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Förderung der einheimischen Schafzucht

Mittel und Wege

zur Vermehrung der Schafzucht

In Württemberg würben nach dem Kriege wie auch in den ersten Nachkriegsjahren etwa 280 000 Schafe gezählt. Dieser Bestand ging bis zum Jahr 1933 bis aus 140000 Stück zurück. Die Ursachen liegen in dem Wegfall wesentlicher Schafweiden in Elsaß- Lothringen und in der erheblich intensiveren landwirtschaftlichen Betriebsführung. Aber auch viele Schäfer und Schafhaller haben mitunter durch unsachgemäßes Verhalten und durch die Verursachung von Weidefre­veln dazu beigctragen. daß zahlreiche Ge- meindeschafweiden nicht mehr verpachtet wurden. Nicht zuletzt trägt aber auch die Aufforstung von S ch a f w e i d e s l ä - chen mit zu der Verminderung des Schaf- bestandes bei. Abgesehen von diesen Umstän­den verursachten die stark schwankenden Weltmarktwollpreise. die in fünf Jahren von, 160 NM. ie Zentner Schweißwolle au? 40 bis 60 NM. Heruntersielen, den Nieder­gang der Schafzucht. Während der Jahre des Äollpreissturzes gingen leider die Weide- pachtpreise nicht annähernd mit. Sie waren mitunter so hoch daß sie den Wert einer Schafhaltung sogar überstiegen.

Vermehrung der Weideflächen

Bei der Frage der Vermehrung der Schaf­zahl nehmen die Vorsommerweiden mit einer Weidedauer von April bis August insofern eine Schlüsselstellung ein. als die Zahl der Vorsvmmerweiden überhaupt aus­

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schlaggebend ist sür jegliche Vermehrung der Schafe. Die der Schafhaltung im Vorsommer als Weideflächen dienenden Oedland- und Allmandslächen wurden in den Nachkriegs­jahren zunehmend nicht mehr als Schafwei­den verpachtet. Teilweise sind diese früheren Schatwerdeslächen umgebrochen und in Kul- tur genommen worden. Abgesehen davon, daß diese Basis der Schafhaltung mitunter mehrjährig vertraglich gebunden ist. bedeutet es einen nicht unerheblichen Kostenaufwand, diese Flächen wieder in Grünland umzu- ivandeln. Es versteht sich von selbst, daß durch Auflösung eines Teiles der mit den Gemeindebürgern und Bauern abgeschlosse­nen Pachtverträge mitunter Härten ent­stehen. für welche augenblicklich nicht immer ein zweckentsprechender Ausgleich gefunden werden kann. In Anbetracht der Bedeutung der Vorsommerweiden für die Vermehrung der Schatzahl wird cs trotzdem notwendig werden, wenigstens einen bestimmten Prozentsatz dieser früheren Schafweideflächen, die seit Jah­ren anderweitig genützt wurden, der Schafhaltung wieder zu zu- f ü h r e n.

Schaffung

von Ueberwinterungsmöglichkeil

Ein anderer Weg. aus der zur Zeit vor­handenen Fläche von Schasweiden eine grö- s ßere Stückzahl von Schafen ernähren zu ! können bestehi in der Verbesserung der der­zeitigen Sommerweiden durch Rodungs- Pflege- und Tüngungsmaßnah- j m e n. Zu diesem Zweck stellt die Landes- i bauernichast nicht unerhebliche Nodungs- und Dünaungszuschüsse. letztere allerdings ' nur bei mindestens drei- bis sechsjähriger Verpachtung an ein- und denselben Schaf­halter zur Verfügung.

' Hand in Hand rmt der Vermehrung der / Sckmfrahl auf Grund neu zu erschließender

Vorsommerweiden, wird es zur Erhaltung der Wirtschaftlichkeit des einzelnen Schäserei- Betriebes und zwecks voller Ausnützung der Landschaft - Eigenschaften des Württem­berg e r L-chases künftighin dringend notwendig, auch die Winterweiden innerhalb Württembergs in erheblichem Um­fang zu vermehren. Das Ziel muß sein, für die Mehrzahl aller württembergischen Schaf­herden eine ebenso billige, wie für das Würt- temberger Schaf naturgemäße Ueberwin- terungsmöglichkeit zu schassen. Von wesentlicher Bedeutung ist dabei, eine ge- ringere Auftriebsstärke je Winterweide und in direktem Zusammenhang damit eine zeit­liche Verlängerung der Weidedauer bis 25. März. Um dieses Ziel zu erreichen, wird außerordentlich viel Aufklärungsarbeit in Kreisen der Landwirtschaft und im beson­deren der jungen Bauerngeneration noiwen- dig sein. Um das Verständnis für die Schaf­haltung in diesen Kreisen erneut zu wecken ist daher die Landesbauernschaft Württem­berg bemüht, durch Gründung von Bauern-. Gemeinde, und Genossenschafts-Schäfereien sowie durch Gründung von Hausschafhal- tungen die bäuerliche Bevölkerung mit der Schafhaltung vertraut zu machen.

Bei gegenseitiger Zusammenarbeit wird nach Ueberwindung von viel Voreingenom­menheit gegenüber der Schafhaltung eine zahlenmäßige Verdoppelung des derzeitigen württembergischen Schafbestandes möglich sein. Die Richtigkeit dieser Anschauung er­gibt sich zweifelsfrei aus der Tatsache/ daß sowohl während der Kriegszeit als auch im Anschluß daran, trotz weitgehender Bean­spruchung der Acker- und Wiesenflächen zur Volksernährung, der doppelte Schafbestand gegenüber heute gehalten werden konnte.

Württemberg. Schafwolle und ihre wirtschaftliche Bedeutung

Die Wollen des Württemberger Schafes sind durch jahrzehntelange züchterische Arbeit einProduktvonseltenerBeschaf- s enheit und Ausgeglichenheit geworden. Ihre besonderen Merkmale sind ein treuer merinoartiger Charakter, verbunden mit regelmäßiger Kräuselung, großer Füllfähig­keit und zuverlässiger Kraft. Es gibt keine

Wolle, welche für Strapazierstosfe ln gleicher Weise geeignet wäre, wie gerade die Wolle des Württember­ger Schafes. Trotz dieser Eigenschaf­ten war es erst durch das Ein- greifen der Reichs- regierung nach der Machtübernahme durch unseren Führer und Reichskanz­ler Adolf Hit­ler möglich, die im Inland erzeugte Schafwolle zu angemessenen Preisen wieder absetzen zu können. In den letzten Jahren vor der Entstehung des Drit­ten Reiches konnte jeweils nur ein bestimm­ter Prozentsatz, welcher zum Teil nur 40 Pro­zent des Wollgefälles in Württemberg be­trug. an die einheimische Tuchindustrie so­wie an Wollhändler abgesetzt werden. Ein nicht geringer Teil ging dabei noch an das Ausland, welches die württembergischen Wol­len ihrer bereits genannten Eigenschaften wegen besonders schätzte und für die Herstel­lung von Militärtuchen kaufte. Zu gleicher Zeit behaupteten die verschiedensten amtlichen und halbamtlichen Stellen in Deutschland, unterstützt durch Teile der Tuchindustrie, daß die einheimischen Wollen durch ihre nicht ge­nügende Feinheit eine Verarbeitung ohne Verwendung ausländischer Wollen nicht zu­lassen. Unser Neichsheer. die Reichsmariue. die Neichsbahnbeamten. Straßenbahnbeamten usw. trugen also nach dem Krieg vornehmlich Kleidungsstücke, die f a st ausschließlich von ausländischen Wollen her­gestellt wurden, während zu gleicher Zeit die im Inland erzeugten Produkte trotz nieder­ster Weltmarktwollpreise nicht abgesetzt wer­den konnten.

Diese Verhältnisse haben sich seit dem Har­tung lJanuar) 1933 grundsätzlich geändert. Die Neichsregicrung hat zunächst Sorge ge­tragen, daß der Wollpreis, unabhängig von dem Weltmarktpreis, eine Höhe erreichte.

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Die vergangenen Jahrzehnte zeigen einen ständigen Rückgang der deutschen Schafzahlen. Der Prozentsatz der Eigenversorgung der deutschen Textilindustrie mit der im Inland er­zeugten Wolle ging immer mehr zurück, so daß heute nur noch rund 7 Prozent des gesamten Wollbedarss im eigenen Lande erzeugt werden können. Eine der­artig hohe Abhängigkeit einer außerordentlich starken Jndustriegruppe von einem aus­ländischen Rohstoff bedeutet eine große Gefahr. In wirtschaftlich unsicheren Zeiten, wie sie vor allem durch Schwierigkeiten in der Beschaffung ausländischer Zahlungsmittel bestehen, kann eine so eingestellte Rohstoffpolitik zu erheblichen Schwierigkeiten führen. Die Eigenversorgung ist technisch ohne weiteres möglich und dieselbe soll in den nächsten Jahren dadurch bereitgestellt, werden, daß die zurzeit bestehende Schafhaltung, deren Zahl mit rund 3,4 Millionen anzugeben ist, nahezu um das Dreifache vermehrt wird, so daß mit 1v Millionen Schafen in Zukunft gerechnet werden kann. Bedenkt man, daß diese gewünschte Eigenversorgung nicht nur wichtig ist, um die Bekleidung des Volkes sicherzu st eilen. sondern um vor allem die Beschäftigung von ungefähr einer Million Arbeitern aufrecht­zuerhalten, so erkennt man schlagartig die Größe und Wichtigkeit des gestellten Problems.

Die Einstellung von nur einigen wenigen Schafen in die in Deutschland vorhandenen bäuerlichen Betriebe würde schon die gewünschte Vermehrung bringen. Aber auch die mittleren und größeren landwirtschaftlichen Betriebe Deutschlands sind für Schafe noch ohne weiteres aufnahmefähig, und zwar ohne daß die Betriebsführung eine wesentliche Aenderung erfährt. Die beiden schwierigsten Punkte, die bei der Neuerrichtung einer Schafhaltung zu beachten sind, liegen Wohl einmal auf der geldlichen und zum anderen auf der fütterungstechnischen Seite. Was die Anlage von Kapital in der Schafhaltung anbetrifst, so ist damit durch die neue Agrarpolitik des Dritten Reiches kein erhebliches Risiko mehr verbunden. Die deutsche Wolle hinsichtlich ihres Preises ist heute ja nicht mehr den beträchtlichen Schwankungen des Weltmarktes unterlegen, sondern sie bringt auf Jahre hinaus gesichert einen Preis, de, in seiner Höhe als befriedigend anzusehen ist und der auch auf lange Sicht hin auf dieser Höhe gehalten wird.

Wenn heute also ein Bauer oder ein Landwirt Schafe wieder in seinen Betrieb auf­nimmt, so wird er durch eine Veränderung des Wollpreises in absehbarer Zeit keine Ein­buße erleiden. Der Absatz des Schaffleisches wird für die Zukunft durch eine entsprechende Propaganda gesichert werden.

Lelle-Enilcr

welche für die Wiederherstellung der Wirt­schaftlichkeit des einzelnen Schäferei-Betrie­bes erste Voraussetzung ist. Die gesamte Schafhaltung bzw. die Schafbesitzer wurden von Grund aus organisatorisch zusammen- gefaßt und das Produkt .Rohwolle" seit dem Jahr 1934 nach festgesetzten Richtlinien und Preisen, welche ebenso gerechi wie-sach­lich und vorläufig auskömmlich sind bewirt­schaftet. Heute ist es so. daß nicht nur das letzte Pfund Wolle ersaßt und abgesetzt wer­den kann, sondern die Neichsregierung ist mit besonderem Nachdruck bemüht, die Schaszahl nicht nur erheblich zu vermehren, sondern auch die Wollqualität und Woll­te i st u n g weiterhin zu vereinheitlichen und zu verbessern. Das Ziel der Reichsregierung ist es. durch inländische Eigenerzeugung das deutsche Volk und vor allem die große Textil­industrie mehr und mehr vom Ausland un­abhängig zu machen. Daß dies möglich ist, ergibt sich aus der Richtigkeit der seitens der Reichs- und Länderregierungen getroffenen Maßnahmen aus den verschiedensten Gebieten der Schafhaltung.

Seit dem Jahr 1934 besteht eine Reichs- w o l l v e r >v e r tung mit dein Sitz in Ber­lin. welche außerdem in Königsberg und Ulm a. D. Zweigstellen unterhält. Zu >eder dieser Reichswollverwertungsabteilungen ge­hören eine Anzahl von Sammelstellen, welche verpflichtet sind, auch die kleinsten Wvllmen- geu der Reichswollverwertung zuzusühren. Der Wollpreis richtet sich nach Feinheit. Neudement, Einheitlichkeit und Wollpslege. Diese Feststellungen werden geirossen durch verschiedene beeidigte Wolltaxatioijskommis- sioneu. welche jedes Wollgefälle hinsichtlich dieser wertbestimmenden Eigenschaften nach erfolgter Eiulieferung im Lagerhaus genaue- stens prüfen. Ter Verkauf der Wollen ersvlgt durch zahlreiche große, einheitlich ausgezogene Wollversteigeruugen. zu der die gesamte Tuch- und Kammgarnindustrie sowie die Wollhändler eingeladen werden. In Würt­temberg werden die Mehrzahl der erzeugten Wollen nicht im Schweiß angeliefert, sondern in Form von Nückenwäsehe. Diese rücken­gewaschenen Wollen sind von seiten gewisser Industrien ganz besonders begehrt und es ist das Streben der mit der Förderung der Schafzucht betrauten amtlichen Stellen, die rückengewaschenen Wollen zahlenmäßig zu vermehren und durch Ausbau und Verbesse, rung der Schaswäschen qualitativ noch weiter zu verbessern.

Dank der neuen Wollbewirtschaftung und der Sicherstellung auskömmlicher Preise durch die Reichsregierung ist nunmehr auch der Schäfereibetrieb wieder lebensfähig gewor­den und es ist zu hoffen, daß sich die Mög- lichkeit der Anstellung von Kalkulationen auch aus die Preisbildung der Schasweiden baldigst auswirkt. Die größte Sorge Hinsicht- lich der Vermehrung der Schafzahl und der Rohwollerzeugung gipfelt in der außer­ordentlich schwer zu beschaffenden Anzahl neuer Schasweiden aller Art. Auch in dieser Richtung wird künftighin eine gesetzliche Regelung die letzten Schwierigkeiten einer nachdrücklichen Vermehrung des einheimi­schen Schafbestandes beseitigen.

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