Wettentscheidungen
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' 2. daß er, allem Ansturm abendländischer Zivilisation zum Trotz, sein ursprüngliches afrikanisches Gesicht und seinen kulturellen Besitz bewahrt hat und vor allem auch kein Herrschaftsgebiet des Islam wurde;
3. daß der abessinische Kaiser, der Negus Negest, der „König der Könige", der letzte Selbstherrscher der Erde blieb.
Me italienische Zangen-Stellung
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1. Fortsetzung
Me Tierwelt Abessiniens
Während das Hochland noch vor einigen Jahrzehnten ein Tierparadies war, ist heute infolge fortschreitender Bewaffnung der menschlichen Herren dieser Weiten mit modernen Gewehren der Wildbestand an Großsäugern sehr zurückgegangen. Zwar beherbergen die Gewässer noch ungefüge Flußpferde, aber der Elefant, der früher in großer Herden die Steppen bevölkerte, kommt nur noch vereinzelt aus dem Sudan ins Land. An vielen Stellen des Hochlandes find noch Löwe. Leopard und andere Katzenarten zuhause; nachts erschallen ihre Stimmen im Konzert der Wild- nis. Der widerwärtigste Räuber aber ist überall die Hyäne, die selbst nicht die Nähe größerer Wohnplätze scheut und sogar in Addis Abeba nächtlicherweise ihr scheußliches Geheul hören läßt. In den Wäldern der Kolla und der Woina Deka tummelt sich das Heer der Affen, unter denen besonders die schönen schwarzweißen Gue- reza ins Auge fallen. Neber die Steppe fegen zahlreiche Rudel von Gazellen und Antilopen. In der Deka, namentlich auf dem Berge Koka (4000 Meter) in Arussi. findet sich als zoologische Rarität die N y a l a - A n t i l o P e. Auch Zebra und Strauß finden sich wohl noch in einzelnen Gegenden des Südwestens.
Städte in unserem Sinne gibt es in Abessinien nicht. Nur H a r r a r, eine Grün- , mg der Araber im Südosten des Landes, entspricht im großen und ganzen einer orientalischen Stadt. Sie ist ein Fremdling in diesem Lande, das im allgemeinen nur Dörfer oder bewohnte Lagerplätze kennt. Noch heute hat jeder Provinzialgouverneur oder Landessürst die Gewohnheit, bei Amtsantritt sofort eine neue Hauptstadt seines Machtbereiches zu gründen. Der Sitz seines Vorgängers zerfällt dann bald und besteht nur rm Namen fort. Wie oft erlebten wir die Vorfreude, am nächsten Tage nach wochenlangem Buschleben einmal wieder „Paradiesfreuden" in einer „Provinzialstadt" erleben zu können, um dann feststellen zu müssen. daß die Hauptstadt, die als solche auf den Karten eingetragen war, längst verlassen wurde. Nur einige leere und nur zeitweilig bewohnte Hütten zeugten noch von rhrer früheren Gegenwart. In den Hütten stürzten sich dann gewisse kleine Tierchen, die bei uns ausgestorben sind, mit Heißhunger aus uns. °
Die Höhenstadt Addis-Abeba
Tie Hauptstadt Addis Abeba („Neue Blume") ist in vieler Beziehung interessant. Sie ist im wahrsten Sinne des Wortes eine „hochgebaute Stadt", liegt sie doch 2 600 Meter über dem Meeresspiegel. Man hat sie darum auch mit Recht „Stadt der dünnen Lust" genannt. Daß sie dies ist, macht sich vielfach bemerkbar, vor allem m der Mentalität der hier lebenden Europäer. Die dünne Luft macht sich freier, hemmungsloser in ihren Handlungen. Es passiert hier manches, was man in Europa nicht verstehen würde.
Addis-Abeba ist keine Stadt in unserem Sinn, sondern ein ausgedehnter Sammelplatz von Einzelsiedlungen. An 100 000. Menschen wohnen hier auf einem Raum, der an Umfang wohl einer europäischen Großstadt gleichkommt. Zwischen die in grünem Eukalyptuswalde zerstreuten afrikanischen Rund- und Lang- Hütten der Eingeborenen mischen sich. Fremdlinge in dieser Landschaft, weiße Europäerhäuser. die sich um den großen Marktplatz Arrada etwas dichter drängen. Wenn man von einem erhöhten Standpunkt bei der St.-Georgs-Kirche den Blick über die Dächer gleiten läßt, sieht man nur ein graues Wellblechmeer; denn Wellblech ist leider auch in dieser afrikanischen Hauptstadt allgemein ge- bräuchliches Baumaterial der Europäer. Die vielteiligen Gehöfte der abessinischen Großen bilden in der weiten Stadt gewisser, maßen wieder kleine Städte für sich. Die Kaiserpfalz, der „Gibbi". bedeckt mit seinem Häuser, und Hüttengewirr und dem von dem deutschen Baumeister Härtel erbauten Präch- tigen Mausoleum des Kaisers Menelik ll. einen ganzen Hügel und leuchtet von dort aus weit in die Lande.
Es gibt wohl keine zweite Stadt in Afrika, in der alte afrikanische Einrichtungen und abendländische Zivilisation so durcheinander gewürfelt sind wie hier. Dieses Konglomerat schafft den klassischen Boden für Ereignisse und Zustände, die wir als „afrikanische Späße" verspotten, ohne zu bedenken, daß es ja gar nicht anders sein kann, wenn Altes und Neues sich mischen, ohne sich zu verbinden.
Den schönsten Anblick gewährt die Stadt, wenn man sich ihr mit der Bahn von Dji- bouti her nach dreitägiger Fahrt durch Sonnenalut und Wüstenstaub nähert. Dann gleicht sie wohl einer großen europäischen
Gartenstadt, die freundlich am Bergeshäng aufgebaut ist. Der Eukalyptuswald. Schöp- suna des deutschen Forstrats Esche- rich, verbirgt die großen Mängel, die ihr naturgemäß noch anhaften müssen. Ist sie doch erst vor einigen Jahrzehnten durch die Hand des großen Kaisers Menelik II. als „Neue Blume" aus dem Nichts eines öden Lagerplatzes hervorgezaubert worden. Mit emsiger Hand haben die Nachfolger Mene- liks, Kaiserin Zauditou und der jetzige Kai- ser Haile Selasji. an ihr weiiergebaut und sie weiter entwickelt. Heute gibt es im Stadtbereich schon zahlreiche Straßen, die sich getrost abendländischen Verkehrswegen an die Seite stellen können.
Auf der „Bahnhosstraße" bei Ankunft von Zügen und auf der „Ras Makonnen- straße" an schönen Sonntagen, wenn die ganze europäische Kolonie mit Kraftwagen, Fahrrädern, zu Pferd und auf Maultieren „auf den Beinen" ist. kann der Verkehrsschutzmann sehr gut gebraucht werden. Leere Petroleumfässer dienen als „Verkehrsinseln". Allerdings gibt es auch Gassen und Winkel, die namentlich zur Regenzeit unpassierbar sind. Elektrisches Licht, allgemeine Wasserleitung und Kanalisation sind nicht vor- Händen.
Einer der wichtigsten Tage dieser afrikanischen Stadt ist der wöchentliche große Markt- tag." Dann kommen aus allen Gegenden der abessinischen Welt die Eingeborenen, um mit ihren Produkten zu handeln. Wohl an 20 000 Menschen in allen Schattierungen der Hautfarbe. vom hellsten Braun bis zum tiefsten Schwarz, sind dann auf dem Marktplatz Arrada und den Hauptstraßen versammelt.
Die äthiopische Eisenbahn
Die äthiopische Eisenbahn, die Addis- Abeba mit dem Meere verbindet, ist das Werk des Staatsmannes Alfred Jlg. des Ministers Kaiser Meneliks II. Jlg, ein gebürtiger Schweizer, dem das Reich des Königs der Könige zur zweiten Heimat wurde, und dem es viel zu verdanken hat. erkannte, daß die starken wirtschaftlichen Kräfte des großen Landes nur dann zu einer für das Reich und die Weltwirtschaft wirksamen Entfaltung gebracht werden konnten, wenn durch moderne Verkehrseinrichtungen der zeit- und geldraubende Weg durch die gefährliche Wüstenzone überwunden wurde. Daß freilich mit dem Bau einer Eisenbahn die Geschlossenheit der inneren bodenständigen Entwicklung des äthiopischen Reiches unterbrochen und für wesensfremde Belange moderner Zivilisation leichter erreichbar wurde, hatte der Staatsmann als Abendländer und Vertreter der Belange Europas weniger zu erwägen. Jlg war eben nicht Abessinier, sondern der in Abessinien tätige Exponent abendländischer Wirtschaft.
Von der Idee des äthiopischen Reiches aus gesehen war der Bau der Eisenbahn zweifelsohne ein Fehler. Dies muß auch Kaiser Mcnelik II. rechtzeitig erkannt haben; denn er weigerte sich lange, seinem Vertrau- ten die Konzession zu erteilen. Erst nach über vierzehnjährigen Verhandlungen erhielt Jlg am 11. Februar 1893 die schriftliche Genehmigung des Kaisers, mit dem Studium des Baues und der Bildung einer Gesell- Mast zu. beginnen. Jlg beauftragte seinen
Freund Leon Ehefneux, die notwendigen Ka- Pitalien in Europa aufzutreiben, was diesem auch in Frankreich gelang. Am 9. März 1894 erhielt Jlg dann endlich die Urkunde, die ihn znm alleinigen Inhaber der Konzession für den Bau emer Eisenbahn nach Addis-Abeba erklärte. Am 24. Dezember 1902 fuhr der erste fahrplanmäßige Zug auf der bis dahin sertiggestellten 308 Kilometer langen Teilstrecke Djibouti—Diredaua. Erst während des Weltkrieges wurde die Bahn bis Addis-Abeba durchgeführt. Ihre Gesamtlänge beträgt etwa 800 Kilometer. Auf dieser Strecke hat sie eine Steigung von 0 auf 2400 Kilometer zu überwinden. Die Züge, wöchentlich zwei m jeder Richtung, brauchen für die Gesamt- strecke drei Tage. In der Nacht ruht der Berkehr. Für die Reisenden sind darum zwei Uebernachtungsstationen eingerichtet worden: Diredaua und Hauasch.
Me geopolitische Situation
Nur zwei natürliche Wege, die aber auch nur einen Teil des Jahres benutzt werden können, führen an die Grenzen des abessinischen Hochlandes: die Flüsse Sobat und Blauer Nil. Den Sobat können in der Flutzeit Dampfer bis Gambela befahren, den Blauen Nil bis Roseires. — Im Osten und Südosten trennen die Wüsten und Steppen des Danakillandes, die Afar, und des So- malilandes Abessinien von der Völkerstraße des Meeres. Diese Grenzen sind natürliche Festungsmauern, von der Hand des Schöp- fers gefügt. Dante, der Sänger der „Gött- lichen Komödie", hat sicherlich nicht den Le- bensraum der Danakil und Somali kennen gelernt; er hätte aber bestimmt kein besseres Vorbild für sein Inferno finden können: unheimliche, mörderische Sonnenglut, wenig Trinkwasser, nackte, wilde Felsenmassen, grausame Eingeborene, bei denen das Menschenmorden täglicher Brauch ist. Erst dann darf ein Danakil oder Somali ein Weib freien, wenn er seiner Auserwählten den Nachweis liefert, mindestens einen Menschen getötet zu haben. Er muß Raum schaffen für die Nachkommenschaft; denn nur eine bestimmte Anzahl von Menschen kann sich in jenen Gebieten ernähren. Hier schuf eine graulame Nalur graulame Gesetze! Nur eine Straße, die äthiopische Eisenbahn von D;i- bouti nach Addis-Abeba. durchbricht diesen lebensfeindlichen Raum; sie ist in der Hand von Europäern, Franzosen und Jta- li ene r n.
Den Norden Abessiniens schützt das unwegsame wilde Gebirge von Semien und Tigre, und im Süden stellt sich die Barre des Urwaldes von Kassa und Madjie dem Eindringen abweisend entgegen.
Festungsartig umschlossen vom östlichen und westlichen Steppen- und Wüstengürtel, sowie vom Hochgebirge des Nordens und den Sümpfen und Urwäldern des Südens breitet sich der Lebensraum der Hochländer von Schoa, Godjam und der Westgalla-Länder aus. der auch dem europäischen Siedler Hei. mat und dem abendländischen Soldaten — Kampfplatz sein könnte. Seiner Abge- schlossenheit verdankt es dieser Lebensraum
1. daß es noch heute das einzig wirklich freie Volk Afrikas beherbergt, das dem wer- ßen Mann nicht untertan ist:
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Für angreifende europäische Heere, die nicht an afrikanische Verhältnisse gewöhnt sind, werden die Grenzen zu Hemmnissen, die auch mit den Mitteln europäischer Kriegs- technik schwer überwunden werden können, wenn kriegerische Abwehr sich regsam zeigt. Allerdings wird die festungsähnliche Position dadurch wesentlich beeinträchtigt, daß das Land von den italienischen Gebieten Ery- threa und Somaliland unter Zangenwirkung genommen werden kann. Italien steht im südlichen Zangenglied infolge mangelnder Abwehr durch die Abessinier heute bereits bei Ual-Ual, d. h. jenseits der größten Schwierig, keiten. Es wird „jenseits von gut und böse" sein. d. h. am E i n g a n g zum Herzen Abessiniens, dem Hochland von Schoa. stehen, sobald es den gewaltigen Einschnitt des Ostafrikanischen Grabens überwunden haben wird. Das ist aber nur noch eiiik Frage der Technik, unabhängig von den Unbilden des infernalischen Klimas der Wüste.
Während so Abessinien selbst in einiger- maßen gesicherter Position ist. steht es andererseits als gefahrdrohende, ausfall- bereite Festung in der Flanke des englischägyptischen Sudan und des Seeweges nach Indien, des Roten Meeres, von dem bereits 1879 Lord Salisbury sagte: „Das Note Meer ist unsere empfindliche Seite."
Die englische Weltmachtstellung beruht in der Tat zum erheblichen Teil auf dem Handel mit Indien, der gesichert ist durch die englische Vorherrschaft über Aegypten, am Suezkanal und den Besitz des Sudan. Das Ziel der britischen Indienpolitik bestand von jeher darin, den Indischen Ozean zu einem englischen Meer zu machen, d. h. um den Ozean einen Kranz englischen Einfluß- gebietes zu legen. Einzig von Abessinien auS ist es heute vielleicht möglich, diese Pläne ernstlich zu stören. Das freie, festungsartige Land in der Flanke des Sudan und des Noten Meeres bedeutet für Englandeine eminentgroßeGefahr, die besonders bedrohlich werden könnte, wenn eine europäische Nation die naturgegebenen Kräfte Abessiniens organisiert. In italieni- sches Abessinien dürfte für England schlechter- dings untragbar sein; denn von ihm und von Tripolitanien andererseits können die englischen Machtgebiete am Nil, insbesondere also Aegypten, in die Zange genommen werden.
Aber auch ohne militärischen Aufwand kann von Abessinien aus die Position des britischen Weltreichs in Nordasrika bedroht werden, und zwar durch Abdrosselung des Flutwassers, der wichtigsten Lebensader des Gebietes, des heiligen Nil.
Sehen wir zu . . .
(Fortsetzung lokal)
Nie „MrgumOt" teilt mit:
München, 2. September.
Wie die Deutsche Bergwacht mitteilt, wur- den die Touristen Hans und Walter Schmidt aus Plauen i. V. am Sonntag nachmittag mit Erfrierungen auf der Notstandshütte an der inneren Höllentalhütte aufgefunden und zu Tal gebracht. Die Berg- steiger waren bereits am vergangenen Mitt- woch von schlechtem Wetter überrascht wor- den und haben sich in dem Hüttchen ausgehalten. bis ihnen Hilfe gebracht werden konnte.
NMuer Ingenieure ^fanden das MuskeWMm
Dessau. 1. September.
Die beiden Ingenieure Haesler und Billinger. die Erfinder des Flugapparates, mit dem sich zum ersten Male ein Mensch durch eigene Kraft längere Zeit In die Luft erhob, sind Statiker bei den Junkers- Flugzeugwerken. Der eine von ihnen ist 2ö. der andere 27 Jahre alt. Die Maschinen haben sie in ihrer freien Zeit und aus eigenen Mitteln in Dessau gebaut.
PM
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Diplomingenieur us. (H. Hoffman«)