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Amtsblatt für 6as Oberamt Lleuenbürg
Nr. 117 - S2. Jahrgang
Donnerstag den 24. Mai 1S34
vä. 4. 34. 4034
Landarbeit mW frei
Es kommt nicht von ungefähr, daß Geistesarbeiter, vor allem Gelehrte, Staatsmänner und Feldherren, sich außerhalb ihres Berufs- kreises mit Vorliebe mit gärtnerischen und landwirtschaftlichen Arbeiten beschäftigen. Bekanntlich hatten die griechischen und römischen Politiker außerhalb der Hauptstädte stets irgendwo ein kleines Landgut. Zahlreiche führende Männer der neuen Zeit haben es ebenso gehalten und auch heute wird diese Neigung sorgfältig gepflegt.
Es muß also etwas Besonderes von der Arbeit in der Natur, vor allem der landwirtschaftlichen Arbeit ausgehen und das ist j die Kraft und Ruhe, die sie ausströmt. Wenn geistige Aufgaben oder das Leben in den Städten den Menschen der gesunden Annfälligkeit des natürlichen erdenhaften Daseins oft entfremden, führt die Beschäftigung mit ländlichen Arbeiten wieder zum Zentrum der Persönlichkeit zurück. Die Natur glättet, stärkt und vereinfacht, was das Leben des Menschen oft kompliziert und krank macht. Das ist der unabstattbare Dank, den der Mensch der Natur und der Verbundenheit mit ihren Bezirken schuldet und immer schulden wird.
Wenn deshalb der Führer gerade die Landwirtschaft und das Bauerntum wieder zur Krundlage des sozialen Lebens und der Volkswirtschaft macht, so hat das nicht nur bevölkerungs- und wirtschaftspolitisch, sondern auch für unser Lebens- und Bildungs- idcal einen tiefen Sinn. Wenn nämlich der Arbeit des Bauern wieder die Bedeutung und Achtung zuteil wird, die sie genoß, bevor eine überzogene Industrialisierung und Etädtekultur zu einer Ueberschätzung städtischen Lebens führte, so wird das auch gleichbedeutend sein mit einer größeren Bescheidenheit des städtischen Menschen. Er wird der Natur wieder die Ehrfurcht zollen, die Uhr vor jeder Fortschrittsetappe, jeder künstlichen Erfindung, und sei sie noch so glänzend, gebührt und damit auch wieder die Arbeit an der Scholle ehren. Es wird den Städter wieder heilen von einer oft geringschätzigen Beurteilung ländlicher Beschäftigung. Mancher Städter hatte nämlich vergessen, daß der künstliche Rhythmus des städtischen Lebens und die sogenannte städtische Bildung ebensowenig einen ganzen Menschen ausmachen, wie eine Schwalbe «inen Sommer. Sie rühren noch nicht entfernt in die Wurzeln größeren Menschentums hinab.
Wenn man von Frauen in der Stadt hört, daß sie für ihre Tochter, die aus freien Stücken in einen ländlichen Haushalt ging, fürchte, „sie gehe im Geistigen zurück", so ist man versucht, zu fragen, worin denn das .Geistige" des städtischen Lebens beruhe. Es ist merkwürdig, daß man bei typischen Stadtmcnschen sehr oft die Ansicht trifft, daß städtische Bequemlichkeit und Lebensweise schon höhere Lebensform und Geistigkeit bedeute. Diese materialistische Anschauung Übersieht nur, daß es überall zuerst auf den Menschen ankommt. Gerade deshalb aber kann bäuerliche Lebensweise die höhere Lebensform sein. Der erdverwurzelte Bauer P bekannt für Originalität und persönliche Urwüchsigkeit. Wer erinnert sich nicht gerne an die oft Prächtigen, frischen Gestalten der wetterfesten Menschen des deutschen Bauerntums im Süden und Norden, auf den Bereu und Ebenen. Geistigkeit und wirkliche Mldung ruht stets im Wesen und Charakter >es Menschen und hat mit dünner Schul- utelligenz und „fortschrittlichem Leben" an
ch noch nichts zu tun, besonders wenn die zarakterliche Grundlage fehlt. Charakter at aber gerade der naturverbundene, in Hem Wechsel lebende Mensch meist beson- sts ausgeprägt. Mache man endlich Schluß st dem eitlen Vorurteil, als ob der Bauer, ,.ie man oft hört, noch „zurück" sei! Diese Ansicht paßte ganz auf den unbegründeten Wschäftshochmut der liberalistisch-hochkapi- Wischen Gesellschaftsordnung, und es ist Wste Zeit, damit endgültig aufzuräumen.
! Wenn deshalb jetzt das Land sich öffnet, A so manchem wurzellosen Menschen der ^adt Brot und Halt zu geben und es hier und dort immer noch einige gibt, die eine Mißverstandene Scheu vor ländlicher Arbeit ha^n, so kann man nur bemerken, daß «wiche Vorurteile heute Mon etwM vergltet
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Gens vor schweren Tagen
Nächste Woche sollen Entscheidungen über Abrüstung und Saar fallen
bl. Genf, 23. Mai.
Der Verlaus der am Samstag vor Pfingsten abgeschlossenen Ratstagung des, Völkerbundes hat die Völker von der Bedeutung der Genfer Einrichtung nicht gerade überzeugen können; um so mehr rechnet man aber damit, daß den in der nächsten Woche stattfindenden Verhandlungen in Genf ganz bebesondere Bedeutung zukommen wird. Eine Reihe von Fragen, die ganz Europa bewegen, stehen zur Debatte und Optimisten nehmen an, daß es gelingen werde, einen beträchtlichen Teil von ihnen auch zu lösen.
Da ist zunächst einmal
Die AbrDunMage
Den Schlüssel zu ihrer Lösung birgt — vielleicht — ein Gehvimaktenschrank eines der europäischen Kabinette. Vielleicht haben die britischen AufrüstungZdrohungen Frankreich klar gemacht, daß seine sture Haltung den französischen Interessen abträglicher ist als es Frankreich vertragen kann; sicher ist aber nur, daß zunächst der Zusammentritt des Hauptausschusses der Abrüstungskonferenz am 29. Mai erfolgt, der über das weitere Schicksal der Abrüstungskonferenz entscheiden soll. Die beteiligten Staaten, die größtenteils durch ihre leitenden Staatsmänner vertreten sein Werden — es heißt sogar, daß selbst der englische Ministerpräsident MacDonald nach Genf kommen werde — können bei dieser Gelegenheit ihre Persönlichen Ansichten äußern. Der französische Außenminister Bar- thou wird dabei wohl von den gleichfalls anwesenden Außenministern der Kleinen Entente, die schon in dieser Woche in Genf ein- treffen werden, unterstützt werden.
Dle Saarverhan-liiiMn
beginnen bereits am 28. Mai. Bis 80. Mai soll der Bericht an den Völkerbundsrat fertiggestellt sein, der an. diesem Tage die entscheidenden Beschlüße zu fassen versprochen hat. Sollte der Völkerbundsrat in dieser Frage neuen Verschleppungsmanövern Frankreichs nachgeben, so trägt er dann die ganze ungeheure Verantwortung für den Verlust des letzten Restes von Ansehen und Bedeutung, die Gutgesinnte dem Völkerbund noch zusprechen.
Nicht weniger Interesse bringt man der
Steigende Not
Kommunisten stürmen Kaserne«
sL Wien, 23. Mai.
Obgleich Dr. Dollfuß noch am Pfingstl sonntag bei einer „Vaterländischen Kund4 gebung" im Burgenland — übrigens nach starkem Geschimpfe über „Lausbübereien Andersgesinnter" — die Behauptung aufstellte, daß „Hunderte und Tausende" sich zur Regierung Dollfuß bekennten, zeigte es sich schon 48 Stunden später, daß die Regierung nicht imstande ist, auch nur eine einzige dieser „Lausbübe, reien" zu verhindern. Insbesondere die Marxiste n, die sich seit dem Februaraufstand zu einem Teile der Kommunistischen Partei zugewendet haben, sind zu offenen Terrorakten übergegan-
und dem sozialen Volksstäat, der seine Kraft auf die Scholle gründet, fremd sind. Es ist das Gebot der werdenden neuen Lebensform, wieder den hohen Wert jeglicher naturverbundenen Arbeit zu erkennen. Erzieher und Eltern sollten es ihren Söhnen und Töchtern zur Pflicht machen, daß jeder eine Zeitlang auf dem Lande arbeitet. Es gibt nichts, das freier und stolzer macht, als die Aroeit am täglichen Brot eines Volkes, als die Beschäftigung mit der Heimatscholle, um derentwillen die Millionen des großen Kriegs gefallen sind! Landarbeit gibt Kraft! Landarbeit macht frei!
Ankunft des sowjetrussischen Außenkommissars Litwinow entgegen, der gegenwärtig in Frankreich über ein
frlmMch'rWsches Milttürbünbnis
verhandelt, dessen Abschluß von der Aufnahme S o w j e t r u ß l a n d s in den Völkerbund begleitet sein soll. Die Begeisterung Frankreichs für die Einbeziehung Rußlands in den Genfer Konzern wird nicht von allen Dölkerbundsstaaten geteilt; die Forderung Polens, in diesem Falle einen ständigen Ratssitz ^u erhalten, schafft weitere Schwierigkeiten. Wie immer diese Verhandlungen ausgehen mögen, sie sind der deutlichste Beweis, daß das nach Versailles und auf seinen Grundlagen io sorgsam ausgebaute Bündnissystem Frankreichs, das dessen Vorherrschaft in Europa zu erhalten bestimmt war, in demAugen- blicke zusammengebrochen ist. in d e m d a s D e u t sch e R e i ch miteiner Politik der Ehre und Gleichberechtigung eingesetzt h-at. Frankreich, das sich von seiner hysterischen Sicherheits-Manie nicht freimachen kann, muß sich um neue Bundesgenossen umsehen, wobei es aber nicht an warnenden Stimmen fehlt, die auf die der Krise von 1914 ähnlichen Gefahren Hinweisen, die aus einer solchen Boliti! entstehen können.
Auch die Frage einer
Erweiterung des Balkanvakles
wird in den bevorstehenden Genfer Verhandlungen eine wesentliche Rolle spielen. Tie Außenminister aller Balkanstaaten einschließlich der Türkei werden sich in Genf treffen. Man spricht von bedeutenden Zugeständnissen an Bulgarien, gegen die nur noch Griechenland Einspruch erhebt, um die Einbeziehung Bulgariens in den zweiten Balkanpakt zu ermöglichen. Daß bei diesen Zugeständnissen die R e v i s i o n s- frage nicht außer acht bleiben kann, ist wohl anzunehmen.
Es sind also durchwegs Fragen, die vor allem für Frankreichs Stellung im europäischen Staatenkonzert entscheidend sind. Und nur an der französischen Politik wird es liegen, ob Vernunft oder Hysterie und mit dieser die Fortdauer der Unruhe in Europa den Sieg davonträgt.
in Oesterreich
Ueberfälle auf Straßenbahner
en. Tire Elsenvaynattentate — die Sicher- eitsminister Feh mit aller Gewalt den Nationalsozialisten in die Schuhe schieben will, wie die Massenverhaftungen beweisen — konnten bis jetzt nicht aufgeklärt werden, weil die Polizei in der falschen Richtung Nachforschungen an stellt. Nicht ein einziger Täter konnte bisher verhaftet werden. Die Durchführung der Anschläge weist darauf hin, daß die Täter in einem Kreis gesucht werden müssen, der mit den technischen Einzelheiten des Eisenbahnwesens außerordentlich gut vertraut ist. Es kann kaum mehr ein Zweifel darüber bestehen, daß die Täter bei den vor kurzem organisierten technischen Terrorgruppen des Republikanischen Schutzbundes zu suchen sind.
Aber die Eisenbahnanschläge waren nur
Ser Auftakt zu wetteren Aktionen
Wenn auch die Nachrichtenzensur außerordentlich streng gehandhabt wird, so sickert doch durch, daß in der Nacht zum Dienstag ein roter Sturmtrupp die in einer stillgelegten Jutesabrik in Wiener-Neustadt untergebrachte Heimwehrunterkunft gestürmt hat. Es kam zu einem heftigen Feuergesecht, bei dem nicht weniger als 24 Heimwehrmänner verletzt wurden, darunter fünf schwer. Rach dem Abzug des Sturmtrupps Wehte aus dem Schlot eine Sowjetfahne.
In der gleichen Nacht haben unbekannte Täter aus dem in der Wiener Hofburg untergebrachten Heimwehrwassenlager 250 Gewehre und viele tausend Schuß Munition entführt. Dieser Stoßtrupp war schwer bewaffnet und hielt die Heimwehrwache so lange in Schach, bis auch auf dem Dach Der Hofburg eine Sowjetfahne gehißt war.
Gleichzeitig ereignete sich in den Außenbezirken in Wien zahlreiche Ueberfälle aus Straßenbahnschasfner, die von den Remisen zu den Geldabliefcrungs- stellen gingen. Auch diese Ueberfälle haben politischen Hintergrund.
Schließlich konnte der S P r e n g st o f s- ünschlag aus das Transformatorenhaus und den Wasserturm der Stadt Braunau am Inn aufgeklärt werden. Auch hier waren die Täter Kommunisten und man gibt dies auch — zum ersten Wale — von amtlicher Stelle aus zu.
Diese Sprengstoffanschläge find von den Kommunisten seit langer Zeit vorbereitet.
Trodem verhaftet die Polizei nurNatio- nalsozialisten. Die Zahl der Festgenommenen in Wien beträgt bereits 120, von denen 70 nach Wölkersdorf gebracht wurden. In St. Peter bei Braunau wurden alle Mitglieder der NSDAP, verhaftet und mit Gefängnis von 3 bis 4 Wochen bestraft und auch nach der Feststellung, daß die Sprengstosfattentäter Kommunisten sind, nicht sreigelassen.
Die Unruhe, die das Land erfaßt, zieht immer weitere Kreise, und ihre Folgen gefährden die Stellung der Negierung immer mehr. __
Gauletter Frauenseld tu München
Nach den Eisenbahnanschlägen sollte auch der Wiener Gauleiter der NSDAP., Alfred Eduard Frauenseld, der erst zwei Tage vorher aus dem Krankenhaus entlassen worden war, wo er wochenlang an den Folgen
Eduard Frauenseld (Wien) ^
-er Wöllersdorfer Verpflegung krank dar- lkiedergelegen hatte, wieder verhaftet Wersen. Er und der Eauinspekteur von Wien, Hofes Neumann, konnten aber nicht auf- zesunden werden. Nunmehr sind beide in München wohlbehalten eiugetroffen. Dieses )em Sicherheitsminister Feh geschlagene -chmppchen hat unter den Wiener National- özialisten große Freude ausgelöst.
Sie Ala-Anzelgen AG.
die parteiamtliche Wcrbestelle der NS.-Prcsse
Berlin, 21. Mai.
Am 4. Mai wechselte die Ala-Anzeigen AG. ihre Besitzer. Am 9. Mai hat der Reichsleiter für die Presse der NsDAP. die Ala-Anzeigen AG. als die Parteiamtliche Wcrbestelle der NS.-Presse anerkannt. Tie Führung des Auf- sichtsrates der Ala wurde von den Herren Ministerialdirektor i. e. R. Ernst Neichar d, Präsident des Werberates der deutschen Wirtschaft, und Verlagsdirektor M a x A in a n n, Reichsleiter für die Presse der NSDAP., übernommen. Weitere führende Persönlichkeiten der deutschen Wirtschaft werden in Zukunft dem Ausstcht-rate der Ala anqehörcn.
Zum Generaldirektor der Ala-Anzeigen AG. wurde Herr Erwin Finkenzeller, der bisherige Geschäftsführer des Werberates der deutschen Wirtschast, ernannt.
Neben den bisherigen Vorstandsmitglie-