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9er Betrieb ist unsere Burg

Nichtuogge-ende Rede Dr. Leys an faarlündifche Industrielle

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Kaiserslautern, 4. September.

Die Dezirksgruppe Saarland-Pfalz der Neichsgruppe Industrie veranstaltete am Dienstag abend in der Frnchthallc in Kai. serSlalitern eine Arbeitstagung, die von dem bekannten Saarindustriellen R Schling ge- leitet wurde.

Dr. Ley ergriff sofort das Wort zu einer fast zweistündigen Rede, die sich üoer den örtlichen Rahmen der Tagung hinaus a n die gesamten Betriebsführer und Unternehmen Deutschlands wandte und damit auch für die Gefolg­schaften aller deutschen Betriebe eine Kund­gebung Programmatischer Bedeutung wurde.

Dr. Ley führte einleitend aus. daß es heute möglich sei, vor Arbeitern und vor Arbeitgebern in derselben Art zu reden. Heute gelte als erstes die Wahrhaftigkeit. Darüber hinaus müsse alle Menschen der Glaubenssatz beherrschen: Wir bilden eine Gemeinschaft! Der Betrieb ist eine Einheit. Wer sich dagegen sträubt, den muß man belehren, zunächst im Guten. Wenn er dann noch nicht will, muß man ihn hart anpacken. Und wenn er schließlich und endlich über­haupt nicht will, muß man ihn vernichten.

Ordne deine Verhältnisse selbst"

Drei Zellen sind es, in denen sich das menschliche Leben entfaltet und abspielt: der Betrieb, die Familie und die Gemeinde! Diese drei Urzeiten sind eine Einheit und man dars sie nicht zerstören, nie! Und einem zweiten Gesetz muß man zur Geltung verhelfen: Alles, was die Menschen innerhalb dieser Gemeinschaften, innerhalb der untersten Gemeinschaften ordnen können, müssen sie untereinander ordnen. Man dars sich nicht einmischen. Im Betrieb darf man nicht nötig haben, den Treuhänder, die Ar- beitsfront, die Partei oder sogar den Staat damit zu belasten, weil dort im Betrieb Hemmungen und Schwierigkeiten auftreten. Ter ist mir ein netter Betriebsführer, der damit nicht fertig wird oder ein netter Be­triebswalter, der die Schwierigkeiten nicht meistert.

Gewiß, es gibt Dinge, die über dem Be- trieb liegen, etwa wenn im Textilbetrieb Rohstoffmangel herrscht, oder im Bergbau Härten in die Erscheinung treten, die außer- halb des Betriebes liegen, dann mutz es auch hier Stellen geben, die es ordnen. Aber an sich muh der Schwerpunkt der sozialen Ordnung, des sozialen Lebens nicht an der Spitze oder in Berlin oder in der Provinz liegen, sondern im Betrieb. Immer wieder muß ich sagen: Ihr müßt Euer Schick­sal selbst ordnen. Der Wohlfahrtsstaat von Weimar hatte uns so schön daran gewöhnt, daß alles für die Menschen geordnet wurde. Und wenn etwas schief ging, dann konnte Jeder sagen, daß er nicht daran schuld ge- wesen ser. Das ist natürlich Unsinn. Wir lagen, niein lieber Freund, schwimmen mußt e 'übst. Die Verantwortung trägst du few,.. Du willst Herr tm Hause sein, ^chönI Herr sein heißt aber Vera» 'vrtung haben! Infolge­dessen ve -'"N wir: Ordne deine Verhält­nisse selber

Unternehmer uno Arbeitnehmer werden solange mit ihren Dingen beschäftigt, bis sie sie selbst gelöst haben. Wir wollen euch helfen, wenn ihr nicht einig werdet. Wir werden der ehrliche Makler sein und euch sagen: Habt ihr lchon diese und jene Gesichtspunkte beachtet? Nun sangt noch einmal an, und wir geben euch gleiche Waffen in die Hand. Ihr Arbeiter sollt geistig die gleichen Waffen erhalten, wie die Unternehmer, aber einigt euch! Wenn man Las einmal durchgeführt hat, wenn das jeder weiß, was glauben Sie wohl, wie harmonisch unser soziales Leben wird.

Der Betrieb ist unsere Burg. Sie geht uns gemeinsam an, weil wir innerhalb dieser Burg eine gemeinsame Ehre verteidigen werden. Dann haben wir den Klassenkamps über- ' Wunden.

Der Unternehmer muh Kamerad sein

, Dr. Ley erinnerte dann daran, wie dieser

> Klassenkampf durch das Erlebnis der Kamerad

> schaft überwunden werden kann und fuhr fort

' Wenn der Arbeiter weiß, daßderUnter- " nehmerderKameradist, dann können " Sie vom deutschen Arbeiter alles verlangen.

' Narren Sie ihn aber nicht mit Mätzchen und ' nicht mit Humanitätsduselei. Der deutsche ! schaffende Mensch hat ein seines Gefühl dafür,

- daß Sozialismus kein Geschenk und keine Wohlfahrt und kein Mitleid ist. Kein Mitleid, sondern Gerechtigkeit! Eine Mahnung scheint mir angebracht. Lasten Sie Ihre Kamerad­schaftsabende nicht ausklingen, wie es früher bei Kaisergeburtstagsfeiern üblich war. Mit der dicken Trommel und mit dem Absingen vaterländischer Lieder allein ist es nicht getan. ES gibt keinen Teil unseres Volkes, der ein so fabelhaft feines Empfinden hat, wie der deutsche Arbeiter. Wenn man von Takt redet, dann muß man ihn im Volk suchen. Führertum heißt vernünftig sein. Vernunft aber ist das Produkt aus Instinkt und Verstand. Wissen ohne Instinkt und Cha­rakter ist schädlich für ein Volk. Alle Theorie ist grau. Allein das Lebende schafft neue Ideen, die im Volke leben.

Ich frgge euch: Für wen schafft ihr? Für

die Maschinen oder für die Bankguthaben, oder für die Menschen? Das ist das wertvollste Kapital, das unser Volk besitzt. Alles andere kann man ersetzen. Alles andere können auch andere Völker machen, deutschen Menschen gibt es nur einmal.

Darum soll man ihn erhalten und pflegen und gesundheitlich nicht ermüden lassen. Stel­len Sie sich bitte vor, wie man sich über die Frage des Urlaubs erhitzt und gestritten hat. Kann der Arbeiter, wenn er müde ist, so viel schaffen, als wenn er noch nicht müde ist? Ganz unmöglich! Ja sollte ich nicht doch einmal auf die Idee kommen und ihn Weg­schicken? Vielleicht schafft er dann besser. Viel­leicht nutzt er die Maschinen dann intensiver aus. In der ganzen Gemeinschaft muß sich das potenzieren, dann, weiß Gott, bekomme ich Urlaub ja zehnfach wieder heraus. Einige Werke sind erfreulicherweise schon darauf ge­kommen. DieWände rer Werke" in Dresden schlossen ihren Betrieb, ließen ledig­lich 100 Mann für die wichtigsten lausenden Arbeiten zurück und fuhren gemeinsam zehn Tage weg. Ein leuchtendes Beispiel, dessen Durchführung den klugen Betrieosfüh- rern ein beträchtliches PluS verschafft. Lassen Sie sich auch einiges über

das ThemaLohnerhöhungen"

sagen. Wir sind keine Gewerkschaften» die die Debatte über Lohnerhöhungen immer wieder in Fluß bringen, um ihre Daseinsberechtigung zu erweisen. Nicht höheres Lohnniveau, son­dern höheresLeoenSniveau muß das Ziel sein. Gerade Sie, meine Hörer, können viel in dieser Hinsicht tun. Verbessern Sie Ihre Werke, Ihre hygienischen Einrichtungen! Er­öffnen Sie Sport- und Spielplätze und Bade­anstalten! Es kommt Ihnen ja letzten Endes wieder zugute. Sie dienen damit der Gesamt­heit des Volkes.

Dr. Ley wies dann daraus hin, wie er vor allem verlange, daß der weltanschau­liche Begriff vom Offizier und vom Sol­daten in den Betrieo getragen wird, daß nicht mehr erklärt wird:Weil ich ein Unter, nehmer bin, weil ich Aktien habe, oder weil ich Betriebsführer bin. bin ich etwas besseres, mit einer anderen, ja vielleicht sogar mit einer höheren Ehre. Ich verlange, daß jeder erkennt: Ich stehe aus ein em Kom­mandopost en. habealso einebe- stimmte Besehlsgewalt. Alles zusammen.obGeneraloderMus- ketier, haben wir einegemein- sameEhre. Im übrigen bestimmt natür- lich auch die Befehlsform den Erfolg. Der Deutsche beklagt sich nicht, weil er ge­horchen muß und weil ihm ein anderer be­fiehlt, sondern er beklagte sich über jene bit­tere Tatsache, daß gerade diese wünschens­

werte klare Söldatenhaltung verdrängt wurde durch anonymes Kapital.

Unsere Bitte an Sie lautet:

Helfen Sie uns mit!

Wir sind selbstverständlich auf Sie mitange­wiesen. eine für mich keineswegs neue Er­kenntnis. Die Deutsche Arbeitsfront wäre nicht nur halb, sie wäre überhaupt gar nicht, wenn wir die Unternehmer nicht hätten. Wenn sie noch nicht die Unsrigen sind, wer­den wir nicht Nachlassen, sie zu gewinnen. Wenn du, lieber Freund, uns sagst: Nun laßt mich doch, wie oft soll ich noch mar­schieren und Kundgebungen mttmachen? Noch ost, mein lieber Freund! Die Gemein­schaft muß man üben, genau so, wie der Soldat in langsamem Schritt übt. Wir werden das immerwiederüben: dieKundgebung, dasAntreten, das Marschieren. Di- Betriebs, führ er vorneweg.

Wir bestehen auf unseren Forderungen nicht aus Leichtsinn oder Wollust am Dik­tieren. aber wir denken voll Grauen an die Ereignisse zurück, an die Tage, an denen wir erleben mußten, daß der eine Volksgenosse den andern erschlagen hat. Brudermord im eigenen Volk! Vergessen Sie das nie! Dann ist der Abgrund da. Denkt ihr an jene Bil- der zurück, dann werdet ihr bald merken, daß das. was wir von euch verlangen, wahr- hastig keine Opfer sind. Alles das. was einst der Arbeiter gefordert hat. soll und muß die gleiche Forderung, der gleiche Wunsch von euch sein. Ich verlange nichts Unmögliches und ich habe eine letzte Bitte an Sie: Häm» mern Sie sich ein. Sie alle, die Sie hier sind, und auch dre anderen, die Arbeiter, die Bauern, die Handwerker:Mag kommen was will, wir kapitulieren niemals!" Das muß der Wahlspruch jedes Deutschen sein.

Das Paradies können wir Ihnen nicht bringen. Wir haben es nicht. Versprechun. gen sind billig. Ich verspreche Ihnen nichts, aber ich sage Ihnen eines zu, das was ich auch heute den Arbeitern in den Betrieben sagte:

Du wirft uns, deinen Gauleiter, deinen Kreisleiter, den Führer niemals hinter der Front finden, sondern immer vor der Front! Eure Sorge soll unsere Sorge sein. Es soll keiner mehr in Deutschland untergehen, der wertvoll ist. Nicht wegen des einzelnen, weil er ein Kapital darstellt in der Gesamtheit, auf das wir nicht verzichten können, wenn wir wieder hochkommen wollen. Sorgen werden wir immer haben. Wenn wir heute mit einem Problem fertig geworden sind, w<rd morgen ein neues unsere Entscheidung fordern. Das Paradies? Ich weiß nicht, wo es liegt. In Moskau ist es nicht, in Amster­dam nicht, und über das Jenseits will und kann ich keine zuverlässigen Angaben machen. Ich liebe den Kamps, weil kämpfen Leben ist. Wir sind alle Soldaten. Höchste Opfer und Einsatz des Lebens verlangt das Schick­sal von allen Kämpfern. Wenn wir fallen, dann fallen wir für Deutschland- Heil unse­rem Führe« Adolf Hitler!

Im Kamps um -ie Wahrheit

Reichsleiter Romberg spricht zu englischen Wisseuschastlern

Berlin, 4. September.

Eine Reihe bekannter englischer Wis. senschaftler und Pädagogen be- findet sich gegenwärtig in Deutschland, um sich durch eigenen Augenschein von den Ver­hältnissen zu überzeugen und sich über die Einrichtungen des Dritten Reiches auf den sie interessierenden Gebieten zu informieren.

Am Dienstag folgten die englischen Gäste einer Einladung des ChefZ des Außenpoliti­schen Amtes der NSDAP. Reichsleiter N o - senberg, der sich nach längerer Krank­heit wieder aus dem Wege der Besserung be- sindet, ließ es sich nicht nehmen, auf einige Stunden nach Berlin zu kommen und dre Gäste in den Räumen des Außenpolitischen Amtes persönlich zu empfangen. In Ver­tretung des britischen Botschafters war der außerordentliche Gesandte B. C. Newton erschienen. Außerdem waren zahlreiche Ver­treter deutscher Behörden und der Partei erschienen.

In seiner Begrüßungsansprache führte Reichsleiter Nosenberg unter anderem aus: Ich bin der Ueberzeugung, daß die 2'/- Jahre nationalsozialistischer Revolution doch nach und nach dem aufmerksamen ausländi- scheu Beobachter andere Eindrücke vermittelt haben, als es anfangs geschienen hat. Natürlich ist die deutsche Revolution in vielen Dingen eine Kampfansage an An­schauungen und Lebensgewohnheiten, die vor dem Kriege gegolten haben. Wir haben aber die Ueberzeugung. daß nach einer derartigen Schicksalsstunde wie der Weltkrieg sie dar­stellte. die Völker nicht einfach nach Hause gehen konnten, als sei nichts geschehen. Was wir an staatlichen und gesellschaftlichen Vor. gängen nach 1918 erlebten, zwang -uns, alle Widerstands, und Aufbau» kräfte Deutschlands zusammen, zufassen. umdieEntwicklungzu einem blutigen Chaos auszu­halten. Dies ist durch den Führer und die nationalsozialistische Revolution ge­schehen! Die scheinbar für immer auseinan- derklafsenden Spalten zwischen Proletariat und Bürgertum sind durch ein neues

Gefühl der Volksgemeinschaft »u einer Front zusammengeschloffen worden, sowohl weltanschaulich, wie durch die Tat lm Deutschen Arbeitsdienst, wo die Ver- treter aller Volksschichten kameradschaftlich Zusammenwirken. Das Ausklingen einer art­fremden Kulturaufsassung, wie sie durch das überhandnehmende Judentum im Deutsch-, land der Vergangenheit möglich gewesen war. ist durch die organische Aus- scheidung des absolut Fremden ebenfalls überwunden, und gegen­über einem rein individualistischen aus dem spätrömischen Denken stammenden Rechts, empfinden tritt einausdem deutschen L h a r a k t e rhe rausquellendes Recht in Erscheinung. Aus dem Bauern, einem früher verspotteten Stande, ist wieder der geachtete, ewige Trä- ger des Volkstums geworden, und der Begriff des Arbeitertums umfaßt heute alle Menschen, die geistig und körperlich in Deutschland wirken.

Neichsleiter Nosenberg erinnerte dann die Anwesenden an den Kampf des englischen öolkes um seine ihm entsprechende Lebens­form und fuhr fort: Der Deutsche fühlt sich yeute nicht mehr als Privatmann, sondern üls Mitglied und Mitschaffer an irgend einer Gemeinschaft. Diese Einstellung findet nach außen ihren Ausdruck in der gleichen Tracht, in der Uniform. Die Uniform ist deshalb nicht das Zeichen einesmilitaristi­schen" Denkens, wie das vielfach mißver- standen wird, sondern das Symbol einer Eingliederung der Menschen in eine be­stimmte Ausgabe. So trägt die Politische Partei, wie auch der Arbeitsdienst, eine Uniform als äußeres Zeichen einer ihnen innerlich gestellten Pflicht. Wir sind der tiefen Ueberzeugung, daß die nationalsozia- ffstische Bewegung in Deutschland keine Staatsdiktatur von oben bedeu­tet, sondern nur die gewollte Anerkennung eines von unten aufstrebenden starken Willens zum Schutz einer unlöslichen Volksgemeinsähast.

Ich bitte Sie, meine Damen und Herren

von diesem Gesichtspunkt aus auch Ihrer- seits die Ereignisse in Deutschland zu über- blicken, so wie wir bemüht sind, englisches Denken und Handeln aus den Ueberlieferun- gen und Notwendigkeiten des englischen Lebens zu beurteilen. Was in Deutschland vor sich gegangen ist und noch vor sich gehen wird, ist nicht diktiert von irgend einem bösen Willen noch irgend einer engstirnigen Betrachtung der Dinge, sondern ist etwas, was lebensnotwendig zur Er­rettung des deutschen Volkes ausderSchandederletztenJahre war. DaS wird einmal, so hoffen wir, auch von der übrigen Welt als Lebcnsnot- wendigkeit der deutschen Nation begriffen und geachtet werden.

Die ErnShrungSlage ist gesichert

Berlin, 4. September.

Neichsernährungsminister Darre hatte zu Dienstag abend die Vertreter der Presse zu einem der seit langem üblich gewordenen Ausspracheabende eingeladen, auf dessen Tagesordnung die deutsche Ernäh- rungSlage sowie grundsätzliche Fragen der Preisgestaltung stan­den. Außer dem Reichsernährungsminister sprachen Reichsminister Dr. Goebbels, Staatssekretär Backe. Ministerialdirigent Dr. Bose, Ministerialdirektor Dr. M o r itz. Hauptabteilungsleiter Dr. Körte forme andere maßgebliche Persönlichkeiten des Reichsernährungsministeriums und des Reichsnährstandes. Die von den Preffever- tretern gestellten Fragen wurden eingehend und offen beantwortet. Inhalt und Ergebnis der überaus regen Aussprache lassen sich in folgende Punkte zusammensaffen:

Die Erfahrung hat gezeigt, daß die Preis­bildung ursächlich mit der Versorgungslage zusammenhängt. Die Marktordnung war notwendig, um die Agrarverhältnisse in Deutschland zu bessern. Sie ist ein Instru­ment, das nicht den Bauern allein schützt, sondern auch dem Verbraucher Schutz bietet. Es war der Sinn der Erzeupungs- schlacht, alle Maßnahmen bis zum Letzten auszuschöpsen, soweit sie in menschlichem Er­messen stehen, um Vorbedingungen stir eine möglichst günstige Ernte zu schaffen.

Die Getreideversorqung bietet dank der Vorratspolitik der Neichsregiernng keinerlei Schwierigkeiten. Die Reichsstelle hat infolge ihrer vorsichtigen Politik noch 1.7 Millionen Tonnen Getreide an der Hand.

Auf dem Gebiet der Fleischversor­gung ist eine Gefahr nicht wehr zu befürchten. Es werden jetzt wöchent­lich über eine Million Kilogramm Nind- fleischkonserven an die Bevölkerung ausge­geben und nach anfänglicher Zurückhaltung der Hausfrauen auch gern abqenommen. In­zwischen ist auch die direkte- Abgabe von Kon­serven an die großen Werke freigegeben wor­den.

Auf dem Schweinefleischmarkt wird die bestehende und saisonbedingte Spannung bis zum Spätherbst behoben sein. Erstrebt wird die Herstellung von Kühlfleisch anstatt von Konserven.

Die Obsternte liegt durch Witterungs- einflüffe in diesem Jahr drei Wochen später als im vorigen Jahr. Beim Svätqemüse wird zweifellos eine vollkommene Entlcistung eintreten, und die Preise werden auf der Grundlage des Vorjahres liegen.

Für den Bezug von Kartoffeln itt direktem Verkehr zwischen Erzeuger und Ver­braucher wird kein Schlußschein­zwang bestehen. Auch der im vorigen Jahr eingeführte Schtußschemzwang für den Bezug von Obst im Verkehr zwischen Erzeuger und Verbraucher wird zugunsten des Verbrau­chers ausgegeben.

Neichsminister Dr. Goebbels verwies in längeren Ausführungen auf den engen Zusammenhang der innen- und außenpoliti­schen Geschehnisse der letzten Jahre mit der allgemeinen Wirtschaftslage, insbesondere auf devisenpolitischem Gebiet.

Uneedörte vergewaMgung -es MemeldeuMlums

Memel, 4. September.

Die Bekanntgabe der Memeldeutschen Ein­heitsliste, an deren Spitze bekanntlich der frühere Landespräsident Dr. Schreiber steht, ist litauischerscits mit einer neuen schwe­ren Rechtsverletzung beantwortet worden. In der ersten Bekanntgabe stand der Name Dr. Schreibers noch an der Spitze des Wahlvor. schlags. Bei der Veröffentlichung weiterer Namensunterschriften zu der Einheitslif Wurde das betr. Blatt auf Anordnung dce litauischen Kriegskommandantcn beschlag­nahmt, wie verlautet, weil Schreiber wiederum als Spitzenkandidat ernannt war. Wie es heißt, sollen dw Litauer die Absicht haben, die Kan­didatur Dr. Schreibers mit der Begründung zu verhindern, cs beständen Zweifel an seiner Staatsangehörigkeit.

Von memelländischcr Seite wird demgegen­über darauf hingewiesen, daß es sich bei dem Versuch der Ausschaltung Dr. Schreibers um einen neuen unerhörten litau- ischenWillkürakt handelt. Dr. Schrei­ber ist seit 13 Jahren Memelländer, er ist auch 1932 in den Landtag gewählt worden, und der damalige litauische Gouverneur hat ff)» in Auswirkung dieser Wahl zum Landtagsprasi- denten ernannt, ohne daß Zweifel an seiner Staatsangehörigkeit geäußert wurden.