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Samstag

Das Doktor-Fräulein.

Novelle von Alwin Römer.

(Schluß.)

Allerdings, Jngeborg. Woher weißt Du das denn?"

Von dem dicken, rotnasigen Haushofmeister im Sanatorium!"

Das begreife ich nicht!"

Wände haben überall Ohren, Kind! Ich weiß aber noch viel mehr. Du hast nämlich noch einen anderen Antrag gehabt, Kleine. Schau doch, wie Du rot wirst!"

Jngeborg, ich bitte Dich inständig: erinnere mich nicht daran! Du weißt nicht"

Was weiß ich nicht?"

Ach Gott, nichts."

Doch, Lenore. Ich weiß es. Du hast heute Dein Herz gemartert, als Du nein sagtest. Denn Du liebst ihn!" sagte die Freundin ernst.

Nein nein, Jngeborg!" rief schluchzend Lenore und drückte ihr Antlitz in beide Hände.

Du törichtes Mädel", flüsterte darauf die Gräfin und liebkoste mit weichen Händen den braunen Scheitel der Fassungslosen.Gegen mich wirst Du Dich vergeblich verstellen! Wenn's Deine Briefe nicht schon ver- raten hätten, Deine Augen sagten's mir sofort!"

Habe ich Dir nicht geschrieben, daß ich nie ?" klang es unter den noch immer das Gesicht verhüllenden Händen hervor.

Gerade wegen diesesnie" komme ich, Du närrisches Kind! das wäre ein schlechter Freundschaftsdienst den Du mir da erwiesest!"

Ich verstehe Dich nicht, Jngeborg!"

So will ick es Dir klarmachen, Fräulein Unverstand! Weißt Du, daß Du mir einen Schatten über mein Glück daheim geworfen hast an jenem Tage, als Du mir schriebst, Hubert Erdmann sei noch immer un- verheiratet? Hatten wir nicht alle die Jahre her jene Nachricht für echt gehalten, nach der er sich eine tüchtige Gutsbesitzerstochter mit einem tüchtigen Batzen Geld genommen hatte und gute Tage lebte? An dem Tage fühlte ich, daß mein langsam ins Kraut geschaffenes Verzeihen, auf das ich richtig ein bißchen stolz geworden war, vielleicht ein ganz dummes überflüssiges Unkraut sei. Meine vorsichtigen Nachforschungen haben mir das bestätigt. Er hat damals mehr gelitten als ich. Und ich bin nachher leichter darüber fortgekommen. Das war mein gutes Recht, und doch habe ich mich, als mir das alles zum ersten Male klar vor der Seele stand, einen Augen­blick lang meiner acht süßen Orgelpfeifen wegen geschämt. Vielleicht hätte ich ihm mehr sein können damals! Aber, dachte ich dann, wenn ich zwischen den Zeilen in Deinen Briefen las, in Lenoren wird er Höheres und Ed- leres finden, als Du ihm hättest geben können. Und das wird ihn noch einmal voll beglücken! Sieh, der Gedanke wischte mir den Schatten fort und machte mich wieder heiter, als Dein dummer, dummer Brief kam der mich sogleich bestimmte, Heinz zu begleiten! Weißt Du nun, was Du zu tun hast, wenn Du wirklich meine Freundin bist, liebste Lenore?"

Im nächsten Augenblick schlangen sich zwei Arme um den Hals der schönen, gütigen Frau.

* »

*

In der Komiteesitzung drüben war man just bei der letzten Abstimmung, als der Landrat eine Botschaft seiner Tochter erhielt. Herr Erdmann werde gebeten, gleich nach Beendigung der Sitzung in dieSonne" zu kommen. Seine Mutter erwarte ihn dort. Hubert Erdmann hatte sich mit krampfhaftem Eifer des landesrätlichen Projekts angenommen und die Gründung derKreissparkaffe" war trotz einer starken Gegenströmung schließlich durch seine Unterstützung beschlossen worden. Durch diese Be­tätigung war er wenigstens auf kurze Minuten den nahenden Gedanken an Unabänderliches entgangen. Betroffen sah er auf. als der Landrat ihm leise die Nachricht seiner Mutter mitteilte. Was hatte seine alte Mutter denn ihm nach getrieben? War etwas geschehen daheim? Oder fürchtete sie seine verzweifelte Stimmung? Ohne aufzufallen, verließ er noch vor den übrigen das Sitzungszimmer, griff hastig nach Hut und Mantel und eilte über den Markt fort, derSonne" zu. Der Wirt schien ihn schon erwartet zu haben, grüßte als langjähriger Herbergsvater der Klein. Selkower Herrschaften in respektvoller Vertraulichkeit und sagte sodann Be­scheid, wo Hubert seine Mutter finden werde. Das Hotel nach der Hotel­schablone unserer Väter möbliert, war mäßig erhellt. Nach kurzem An­klopfen war er eingetreten und sah nun seine Mutter in einem der plumpen, dunkelroten Plüschstühle neben dem länglich runden Tisch mit der gehäkelten Decke sitzen. Sie sah ihn aus verweinten Augen lächelnd an. Und so ge­nau kannte er ihr altes, runzliches Gesicht, daß er trotz der arg geröteten Lider wußte, was für ein echtes und ehrliches Lächeln das war. Indessen war er doch arg verstört und fragte:Was hat Dich bloß noch so spät in die Stadt getrieben, Mutting?"

Ach nichts, Hubert. Es war der reine Zufall. Ich bin mit Ge­legenheit gefahren!"

Weil Du Dir Sorge um mich machtest, mein liebes, gutes Mutting.

16. Februar 1967.

Ich weiß es wohl!" ergänzte er in wehmütiger Herzlichkeit und klopfte ihr kosend die Schulter.

Eine gute Freundin von Dir hat mich mitgenommen. Eine sehr gute Freundin, Hubert!"

Wirklich? Ich wußte gar nicht, daß ich etwas derartiges über- Haupt noch besäße! Es wird sich wieder eine bei Dir haben anvettern wollen, Mutting!" meinte er mit einem schwachen Versuch zu scherzen.

Aber Hubert!" sagte die alte Frau verlegen und warf einen forschenden Blick nach den Portieren an der Tür zum Nebenzimmer.

Na, na, Mutter! Also wer war'«?"

Dort steht sie!" wollte Frau Erdmann antworten und deutete nach dem Türvorhang. Aber sie kam nicht über das erste Wart hinaus; denn aus dem Schatten der Türnische hatte sich inzwischen eine schlanke, frauliche Gestalt gelöst, und eine Stimme vom reinsten Wohllaut sagte:Ich war es, Hubert! Kennst Du mich noch?"

Ueber sein gequältes, von Unruhe verzerrtes Gesicht flog ein Aus- druck jähen Staunens, und seine Hand griff unwillkürlich nach der Lehne des Armstuhles, in dem seine Mutter saß.Jngeborg!" stammelte ver­wirrt sein Mund, und seine Augen starrten zu ihr hinüber, als sehen sie eine Vision, die im nächsten Augenblick wie Frühnebel zerfließen müsse. Dann endlich fragte er gefaßter hinterdrein:Wie kommen Sie hierher, Frau Gräfin?"

Mit einem stillen, feinen Lächeln reichte sie ihm die Hand.Lieber Hubert," sagte sie darauf,laß den törichten Formelkram, der nicht zwischen

uns gehört! Wir wollten einmal als gute, liebe Kameraden durchs Leben

wandern. Das hat nicht sollen sein, und ich weiß heute, warum, und daß Du damals viel vornehmer und treuer handeltest, als Du mich glauben ließest, wohl um mir schneller über die Enttäuschung fortzuhelfen! Da ist Dir ja denn auch nur zu gut gelungen, und ich bin so glücklich geworden,

daß es mich bitter kränkt, Dich noch immer vergrämt und glücklos auf

Klein-Selkow sitzen zu sehen! Aber das soll anders werden, Hubert"

Er schüttelte mutlos den Kopf, und seine Finger trommelten nervös auf der gehäkelten Tischdecke herum.Das Glück meidet Klein-Selkow!" murmelte er bitter.

Jngeborg jedoch fuhr fort.Du hast Dir heute von lieben, törichten ' Mädchenlippen ein hartes Nein sagen lassen müssen! Lippen, die von Herzen gern das Gegenteil gejauchzt hätten, wenn eben das närrische Herz sich nicht eingeredet hätte, dadurch häßlichen Verrat an echter Freundschaft zu begehen. Leonore Rümelin wollte mir ihre Liebe opfern und wußte nicht, mit welch inniger Freude ich das Wachsen ihrer Liebe zu Dir ver­folgt hatte Ich habe ihr die Augen geöffnet, Hubert, und wenn Du's jetzt noch einmal versuchen willst: hinter jener Tür dort bringt sie meinen Nettesten zu Bett, der von morgen ab Dein Gast aus Klein-Selkow sein wird. Ich habe es Deiner Mutter versprochen!"

Jngeborg!" stammelte Hubert, überwältigt von ihrer schlichten Güte, die mit edlem Takt alles Schiefe gerade zu rücken wußte, und nun mit einem liebenswürdigen Lächeln und doch feuchten Auges der alten Frau zunickte, der die Tränen über das faltige Antlitz rollten. Und rein aus innerem Herzensdrang sank er vor ihr in die Knie. Sie hob ihn errötend empor und wies noch einmal nach der Tür.

Leise schritt er hindurch. Eine Helle Knabenstimme hemmte auf ein paar Augenblicke seinen WegBist Du auch als Frau Erdmann noch Doktor, Tante Lore?" fragte Heinz.

Ich werde ja gar nicht Frau Erdmann, Heinz!" klang es unsicher als Antwort.

-Doch, Mutti hat'S gesagt! Warum willst Du denn auf einmal nicht?"

Ich will ja. Sei doch nur ruhig Heinz!" beruhigte ihn halblaut Leonore

Das überhebt mich aller weiteren Fragen, Fräulein Rümelin!" sagte da von der Tür her Hubert Erdmann.Schönen Dank für Deine Hilfe, Heinz Nelkeneck!"

O Gott, Herr Erdmann!" stieß sie glutüberhaucht hervor und hastete scheu der Tür zu. Aber diesmal ließ er sich nicht abweisen. Lächelnd verstellte er ihr den Weg und zog sie an seine Brust Heinz flitzte im Nachtkittel zu seiner Mutter hinüber, um Zuschauer zu werben.Sie haben sich richtig geküßt, Mutti!" wisperte er geheimnisvoll.Darf ich nun zu Herrn Erdmann Onkel sagen?"

Frau Jngeborg lächelte verträumt, ehe sie sagte:Das darfst Du, Heinz! Und ich glaube, es wird ihn freuen!" Doch als er Miene machte, zurück zu stürmen, um sich dieses neuen Rechtes ohne weiteren Aufschub zu bedienen hielt sie ihn energisch an seinem Kittelchen fest und fügte schalk­haft hinzu:Aber es braucht nicht gleich zu sein, lieber Heinz!"

Verdutzt und dann ein wenig beschämt blieb er stehen. Da zog ihn Frau Erdmann sanft zu sich und sagte, mit einem glücklichen Lächeln zu Frau Jngeborg hinüber:Wenn Du willst, hast Du nun auch noch eine Tante mehr! So hübsch wie Tante Leonore ist sie freilich nicht. Aber lieb hat sie Dich auch, mein Juuge!" Und zärtlich fuhr sie dem sich willig Anschmiegenden durch das üppige Blondhaar.

(Ende.)

Beilage zu Nr. 27.