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fingen und Bahnhof Böblingen nach einjährigem Betrieb auf 1. April 1907 wegen zu großer Be- lastung des städt. Etats, nachdem die Stadtgemeinde im Jahre 1906 aus eigenen Mitteln 7000 bis 8000 Mark zusetzen mußte.
Stuttgart 5. Jan. Dem Lokomotivführer Bihler in Stuttgart ist für sein umsichtiges Verhalten bei einer dem Lokalzug 7104 am 24. Oktober v. I. drohenden Betriebsgefahr eine außerordentliche Belohnung bewilligt worden.
Stuttgart 5. Jan. Die Inbetriebnahme des Krematoriums auf dem Pragfriedhof ist, wie nunmehr berichtet wird, für Anfang März in Aussicht genommen. Für die Ausstattung des Krematoriums mit einer Orgel, mit Rednerpult und zwei gemauerten Tischen mit Marmorplatten zur Sammlung der Aschenreste bewilligte der Gemeinderat 10000 — Zur Proporzwahl
haben sich die Deutsche Partei, Konservative Partei, Sozialdemokr. Partei, Volkspartei und Zentrumspariei in Groß-Stuttgart dahin geeinigt, ihre Wahlzettel künftichin nicht mehr durch Zettelverteiler vor den einzelnen Wahllokalen verteilen zu lasten. Die Wahlzettel werden nun. mehr in deutlich gekennzeichneten Kästchen, welche direkt vor den Wahllokalen den Wählern zur Benützung stehen, aufliegen.
Stuttgart ü. Jan. (Strafkammer.) Angeklagt des schweren Diebstahls waren heute der 33 Jahre alte Obsthändler Karl Vetter und dessen Neffe, der 17jährige Schlosser Adolf Vetter von hier. Die beiden verübten nach vorheriger Verabredung am 14. Oktober nachmittags zwischen 5 und 6 Uhr in den Geschäfts, räumen einer Buchhandlung in der Seidenstraße einen Einbruchsdiebstahl. Sie sprengten mehrere Schreibpulte auf und entwendeten 6 ^ und Briefmarken im Wert von 35 Ergiebiger war ein Einbruchsdiebstahl den sie am 21. Okt. um die gleiche Zeit in der Wohnung eines Bäckermeisters in der Kolbstraße ausführten, und wobei ihnen 800 ^ in die Hände fielen. Adolf Vetter, hatte zuvor aus der Ladenkasse 4 ^ entwendet. Die Strafkammer verurteilte Karl Vetter unter Ausschluß mildernder Umstände zu 2 Jahren Zuchthaus und 5 Jahren Ehrenverlust, Adolf Vetter, der von seinem Onkel zu den Diebstählen verleitet worden war, zu 7 Monaten Gefängnis unter Anrechnung je eines Monats der erlittenen Untersuchungshaft. Der Angeklagte Karl Vetter wurde von zwei weiteren ihm zur Last gelegten Einbruchsdiebstählen mangel- überzeugender Beweise freigesprochen.
Karlsruhe 5. Jan. Die Redaktionen der hiesigen „Badischen Landeszeitung," des „Volks- freundes." sowie des „Badischen Landesboten," aber auch ein Redakteur in seiner Privatwohnung find gestern Vormittag in eine Art Belagerungs
zustand versetzt worden. Es handelt sich um Folgendes: Vor einigen Tagen erschien im lokalen Teil der hiesigen Presse eine Notiz, wonach den Angestellten verschiedener Hofämter u. a. auch des Hoftheaters Teuerungszulagen in Höhe von 50 bis 100 ^ gewährt worden seien und daß anläßlich des Jubiläums des Großherzogspaares die Theaterarbeiter eine besondere Gratifikation erhalten hätten. Schon am folgenden Tage erhielten Volksfreund wie Landeszeitung von einem Gewährsmann die Mitteilung, daß die Jubiläums- Gratifikation nur in '/« Liter Wein bestanden habe und daß die Teuerungszulagen noch nicht ausgezahlt sondern nur in Aussicht gestellt seien und zwar in minimaler Höhe. Inzwischen stellte sich heraus, daß die „Badische Landeszeitung" mit ihrer ersten Nachricht durch die gefälschte Unterschrift eines Beamten aus dem Bureau der Civil- liste irre geführt worden war und daß die Berichtigungsnotiz im Allgemeinen 'zutraf. Jetzt fahndet die Kriminalpolizei nach dem Fälscher der Unterschrift, aber auch nach dem Verfasser der BerichtigungSnotiz, deren Herausgabe die Redaktionen natürlich verweigerten, da sie befürchten mußten, daß dem Verfasser Unannehmlichkeiten entstehen könnten. Man ging nun so weit, daß man bei einem Redakteur bis zur körperlichen Untersuchung schritt mit dem Resultat, daß der Berichtigungsbrief auch tatsächlich gefunden wurde.
München 5. Jan. In Frickenhausen in Bayrisch Schwaben wurden einer im Wirtshause rastenden Reisegesellschaft mehrere Schrauben an dem Automobil heimtückischer Weise entfernt. Als die Fahrt fortgesetzt werden sollte, erfolgte ein Achsenbruch. Die Insassen flogen aus dem Fahrzeug und erlitten alle schwere Verletzungen. Dem Täter ist man auf der Spur.
Bingen a. Rh. 5. Jan. Gestern Nachmittag ist an dem Bau der Hunsrücker Bahn Boppard-Castellaun zwischen Lanscheid und Leiningen ein Schacht eingestürzt, wobei 30 bis 40 Arbeiter unter den Erdmassen ver- schüttetwurden. 3 Leichen wurden bereits geborgen. Tie Rettungsarbeiten sind eingeleitet. Von den verschütteten Leuten stammen die meisten aus den benachbarten Orten.
Berlin 5. Jan. Auf Antrag der Staats, anwaltschaft ist durch Beschluß des hiesigen Landgerichts das gerichtliche Verfahren gegen 2 Beamte des auswärtigen Amtes, den geheimen expedierenden Sekretär Schneider und den geheimen Sekretariatsassistenten Götz eingestellt worden. Beide standen unter dem Verdacht amtliche Schriftstücke aus der Kolonial-Abteilung dritten Personen ausgeliefert zu haben. Die über sie verfügte Suspendierung ist vom Amte nunmehr durch Verfügung des Reichskanzlers wieder rückgängig gemacht worden.
Berlin 5. Jan. Wie der „Lokalanzeiger" von zuständiger Seite erfährt, wird wegen Abschaffung der amtlichen Trichinenschau in den Vereinigten Staaten in Zukunft kein amerikanisches Schweinefleisch mehr eingeführt werden.
Hamburg 5. Jan. Der nach Westafrika abgegangene Postdampfer „Marie Wörmann" kollidierte auf der Unterelbe bei Glückstadt im Treibeis mit dem norwegischen „ Carmen." Beide Dampfer sind beschädigt auf der Cuxhavener Rede vor Anker gegangen.
Elberfeld 5 Jan. Die Eisengießerei und Maschinenfabrick Jäger kündigte 200 organisierten Arbeitern, die versucht haben, nicht organisierte Arbeiter aus dein Betrieb zu drängen.
Boppard 5. Jan. Heute früh 5 Uhr waren von den bei dem Schachteinsturz verunglückten Personen 10 Leichen und etwa 15 schwer und leicht Verletzte geborgen. Unter denselben befindet sich ein 18-jähriges Mädchen und zwei Kinder. Es herrscht hier große Panik.
London 5. Jan. Nach einer Depesche aus Pescadero nahe bei San Francisko ist der Passagierdampfer City of Panama mit 70 Passagieren und 30 Mann Besatzung bei Wardell Beach unterhalb Pescadero gescheitert. Das Schicksal der an Bord Befindlichen ist noch unbekannt. Trümmer und mehrere Flöße mit dem Namen City of Panama wurden an Land geschwemmt. Das gescheiterte Schiff war ein Doppelschraubendampfer und fuhr am 31. Dez. nach Panama ab. Unter den Passagieren befanden sich 15 Salon- und 25 Zwischendeckpaffagiere. Die übrigen waren Chinesen.
Christiania 5. Jan. Ein schreckliches Unglück ereignete sich gestern auf der Lister Südwestküste. Auf einem zwischen Christiania und Bergen verkehrenden Tourendampfer „Lindholmen", Kapitän Björnson, bracb eine Feuersbrunst infolge Petroleum-Exploston aus. Das Feuer verbreitete sich rasch über den ganzen Passagiersalon. Starker Sturm machte die Löschung des Brandes unmöglich, 30 seekranke Passagiere taumelten halb nackt auf Deck. Vier von ihnen verbrannten oder erstickten. Die übrigen warteten auf ihr schreckliches Ende. Einer wurde wahnsinnig, ein anderer sprang über Bord und ertrank. Der Kapitän steuerte mit Volldampf durch die Brandung und stieß glücklicherweise auf Sandboden. Der Rest der Passagiere wurde sodann gerettet. Das Schiff brannte völlig nieder. Die ganze Ladung und Post sind verloren.
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„Ja, wir sind kürzlich hier in nicht geringe Aufregung versetzt worden. Bei dem alten Acton, einem der größten Grundbesitzer der Grafschaft, hat man letzten Montag eingebrochen. Vielen Schaden haben die Diebe nicht angerichtet, aber die Polizei ist ihrer noch nicht habhaft geworden."
„Hat mann keinen Verdacht?" fragte Holmes mit bedeutsamen Augenzwinkern.
„Bis jetzt nicht," versetzte der Oberst. „Die Sache ist zu geringfügig und verdient Ihre Aufmerksamkeit nicht, Herr Holmes, nach dem großen internationalen Werk, das sie vollbracht haben. Es handelt sich nur um ein ganz gewöhnliches Verbrechen."
„O bitte sehr," sagte Holmes bescheiden, und doch freute ihn die Anerken, m g, denn er lächelte befriedigt. „Hat denn der Fall gar kein befände'>-r Interesse?"
„Ich glaube kaum. Die Diebe durchsuchten die Bibliothek, fanden aber wenig, was der Mühe verlohnte. Sie haben das unterste zu oberst gekehrt, sämtliche Schubladen aufgebrochcn und die Schränke durchwühlt, schließlich aber nur einen Band von Popes Homer, zwei plattierte Leuchter, einen elfenbeinernen Briefbeschwerer, einen kleinen in Holz gefaßten Barometer und eine Rolle Bindfaden mitgenommen."
„Was für eine merkwürdige Auswahl!" rief ich.
„Die Kerle haben offenbar da» erste beste zusammengerafft, was ihnen unter die Hände kam."
Holmes brummte etwas auf dem Sofa vor sich hin.
„Die Polizei sollte sich das als Fingerzeig dienen lassen," sagte er dann. „Es ist doch ganz klar, daß —"
Doch schon hob ich warnend die Hand in die Höhe. „Du bist hier, um dich auszuruhen, alter Junge. Laß dich nur um Gottes willen in keine neue Untersuchung ein, solange deine Nerven noch ganz zerrüttet sind."
Holmes warf dem Obersten einen drollig entsagungsvollen Blick zu
und zuckte die Achseln, worauf sich die Unterhaltung wieder in minder gefährlicher Bahn bewegte.
Es war indessen vom Schicksal bestimmt, daß alle ärztliche Vorsicht vergeblich sein sollte. Schon am nächsten Morgen drängte sich uns das Problem von selbst auf und wir konnten es nicht unberücksichtigt lassen. Unser Landaufenthalt erhielt dadurch eine Bedeutung, die kein Mensch vorausgesehen hätte.
Wir saßen noch beim Frühstück, als des Obersten Hausmeister mit Hintansetzung jeder Förmlichkeit ins Zimmer gestürzt kam.
„Haben Sie's schon gehört, Herr," stieß er keuchend heraus, „was bei den Cunninghams geschehen ist?"
„Wieder ein Einbruch?" rief der Oberst und hielt seine Kaffeetasse, die er eben zum Munde führen wollte, unbeweglich in der Lust.
„Nein, ein Mord."
„Wahrhaftig? — Wer ist denn tot — der Friedensrichter oder sein Sohn?"
„Keiner von beiden, sondern Wilhelm der Kutscher. Mitten durch» Herz geschossen — konnte keinen Laut mehr von sich geben."
„Wer hat ihn denn erschossen?"
„Der Einbrecher. Er floh wie ein Pfeil davon und ist entkommen. Wilhelm kam gerade dazu, als der Kerl das Vorratskammerfenster ein- drückte. Während er seines Herrn Eigentum rettete, fand er dabei selbst den Tod."
„Wann war das?"
„Letzte Nacht, Herr, gegen zwölf Uhr." < ^ ^
„Wir werden gleich nachher hinübergehen, um uns näher danach zu erkundigen." sagte der Oberst und frühstückte gelassen weiter. „Eine abscheuliche Geschichte." fuhr er fort, als der Hausmeister sich entfernt hatte.
(Fortsetzung folgt.)