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Krankenhaus befindlichen Geliebten des Mechanikers wurde ein erheblicher Teil des gestohlenen Geldes (43 000 aufgefunden. Es sind noch Erhebungen über eine event. Beteiligung anderer Personen an dem Diebstahl im Gang. (In einer nicht­amtlichen Meldung heißt es, die Anzeige sei von einer Frau erstattet worden. Man vermutet die Beteiligung eines dritten Täters, da die aufge­fundene Summe den dritten Teil des gestohlenen Gesamtbetrags ausmacht.)

München 27. Sept. Vom Münchner Münzraub ist nunmehr auch der Rest des gesammten Geldes von 130000 ^ gefunden worden und zwar ohne Zutun der Verhafteten. Es wurde heute Vormittag mit Reisig und Holz bedeckt, im englischen Garten gefunden, wo es die Zeit über gelegen hatte. Der Münzräuber König, Soldat beim Bekleidungsamt, ist der Sohn eines verstorbenen Beamten der Münchner Ortskrankenkoffe. Er war ein gelernter und mit den Münzverhältnissen wohl vertrauter Fein­mechaniker. In dem seiner verwitweten Mutter gehörigen beim Vorort Haar im Walde versteckt gelegenen Wohnhaus, wohin er heimlich einen Teil des geraubten Geldes gebracht hatte, war eine fein mechanische Werkstatt eingerichtet, in der König und sein Anstifter, der gleichfalls ver­haftete Münzarbeiter Ruf in ihrer freien Zeit Motor-Rüder reparierten.

Rom 27. Sept. Die Prinzessin Mar- gherite Paterno beging Selbstmord, indem sie sich aus einem Fenster ihres Palais stürzte. Tie Prinzessin war wegen ihrer Schönheit eine be­kannte Persönlichkeit und sollte sich demnächst mit einem Herzog verloben. Das Motiv der Tat ist unbekannt.

Odessa 27. Sept. Gestern Nacht wurden in der Umgebung der Stadt furchtbare Mord­taten verübt, denen eine jüdische Familie von vier Personen und eine christliche von drei Per­sonen zum Opfer fielen.

Washington 27. Sept. Präsident Rool'evelt hat an den Präsidenten Palma von Kuba das Ersuchen gerichtet, seine Demission zurückzuziehen. Palma antwortete, sein Entschluß sei unabänderlich, weil die von Taft vorgeschlage­nen Reformen der Würde des Präsidenten und der Autorität der Negierung nicht entsprächen.

Nsw-Aork 27. Sept. 40000 Mann Landtruppen werden für Kuba mobil gemacht um die Ordnung dort wieder herzustellen. Präsi- dent Roosevelt macht noch immer die größten

Anstrengungen, eine friedliche Lösung herbeizu- führen.

Vermischtes.

Ueber die Kulturarbeit der Missionare in Kamerun, eine Arbeit, die nur bescheiden neben der eigentlichen Missions­arbeit hergeht, urteilt dieWest African Mail", eine große engliscbe Kolonialzeitung, in einem sonst nicht freundlich gehaltenen Artikel:Der Missionar übt eine große Macht in Kamerun aus: er lehrt die Eingeborenen, wie sie ihr Land bebauen und was sie pflanzen sollen; er unter­weist sie in den Elementen des Handels. Jedes Jahr zeigt ein beträchtliches Wachstum derer, die das Christentum angenommen haben; neue Schulen und Kirchen werden errichtet. Die Missionare gründen neue Missionsstationen in entlegenen Bezirken und wissen die Eingeborenen so schnell zu kultivieren, daß die Zukunft Kameruns deutlich mit der missionarischen Arbeit verbunden ist. Alles, was der Missionar tut, wird von den Ein­geborenen nachgeahml. Die machen sich Häuser, Tische, Stühle, schmücken ihre Stuben mit Decken, ihre Wände mit Bildern. Wer, der einst Kame­run gesehen hat, hätte gedacht, daß der sanfte deutsche Missionar bestimmt sei, Tausende dieser schwarzen Kerle zu lenken, deren Herzen so wild sind, wie ihre Berge und Wälder?" Wenn ein Mann, der offenbar die Missionsarbeit ihrem tiefsten Wesen nach nicht versteht, den Kulturwert der deutschen Missionsarbeit so hoch anschlägt, so ist das sicher ein Beweis, wie wenig der Vor­wurf berechtigt ist, die Missionare lehren nur unpraktische und der europäischen Kultur schädliche Theorien. (Also auch praktisch veranlagte Leute hinaussenden.)

Aus dem Mittelalter. Neber eine eigenartige Skandalaffäre wird demBund" aus dem katholischen Dorfe Obervaz im schweizerischen Kanton Graubüuden berichtet. Dort hatten seit einiger Zeit zahlreiche Mädchen von 1820 Jahren und auch zwei junge Frauen geheimnisvolle Briefe erhalten, die scheinbar von der kirchlichen Behörde ausgingen und die gefälschte Unterschrift eines angesehenen Geistlichen trugen. In diesen Briefen waren die Empfängerinnen aufgesordert, sich vom Meßner des Dorfes, einem älteren Mann, ent­kleidet auspeitschen zu lassen und alsdann mit dem herabrinnenden Blut ein Gelübde zu unter­zeichnen, durch das ihnen Sündenvergebung und allerlei himmlische und irdische Vorteile in Aus­sicht gestellt werden. Etwa ein Dutzend Mädchen und Frauen haben sich denn auch dieser Geißelung

unterzogen und den Blutkontrakt unterschrieben. Die Sache wurde ruchbar und der Meßner, der die Geißelungen allein vorgenommen hat, ver­haftet. Der Geistliche der Gemeinde ist an den Vorkommnissen unschuldig. Entweder handelt es sich bei der Angelegenheit um einen Fall von Sadismus oder der Meßner ist selbst getäuscht worden und hat auf die Aufforderung eines Dritten die Geißelungen gutgläubig vorgenommen. Die Untersuchung ist eingeleitet.

Einen Rekord im Backen von Brot hat ein englischer Bäcker namens Herbert Prosser in Edingtion geschaffen. Tie Aufgabe, die sich dieser unternehmungslustige Mann stellte, war keine geringe. Er suchte nämlich ein ganzes Feld Weizen, das noch in Aehren stand, so schnell wie möglich in Brot zu verwandeln. Er kaufte das ganze Felo, wie es da stand, schnitt es, drosch das Korn, verwandelte es in Mehl und dieses dann in Brot, alles mit Maschinen. Von dem Augenblick an, wo das letzte Korn auf dem Felde geschnitten wurde, bis zu dem Moment, wo das fertige Brot den Ofen verließ, vergingen nur drei und eine halbe Stunde. Das ist, wie Mr. Prosser wahrscheinlich mit vollem Recht behauptet, der neue Weltrekord. Uebrigens ist vor 3 Jahren ein ähnliches Experiment in England zur Aus­führung gebracht worden, aber damals nahm die Prozedur doch noch etwas längere Zeit in Anspruch. Während der beiden letzten Jahre konnte der Versuch nicht wiederholt werden, weil die Saisons zu naß waren, und der Weizen erst getrocknet werden mußte, ehe man ihn malen konnte.

Gottesdienste.

16 . Sonntag «aL Hrtnit-, 30. Sept. Vom Turm: 363. Der Kirchenchor singt: Sehet, welch eine Liebe rc. Vredigtlied: 88, Wer ist wohl wie du rc. fisll) Uhr: Vormitt.-Predigt, Herr Dekan Roos. Abend­mahlsfeier. 1 Uhr: Christenlehre mit den Töch­tern. 2 Uhr: Nachmitt.-Predigt, Herr Stadtpfarrer Schmid. 8 Uhr abends: Missionsstunde im Vereinshäus von Missionar Nestle von der Brüder­gemeinde.

Sonncrstog, 4. Oktober, abends 8 Uhr: Vortrag im Vereinshaus von Pfarrer Bäuerle über die Lage unserer evang. Glaubensgenossen m Oesterreich.

Nsttameteil.

Die bekannte Teefirma Meßmer, Frankfurt a. M., widmet diesmal den Schülern Stundenpläne, hochkünstlerische Originalarbeiten von Professor von Volkmann und H. Schroedter, vorzüglich geeignet, Liebe und Verständnis zur Kunst zu wecken. Die Pläne find in den Verkaufsstellen von MeßmerS Tee gratis erhältlich.

Amtliche «.PriolltaMigen.

S ch m i e h.

Wegöauakkord.

Die Gemeinde vergibt die Herstellung eines zirka 125 m langen und 3,5 m breiten Holzabfuhrwegs im Hinteren Kirchhaldental im Wege des schriftlichen Abgebots. Plan und Bedingungen der Arbeit liegen auf dem Rathaus zur Einsicht auf. Das Abgebot hat per laufenden Bieter zu geschehen und ist bis zum 2. Oktober d. I., nachmitt. 2 Uhr, verschlossen beim Schultheißen­amt einzureichen.

Den 26. September 1906.

Gemeinderat.

Lrlieitsrnreill kslv.

SamStag, den 29. September, abends 8 Uhr,

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im Lokal.

Der Ausschuß.

Nächste Woche back! '

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Ctzr. Lutz,

Badstraße.

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Kanillcheußchtttverkm Calw.

Am Samstag, abends von 8 Uhr findet bei Buch-

Monatsversammlung

statt.

Tagesordnung:

Ausstellungsangelegenheiten.

Verschiedenes.

Um zahlreiches Erscheinen bittet

Der Ausschuß.

Selbstgemachte

Nerimdeln,

sowie

Panier- «ad WaWlauhi

empfiehlt

Gottlob Niethammer, Bäcker, Markplatz.

Vjz'lieutzsi'rekr

liekert in scbvnster ^uskübrunZ ckie Druckerei cks. 81.

Hirsau, 27. September 1906.

Schmerzerfüllt teilen wir Verwandten und Be­kannten mit, daß unsere Schwester, Schwägerin und Tante

Johanna Stahl

heute Abend 6 Uhr nach langem Leiden sanft ver­schieden ist.

Im Namen der Hinterbliebenen:

L. Wegermann.

Beerdigung Sonntag nachmittags 2 Uhr.

Junge Mädchen u. jnnge Burschen

für leicht zu erlernende Arbeiten werden in Unterreichenbach und in Pforz­heim, Nagoldstraße 15, fortwährend angenommen. Kurze Lehrzeit. Guter Lohn.

Verelnigke Cluisfabriken.

Hirsau.

Am Samstag und Sonntag findet

bei Ausschank von neuem Wein statt und ladet hiezu sreundlichst ein

LL idniiii z. Waldhorn.