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schlage ausgestellt. Ein Abdruck des Wahlgesetzes in der Fassung vom 16. Juli 1906 und der Vollzugsverfügung zu demselben vom 10. Okt. 1906 ist im Wahllokal aufzulegen. Dieser Abdruck ist den Ortsvorstehern schon länger zugegangen.

5) In dem Wahllokal ist die erforderliche Zahl amtlich gestempelter Umschläge bereit zu halten. Diese Umschläge erhalten die Wahlvorsteher von hier aus zugestellt.

6) Hinsichtlich der zu treffenden Absonderungs­vorrichtungen und deS im Wahllokal aufzu­stellenden Tischs wird nochmals auf den Erlaß vom 8. ds. Mts. Wochenblatt Nr. 178 aufmerksam gemacht.

7) Die Abstimmung hat sich genau nach den Vorschriften der Arrikel 13 a bis 16 des Wahlgesetzes und der 88 13 bis 19 der Vollziehungsver- sügung zu vollziehen.

8) Um 7 Uhr abends hat der Wahlvorsteher zu erklären, daß nur noch diejenigen Wähler zur Stimmabgabe zugelassen werden, welche im Wahllokal bereits anwesend sind: erforderlichen Falls können die Türen des Wahllokals auf kurze Zeit, jedoch höchstens bis zur Beendigung der Abstimmung geschlossen werden. Art. 16 des Wahlges. und 8 19 der Vollz.-Lerf.

9) Ausdrücklich wird darauf aufmerksam gemacht, daß

a. in den Wahllokalen und den unmittelbar an dieselben anstoßenden Räumlichkeiten Stimmzettel nicht aufgelegt oder verteilt werden dürfen,

b. der Wähler an den abgesonderten Tisch treten muß, um seinen Stimmzettel in den gestempelten Umschlag zu stecken und daß er den Umschlag mit dem Stimmzettel selbst in die Wahlurne zu legen hat,

c. kein in die Wahlurne einmal eingelegter Um­schlag aus irgend einem Grunde aus der­selben vor der Zählung der Stimmen wieder herausgenommen werden darf, und

ct. die Distriktswahlkommissionen sich bei

der Zählung der Umschläge und Stimmen sowie bei der Abfassung des Wahlprotokolls der Beihilfe dritter Personen nicht bedienen

> dürfen.

,10) Bei der Stimmenzählung (vergl. hiezu Art.

< 16 bis 18 a des Wahlgesetzes und §8 10 bis

22 d. Vollz.-Verf.), welche in ununterbrochener Handlung erfolgt, müssen mindestens 5 Mit­glieder der Wahlkommission (Vorsteher, Proto-

> kollführer und mindestens 3 Beisitzer) anwesend

i sein, und haben diese 8 Mitglieder die Schluß- ' beurkundung der Wählerliste, sowie das

Protokoll und die Gegenliste zu unterzeichnen. /11) Während der ganzen Wahlhandlung (Abstim­mung und Stimmzählung) steht jedem Wähler l ^ der Zutritt zu dem Wahllokal offen. Zu be- achten ist hiebei Art. 18 b des Wahlges. und ^ 8 23 der Vollz.-Verf.

12) Nach Schluß der Wahlhandlung sind die Wahlakten bestehend aus der Wählerliste, Be­rufung der Beisitzer und des Protokollführers, Wahlprotokoll und Gegenliste, sowie diejenigen dem Wahlprotokoll beizunummerierenden Wähl­

zettel, über deren Giltigkeit oder Ungiltigkeit ein Be­schluß der Distrikts-Wahlkommission nötig wurde, und die übrig gebliebenen Wahlumschläge ungesäumt und so zeitig wohlversiegelt als portopfl. D.-S. an das Oberamt einzusenden, daß dieselben spätestens am Donnerstag, den 6. Dezember, vorm. 12 Uhr, erforderlichen­falls durch Extraboten beim Oberamt einkommen.

Die Wahlvorsteher sind für die pünktliche Ausführung dieser Vorschrift verantwortlich.

Die gütigen Stimmzettel sind von den Wahl­vorstehern versiegelt aufzubewahren.

Calw, den 26. Nov. 1906.

K. Oberamt.

Voelter.

Tagesneuigkeiten.

* Calw 26. Nov. Zu Gunsten der Veteranensammlung hielt Hr. Stadtschultheiß und Bezirksobmann Conz am Samstag Abend einen Vortrag im ..Badischen Hof" überLand und Leute von Südwestasrika und einige Gefechte unserer Truppen". In anschau­licher Beschreibung gab der gewandte Redner den zahlreich erschienenen Zuhörern und Zu­hörerinnen ein Bild von der in letzter Zeit soviel genannten deutschen Kolonie. Er schilderte zu­nächst in eingehender Weise die Grenzen, die Wasservcrhältnisse, die Verkehrswege, das Klima und den sogenannten Busch des Landes und ging- dann über zur Geschichte der Einwohner und deren Charakter, zur Art der Kriegsführung und zur Ursache des im Jahr 1903 ausgebrochenen Ausstandes. Besonderes Interesse erregten die Mitteilungen über die beiden Hauptstämme der Einwohner, über die Herero und Hottentotten. Ten Schluß des Vortrags bildeten Gefechts­schilderungen von der Kompagnie Franke bei Omaruru, von Episoden der Kriegsführung unter Major Estorff in den Uhaelibergen und von einem Patrouillenritt in die Wäterberge. Die Schilderungen hielten sich streng an die Berichte des Obersten Deimling und des Großen General­stabs. Dem außerordentlich lehrreichen und lebhaften Vorträge folgte größter Beifall der Zuhörer. Ter Vortrag war unterstützt durch instruktive Kartenzeichnungen. Die Pausen wurden ausgefüllt durch sehr beifällig aufgenommene Vor­träge des Liederkranzes, der Konkordia und der Ctadtkcpelle. Die am Eingang zum Saal an­genommenen freiwilligen Beiträge ergaben eine sehr willkommene Einnahme für die Veteranen. Tie Veranstaltung und der ganze Verlauf des Abends wurde von jedermann hochbefriedigt aus­genommen.

r. Tei nach 25. Now. In dieser Woche hat der Kandidat der Deutschen Partei, Herr Schultheiß Scholl von Unterreichenbach, das Kirchspiel Neubulach, die oberen Waldorte und die hiesige Gemeinde besucht und sich den

Wählern vorgestellt. Er führte insbesondere aus, daß ihm nicht nur von der Deutschen Partei, sondern auch von den Konservativen das Land­tagsmandat angetragen worden sei. Ein politisches Programm sei von ihm nicht verlangt worden, er sei deshalb an kein Parteiprogramm gebunden und daher in der Lage, im Landtag stets unab­hängig und nur nach eigener Ueberzeugung ab­stimmen zu können. Die schlichten, sachlichen, keiner Partei zu nahe tretenden Ausführungen des Redners machten allerwärts den besten Eindruck und es hat allen Anschein, daß die Kandidatur Scholl in diesem Teil des Bezirks gute Aus­sichten hat.

Nagold 24. Nov. Der Baumsrevler von Nothfelden ist nun bekannt geworden. Es 'st der sich im Pfarrhaus aufhaltende geistes­schwache Karl Köhler, welcher in Betrunkenheit gehandelt haben will.

Nagold 24. Nov. In Enzklösterle ist heute nachmittag die Metzgerei des K. Schmier­inger niedergebrannt. Tie Bewohner konnten fast nichts retten.

Herrenberg 24. Nov. Auf den heutigen Schweinewarkt waren zugesührt: 256 St. Milch­schweine; Erlös pro Paar 2036 90 St.

Läuserschweine; Erlös pro Paar 40100 Verkauf: ordentlich, Preise gingen etwas zurück.

Neuenbürg 24. Nov Wegen der Brand­stiftungen in Arnbach wurde der Abgebrannte Wolsinger, in dessen Scheuer der letzte Brand ausgebrochen ist und der einen fliehenden Brand­stifter aus seiner Scheuer herausspringen gesehen haben will, verhaftet, da er sich in Widersprüche verwickelt hatte und die Nachbarn von dem Flüch­tigen nichts bemerkt hatten.

Stuttgart 24. Nov. In einer Wirtschaft in der Vogelsangstraße wurde gestern ein Gast plötzlich vom Irrsinn befallen, zertrümmerte die Fensterscheiben und mußte in die Jrrenabteilunz des Bürgerhospitals verbracht werden.

Stuttgart 26. Nov. Bei den städtischen Beamten ist Umfrage darüber gehalten worden, welcher Art die Arbeitskräfte sind, die sie für die häuslichen Verrichtungen brauchen (Dienstmädchen, Monatfrauen rc.). Die Umfrage scheint mit der g< planten Aufbesserung der Gehälter in Zusammen­hang zu stehen. Die Gehälter bewegen sich derzeit für nicht akademisch gebildete Beamte (Verwaltungs­und Notariatsleute) zwischen 2400 und 7000

Heilbronn 24. Nov. Gestern nachmittag kurz nach 12 Uhr erschoß sich auf dem hiesigen Neuen Friedhof ein aus Ansbach in Bayern ge­bürtiges 36 Jahre altes Fräulein. Die Kugel drang oberhalb der rechten Schläfe in den Kopf, sodaß der Tod alsbald eintrat. Es scheint, daß die Verstorbene eigens zu dem Zweck hierher­gekommen ist, denn aus ihren Papieren geht

Arthur, und Viktoria wird bald Ersatz für die Person finden. Schonen Sie nur Ihre teure Gesundheit Sie wissen, wie wir um diese sorgen."

Sie nickte ihm zu und entfernte sich.

Mr. Walton murmelte einen Fluch und sank kraftlos in seinen Sessel zurück.

Am andern Morgen führte Henry seinen Vorsatz, die Hütte der Hunters oufzusuchen, um nach dem Grabe der Frau zu sehen, die ihm Gutes getan, aus.

Er war im Jagdhemd und in Ledergamaschen, die Büchse in der Hand, in den Wald geschritten.

Oben hatte er sein nach Jägerweise in einem Reisighaufen wohlver­stecktes Kanoe gut erhalten gefunden und fuhr nun den Bach hinab, der in den Saltcreek mündete.

Als er diesem nahte, fuhr er mit der größten Vorsicht und mit allen Sinnen lauschend einher. Er wußte Asa Hunter in der Nähe und es war immerhin gefährlich, dem verwilderten und zur Verzweiflung ge­triebenen Burschen zu begegnen. Die Not mußte ihn aus der Jagdhütte vertrieben haben, und es lag nahe, daß er die Blockhütte aufsuchen würde von der eine Flucht auf dem Wasier möglich war. Auch kannte er hier jeden Schritt.

Aber Henry war ein Jäger, der gewohnt war, das vorsichtige Wild zu beschleichen und zu überlisten. Als er der Stelle näher kam, wo das Blockhaus lag, trieb er vorsichtig seinen leichten Kahn in dem Schilf bis an das Land.

Er nahm seine Büchse zur Hand, spannte deren Hahn, trat aus dem Schilf und ging auf das Haus zu. In dessen Nähe gewahrte sein Auge frische Fußspuren. Hurtig flog sein Blick umher und wandte sich dann nach der Spur zurück. Obgleich der Mann, der hier gegangen war. Schuhe getragen hatte, schloß Henry aus der Breite des Fußes und dessen ein­

wärts gerichteter Stellung, daß es die Spur eines Negers sei, die er vor sich habe.

Er wußte, daß Hunters mit einem Neger vom Flusse verkehrt hatten, hatte den Kerl auch schon geschehen.

Er ging, immerfort mit scharfem Auge Haus, Büsche, Feld beobachtend, der Spur nach. Zur Seite des Hauses zwischen einigen Büschen endigte sie.

Daneben war die Spur Asas zu sehen. Der Neger hatte hier mit Asa gesprochen.

Kaum an der Straße angelangt, vernahm er Hufschlag, ein Reiter mußte langsam die einsame Straße Herkommen; noch konnte er ihn nicht erblicken.

Sein an jede Erscheinung der Wildnis gewöhntes Jägerauge gewahrte aber, daß Zweige der den Weg eingrenzenden Büsche sich bewegten.

Ein Wild oder Asa Hunter war dort. Geräuschlos schlich er hin.

Jetzt kam der Reiter um die Waldecke, wo die Straße abbog auch in dieser Entfernung erkannte Henry den Herrn vom Dampfer, der sich Wanderer genannt hatte.

Wieder bewegten sich Zweige derselben Stelle, das war kein Wild das war ein Mensch das mußte Asa sein.

Henry schien dies verdächtig, denn Asa, der einen großen Vorsprung vor ihm hatte, hätte längst die Straße gekreuzt haben können.

Wie ein Fuchs sich durch die Büsche windend, drang Henry vorwärts nach der Stelle, wo sich die Zweige bewegt hatten.

Jetzt erblickte er Asa ein eisiger Schauer lief ihm über den Rücken Asa lag im Anschläge auf den Reiter, der mit jedem Schritte näher kam. An nichts denkend als an die Gefahr des Mannes, riß er blitzschnell die Büchse an die Wange und schoß auf Asa. Ein Schrei und ein Büchsenknall folgten. Asas Büchse hatte sich entladen. Der Fremde glitt vom Pferde und suchte hinter diesem Deckung. (Fortsetzung folgt.)