Aus dem Heiuiatgebiet
Achtung! BetrjMWrer und öandtverkömeijter!
Der Neichsjugendführer kommt am Montag, 27. Januar, nach Stuttgart und wird 8ÜÜ0 Führer und Führerinnen der schwäbischen Hitlerjugend die politische Ausrichtung sür das neue Jahr der Arbeit und des Kampfes geben. In den Reihen der Hitlerjugend-Führerschaft steht eine große Zahl von Jungarbeitern und Lehrlingen als Führer. Die Gebietsführung der Hitlerjugend richtet an die schwäbischen V e t r i e b s f ü h r e r und Handwerksmeister den Appell, den jungen Führern, die bei ihnen in Arbeit stehen, zu dieser für die gesamte schwäbische Jugend bedeutsamen Tagung sreizu geben.
Lichtbildcrvortrag des VDA. Der VDA veranstaltet am Freitag den 24. Januar 1936 im „Bären" in Neuenbürg einen Lichtbilder- Vortrag über „Schwaüensiedlungen im Schwarzmeergebiet". Das Thema berührt uns Schwaben ganz besonders und ist daher ein Besuch sehr zu empfehlen.
Erfolgreiches Exalnen. Dr. jur. Karl Nagel hat vor wenigen Tagen die 2. Prüfung im höheren Justizdicnst bestanden. — Dazu unsere besten Wünsche!
Heinrich Conze ^
Am Tage der Beerdigung seiner in Calmbach verheirateten Tochter, die im blühenden Alter von 29 Jahren vom Leben abberufen wurde, verschied nach kurzer schwerer Krankheit auch Privatmann Heinrich Conze. Eine doppelseitige Lungenentzündung vernichtete das Leben des in seiner Gesundheit sowieso geschwächten Mannes. Er erreichte ein Alter von 61 Jahren. Seine Beisetzung findet morgen Donnerstag in Langenberg (Rheinland) statt.
Das Hinscheiden des weitbekannten Mitbürgers vollendet eine Familientragik von erschütternder Eindringlichkeit, denn nicht weniger als drei Personen wurden innerhalb dreier Wochen aus dem Familienkreis Conze- Keppler hinweggerafft: Um 30. Dezember verschied der Schwiegersohn des Heimgegangenen, drei Wochen später folgte ihm seine junge Gattin im Tode nach, zwei unmündige Kinder zurücklassend, von denen das jüngste erst in der Weihnachtswoche getauft wurde.
Aus dem Lebensbild des Entschlafenen seien einige Daten angeführt. „Hauptmann Conze", wie ihn der Volksmnnd nannte, ist am 1. Dezember 1875 in Dannenberg als Sohn des Geh. Kommerzienrats Gottfried Conze geboren. Dem Lebensbund mit seiner ihm treu ergebenen Gattin entsproßten zwei Töchter. Im Krieg war Heinrich Conze als Ldw.-Hauptmann beim Artl.-Regt. 10 eingezogen und kämpfte an verschiedenen Fronten für sein Vaterland, bis er infolge zerrütteten Gesundheitszustandes aus dem Heeresdienst entlassen wurde. Dies war auch der Grund, weshalb er seinen Wohnort in den Schwarzwalü verlegte und das Anwesen des seinerzeitigen Chefarztes am hiesigen Bezirkskrankenhaus, Dr. med. Henzler, erwarb, welches er baulich und grundstücksmäßig erweiterte.
Heinrich Cgnze schloß die Augen, ohne
vom Hinscheiden seines geliebten Kindes Kenntnis gehabt zu haben. Er war ein kerndeutscher Mann von hohem Persönlichkeitswert, und niemand, der ihn kannte, wird ihm die Achtung und Anerkennung versagen, daß er mit leidenschaftlicher Hingabe für eine Erneuerung des Reiches kämpfte. Und wenn das Tempo der Zeit schließlich über ihn 'hinwegging, so nimmt er doch die Gewißheit mit ins Grab, zu seinem Teil an der Ileberwindung des Nachkricgsgeistes beigetragen zu haben. In seinem Familienkreis waren christliche Rechtschaffenheit, Aufrichtigkeit und Schlichtheit bleibende Grundsätze. Der hartgeprüften Gattin und Mutter wendet sich allgemeine Teilnahme zu.
Luftschutzübung. Am Montag fand hier im Rahmen des Luftschutzes eine Verdunkelungsübung statt. Um 6 Uhr ertönte die Sirene als Zeichen des Anfangs der Uebung und in tadelloser disziplinierter Art war innerhalb weniger Minuten die allgemeine Verdunkelung restlos erreicht. Es war sehr erfreulich, festzustellen, daß die Einwohnerschaft den Ernst und die Wichtigkeit einer solchen Uebnng erkannt hat, sodaß es möglich war, bereits um 6.50 Uhr die Uebnng wieder als erfolgreich abzublasen. H. Sch.
In der Hauskapelle des Erholungsheims „Grüner Wald" fanden vom 12.—19. Januar jeden Abend biblische Vorträge statt, die sich eines zahlreichen Besuches erfreuten. Der Redner, Herr Prediger Barchet aus Tabarz (Thüringen), Sohn von Frau Direktor Barchet, Herrenalb, stand als Offizier im Weltkriege, wo er wiederholt schwere Verwundungen erlitten hatte. Demzufolge ist für große Versammlungen seine Stimme mitunter nicht mehr hinreichend. Umso tiefer aber war der Eindruck dessen, was er aus dem Schatze seines Wissens, Erlebens und Glaubens geboten hatte. Seine Vorträge waren getragen von der Zuversicht einer in Gott gegründeten Persönlichkeit, die auf viele wohltuend und segensreich wirkte. Viele Teilnehmer ließen es sich nicht nehmen, ohne Unterbrechung jeden Abendvortrag zu besucheg. Auch der Singkreis der Gemeinde wirkte an verschiedenen Abenden mit gut vorgetragenen Liedervorträge mit. Die Bibelwoche hinterläßt für alle einen gesegneten, volksmissionarischen Eindruck.
Die Lanöesbühne kommt nach Birkenfeld. Der Reigen der diesjährigen kulturell h och st ehe u den Veranstaltungen in Birken selb wird mit einer besonders wertvollen Darbietung eröffnet werden. Es ist nunmehr gelungen, die Württ. Landesbühne, deren erstes Auftreten in Birkenfeld vor ausverkauftem Hause uoch in bester Erinnerung ist, für eine Aufführung von Schillers „Jungfrau von Orleans" zu gewinnen, die am Sonntag den 2. Februar über die Bretter gehen wird. Es ist außerordentlich erfreulich, daß es möglich ist, die Württ. Landesbühne, die im allgemeinen nur an größeren Plätzen mit vorwiegend städtischen Verhältnissen spielt, auch nach Birkenfeld und zumal mit einer so außerordentlich wertvollen Aufführung zu bekommen. Die Gemeindeverwaltung im Benehmen mit der
Arbeitsgemeinschaft der volksbildenden Vereine in Birkenseld und dem Verkehrsvcrein wird auch in diesem Jahre wieder alles daran setzen, um die im vergangenen Jahre mit so großem Erfolg begonnene^ anfwärtsführende Linie der kulturellen Entwicklung unserer Gemeinde fortzusetzen.
Der erste öffentliche Schulungsabend der Zelle Stöcker der NSDAP im neuen Jahre am letzten Donnerstag war ein voller Erfolg. Der Besuch war so stark, daß alle Räume des Kaffee Messing überfüllt waren und mancher Volksgenosse keinen Platz mehr fand. Der Zellenleiter forderte in seiner Eröffnungsansprache alle Volksgenossen zur Mitarbeit am Wiederaufbau Deutschlands auf. Wir ständen erst am Anfang unserer großen Aufgabe, von der kein Deutscher sich ausschließen dürfe. In den Schulungsabenden der Partei solle das ganze Volk auf die großen Ziele des Dritten Reiches ausgerichtet werden. Pg. Dr. D i n s e - Harburg als Redner des Abends verstand es in volkstümlicher Weise, die große Zuhörerschaft in das Gebiet der Vererbungslehre einzuführen. Ausgehend von der Men- delschen Vererbungslehre kam er aus die Vererbung im Pflanzen- und Tierreich. Der Wissenschaft sei leider über die menschliche Vererbung noch weniger bekannt. Der Redner sprach anschließend über das innere und äußere Erbbild beim Menschen, welch letzteres meist erst bei späteren Generationen zum Vorschein kommt. Dann kam er auf die Inzucht zu sprechen, die dann verwerflich sei, wenn in einer Sippe sich viele schlechte Erbanlagen zeigten. Die Bevölkerung der hiesigen Gegend sei z. B. für die Inzucht nicht geeignet. Tatsache sei, daß in den Aemtern Neuenbürg und Calw mehr körperliche und geistige Krüppel herumlaufen, als in der Millionenstadt Hamburg. Dr. Dinse sprach ferner von der verantwortungsvollen Arbeit der Erbgesundheitsgerichte. Auf die Rassenmischung übergehend kam er auf deren Gefahren für die Erhaltung der Völker zu sprechen. Soll unser Volk bestehen, muß sich die Zahl der Geburten noch mehr steigern. Die anwesenden Frauen forderte er auf, dafür zu sorgen, daß auch sie damit gemeint sind, wenn der Führer alljährlich den jungen Müttern für ihre Opfer dankt. Eine Aussprache schloß sich an, doch wäre es erwünscht, daß sich die Bevölkerung noch reger an den Aussprachen beteiligen möchte. „Kraft durch Freude"-Wart Haller warb anschließend für die kommenden Veranstaltungen der Gemeinschaft „Kraft durch Freude". Gemeinsam gesungene Kampflieder und das vom Zellenleiter ausgebrachte „Sieghetl" beschlossen den Abend, der zweifellos durch die Ausführungen des Pg. Dr. Dinse für die zahlreichen Anwesenden sehr lehrreich war.
Neusatz, 20. Jan. Ein dankbareres Publikum als es der hiesige Gesangverein „Liederkranz" bei seiner Familienfeier am vergangenen Sonntag hatte, kann auch die beste Veranstaltung in der Großstadt nicht haben. Die Vereinsmitglieder und ihr Chorleiter haben die viele Mühe und Kleinarbeit nicht gescheut, um der Gemeinde mit guten musikalischen Vorträgen und lustigen Darbietungen einen wirklich unterhaltenden Abend zu bereiten. „Der Verein singt nicht nur für sich allein, sondern vor allem auch für die an-
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DAF Ortsgruppe Neuenbürg. Die weiblichen Mitglieder der DAF nehmen an dem Schulungsabend des Deutschen Francnwerks am Donnerstag den 23. Januar, abends 8.15 Uhr, im evangel. Gemeindehaus teil. Vollzähliges Erscheinen dringend erwünscht.
Die Ortswalterin der DAF.
Amt für Erzieher. Kreisvcrsammlung: Samstag, 25. Jan., 14L0 Uhr, im Schulhaus in Neuenbürg. Tagesordnung: 1. Vortrag mit Lichtbildern und Schallplatte» von Pg. Mast, Neusatz: „Wie ich als Nationalsozialist Schweden sah" (Bericht über eine Studienfahrt mit Prof. Dr. Seebaß). 2. Verschiedenes. Vollzähliges Erscheinen ist Pflicht. Gäste sind herzlich willkommen.
Der Kreisamtsleiter.
NS-Frauenschaft Ncuenbürg-Waldrennach. Donnerstag 20.15 Uhr Pflichtabend im evang. Gemeindehaus. Alle Mitglieder finden sich ein.
NS-Frauenschaft OG. Schömberg. Ich lade alle Mitglieder zu unserem am Freitag, 24. Januar, abends 8.15 Uhr, im Gasthaus zum „Ochsen" stattfindenden Heimabend ein. Ebenso sind die Mitglieder der angeschlossenen Stützpunkte eingeladen.
Die Frauenschaftsleiterin.
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HI Schar Neuenbürg. Heute Mittwoch den 22. Jan., pünktlich abends M Uhr, Antreten der ganzen Schar in der Mühle. Tadelloser Dienstanzug. Der Bannführer wird anwesend sein.
Der Führer der Schar Neuenbürg.
Aenberung in der Jnngdolkführung. Der seitherige Führer der Jungbanne I u. 11/126, Stammführer Erich Rest, hat aus Berufsgründen die Jungbannführung abgegeben. Als neuer Jungbannführer wurde vom Gebietsführer Stammführer Heinz Korunka aus Düsseldorf, seither Führer des Jungbannes 1/124 Ravensburg, kommissarisch berufen.
dern", führte der Vorstand aus. Diese Arbeit in der Gemeinde und für die Gemeinde soll dem Verein dankbar anerkannt sein.
Kapfenhardt, 21. Jan. Am Montag abend fand im Gasthof zum „Rößle" eine Versammlung über die Erzeugungsschlacht statt. Herr Stützle als Redner sprach eingehend über Viehhaltung, Düngung, Kartoffel-, Fruchtbar: usw. Verschiedene Fragen fanden ihre volle Aufklärung. Die Versammlung war stark besucht. ll.
Vorrichtung zur Anzeige der Aeberholungsbereikschaft
Vielfach werden Vorrichtungen benutzt, um erkennen zu geben, daß Eingcholte, insbesondere Lastkraftzüge, bereit sind, sich überholen zu las. sen. Bei solchen Vorrichtungen ist grünes Licht verwendet worden. Der Reichs- und Preußische Verkehrsminister äußert in einem Erlaß Bedenken gegen die Verwendung des grünen Lichts, weil Verwechslungen mit anderen Verkehrszeichen, insbesondere Eisenbahnsignale, die durch Grün freie Fahrt anzeigen, möglich sind. Bis zum 1 . Januar 1937 sollen jedoch diese Vorrich. tungen nicht beanstandet werden.
VON OLLKUN
Loprrigbt by Promktheus-Ucrlag De. Eichacker, Gröbenzell bei München
Ein leiser Schritt ließ sie zurückfahren. Hinter ihr stand der Diener des Hotels.
Sein braunes Gesicht glänzte freundlich, der weiße Turban umschloß den Kops ganz fest und auf seinen bloßen Füßen, die sich dunkelbraun vom Hellen Kokosbelag des Zimmers abhoben, war er lautlos eiugetreten. Er hielt Jo mit stummem Blick einen Brief hin.
Jo nahm ihn erstaunt und nickte dankend. Wer schrieb ihr nach hier? Das konnte nur — James. E r allein wußte, daß sie hier wohnten.
Hastig riß sie das große, harte Kuvert auf, griff nach dem eng beschriebenen, steifen Bogen.
. . Nun frage ich doch schon vor Kalkutta, liebes, verehrtes Fräulein Jo. Ich weiß, Sie verstehen mich. Ich brauche Ihnen nicht mehr zu fügen, daß ich Sie liebe, nicht wahr? Ich sah es an Ihrem leisen Lächeln, das Sie wußten, was ich in Kalkutta Sie fragen wollte. Ich habe furchtbare Wochen hinter mir. Warum setzte ich mich diesen schrecklichen Wochen des Zweifels aus? Ich wollte Ihnen Zeit lassen, sich zu entscheiden, unbeirrt zu wühlen. Wann kommen Sic mit Bernburg hierher? Ich warte auf Sie... am liebsten durchkreuzte ich ganz Indien und käme zu Ihnen... Können Sie mir nicht eine Antwort geben . . . Irgendeine . . .?"
Jo ließ den Brief sinken. Ihr Blick ging hinaus ln den verdämmernden Abend. Guter, lieber Freund, ich muß Dir sehr wehe tun ... ich kann nicht, ich habe mich einmal ganz vergeben . . . und wenn alles zusammenbricht ... ich bin an Hell gebunden, für immer gebunden . . . Und ich liebe Hell ...
Es klopfte leise an ihre Tür.
„Fräulein Kersting?" ES war Bernburgs Stimme.
„Kommen Sie gleich herunter in den Spciscsaal, wir haben aus der Europäer-Kolonie ..."
Io riß sich zusammen. Mechanisch griff sie nach einem einfachen, Weißen Kleid, bürstete das Haar und ging in den Speisesaal hinab.
Die breiten Fenster waren weit geöffnet. Eine munter plaudernde Gesellschaft hatte sich an BcrnburgS Tisch versammelt. Ein älteres, deutsches Ehepaar sah Jo erwartungsvoll entgegen, eine junge Inderin, den Weißen Schleier über dem dunkeln Scheitelhaar, richtete ihre schwarzen Augen gespannt auf die junge Deutsche, und verwickelte sie bald in ein neugieriges Gespräch über Woher und Wohin. Es stellte sich heraus, daß sie eine deutsche Universität besucht hatte. Jo gab liebenswürdig und geduldig Auskunft.
Die Gäste gingen früh.
Bernburg sah seine Sekretärin aufmerksam an. „Was haben Sie? Fehlt Ihnen etwas?"
Jo schwieg einen Herzschlag lang. Dann richtete sie ihre Augen voll auf Bernburg.
„Herr Professor, ich erhielt einen Brief."
„Von James Rubee?" fragte der mit leisem Lächeln.
„Sie wissen?"
„Nein, ich weiß das nicht. Ich denke es mir nur und wartete darauf. Es sah dem guten James doch jeder auf zehn Meter an, daß er bis über seine beiden Ohren in Sie verliebt ist . . ." Er lachte auf.
„Er machte mir einen Antrcg . .
Bernburg beugte sich interessiert vor. „Sieh an. Ja, das habe ich so halb und halb erwartet. Und was wollen Sie tun? Ach, du lieber Gott! Da werde ich meine Sekretärin wohl verlieren?"
„Nein, ich bleibe selbstverständlich bei Ihnen, Herr Professor, bis Ihre Reise und Ihre Arbeit hier beendet ist . . . und auch sonst. . ."
Sie brach ab.
Vernburg sah sie forschend an.
„Rubee ist ein Ehrenmann, ein liebenswerter Mensch, er liebt Sie, er ist sehr reich und kann Ihnen gewiß das glänzendste und glücklichste Leben der Welt bieten, gibt es denn da noch eine Wahl? Ich glaube, jedes Mädchen müßte sich über seine Zuneigung freuen . . ."
„Ich freue mich über seine Zuneigung und bin ihm dankbar. Aber ich bin gebunden, Herr Professor . .
Bernburg beugte sich noch näher. Sein Gesicht trug den Stempel größten Erstaunens.
„Und trotzdem waren Sie in Monte, trotzdem so allein?"
Jo wurde ein wenig rot. Schließlich begann sie stockend zu erzählen. Von Hell und ihr, von ihrem Entschluß und von ihrer Flucht vor der Liebe. Bernburg sah ihr lange in das ernste Gesicht.
„Sie haben sehr hochherzig gehandelt", sagte er nachdenklich. „Und nun ist's besser, wir beenden das Thema... ich glaube, Sie erregen sich dabei zu sehr . . ." Er sah mitleidig in Jo's gespanntes, blasses Gesicht.
Sie standen auf und traten noch auf die Terrasse ihres Hotels heraus. Draußen ging ein weicher, warmer Wind, er wehte ihnen liebkosend über Haare und Gesicht, bunt flammten die Lichter auf, und alle Düfte der Tropennacht umgaben sie.
„Jeder geht das Schicksal, das ihm zuerteilt ist", sagte Bernburg ruhig und legte seinen Arm väterlich-beschützend um die schmalen Schultern des Mädchens. „Seien Sie nicht traurig . . . und glauben Sie mir . . . alle Dinoe, die uns jetzt noch unbegreiflich und seltsam erscheinen, :.:rden sich
einmal lösen, werden schmerzlos und ruhig werden.
Kommen Sie, gehen Sie schlafen ..."
Aber Jo fand keinen Schlaf. Warum keine Nachricht von Hell? War er krank? O Gott! Sie fuhr auf im Bett, stieß das dünne Moskitonetz beiseite , . . daß sie das vergessen hatte, sie eilte zu ihrem kleinen Schreibtisch und warf hastige Zeilen auf's Papier . . . gewiß, er muhte krank sein . . .
Tage, Wochen, Monate ... oft kam es Jo vor, als sei sie nun schon seit Jahren in Indien. Sie unterschied allmählich schon an der Kleidung die einzelnen Kasten, die der Priester, der Bauern, der Kaufleute. Die Bände mit Fotos und Aufzeichnungen wurden immer dicker, mit scharfem Auge erkannte sie die Merkmale der einzelnen Bauwerke, der Tempel, der Moscheen; lernte die reizvoll fremdartige Landschaft lieben, die sich in immer neuen Wundern erschloß.
Nach einer langen, sehr lohnenden Reise quer durch Mittclindien kamen die beiden Reisenden nach einigen Monaten in Kalkutta an.
(Fortsetzung folgt.)