Calmer Wollimblaü.

Samstag Beilage z« Nr. IS. 2. Februar 1907.

Das Doktor-Fräulein

Novelle von Alwin Römer.

(Fortsetzung.)

Ich hätte gern noch ein Viertelstündchen mit Ihnen geplaudert!" erklärte er.Sie sollten mir von Gräfin Jngeborg erzählen und wie ihre Kinderchen aussehen! Denn ich denke an sie, als ob sie eine alte Freundin von mir sei!"

Ihren Nettesten können Sie hier bald zu Gesicht bekommen!" erzählte sie ihm darauf.Er soll einen Katarrh wegen Luftveränderung haben, und ich habe gebeten, daß sie ihn mir nach Fichtenstein schickt!"

Vielleicht besuchen Sie uns dann einmal mit ihm!" sagte er zaghaft und ließ seine Augen leise dazu bitten. Das verwirrte sie etwas, aber sie sagte doch ausweichend:

Ich weiß nicht, ob es der Gräfin recht sein würde!"

Danken Sie ihr nur zunächst für ihren hochherzigen Gruß, wenn Sie ihr schreiben. Und grüßen Sie wieder. Natürlich auch ihren Gatten, den Grafen!"

Das will ich gern tun!" Darauf reichte er ihr die Hand durch's Gitter, um Adieu zu sagen; denn die Herren waren auf dem Parkwege schließlich umgekehrt und kamen zurück. Er fühlte, daß es schicklich sei, sie nicht länger aufzuhalten. Als er ihre feine schlanke Hand in der seinen spürte, hielt er sie mit leisem Drucke fest, eine Sekunde länger, als ihr erforderlich schien, und aus seinen Augen leuchtete deutlich die Freude, mit ihr so etwas wie gut Freund geworden zu sein. Sie entzog ihm die Hand nicht, obgleich sie sehr befangen unter diesem warmen Blick wurde. Erst hinterher stieg ein leiser Groll gegen sich selbst in ihr auf. Als denn gar Doktor Weinert, einer ihrer Kollegen, bei Tische anfing, sie mit einer Eroberung" zu necken, die sie offenbar gestern abend auf Husterwitz ge- macht habe, ward aus dem Groll gegen sich selbst ein unverkennbarer kleiner Zorn gegen Hubert Erdmann, der doch nicht die geringste Berechtigung auch zu der kleinsten Vertraulichkeit ihr gegenüber gehabt hatte, wenn sie auch die Überbringerin eines Grußes gewesen war, der für ihn Vergeben und Vergessen tiefer Wunden bedeutete.

In dem Briefe, den sie bald nach Tische an Frau Jngeborg schrieb, erwähnte sie nach der Schilderung ihrer Tätigkeit auch die Freuden des verflossenen Abends und daß sie ihren Gruß an den Herrn auf Klein-Selkow habe ausrichten können. Wie zu einer notwendigen Rechtfertigung vor sich selbst entrüstete sie sich darauf aber über seine Art, sie nun als alte Be- kannte zu behandeln und wunder wie freundschaftlich zu tun, was ihr um so unangenehmer sei, als er noch immer keine Frau gefunden habe und als gute Partie ringsum sehr geschätzt werde. Und nachdem sie sich so das Herz erleichtert hatte, legte sie befriedigt die Feder aus der Hand, um sich ihrer Hauptpatientin, der reichen Lady Whttland, zu widmen, die sie schon ungeduldig erwartete.

Auf Klein-Selkow war während Hubert« Abwesenheit Doktor Steine­mann erschienen, dessen sonst so blühendes Antlitz deutliche Spuren einer flott durchlebten Nacht zeigte. Man hatte nach der Abfahrt der letzten Damen noch einen schweren alten Bordeaux aus dem Keller geholt und tapfer wenn auch nicht gerade unsolide gespielt. Alles gegen Steinemanns Gewohnheiten. So hatte er schließlich nur eine einzige Stunde Schlaf übrig behalten, bis der Augenblick kam wo der erste Patient die Klingel zog, um seine Sprechstunde in Anspruch zu nehmen. Und nach etlichen

Kraftausdrücken und viel kaltem Wasser war er endlich zu einem leid­lichen Zustand gelangt. Aber mürrisch blieb er den ganzen Vormittag, einmal aus Grimm über sich selbst und seinen Leichtsinn, dann aber auch, weil er eine unklare Erinnerung an eine Verabredung nicht los wurde, die er mit Regina Kolbitz getroffen, als er den letzten Galopp mit ihr getanzt hatte. War er wirklich so närrisch gewesen, ihr den gemeinschaft­lichen Besuch der Gräflich Wildpergschen Palmenhäuser zu versprechen, was ihm als Hausarzt der Grafen allerdings keine großen Schwierigkeiten be­reitete, aber doch einen Schritt weiter bedeutete auf einem Wege, den er solange als Irrweg mißtrauisch gemieden hatte? Er mußte nach Huster­witz, um sich vorsichtig Gewißheit darüber zu verschaffen. Vielleicht war es nur ein alberner Traum gewesen, denn dar alte südfranzösische Trauben­blut in seinem Gehirn ausgelöst hatte! Zunächst jedoch hatte er den Fragen der Frau Erdmann standzuhalten.

Nun, wie war'r gestern, lieber Herr Doktor?" begann sie ungeduldig, als er gar nicht damit fertig werden konnte, seinen struppigen Kopf mit dem Taschentuche zu bearbeiten.

O, ausgezeichnet!" stöhnte er.Nur ein bißchen zu ausgedehnt!"

Hm hat Hubert getanzt?"

Er war nicht dazu zu bewegen, trotzdem ich ihm mit einem guten Beispiel vorangegangen bin!"

Das ist doch unverantwortlich!" sagte sie bekümmert.Hat er sich denn sonst mit ihr unterhalten?"

Wenig, sehr wenig," berichtete Steinemann.Ich glaube nicht, daß etwas daraus wird!"

Das wäre ja jammerschade!"

Ganz meine Meinung!" erklärte der Doktor mit einem heimlichen Seufzer, weil ihm der versprochene Besuch des Palmenhausee wieder einfiel.

Und um eine andere hat er sich auch nicht bemüht?" forschte die Greisin.

Bis auf meine junge Kollegin: nein! Mit der hat er allerdings eine ganze Weile geschnackt!"

Na, ich danke. An so etwas wird er doch nicht denken!"

Sie hat allgemein sehr gefallen gestern. Singt wie eine Nachtigall und tanzt wie eine Elfe!"

Aber Hubert hat doch nicht mit ihr getanzt?"

Soviel ich weiß: nein!"

Doktor, Sie haben schlecht aufgepaßt. Wär' ich doch nur gleich selber mitgekommen!"

Und ich zu Hause geblieben!" dachte Steinemann, den sein böses Gewissen mahnte. Aber dann gab er sich einen Ruck und sagte tröstend:

Vielleicht renkt sich noch alles ein!"

In Husterwitz traf er den Hausherrn allein an, der gleichfalls an den Nachwehen des trunkfrohen Festes zu leiden hatte und lachend fragte:

Na, einen sauren Hering, Doktor? Oder ein Glas alten Kognak? Wie? Gar nichts? Das ist ja sehr wenig! Ist aber nett, daß Sie vorsprechen. Was haben Sie übrigens mit unserem Reginchen vor? Zu Wildbergr wollen Sie sie mitnehmen und ihr die Gewächshäuser zeigen? Machen Sie mir keine Geschichten!"

Und mit einem geradezu beleidigenden Schmunzeln bohrte er ihm den Daumen ein paarmal zwischen die kurzen Rippen.

Da hatte er ja das Malheur. Es war also kein Traum gewesen! Er holte sein Taschentuch wieder hervor, um sich den neu ausbrechenden Angstschweiß von der Stirn zu trocknen. (Forts, folgt.)

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