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Dlmtsblatt für clas Oberamt "Neuenbürg
Mr. 87 - 92. Jahrgang
Montag den IS. Ostermonat (April) 1934
3 . 34 : 4020
Heue Wege der deutschen Handelspolitik
Der Reichsautzenminister in Hamburg — Keine Autarkie — Planvoller Ausgleich des Bedarfs
So arbeitet die Partei:
Finanz und Verwaltung
— Schluß —
rn—-—f-k. Hamburg, is. April.
NeichZaußenminister Freiherr von Neurath stattete Samstag der Stadt Hamburg einen Besuch ab. Nach der Besichtigung der Kanzleiräume des unter Leitung von Gauleiter Bohle stehenden Gaues Ausland der NSDAP, sprach Freiherr von Neurath Samstagabend aus der Jahres- veranstaltung der Hamburger Abteilung des ibero-amerikauischen Instituts über die Handelspolitik des neuen Deutschland. Dabei sührte der Reichsaußenminister u. a. aus:
Was aus dem gegenwärtigen Wirrwarr der handelspolitischen Tendenzen der einzelnen Länder und aus der völligen Desorganisierung der internationalen Finanzbeziehungen schließlich sich einmal herausentwickeln wird, wird heute mit Sicherheit niemand Voraussagen können. In zwei Punkten zeichnet sich die Entwicklung sür Deutschland aber heute schon klar ab. Das eine ist, daß das Schlagwort der Autarkie, das im Auslande zu manchen Mißdeutungen Anlaß gegeben hat, heute i n allen maßgebenden Kreisen überwunden ist. Ich spreche das deutlich aus: Niemand in der Reichsregierung glaubt, daß Deutschland wirtschaftlich vom Auslande isoliert werden soll und kann. Zwar wird mit neuen und vereinten Kräften daran gearbeitet, unser Volk und unsere Wirtschaft von ausländischen Lebensmitteln und Rohstoffen unabhängiger zu machen als dies früher war und im Jnlande selbst zu erzeugen, was hier erzeugt werden kann. Wir haben in dieser Richtung bereits sehr positive Fortschritte gemacht. Andererseits aber verlangt unsere zentrale Lage in Europa verständnisvolle und auf wechselseitiges Entgegenkommen aufgebaute Handelsbeziehungen mit den Nachbarländern und ebenso verlangt die Notwendigkeit, Rohstoffe zu beziehen, freundschaftliche Anstauschbeziehungen mit den überseeischen Ländern.
Das zweite ist, daß wir in Zukunft die Wareneinfuhr planvoller in die Hand nehmen müssen als in der Vergangenheit. Die Währungspolitik und die Handels- Poltische Abschließung vieler Länder hat uns einfach in die Zwangslage versetzt, eine Planvolle Verlagerung der notwendigen Einfuhr nach den Ländern vorzunehmen, die bereit sind, Deutschland entsprechende Werte abzunehmen. Die Reichsregierung wird diese Linie zwar unter möglichster Schonung alter Handelsbezehungen, aber doch zielbewußt verfolgen.
Deutschland hat Anspruch aus Kolonien
London, 15. April.
Dem Londoner Berichterstatter des „Buda- pesti Hirlap" gewährte Lord Rothermere eine Unterredung, in der er sich über die Frage der Abrüstung, über das englisch- nanzösische Verhältnis, die Rückgabe der Kolonien an Deutschland und über die Revision des Trianoner Friedensvertrages äußerte.
Zur Abrüstungsfrage erklärte Rothermere, baß die gegenwärtigen Verhandlungen zu keinem Erfolg führen werden, da esheute kern einziges Land gebe, das ernsthaft an eine Abrüstung b e n k e. Es könne höchstens von Platonischen Beschlüssen die Rede sein. Heute sei jeder Staat verständlicherweise bestrebt, seine eigene Sicherheit auszubauen.
Zur Frage einex Rückgabe der ehemaligen deutschen Kolonien betonte Rothermere, daß England sich bedingungslos auf den Standpunkt der Gerechtigkeit stellen müsse. Die Rückgabe der Kolonien an Deutschland würde die arökte Nioerecki» kigkeit, die durch die Friedensvertrüge begangen wurde, wieder gut machen. Die Behauptung des Versailler Friedensvertrages, Deutschland sei nicht fähig, Kolonien zu Verhalten, stelle eine völlige Unwahrheit dar. Der Umstand, daß man uut der Fortnakime der Kolonien Deutsch
land seiner wichtigsten Rohstoffquellen ve- raubte, sei eine der größten Ungerechtigkeiten. Dadurch habe man Deutschland auch die Möglichkeit genommen, seinen Volksüberschuß unterzubringen. Ein lebenskräftiges Volk wie das deutsche habe berechtigten Anspruch ans Frei- peil und Raum, wo es seinen Ueber- schuß an Arbeitskraft und vor allem die Jugend unterbringen könne. Verschließe man einen: solchen Volk dieses natürliche Ventil, so könnten daraus nur Spannungen entstehen, die früher oder später den Frieden gefährden müßten. Es würde nichts weiter als rein nüchterne Erwägungen erfordern, wenn England sich entschlösse, die ihm zugesprochenen ehemaligen deutschen Kolonien, die für England sowieso keine Bedeutung hätten und nur eine B e l a st u n g b e d e u t e t e n, an D e u t s ch- land zurückzugeben.
Von welcher Seite man immer dieses Problem untersuche, niemand könne das Recht Deutschlands aus Kolonien in Mrede stellen. Der heutige Zustand sei unhaltbar.
KM NM
Wer dir Deutsche Eaarfrvnt
bk. Saarbrücken, 15. April.
Herr Knox, der Präsident der Regierungskommission des Saargebietes, hat es für notwendig befunden, eine Beschwerdenote an den Völkerbund zu richten, in der er behauptet, daß die Werbung für die „Deutsche Front", in der sich 95 v. H. der Saarbevölkerung zusammengeschlossen haben, die Freiheit und Geheimhaltung der Abstimmung
gefährde. Die saarländische Presse wendet sich mit aller Schärfe gegen diesen Versuch des Präsidenten der Regierungskvmmission, der Saarbevölkerung die ungehinderte Hetze der Emigranten und Marxisten als einzige Mei- nungsbetätiguna austurwinaen.
Mols des deutschen Schrittes in Mag «
Das Bild des Reichskanzlers aus der Emigranten-Ausftellung entfernt
dm. Prag, 15. April.
Zur Unterstützung der deutschen Note wegen der unverschämten Verhöhnung des deutschen Reichskanzlers und von Mitgliedern der deutschen Reichsregierung sprach am Samstag der deutsche Gesandte Dr. KoH noch Persönlich beim Minister Dr. Krosta im tschechoslowakischen Außenministerium vor. Minister Dr. Krosta sagte Abhilfe zu.
Tatsächlich ist noch am Samstag die Karikatur des deutschen Reichskanzlers aus der Ausstellung entfernt worden.
Ir. Kloike freigesprochen
Der reichsdeutsche Gelehrte Dr. Klocke. der wegen seiner Volkstumsforschungen in der Slowakei der Spionage bezichtigt wurde, ist vom Kreisgericht Mährisch-Ostrau frei- gesprochen worden. Da aber der Staatsanwalt die Nichtigkeitsbeschwerde erhoben hat, bleibt Dr. Klocke weiter in Haft. Die Verteidiger haben aber ein Kautionsangebot gemacht, so daß das Gericht in den nächsten Tagen über die Haftentlassung des seit 4. Oktober v. I. der Freiheit beraubten deutschen Gelehrten entsckieiden wird.
Vas Handwerk erwacht
Kundgebung von hunderttausend schwäbischen Meister«, Geselle« und
Lehrlinge« in Stuttgart
Stuttgart, 16. April.
Nach der großen Kundgebung der Beamten und der des Arbeitsdienstes traten dieHand - Werker aus Württemberg und Baden auf den Plan und bekundeten, daß Schwabens Handwerk genau so voran ist, wie Schwabens Arbeiterschaft. Schon am frühen Morgen liefen Sonderzüge aus allen Gauen Württembergs und Badens ein und brachten unzählige Meister, Gesellen und Lehrlinge in die schwäbische Hauptstadt. Im Hof der Rotebühlkaserne, wo die große Kundgebung, die unter der Schirmherrschaft von Reichsstatthal- ier Murr stand, stattfand, hatten sich 60000 die von überall her gekommen waren, ausgestellt. Genau so prächtig wie die Straßen der Stadt, war auch der Hof der Rotebühlkaserne geschmückt ' "
'Auf der Ehrentribüne, auf der man u. a. Reichsstatthalter Gauleiter Murr, Reichshandwerksführer Präsident Schmid, Ministerialrat Dr. Wienbeck als Vertreter des Reichswirts chaftsrninisters, Ministerpräsident und Kultminister Mergenthaler, Finanzminister Dr. Dehlinger, Innen- und Justizminister Dr. Schmid, Wirtschaftsminister Dr. Lehnich, Generalleutnant Lieb- mann mit seinem Stab und Polizeigeneral Schmidt-Loga n, Oberbürgermeister Dr. Strölin, sowie führende Persönlichkeiten der Partei, der SA., SS., der HI., NSBO. und der NS.-Hago, des badischen Handwerks, der Industrie, der Landwirtschaft und des Handels sah, hatten 3 stämmige Schmiede vor einem Amboß Aufstellung genommen.
Währenddem im Hof der Rotebühlkaserne die große Kundgebung vonstatten ging, wurden auf dem Stuttgarter Marktplatz und im Stuttgarter Schlachthof Parallel-Kundge- bungen mit über 35 000 Menschen abgehalten.
Vox der großen Ehrentribüne kah man
Iunghandwerker in Len alten Zunfttrachten, als 600 Fahnen, an deren Spitze Reichsstatthalter Gauleiter Murrin Begleitung des Reichshandwerksführers Schmid schritt, durch ihren Einmarsch die Kundgebung eröff- neten. Die Klänge des Badenweiler Marsches wurden von den metallischen Klängen der auf den Amboß einschlagenden Schmiede abgelöst.
Als erster Redner trat Reichs st atthal- 1er Murr vor das Mikrophon und führte dabei folgendes aus:
MiKsstattWIer Murr
Was die heutige Kundgebung von denen vergangener Jahre grundsätzlich unterscheidet, ist die Tatsache, daß heute der Handwerker nicht mehr gezwungen ist. Kund- gedungen im negativen Sinn zu veranstalten, um sich das Gehör der Regierung zu verschaffen.
Diese Kundgebung hat positiven Charakter; sie will die Beteiligung und Mitarbeit des Handwerks am Aufbau des Reiches so eindrucksvoll wie möglich Zestalten.
Ohne den deutschen Handwerker, so bemerkte der Reichsstatthalter, lebten wir heute nicht in einem Staat, an dessen Spitze Adolf Hitler steht.
Um des Wertes der Persönlichkeit willen, den die nationalsozialistische Regierung im Handwerkerstand erkennt, wird sie auch zu diesem Stand stehen und auf sein Wohl- ergehen und seinen neuen Aufschwung besorgt sein; denn nur aus der Wohlfahrt der einzelnen Berufsstände kann sich die Wohl- iahrt des Volksganzen aufbauen.
Im Namen des Ehrenmeisters des deut- scheu Handwerks, des Reichspräsidenten Generalfeldmarschalls v. Hindenburg, be- grüßteder
Fortsetzung Seite 2
Als Leiter'der'Nevistonsabteilung begann Hg. Saupert nach den ihm vom Reichsschatz- meister gegebenen Richtlinien die Revisions- abteilnng zu ihrer heutigen Größe auszu- banen und gleichzeitig die Grundlagen zur praktischen Ausübung der obersten Finanzaufsicht zu schassen, die bis zum heutigen Tage unverändert beibehalten wurde- Hand in Hand hiermit erfolgte die technische Durchorganisation der Verwaltung, die immer im Einvernehmen mit dem Neichsschatzmeister und nach dessen Richtlinien durchgesührt wurde.
Diese Aufgabe gelang nach überraschend kurzer Zeit, io daß heute die Verwaltung der politischen Organisation wie der Gauleitungen und Ortsgruppen schlechthin als das Muster einer Verwaltung überhaupt bezeichnet werden kann.
Bemerkenswert hierbei ist, daß erstmalig in einer solchen Verwaltung grundsätzlich mit den kameralistischen Buchführungsmethoden gebrochen und entsprechend den Finanzquellen der Partei
die Verwaltung auf eine Art »kaufmännische" Basis gestellt
wurde. Allein hierin war und ist die Aufgabe der Reichrevisionsabteilung nicht erschöpft, sondern diese bestand vielmehr noch darin, durch ausgezeichnet geschulte Revisoren die gegebenen Richtlinien in die Tat umznsetzen. Großzügige Reorganisationen, umfassende Finanzierungen u. dgl. waren und sind der Reichsrevisionsabteilung und ihren Organen übertragen. Auch die derzeitige Verwaltungs-Reorganisation der NSBO., NS.-Frauenschast und die nunmehr beginnende der NS.-Hago ist Aufgabe der Reichsrevisionsabteilung, die im Laufe der Jahre die Zahl ihrer Revisoren auf 20 erhöht hat, von denen 4 Reichsoberrevisoren, 6 Neichsrevisoren und 11 Revisoren sind- Nach der Berufung des Pg. Saupert zum Stabsleiter des Reichsschatzmeisters im Mai vor. Is. wurde die Leitung der Reichsrevisionsabteilung Pg. Evarist Straehler übertragen, der sie ganz im Sinne seines Vorgängers weiterführt. Tie gegebenen Präzisen Dispositionsmöglichkeiten erlauben es dem Neichsschatzmeister, je nach Lage der Dinge, seine Entscheidungen in jeder Hinsicht zu treffen, da das ihm zur Verfügung stehende statistische Zahlenmaterial, sei es solches, das die Finanzen, oder solches, das nur die reine Mitgliederstandsbewegung der Partei betrifft, ihm dies ermöglicht.
Die Neichsrevisionsabteilung überhaupt wurde in ihrer Form wie in ihrem Geist zu einem Instrument des Neichsschatzmeisters ansgebaut, das im Hinblick auf die ihr gegebenen außerordentlichen großen Vollmachten jederzeit in der Lage ist, auf jedem Ge- biet der Verwaltungsorganisation seinen Willen und seine Ideen durchzusetzen.
Große Werte wurden durch den zielbewußten Einsatz dieser Abteilung und ihrer Or» aane der Veweauna erbalten.
Die llnantaslvarkeit biests glänzend geschulten Nevisoren-Personals hat daher der gesamten Verwaltung der Bewegung noch ihr besonderes Gepräge aufgedrückb Der Neichsschatzmeister hat daher auch Reichs- revisoren zur Untersuchung besonders schwerwiegender Fälle bei staatlichen und städtischen Behörden zur Verfügung gestellt.
Wenn inr vorstehenden nur in kurzen Zügen die großen Dispositionsarbeiten des Reichsschatzmeisters und seiner obersten Finanzorgane skizziert sind, haben die ihm zur Durchführung der Verwaltnngsarbeiten bei der Zentrale unmittelbar unterstehenden Abteilungen nicht minder große Aufgaben zu erfüllen.
Die HauPtbuchha 1 tung der Neichs- kasserwerwaltung hat deren langjähriger Lei» ter Pg- Friedrich Ha aß in unermüdlicher Arbeit mit denkbar geringem Personalaufwand aus kleinsten Anfängen heraus aufge- baut.
Der Aufnahmeabteilung wie der Karteiabteilung kommt naturgemäß bei der Zentrale eine erhebliche Bedeutung L8--Während in a llen ü brigen Abteilungen.