Me Regierungsbildung in Württemberg
Stuttgart. 2,1 April. Wie sich die Regierungsbildung beim Zusammentritt des Landtags gestalten wird, darüber schreibt die „Frankfurter Zeitung": Wenn, wie zu erwarten ist. im ersten Wahlgang kein Kandidat die absolute Mehrheit erlangt, wird eine Stichwahl zwischen dem Kandidaten der Nationalsozialisten und dem des Zentrums folgen, bei der der Zentrumskandidat mit Unterstützung des Bauernbundes und der Demokraten die relative Mehrheit erlangen und damit gewählt sein wird. Es wäre dazu nicht notwendig, das; die Sozialdemokratie ebenfalls für den Zentrumskandidaten stimmte. Der neue Staatspräsident ernennt dann die übrigen Minister. Das so gebildete Kabinett würde dann allerdings keine absolute Mehrheit haben, es könnte sofort durch eine Mehrheit aus Nationalsozialisten, Sozialdemokraten und Kommunisten gestürzt werden: da aber dann die Neuwahl des Staatspräsidenten immer wieder das gleiche Ergebnis haben würde wie das erste Mal, würde tatsächlich das Ministerium Bolz als geschäftsführendes Ministerium bis auf weiteres gesichert sein.
Stuttgart, 26. April. Das Organ der Nationalsozialisten, der „NS-Kurier", beobachtet immer noch Zurückhaltung in seinen Aeusierungen über die Frage der künftigen Regierungsbildung. Immerhin erklärt er: Oberste Richtschnur unseres Handelns ist und bleibt der Wille der Hunderttausende Würt- temberger, die uns ihr Vertrauen geschenkt haben. Ihren Willen haben wir zu verwalten. Wir sind mit erheblichem Abstand stärkste Partei geworden und wenn wir nicht irren, gilt auch in Württemberg eine demokratische Verfassung.
Die baucrnbündlerische „Schwäbische Tageszeitung" bemerkt zu der gleichen Frage: Wir sind dafür, das; man den Nationalsozialisten volle Gelegenheit geben muß, an Verantwortlicher Stelle mitzuwirken, damit sie zeigen können, was sie zu leisten vermögen. Ja, wir würden gar nichts dabei finden, wenn einmal den Nationalsozialisten allein die Regierung übertragen würde, damit unser württembergisches Volk erkennen lernte, was Politisch und wirtschaftlich möglich ist und was nicht.
Der Christliche Bolksdienst nimmt zur Frage der Regierungsbildung folgende Stellung ein: Er fordert eine starke, verantwortungsbewußte, auf christlicher und sozialer Grundlage ruhende Regierung, die nicht nur die Ächtung vor der Verfassung verbürgt, und damit die ruhige und gesunde Weiterentwicklung Württembergs sichert, sondern die auch die Befreiungspolitik der Reichsregierung unterstützt. Nachdem das Wahlergebnis gezeigt hat, daß die Bildung einer solchen Mehrheitsregierung auf der bisherigen parlamentarischen Grundlage nicht möglich ist, sollte nach Auffassung des Volksdienstes den gegebenen staatspolitischen und parlamentarischen Notwendigkeiten Rechnung getragen und der ernsthafte Versuch unternommen werden, eine starke Mehrheit unter Einschluß der Nationalsozialisten auf obengenannte Grundforderungen zu einigen und auf möglichst breiter Basis eine arbeitsfähige Regierung zu bilden.
Im „Schwäbischen Merkur" wird von dessen Hauptschriftleiter der Standpunkt vertreten, daß nun der Nationalsozialismus das Tor der Verantwortung zu durchschreiten habe, daß er es aber nicht allein durchschreiten könne und sich zu der Taktik beguemen müsse, die zu einer Koalition hinführe. Wenn in Württemberg das wiederholte scharfe Eingreifen des Staatspräsidenten Wege versperrt hat, so werden sich dennoch Möglichkeiten finden, um sie wieder gangbar werden zu lassen. Natürlich fragt es sich, ob der Nationalsozialismus heute schon koalitionswillig ist. oder ob er noch Ilmwege über weitere Siege wünscht, die immer zu einer Koalition führen müssen. Allerdings werden wenige die Frage, ob der Nationalsozialismus heute schon koalitionsreif ist, mit einem glatten Ja zu beantworten bereit sein. Das Blatt schreibt dann weiter, man müsse erst durch die Periode der Geschäftsministerien hindurch. Diese könnten aber nicht ewig amten. Es werde dann der Augenblick kommen, da sie abgelöst werden — zu gegebener Zeit auch im Reich — durch Koalitionskabinette mit stark sozialistischem und, vom Zentrum her, gewerkschaftlichen Einschlag. Die dann beginnende Auseinandersetzung zwischen dem internationalen und dem nationalen Sozialismus wird zeigen, wie furchtbar es für Deutschland ist, daß dem das Bürgertum aufsaugenden Nationalsozialismus nicht rechtzeitig eine große, geschlossene national-bürgerliche Partei
gegenübergestellt wurde. Die nächste Zeit werde zeigen, wie bitter notwendig es ist, daß dem nationalen deutschen Bürgertum eine politische Heimat geschaffen wird, die ein Gegengewicht gibt zum internationalen und zum nationalen Sozialismus. Das Blatt schlägt also die Gründung einer neuen Partei vor. Aus den Trümmern des 24. April soll etwas bleues erwachsen: Der Grundstein einer national-bürgerlichen Partei, unbelastet durch alte Begriffe und bankrotte Führer, die abwärts führten.
Sicherstellung der Ernührung 1932
Die Ernte 1932 hat eine ungeheuer wichtige Bedeutung: es ist keine Schwarzmalerei, wenn von berufener Seite, von Wissenschaft und Praxis immer wieder darauf hingewiesen wird, daß Deutschland kein Geld mehr hat, um Lebensmittel aus dem Auslande zu kaufen. Wir sind gerade im Jahre 1932 auf eine gute Ernte unserer heimischen Landwirtschaft angewiesen. Wenn die Landwirtschaft diese nicht liefern kann, steht das Gespenst der Hungersnot drohend vor dem deutschen Volke.
Bei dieser Lage ist es ausschlaggebend, daß die Fehler vermieden werden, die in den Jahren seit Beendigung der Inflation begangen wurden. Es unterliegt heute keinem Zweifel mehr, daß die starke Jntensivierungspropaganda in der Landwirtschaft nicht in dem Umfange berechtigt war, wie sie in erster Zeit nach Stabilisierung der Mark betrieben wurde. Man bedachte damals zu wenig, daß durch Krieg und Inflation die Verhältnisse anders geworden waren; die Landwirtschaft überließ sich dem verhängnisvollen Irrtum, an die Verhältnisse der Vorkriegszeit anzuknüpfen. Bekanntlich hatten wir aber vor dem Kriege eine aufstcigende Konjunktur, die normalerweise auch eine günstige Konjunktur für die Landwirtschaft mit sich bringt. Anders liegen jedoch die Verhältnisse, wenn die Konjunktur rückläufig ist; dann verengen sich die Jntensitätsgrcnzen, weil dann einer der wichtigsten Faktoren, die für die landwirtschaftlichen Produkte erzielbaren Preise (bzw. die Preisrelation), ins Minimum fällt. Ohne Rücksicht zu nehmen auf diese betriebswirtschaftliche Gesetzmäßigkeit, hielt man weitestgehende Intensivierung für den richtigsten Weg, um den Anschluß an die Weltwirtschaft zu finden. Die damaligen Fehler hätten noch vermieden werden können, wenn man einen Unterschied gemacht hätte zwischen Produktiven und sonstigen Investitionen; eine solche Unterscheidung wäre besonders notwendig in den Fällen gewesen, in denen die Jntensivierungsmaßnahmcn mit Leihkapital zu Zinssätzen erfolgten, wie sie von der Landwirtschaft mit ihren langsamen Wirtschaftsumschlägen nicht aufgebracht werden können; in solchen Fällen hätten nur kurzfristige Investitionen, insbesondere bei Düngemitteln und Kraftfuttermitteln, vorgenommen werden sollen und nicht ausgeprägt langfristige Anlagen.
Heute ist man vielfach in das andere Extrem der rücksichtslosen Extensivicrung gefallen. Diese Extensivierung mag ru einem Teil berechtigt sein und kann sich sowohl auf das Kulturartenverhältnis wie airf die einzelnen Aufwendungen des Betriebes beziehen. Einsichtsvolle Landwirte an führender Stelle weisen aber auch heute immer wieder darauf hin, daß die Landwirtschaft selbst an einer sachgemäßen und ausreichenden Frühjahrsbestellung unter sachgemäßer Anwendung der Kunstdüngemittel größtes Interesse hat. Sie stützen sich hierbei auf eingehende wissenschaftliche Untersuchungen und Auswertungen von Buchabschlüffen, welche nachgewiesen haben, daß bei gleichen natürlichen und wirtschaftlichen Verhältnissen mit höheren Roherträgen auch höhere Reinerträge verbunden sind.
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gefärbten Zahnbelagrs
ist folgender: Drücken Sie einen Strang Ehlorodont-Zahnpaste aus die trockene Chlorodont-Zahnbürste (Spezialbürste mit gezahntem Borstenschnitt). bürsten Sie Ihr Gebitz nun nach allen Seiten, auch von unten nach oben, tauchen Sie erst jetzt die Bürste in Wasser und spülen Sie mit Chlorodont-Mundwasser miter Gurgeln gründlich nach. Der Erfolg wird Sie überraschen! Der mitzfarbene Zahnbelag ist verschwunden und ein herrliches Gefühl der Frische bleibt zuruck. Hüten Sie sich vor minderwerügen, billigen Nachahmungen und verlangen Sie ausdrücklich Chlorodont-Zahnpaste. Unter-Vortriegspreise.
Aus unr> L.SNÜ
(Wetterbericht.) Schwacher Hochdruck liegt über de« Festland, eine Depression bei Skandinavien. Für Donnerstag und Freitag ist. wieder mehr bedecktes, aber vorwiegend trockenes Wetter zu erwarten.
Feivrennach, 25. April. Die Freiwillige Feuerwehr Feldrenn ach hielt gestern ihre Generalversammlung gh die gut besucht war. Der Versammlung ging eine Sitzung des Berwaltungsrats voraus. Kommandant Gottlob St oll begrüßte die Erschienenen und berichtete in eingehender Weis, über die Tätigkeit der Feuerwehr im abgelaufenen Jahr Daran anschließend gab er auf Grund der letzten Schulübung verschiedene Instruktionen in technischer Hinsicht. Dem Bericht war weiter zu entnehmen, daß die Feuerwehr in sechs Hebungen ihrer Pflicht genügte. Ferner war sie gezwungen, in einen, Brandfall und anläßlich von Hochwasser in Tätigkeit z, treten. Bei den Hebungen haben durchschnittlich 11 Prozent gefehlt. Bürgermeister Schleeh gab den Kassenbericht und sprach den Führern und der Feuerwehr den Dank der Gemeinde aus. Die Heuer fälligen Wiederwahlen brachten einstimmige Wiederwahl des Kommandanten, seines Stellvertreters sowie der Zugführer und der Verwaltungsratsmitglieder soweit sich diese wieder zur Verfügung stellten. Das schöne Verhältnis zwischen Führer und Feuerwehr kam bei diesen Wahlen besonders zum Ausdruck und verdient besondere Anerkennung. Zur Gründung einer eigenen Sanitätskolonne aus denjenigen Mitgliedern, die den Kurs in Birkenfeld besucht haben, konnte sich die Feuerwehr der Kosten wegen nicht entschließen, auch bestehe ein dringendes Bedürfnis hiesür nicht, da Arzt und Krankenschwester sich am Platze befinden. Die sehr schön verlaufene Versammlung konnte nach ^ständiger Dauer von Kommandant Stoll geschlossen werden.
Feiorennach. 26. April. Bei den gestern in Engelsbrant stattgefundenen Frühjahrswaldläufen war dem Turnverein Feldrennach ein sehr schöner Erfolg beschieden. Er konnte sowohl im Hauptlauf als auch im Jugendlauf trotz der starke» Beteiligung als 1. Sieger hervorgehen. Besonders erwähnenswert und zugleich erfreulich ist es, daß die Zwillingsbrüder Otto und Gotthilf Riegfinger als 1. Sieger aus den Einzelläufen hervorgingen. Wir beglückwünschen den Verein mit seinen wackeren Turnern zu diesem wirklich schönen Erfol, und wünschen weiteren Aufstieg.
Me Enlenhatturrq
und deren volkswirtschaftliche Bedeutung
Btrkenfeld. (Geflügelzüchterverein.) Wenn wir aus der heutigen Wirtschaftskatastrophe eine Lehre ziehen wollen, s, kann sie nur heißen: Neuaufbau unserer Volkswirtschaft arff nationaler Grundlage, denn ein Volk kann eben nur dam Weltwirtschaft treiben und Weltwirtschaftskrisen überstehen, wenn cs seine eigene Wirtschaft fest in seinem Boden verankert hat. Das Rezept des Wiederaufbaus hat demzufolge zu lauten: Selbstbesinnung. Selbsthilfe. Das Wichtigste aber muß sein: Sicherstellung der Ernährung aus den Quelle» des Landes. Hierbei werden die deutschen Geflügelzüchter einen nicht geringen Anteil zu nehmen haben. Der Kamvf gegen das Äuslandsei hat erfreulicherweise begonnen und es wird Zeit, daß die Regierungsstellen erkennen, welch bedeutenden volkswirtschaftlichen Wert das Geflügelfleisch darstellt. Es scheint fast, daß man nun endlich unter dem furchtbare» Druck der heutigen Notzeit zu dieser Einsicht gekommen ist. Oder sollten die vor kurzem veröffentlichten Pläne der Reichsregierung über eine großzügige innere Kolonisation Md Kleinsiedlung wieder fteckenbleiben? Sollen wahrhaftig immer wieder Millionen für Geflügelprodukte Jahr für Jahr ins Ausland wandern und fremdländische Händler Riesengewinne einstreichen? Und noch dazu aus einem Lande mit einer hoch- entwickelten Rasiegeflügelzucht? Wann endlich wird man erkennen, welche volkswirtschaftlichen Werte beispielsweise m einer rationellen Entenzucht liegen? Man denke hierbei nur an China, wo Entenfleisch seit Jahrtausenden Volksnahrmg ist. Leider ist man bei uns in letzter Zeit Irrwege gegangen, indem man mit der Empfehlung reiner Legeraffen das Entenei propagierte, ohne zu bedenken, daß der Hauptwerk der Ente in ihrem gesunden, nahrhaften Fleisch liegt. Heute kommt es also darauf an, in einer möglichst kurzen Aufzuchtperiode eine schnellwüchsige, feinfleischige Ente heranzuzüchten und auf den Markt zu werfen. Wer denkt da nicht sofort an
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<64. Fortsetzung.»
2 .
Inzwischen lebte Daniela in der Villa „Meerkönig" in Westerland auf Sylt. Sie hatte zwei schöne Zimmer nach der See zu und allmählich spürte sie. wie ihr Herz ruhiger wurde.
Der wühlende Schmerz wich einem stillen Trauern und auch dieses Gefühl wurde schwäck>er. Allmählich fand sie sich wieder in der Welt zurecht. Die bleichen Wangen wurden etwas voller und röter
Die freundliche Besitzerin Frau Kammtzer freute sich über die Wandlung. Sie hätte das stille Mädchen in ihr Herz geschlossen und unterhielt sich gern mit ihr.
Daniela lat die Unterhaltung mit der alten, feinsinnigen Dame wohl Sie ließ sich von ihr schildern, wie es überall auf den Inseln aussah Frau Kammtzer regte Ausflüge an Daniela gab nach und fuhr auf die benachbarten Inseln, erst mit den kleinen Dampfern, dann aber mietete sie sich regelmäßig ein Segelboot und machte Ausflüge auch auf die kleinen Halligen
So auch auf dre Hallrg Fahrenkoog Auf dieser Hallig lebte eine kleine Gemeinde, wohl an die dreihundert Seelen stark Aber sie besaßen trotzdem sin kleines Kirchlein, ein hübsches Schulhaus und die Häuser waren freundlich und gepflegt Sie schritt die Straße vom Strande nach der kleinen Gemeinde zu und horchte plötzlich auf Glockengeläut« tönte an ihr Ohr.
Sie bog in die einzige Straße oes Dörfchens ein.
Ein Trauerzug kam die Straße herunter Vier Fischer trugen den Sarg, dann folgten die Leidtragenden und die Trauergäste.
Dem Zuge voran schritten Kinder mu großen, ernsten Augen.
Daniela blieb stehen Sie faltete still die Hände.
Der Zug bog neben ihr nach dem Gottesacker ein Die Fischer iahen das Mädchen mit den gefalteten Händen und den ernsten Zügen und manch dankbarer Blick traf sie Weiter schritt das Mädchen.
Sie ram vis zur Schaute der kleinen Hallig. e>n freundliches Häuschen, vor dem ein paar mächtige Kastanien standen. Unter den Kastanien waren ein paar Tische und Stühle und luden zum Sitzen ein.
Daniela nahm Platz und nach wenigen Augenblicken kam eine freundliche, alte Frau mst weißer Schürze, die Wirtin, und hieß sie willkommen
Sie brachte raich das gewünschte Glas Milch und einen kräftigen Imbiß.
Dann setzte sie sich zu ihr und fragte sie etwas neugierig, woher sie komme und wo sie wohne.
Daniela stand ihr gern Rede und Antwort und erfuhr auch, daß die Frau aus dem Hannoverschen stammte Sie erzählte :hr, daß sie es früher oft nicht auf der einsamen Hallig ausgehalten habe, aber immer, wenn sie einmal einige Zeit aus dem Festlande war. da rief die Hallig sie wieder und heule wünsche sie nichts anderes, als daß sie auf der stillen Hallig, fern allen Weltgetriebes, sterben möge.
„Sie haben heute einen hier zu Grabe getragen?" fragte Daniela.
Die Frau nickte. „Ja, den langen Hinnerk! Läßt eine Frau und fünf Kinder zurück, drei sind noch ganz klein. Man soll den Toten nichts Schlechtes Nachreden, aber es war doch so. der Hinnerk hat sein Leben lang nichts getaugt Hat's schlecht gehabt, die Frau. Freilich jetzt, da sie allein mit den Kindern ist, wird es ihr auch nicht viel besser gehen, denn sie und alle arm hier Sie helfen schon, soweit es geht, aber viel geht's eben nicht Sie sind io arm. wie die Hallig klein ist"
Das ging Daniela nahe
Eine Frau jetzt allein mit fünf kleinen Kindern!
Es erbarmte sie. Sie schämte sich beinahe, daß sie als junges Ding io viel Geld verdiente.
„Ich will zu den armen Leuten gehen!" faßte sie dann einen Entschluß „Ich will Ihnen helfen, damit sie über das Aergste hinwegkommen "
Sie wandte sich der Wirtin wieder zu und fragte: „Wo wohnt die Familie des verstorbenen Hinnerk?"
„Ganz am Ende des Dorfes." entgegnete die Frau „Sie können sie nicht fehlen. Sie sehen es schon an dem verwahrlosten Haus Hinnerk hat alles verludern lassen! Die Frau ist ein schwaches Weibei, wird kaum mit den Kindern fertig Es ist ein Elend Wollen Sie denn hin?"
„Ja. ich will mich etwas um diese Leute kümmern!"
Die Hellen Augen der Frau lagen lange auf dem Antlitz Danielas.
„Sie jammert das Unglück, Fräulein?"
„Ja . . die Kinder .. das tut mir am wehestent"
„Wollen Sie ihnen helfen?"
„Soweit ich vermag, gern."
„Gott wird es Ihnen lohnen!"
Nun kehrten auch schon die Trauergäste zurück, schritten an der Schänke vorbei und einige kamen und nahmen Platz, tranken einen Schnaps oder ein Bier. Alle iahen das ichöm Mädchen wohlwollend an.
Eine Städterin! Das iahen sie gleich, aber das freute sie: Daniela war nicht von der üblen Art io mancher Städterin, 'andern ernst, ruhig
Die Wirtin fand, daß das Gespräch leiser als sonst war man übte Rücksicht auf den Gast
Nach einer halben Stunde machte sich Dana auf den Weg
Sie fand das Häuschen sofort und stellte fest, daß die Willi» nicht übertrieben hatte. Es 'ah erbärmlich aus. verwahrlost und verfallen
Sie blieb vor dem Hause stehen und Härte ein Kind schreien, eine harte Frauenstimme schelten.
Kurzentschlossen trat sie durch die niedrige Tür in d« Haus
In dem großen Wohnzimmer saß die Frau, klein, verhärmt, bitter am Tisch Die Kinder kauerten am Boden. Verschüchtert. ichmal. hungrig.
Erstaunt lah Sie Frau aut ven Gast
„Verzeihen Sie!" sagte Daniela steundlich „Ich habe ebe» gehört, daß man ihren lieben Mann zu Grabe getragen hat
„Mein lieber Mann!" tagte die Frau bitter im harten ssrit- nich daß Daniela aufhorchen mußte, um sie zu verstehe» „Das war kein lieber Mann, der hat sich allweil nicht »»> uns gekümmert" ^
„Sie sind nun allein mit den Kindern. Haben Sie verwandte hier?"
Die Frau iah die Fragerin erstaunt an Sie vegrisl ei nicht, daß eine Fremde zu ihr kam. und daß sich überbau» sin Mensch um sie kümmerte
„Ja. Verwandte schon, aber sie sind alle arm! WarB tragen Sie mich?" .
„Weil es mir leid tui. daß es Ihnen io bitter gehl. lM Frau!" entgegnete Daniela leise. „Ich möchte Ihnen kW etwas helfen."
„Mit een guien Rat?"
Da lächelte das Mädchen und schüttelte den Kops- .
„Nein!" tagte sie dann ernst. „Ich will erst ^'vmal " Kleinen >att machen, die mit hunariaen Augen ;u -M blicken, liebe Frau " .
Sie wandte sich dem größten Mädchen zu. oas 'owrl . Blick 'cheu senkte und iagte dann: „Komm. Kleine, du M einmal mit deinem Brüderchen und bolst Brot und W»r essen" ^ ^
Die Frau glaubte, nichi rechi zu Horen unü als Daniela Kind ein Fünfmarkstück in die Hand geben wollte, uiev hastig hinter dem .Tisch vor, iFonjetzuM. "
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