In München fand am Mittwoch unter dem Borsitz des Stellvertreters des Führers und in Anwesenheit sämtlicher Reichsleitcr, Gauleiter und Amtsleiter der Reichsleitung die erste Gauleitertagung des 4. Jahres der nationalsozialistischen Revolution statt.
Der Vormittag stand im Zeichen einer umfangreichen und ins Einzelne gehenden Aussprache über eine Reihe aktueller innerpolitischer Tagesfragcn.
Bor dem Eintritt in die Beratungen gedachte der Stellvertreter des Führers in bewegten Worten des im letzten Jahr verstorbenen Gauleiters Hauptmaun Loeper.
Von den einzelnen Punkten der Tagesordnung, ln deren Mittelpunkt vor allem wirtschaftliche Fragen standen, fanden die mit der deutschen Ernährungslage zusammenhängende« Fragen besonderes Interesse. Es kam zum Ausdruck, daß die entstandenen vorübergehenden Verknappungen ihren wesentlichen Grund in der durch den nationalsozialistischen Aufbau hervorgcrufenen Verbesserung der Lebenshaltung von Millionen von Familien gehabt haben und dass das Verständnis um die innere Haltung des deutschen Volkes in diesen Fragen vorbildlich gewesen ist.
Des weiteren wurden in eingehenden und fruchtbaren Erörterungen Anregungen für die weitere Fortführung der Arbcitsschlacht sowie Einzelfragen der Betreuung des deutschen Handwerks und Handels besprochen.
In der Tagung der Reichsleitcr, die am Nachmittag im Braunen Haus stattfand, erstatteten die einzelnen Reichsleiter ausführlichen Bericht über die Lage und die Entwicklung ihres Tätigkeitsgebietes, wobei die erfreulichen Fortschritte der Parteiarbeit im abgelaufenen Jahre hcransgestellt, aber auch einzelne Schwierigkeiten, die hier und dort vorübergehend zu überwinden waren, einer offenen und aufmerksamen Prüfung unterzogen wurden.
Es kam dabei insbesondere der Wille zum Ausdruck, die bewährte Energie und weltanschauliche Kraft der Partei in die Aufwärtsentwicklung auf wirtschaftlichem und sozialem Gebiet weiterhin aufs schärfste zum Einsatz zu bringen.
Moskau. 22. Januar.
Die Sowjetpresse feiert am Dienstag den 12. Todestag Lenins. Die „Prawda" begrüßt in diesem Zusammenhang Stalin als den „Fahnenträger des Leninismus und Führer der Proletarier der ganzen W e l t". An anderer Stelle des Blattes wird betont, daß Stalin gehalten habe, was er in seiner Gedächtnisrede auf Lenin im Jahre 1924 versprochen habe. Er habe seinerzeit die Losung ausgegeben: „Wir werden unser Leben nicht schonen, das Bündnis der Werktätigen in aller Welt und die Kommunistische Internationale zu befestigen und zu erweitern." Im gleichen Schritt mit der Befestigung der Sowjetunion sei die Festigung und Erweiterung der Kommunistischen Internationale gegangen, die die Verteidigung der Sowjetunion „vor jedem Anschlag kapitalistischer Mächte" zu ihrem Haüptpro- rammpunkt gemacht habe. Nicht umsonst abe Stalin auf dem Partcikongretz im Jahre 1935 die Mahnung ausgesprochen, „der Sache der Proletarischen Internationale treu bis zum Ende zu bleiben".
Damit wird deutlich und klar zugegeben und herausgestellt, was bei anderen Gelegenheiten von den Sowjets immer bestritten Wurde: die Verbindung zwischen Sowjetunion und Komintern.
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In Eggenberg bei Graz sind am Dienstag 6 0 Nationalsozialisten, vernintlich im Zusammenhang mit der letzten Flugblattaktion, bei der eine nnbeein- flußte und geheime Volksabstimmung in Oesterreich gefordert wurde, verhaftet worden. Tie Angst vor der Volksmeinnng bei den Machthabern in Oesterreich ist größer als alles andere.
Paris, 22. Januar.
Mittwochnachmittag ist die Negierung Laval zu dem entscheidenden Kabinettsrat zusammengetreten. Gleich hu Beginn der Sitzung haben Staatsmmister Herriot, Handelsminister Bonnet, Handelsmarineminister Bertrand und Innenminister Paganon ihren Rücktritt erklärt, während die beiden radikalsozialistischen Senatoren, Finanzminister Regnier und Pensions- Minister Maupoile zunächst noch warteten. Nach einer Stunde wurde der Kabinettsrat abgebrochen und es fand im ElhsSe unter dem Vorsitz des Staatspräsidenten Le- brun ein Ministerrat statt, der die Einzelheiten der Beteiligung Frankreichs bei den Beisetzungsfeierlichkeiten in London sestlegte, da man mit einer längeren Dauer der Regierungskrise rechnet.
Um 17.45 Uhr ist das am 7. Juni 1935 gebildete Kabinett Laval zurückgetreten.
Ministerpräsident L-aval erklärte nach Ueüerreichung seines Rücktrittsschreibens Pressevertretern gegenüber, daß er das Anerbieten des Präsidenten der Republik, eine neue Regierung zu bilden, abgelehnt habe.
Der Präsident der Republik, Lebrun, hat in seiner Inständigen Unterredung mit dem Kammerpräsidenten Bouisson diesem die Bildung einer neuen Regierung an-geboten. Doch hat Bouisson eine ablehnende Antwort erteilt.
Es fällt auf, daß der Präsident der Republik diesmal die sonst üblichen Beratungen über die politische Lage mit den führenden Parlamentariern abgekürzt hat und sich sofort bemüht hat, der Regierungskrise ein schnelles Ende zu setzen.
Wie aus politischen Kreisen verlautet, soll der Präsident beabsichtigen, am Donnerstag vormittag Herriot die Regierungsbildung anzubieten.
Md Bolivien
Buenos Aires, 22. Januar
In Gegenwart vds Staatspräsidenten der argentinischen Republik, General Justo, fand Dienstag nachmittag im Regierungspalast die feierliche Unterzeichnung des Protokolls der Friedenskonferenz statt.
In dem Protokoll bestätigen die ehemals kriegführenden Staaten Bolivien und Paraguay die am 12. Juni 1935 getroffenen Abmachungen über die endgültige Einst ellungderFeindseligkeiten und der Bedingungen über die Sicherheitsmaßnahmen. Bolivien und Paraguay verpflichten sich zur Rückgabe sämtlicher Kriegsgefangener. Die Rücksendung der Kriegsgefangenen hat in einem Zeitraum von 30 Tagen nach Unterzeichnung des Protokolls zu beginnen. Das Protokoll bestimmt, daß zwischen Bolivien und Paraguay diediplomatischenVeztehun- gen wieder ausgenommen werden und daß das Abkommen durch die gesetzgebenden Körperschaften der beiden ehemals kriegführenden Staaten zu genehmigen ist. Mit der Unterzeichnung des Protokolls ist unter den Chaco-Krieg ein endgültiger Schlußstrich gesetzt.
Die Friedenskonferenz wird nunmehr ihre Arbeiten für einige Monate unterbrechen, um sodann die Lösung der Gebietsfrage in Angriff zu nehmen.
Neuyork, 22. Januar.
Gouverneur Hossmann erklärte in Trenton, er habe Hauptmann den Strafauf- schub nur deshalb gewährt, weil er auf eine Aufklärung des ganzen Falles hoffe. Die zahlreichen sich widersprechenden Aussagen von Prozeßzeugen hätten ihn veranlaßt, die Staatspolizei zu ersuchen, ihre Anstrengungen zur Ermittlung der angeblichen Mitschuldigen zu erneuern. Er werde, falls es sich als notwendig Herausstellen sollte, Hauptmann nochmals im Gefängnis aufsuchen.
Der vom Gouverneur Hoffmann mit einer eingehenden Untersuchung des ganzen Falles beauftragte Washingtoner Kriminalspezialist Robert Hicks ist am Montag von Washington nach Neuyork gereist, um hier die Nachforschungen sortzusetzen. Hicks erklärte, daß er sich bereits seit drei Wochen mit dem Mord an dem Lindbergh-Kind und mit dem Fall Hauptmann beschäftige. Er werde sein Hauptquartier in dem Hxim Hauptmanns ansschlagen, in dem Neuyorker Stadtteil Bronx. Er werde hier u. a. den Beweis zu erbringen versuchen, daß die in der Nähe des Lindberghschen Landsitzes gefundene Kindesleiche nicht das Lindbergh-Kind gewesen sein könne. Er bereite gerade in dieser Richtung mehrere Beweisstücke vor, darunter ein vergrößertes Lichtbild von der Kindesleiche. Diese Aufnahme zeige eine Mißbildung an einem der Füße des seinerzeit am Fundort photographierten Kindes, eine Mißbildung, die das Lindbergh-Kind nicht gehabt hätte.
Neutschs ArvnttSmosekabor-nung wieder tu Berlin
Berlin. 22. Januar.
Die deutsche Frontkämpferabordnung, die ihren Aufenthalt in England wegen des Todes Königs Georg V. abgebrochen hat, ist am Mittwoch wieder in Berlin eingetrosfen und hat an die British Legion ein herzlich gehaltenes Danktelegramm gesandt. Beim Abschied in London wurde von den Vertretern der British Legion der Wunsch ausgesprochen, eine Abordnung der deutschen Frontkämpfer unter glücklicheren Umständen in England wiederzusehen.
89 Mauer von Lawine begraben
Tokio, 22. Januar.
80 Arbeiter, die mit Aufräumungsarbeiten auf der Bahnstrecke Tsuruga-Niiggata beschäftigt waren, wurden von einer riesigen Lawine verschüttet. Bisher konnten vier Tote geborgen werden. 36 Mann werden vermißt. Die ungewöhnlich starke Kälte uns die heftigen Schneefällc dauern au. Sie verursachen große Verkehrsstörungen.
SZimLsUWdent Greiser vor dem Völkerbimvsrat
Genf, 22. Januar.
In Genf herrscht nach französischen Berichten eine unbehagliche Stimmung, die ihre Ursache darin hat, daß man nicht mehr laubt, daß Frankreich sich für seine Ber- ündeten schrägen werde. Außerdem herrscht über Frankreich Unzufriedenheit bei den mitteleuropäischen und Balkanstaaten, die von Frankreich keinerlei Entschädigungen für ihre Sanktionsteilnahme zugestanden erhalten, Während Großbritannien in dieser Frage weitgehendes Entgegenkommen zeigte. Südslawien soll nach dem Pariser „Oeuvre" von Frankreich als Ersatz für Millionenverluste nicht mehr als den Kauf von 11 Pferden erreicht haben.
Da man außerdem in der Frage der Oel- sperre nichts unternehmen will vezw. kann, wurde die Danziger Frage, d. h. der B e r i ch t des Danziger Bolkerbundskom- missars Lester, in den Vorder- rund geschoben. Der britische Außenminister den berichtete darüber, wobei er sich ganz zu LesterS Standpunkt bekannte, daß die Danziger Regierung die Verfassung gebrochen, Empfehlungen des Völkerbundsrates nicht ausgeführt und die Beziehungen zwischen Danzig und dem Völkerbund erschwert hätte. In das gleiche Horn stieß der Franzose Leger, ebenso der Spanier Madariaga. Hingegen sprach der polnische Außenminister Beck seine Befriedigung darüber aus, wie die oft recht verwickelten Beziehungen zwischen Polen und der Freien Stadt Danzig in Zusammenarbeit mit dem Danziger Senat geregelt worden seien. Er have die lieber zeug ung, daß der Senat gemäß den Erklärungen, die sein Präsident vor dem Rat und kürzlich gegenüber einem Vertreter der polnischen Negierung abgegeben habe, den gleichen guten Willen in seinen Beziehungen zum Völkerbund an den Tag legen werde. Der Rat könne nicht zugeben, daß die Garantie durch den Völkerbund zur Diskussion gestellt werde. D i e Völkerbundsgarantie müsse dem Senat der Freien Stadt eine gewisse unerläßliche Handlungsfreiheit in der Verwaltung lassen.
Litwinow spielte wie immer — und um von der Verhandlung über den uruguayischen Streitfall abzulenken — die Nolle eines Sittenrichters — in der stillen Hoffnung, daß eine Danzig- und damit auch polenfeindliche Entscheidung deS Rates die Errichtung einer kommunistischen Propagandazelle in Danzig ermöglichen würde. Nicht der kleinste Fall von Rechtsverletzungen, sagte der Vertreter der Komintern, dürfte m der gegenwärtigen Lage hingenommen werden. Nachdem noch der Vvlker- bundskommissar Lester gesprochen hatte, ergriff
Senatspräsidenk Greifer
das Wort. In freier Rede, in deutscher
Sprache und mit aller Deutlichkeit wies er die Angrisfe auf den Danziger Staat zurück. Ta es weder dem Völkerbundsrat, noch dem Danziger Senat am guten Willen ^ehle, scheine es sich lediglich um eine Meinungsverschiedenheit der Juristen zu handeln. Von den sechs Empfehlungen des Rates wurden vier aus ge» führt, die andern zwei deshalb nicht, weil der höchste Danziger Gerichtshof in diesen Fragen eine ander? Stellung eingenommen hat als di? Bölkerbundsjuristen. Wenn di? iliiabhängigkeit Danzigs eine Tatsache sein soll, muß auch dieAchtungvor seinen richterlichen Einrichtungen gewährleistet sein. Die Danziger Bevölkerung blickt auf den Völkerbund als eine Einrichtung, die Gerechtigkeit und Frieden verkörpert. Danzig war zwölf Jahre lang das Pulverfaß Europas. Dank der nationalsozialistischen Regierung ist es ausgeräumt worden. Der Danziger Senat hat die F r i e d e n s i d e a l e des Völkerbundes in dieTat umgesetzt.
Eden widersprach der Behauptung Greifers. daß die nichtausgeführten Empfehlungen geringfügig und juristische Streitfragen seien. Der Natspräsident schloß die Anssprache mit der Erklärung, daß kein Zweifel über die dringende Notw?„digkeit einer Lösung bestehe.
Japanische Forderung
In der Völkcrbundsratssitzung wurde der Bericht des rumänischen Vertreters über die Arbeiten der letzten Tagung der Mandatskommission angenommen. Dieser Bericht ist insofern bemerkenswert, als er sich mit den Fragen beschäftigt, die auf diesem Gebiet durch das Ausscheiden verschiedener Mächte aus dem Völkerbund aufgeworfen worden sind. In dem Bericht wird von einer Erklärung Kenntnis genommen, die der japanische Vertreter vor der Mandatskommission hinsichtlich der wirtschaftlichen Gleichberechtigung seines Landes in den Mandatsgebieten anderer Mächte ab«* gegeben hat. Japan stellt sich darin auf den Standpunkt, daß durch seinen Austritt aus dem Völkerbund der bisherige Zustand nicht geändert werde.
Der heute angenommene Bericht bemerkt hierzu, diese Auffassung der japanischen Regierung werfe eine wichtige grundsätzliche Frage auf, deren Prüfung sich vielleicht als notwendig erweisen werde. Der Rat könne sich für den Augenblick darauf beschränken, sie zur Kenntnis zu nehmen, behalte sich aber vor, die Frage später zu prüfen. Die Kommission empfehle, daß die interessierten Mandatsmächte gegebenenfalls aufgefordert würden, mitzuteilen, wie sie den Grundsatz der Wirt- schaftlichen Gleichberechtigung zugunsten der Staaten, die im Jahre 1935 aus dem Völkerbund ausgeschieden seien, in dem britischen Mandatsgebiet Kamerun und dem französischen Mandatsgebiet Togo anzuwenden beabsichtigten.