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S tuttgart 21. Dez. In einem Neubau an der Büchsenstraße wurden in letzter Nacht in 3 Küchen dis Wasserhahnen abgeschraubt und entwendet. Dadurch ist soviel Wasser ausge- strömt, daß die Zimmerdecken erheblich beschädigt wurden. _

Stuttgart 21. Dez. (Oberkriegsgericht.) Der Rekrut Johannes Keim vom Jnf.-Regt. Nr. 127 war vom Kriegsgericht der 27. Division wegen unerlaubter Entfernung zu 7 Wochen Ge­fängnis verurteilt worden. Er begab sich nach der Ausmusterung von Konstanz in die Schweiz und von hier aus nach Frankreich ohne sich beim Bezirkskommando abzumelden. Die vom ihm gegen das kriegsgericktliche Urteil eingelegte Be- rusung wurde vom Oberkriegsgericht verworfen.

Backnang 21. Dez., Seit einiger Zeit macht sich ein bemerkenswerter Zug des Zusammenschlusses unter den Handwerksmeistern fühlbar. So wurde auch in einer hier unter dem Vorsitz des Amtmanns Baumann abgehaltenen Versammlung, die von hier und vom Bezirk zahl­reich besucht war, eine freie Schuhmacher­innung gegründet. Zum Vorsitzenden wurde Schuhmachermeister Robert Eisenmann gewählt.

Lausfen 21. Dez. Bei der Treibjagd auf hiesiger Markung, die an Heilbronner Jäger verpachtet ist, wurden 236 Hasen und 3 Fasanen zur Strecke gebracht. Insgesamt wurden bisher 450 Hasen erlegt bei einer Jagdpacht von 1875

Mergentheim 20. Dez. Der letzte Schasmarkt war mit 2426 Stück bestellt, wovon die Hälfte verkauft wurde. Es kosteten Häwmel 75 Jährlinge 6372 Lämmer 4260

Göppingen 20. Dez. Zum Viehmarkt waren aufgetrieben 6 Stück Ochsen, 48 Stück Kühe und 24 Stück Schmalvieh. Verkauft wurden 10 Kühe und 10-Stück Cchmalvieh. Die Preise bewegten sich bei Kühen von 175420 bei Schmalvieh von 130210 ^ per Stück.

Unterboihingen OA. Nürtingen 21. Dez. Einen unangenehmen Besuch hatte der hiesige Cchwanenwirt, bei demselben war ein Dieb ein­gestiegen, hatte den Schrank zertrümmert und aus der Geldschatulle zwischen 3400 ^ ge­stohlen. Tann suchte er die Wirtschaft in Brand zu stecken und als er sich entdeckt und verfolgt sah, feuerte er aus einem Revolver mehrere scharfe Schüsse auf seine Verfolger. Der Dieb entkam.

Ulm 21. Dez. Eine ersprießliche Tätig, keit hat die hiesige Wach, und Schließ, gesell schaft seit ihrem 1'/»jährigen Bestehen entfaltet. Der Bericht hierüber führt u. a. auf, daß bei den Abonnenten in dieser Zeit 4227 offene Haustüren vorgefunden, 1006 offen ge- bliebene Parterrefenster geschlossen, 64 mal Dieb­stahl verhütet, 37 mal der Schutzmannschaft Hilfe geleistet, 53 mal bei nächtlichen Unglücksfällen Hilfe geleistet, ein verirrtes Kind aufgegriffen und 1 Kind vom Ertrinken gerettet wurde.

Von der bayrischen Grenze21.Dez. Eine Rabenmutter ist die Oekonomenfrau Anna Ellrich von Buch bei Kempten. Sie hat ihre 14 Jahre alte, außereheliche Tochter in barbarischer Weise mißhandelt, indem sie das Mädchen mit einer Beißzange am bloßen Körper gezwickt und dabei Fleischteile herausgeriffen hat. Aus geringfügigen Anlässen band sie das Mädchen im Stall an eine Säule und schlug es mit einem Stock, an dem sich Dornenauswüchse befanden derart, daß das Blut zu Boden floß. Einmal rieb sie dem Kinde die Wunden mit Salz und Essig ein,damit sie besser heilen." An dem Körper der Mißhandelten wurden vom Gerichtsarzt 80 Narben und Verheilungen fest, gestellt, die von Mißhandlungen herrühren. Die Strafkammer in Kempten verurteilte das Weib, zu einem Jahr Gefängnis.

München 21. Dez. Heute Nachmittag wurde ein Schutzmann in eine Wohnung in der Westenriederstraße gerufen, um einen Zimmerherrn zu verhaften. Der letztere gab auf den Schutz­mann mehrere Revolverschüsse ab und verletzte

ihn schwer. Vorher hatte der Schutzmann dem zu Verhaftenden mehrere Säbelhiebe über den Kopf versetzt. Im Besitze des Verhafteten befanden sich zahlreiche Silbersachen und Kirchengeräte, welche wahrscheinlich vom Cindlinger Kirchenraub her- rühren und Gegenstände, welche von Villen, einbrüchen herstammen dürften.

Berlin 21. Dez. DieNord'. Allg. Zeitung" schreibt: Wir betrachten es als unsere Pflicht immer wieder darauf hinzuweisen, daß der Wahlkampf zwischen den Kandidaten der Parteien, die am 13. Dezember gemeinsam für die kolo­nialen Forderungen gestimmt haben, unter strenger Vermeidung aller Gehässigkeit geführt werden muß. Durch eine illoyale Kampfesweise würde zwischen diesen Parteien eine Verbitterung her- vorgerufen werden, die sich unter Umständen bei den Stichwahlen schwer rächen könnte. Zu den gehässigen Kampscsmirteln gehört auch die Saal­verweigerung. Es ist selbstverständlich, daß der- artige Ungehörigkeiten bei den zu strenger Neu- tralität verpflichteten amtlichen Stellen in keiner Weise auf Billigung zu rechne,: haben würden.

Berlin 21. Dez. Aus zuverlässiger Quelle erfährt dieTägliche Rundschau": Bei den Ber- saba Hottentoten, Lei Lenen schon während des Herero-Ausstandes Durchstechereien vorgekommen sind, soll es nicht ganz geheuer sein. Der Stamm der Bersaba-Hottentotten hat über 600 Gewehre. Ter Kapitän Goliath für seine Person denkt ja nicht an den Ausstand, aber unter den Isaak-Leuten ist eine starke Kriegspartei und es wurde schon einmal erzählt, Laß der Kapitän Goliath von der Kriegspartei ermordet, sei. Sollten die Bersaba- Leute auch in den Ausstand treten, so wäre das Ende des Krieges in Südwestafrika nicht abzu- sehen und alles ginge von neuem los. Einmal werden die Bersaba-Leute sich wahrscheinlich doch erheben, wenn nicht bald die völlige Niederwerfung der Bondelzwarts gelingt. Es wäre auch von großer Bedeutung für uns, daß der Abfall erst eintrete, nachdem die Bahn Kubub-Ketmanshop fertiggestellt ist.

Berlin 21. Dez. Der Reichstagsabgeordnete Roeren teilt mit, daß er wegen des offenen Briefes des früheren Bezirksleiters Georg A. Schmidt gegen diesen Strafantrag gestellt hat.

Berlin 21. Dez. In der Heydtstraße hat sich ein schwerer Unglücksfall ereignet. Zwei dort bedienstete Mädchen hatten in Abwesenheit der Herrschaft gegen deren ausdrückliches Verbot den Badeofen geheizt und gemeinsam ein Bad genommen. Als die Herrschaft nach Hause kam, fand sie eins der Mädchen im Badezimmer be- wußtlos liegen, während das andere der Mädchen in der Badewanne ertrunken war. Die Ursache des Unglücks ist noch nicht festgestellt.

Aus der Reichshauptstadt. Me kaiserliche Familie wird das Weihnachtsfest in hergebrachter Weise im Neuen Palais feiern. Da auch das Kronprinzenpaar und Prinz Eitel Friedrich der Bescherung im neuen Palais bei­wohnen, wird das Kaiserpaar am heiligen Abend seine sämtlichen Kinder um sich versammelt sehen. Aus Rominten find bereits ein Dutzend herrlicher Tannenbäume auf der Station Wildpark einge- troffen, die im Muschelsaale des Neuen Palais aufgestellt werden. Gerade ein Dutzend Bäume ist diesmal erforderlich, denn bekanntlich ist für den Kaiser, die Kaiserin und jedes der kaiserlichen Kinder ein Baum bestimmt, unter dessen Zweigen auf weißgedeckten Tafeln sich der Aufbau der Geschenke vollzieht. Auch die Kronprinzessin, die Prinzessin Eitel-Friedrich und Prinz Wilhelm, der Kaiserenkel, erhalten unter besonderer Tanne ihre Geschenke aufgebaut, obgleich in den Wohn- gemächern des Kronprinzen und des Prinzen Eitel- Friedrich noch besondere Familienweihnachtrfeiern stattfinden. Nach den bis jetzt getroffenen Be­stimmungen wird am kommenden Montag mittag um 1 Uhr im Apollosaal Frühstückstafel statt­finden, zu der der Reichskanzler Fürst Bülow, die Chefs der Geheimen Kabinette und die Damen und Herren der näheren Umgebung des Kaiser­paares Einladungen erhalten haben. Gegen '/,3 Uhr begibt sich der Kaiser in Begleitung seiner Söhne nach der Kaserne des 1. Garderegiments

z. F. nach Potsdam, um der Bescherung der Leib­kompagnie beizuwohnen. Um 5 Uhr erfolgt die Bescherung in der kaiserlichen Familie. Am Sonntag gedenkt das Kaiserpaar dem Mausoleum bei der Friedrichskirche, wo die Eltern des Kaisers ruhen, einen Besuch abzustatten.. Für den ersten Weihnachtsfeiertag sind ein Besuch des Gottes­dienstes in der Potsdamer Garnisonskirche und ein Abstecher nach Berlin vorgesehen.

Genf 21. Dez. Infolge heftigen Schnee­falls und darauf eingetretenen Frostes find die durch Wasser gespeisten Elektrizitätswerke zum Stillstand gekommen. Die Stadt ist daher ohne Beleuchtung und elektrische Betriebskraft.

Paris 21. Dez. Einige Besorgnis herrscht in Tanger wegen der drohenden Haltung der Bergbewohner. Beim ersten Plünderungsversuch würden europäische Truppen gelandet werden.

Neapel 21. Dez. Der Vesuv warf während des ganzen gestrigen Tages große Mengen Asche aus, welche die ganze südwestliche Seite des Vulkans bedeckt. Die Bevölkerung ist völlig ruhig.

London 21. Dez. Daily Tribüne meldet aus Petersburg, daß Chungusenbanden in die Mandschurei eindringen und große Ver­heerungen anrichten. Es kam bereits zu Schlachten mit den chinesischen Truppen. Auf beiden Seiten gab es große Verluste.

Odessa 19. Dez. Gestern abend explo­dierte auf dem Dampfer Kaiser Nikolaus II. eine Höllenmaschine. Der Dampfer bekam ein Leck und begann zu sinken, es gelang jedoch, eine Schutzmasse über das Leck zu ziehen, wo­durch dem Sinken des Dampfers Einhalt getan wurde. Die Explosion fand nach Beendigung der Arbeitszeit statt, so Laß Menschen dabei nicht verletzt wurden.

Petersburg 21. Dez. Einer Meldung desRuß" aus Odessa zufolge finden auf dem Bazarplatz Kosarka in einer Vorstadt Odessas täglich Judenhetzen statt, die durch den Ver­band der echt russischen Leute arrangiert werden. Die Juden fliehen, von Panik ergriffen, nach dem Zentrum der Stadt. In den Vorstädten sind viele Häuser verlassen.

Warschau 21. Dez. Wegen Hinrichtung des Handelsschülers Werner ist heute in Radom ein einglhender Protest-Generalstreik der sozialen Parteien ausgebrochen. Alle Fabriken stehen still. Die Ruhe ist bis jetzt nicht gestört worden.

Slonim (Provinz Grodno) 20. Dez. Zu der Flucht der Gefangenen aus dem Eisenbahn­wagen wird weiter gemeldet, daß beim Transport vom Gefängnis zum Bahnhof den Gefangenen durch Vorübergehende Brote gereicht wurden, in denen geladene Revolver verborgen waren. Die Gefangenen nahmen die Gelegenheit wahr, als von den 6 sie bewachenden Soldaten 2 den Waggon verließen, um einen erkrankten Gefangenen zu transportieren. Sie schossen gleichzeitig auf die 4 zurückgebliebenen Soldaten. 3 sprangen all­dem Fenster, während der Zug im Gange war. 2 Soldaten wurden getötet, 2 verwundet. Die Entflohenen waren wegen Bombenwerfens zu Zwangsarbeit verurteilt worden.

Standesamt Calw.

Gebo. -t.e.

13. Dez. Gertrud Ottili. Tochter des Karl Steiner, Briefträgers hier.

18. Karl, Sohn des August Emil Großmann,

Fabrikarbeiters hier.

20. Friedrich Karl, Sohn des Friedrich Karl

Enßle, Schreiners hier.

Gestorbene.

19. Dez. Eva Katarine Reutlinger, geb. Härtter,

Ehefrau des Johann Georg Reut- lin ger, Fuhrknechts hier, 42 Jahre all.

Steklameteit.

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