Nun werden Sie nach diesem Rückblick in die Vergangen­heit auch noch etwas hören wollen, wie ich mich für die Zukunft stelle. Da könnte ich als Ueberschrist setzen:

Maßvoller, aus den Verhältnissen sich ergebender Fortschritt unter Berücksichtigung der finanziellen Leistungsfähigkeit.

Sie kennen mich Wohl soweit, daß Sie wissen, daß ich mit Versprechungen sehr vorsichtig bin. Sie wissen aber ebensogut, ob anzunehmen ist, daß ich von heute auf morgen meine ganze Art umstellen könnte oder würde. Als die nächsten Aufgaben der Stadtverwaltung betrachte ich: die Fortsetzung der Stra­ßenteerung vomSchiff" bis zur Ettergrenze in der Wildbader­straße, die Beschaffung weiterer Schullokale, die bis zum Jahr 1932 gelöst werden muß. Da ich annehmen darf, daß der brei­teren Oeffentlichkeit die Raumnot unserer Schulen noch nicht hinreichend bekannt ist, so darf ich vielleicht anführen, daß an Lokalen fehlen: für die Gewerbeschule: zwei Lehrsäle und ein Lehrmittelzimmer, für die Frauenarbeitsschule: ebenso und ein Lehrerinnenzimmer, für die Volksschule mit allg. Fort­bildungsschule für Mädchen: ein Lokal für das ü. Schuljahr, ein Lokal für Handarbeitsunterricht, ein Ausweichlokal mit Lehrmittel, für die Realschule: ein Lokal für die 6. Klasse, ein Physiklokal, ein Lehrmittelraum.

Die baldige Räumung der jetzigen Mietlokale für die Frauenarbeitsschule ist der Wunsch der evang. Kirchengemeinde und dieser Wunsch ist verständlich, wenn man weiß, daß die ihr unterstehende Kleinkinderschule wegen ihrer Ueberfüllung dringend der Verlegung in größere Räume bedarf.

Die Gewerbeschule hat bis jetzt überhaupt kein eigenes Lokal, auch fehlt ihr das gerade für diese Schulart so besonders nötige Lehrmittelzimmer. Auf die Dauer ist auch mit eine m Gewerbelehrer nicht auszukommen.

Die Volksschule muß die weiteren Lokale haben, sobald sie wieder von Jahrgängen mit lauter Normalzahlen besucht ist, was vom Jahr 1933 an der Fall ist; ebenso die Realschule. Sobald weitere Lokale für die Gewerbe- und- für die Frauen­arbeitsschule zur Verfügung stehen, halte ich die Zeit für ge­kommen, mit den umliegenden Gemeinden, aus denen diese Schulen zurzeit mit der Mehrzahl besucht werden, in Verhandlungen wegen Gründung eines Schulverbands ein­zutreten.

Ich fahre fort mit den zukünftigen Unternehmungen: Sicherung weiteren Wasserbedarfs, namentlich für die Parzelle Ziegelhütte mit natürlichem Druck, wenn sich dies aus vorteil­hafte Weise in Verbindung mit einer Gruppenwasserversor­gung bewerkstelligen läßt. In diesem Zusammenhang sei er­wähnt, daß die Stadt in ihrer Verteidigungsstellung gegen die Wasserableitung nach Stuttgart aus den allgemein bekannten Gründen beharrt. Der Eisgang der letzten Tage hat gezeigt, daß wenn die Ableitung von etwa 750 Sekundenliter erfolgen würde, nicht mehr genügend Wasser zur Verfügurig stehen würde, um die Eismassen in Jahrgängen wie Heuer abzusüh- ren und daß hiedurch eine große Gefahr für die Stadt ent­stünde, wie sich am letzten Freitag abend gezeigt hat.

Was die Beseitigung des schienengleichen Uebergangs beim Stadtbahnhof anlangt, der früher oder später kommen muß, so sind die andauernden Versuche der Staatsstraßenbauverwal­tung, die Last der Stadtgemeinde zuzuschieben, abzuwehren.

Erstrebenswert erscheint mir die Versorgung mit Gas, Loch muß die Lieferung zu einem Preis erfolgen können, daß es sowohl für Haustzaltungs- als auch für Jndustriezwecke ver­wertbar ist. Jede Möglichkeit, weitere Jndustrieniederlassun- gen hereinzubekommen, muß ausgenützt werden, einesteils um Steuerkräfte zu gewinnen, andernteils um den einheimischen Arbeitskräften Verdienst an Ort und Stelle zu schaffen, was sich auch auf die ansässigen Gewerbe günstig auswirkt. Daneben dürfen die Bestrebungen, den Fremdenverkehr zu fördern, nicht vernachlässigt werden. Man wird sich zwar in diesem Punkt bewußt bleiben müssen, daß die Tätigkeit der Stadtverwaltung mehr als eine Stütze der Privatinitiative sich darstellt und die Empfehlungen durch Küche und Keller sowie Unterkunft, welche noch immer die wirksamsten und anhaltendsten sind, von an­derer Seite sich betätigen müssen. Die Aufgabe der Stadt­verwaltung liegt m. E. darin, mit dafür zu sorgen, daß die natürlichen Reize unserer schönen Heimat mehr und mehr bekannt werden, daß gute Verkehrsverhältnisse auf der Bahn und für die Autos sie möglichst leicht erreichen lassen, daß die Stadt selbst sich gefällig präsentiert und die umliegenden Wäl­der bequem erreicht werden können. Inwieweit die Stadt selbst noch mehr tun soll, wäre Sache der Beschlußfassung durch den Gemeinderat. Wirken dann alle Faktoren worunter ich auch die Vereine sowie die ganze Bevölkerung verstehe, zusammen, so denke ich, wird sich mit der Zeit ein Erfolg er­zielen lassem

Die Förderung des Privaten Wohnungsbaues gehört eben­falls zu den Aufgaben der Stadt, einerseits um ein genügendes Angebot von Wohnungen herbeizuführen, andererseits um dem

Entlarvt!

Roman von Otto Elster.

Copyright by Greiner L Co., Berlin NW 6.

' (Nachdruck verboten.)

1. Fortsetzung.

Bella sah zweifelnd zu seinem Herrn auf, aber da er es doch nicht wagte, angreifend gegen diesen vorzugehen, fing er an laut zu bellen.

Mein Gott, welch ein Lärm," sagte die Mutter. Wann werdet ihr endlich vernünftig werden?"

Der Papa ließ sein Töchterchen los und dieses um­armte die Mama, sie auf beide runde Wangen küssend.

Es ist gut," wehrte diese ab.Nun setze dich und frühstücke. Wo warst du denn?"

Ja, wo warst du Zigeuner?" fragte der Hausherr sich wieder in seinen Sessel setzend und die Zigarre von neuem anzündend.

Mein Gott, wo ich war?" entgegnete Erika achsel­zuckend, eine dicke Weißbrotscheibe mit Butter streichend und herzhaft hineinbeißend.Im Garten auf dem Hof auf der Wiese ihr steht ja so furchtbar spät aus, daß ihr euer halbes Leben verschläft."

Nanu," sagte der Vater belustigt.Seit einer Stunde fitzen wir hier und warten auf dich. Es ist doch erst halb neun Uhr."

Ja, und ich bin um 6 Uhr aufgestanden und bin auf der Wiese hinter dem Park gewesen, wo Heu gemäht wird. Das duftet herrlich! Und Herr Born sagte, daß es dieses Jahr eine brillante Heu-Ernte geben würde."

Unterhältst du dich mit Herrn Born öfter über land­wirtschaftliche Verhältnisse?" fragte der Papa lachend.

Ich interessiere mich doch nun einmal furchtbar für die Landwirtschaft," entgegnete Erika und trank ein großes Glas Milch aus.

Das ist ja sehr schön," meinte der Gutsbesitzer, die Asch« seiner Zigarre aufmerksam betrachtend,aber du kannst dir deine landwirtschaftlichen Belehrungen lieber von dem alten Inspektor Gruve einholen, als von dem jungen Verwalter Fritz Born."

Baugewerbe, welches als Schlüsselgewerbe eine besonders wich­tige Rolle spielt, Verdienstmöglichkeit zu schaffen. Der Stadt­wald, der in der Entlastung der Steuerzahler eine so wichtige Rolle spielt, ist mir wie Ihnen allen, sowohl wegen seiner Schönheit als auch seiner Ergiebigkeit, besonders ans Herz ge­wachsen, ihn in seinem Bestände auch für die Nachkommen zu erhalten ist Pflicht, ebenso wie die Erhaltung der städt. Elektrizitätswerke in ihrer Leistungsfähigkeit. Die Zeit wird auch auf diesem Gebiet, wie im allgemeinen, noch manche Auf­gabe bringen.

Bei der großen Bedeutung der Sozialversicherung ist dafür Sorge zu tragen, daß die Ortsbehörde für die Arbeiter- und Angestelltenversicherung sich um die betreffenden Kreise sorg­fältig annehmen kann.

Die Ausdehnung der Markung, namentlich nach Nord­westen hin, halte ich für notwendig, doch hängt die Lösung dieser Frage nicht von uns allein ab; ernstliche Verhandlungen in dieser Richtung aufzunehmen, würde ich mich für verpflichtet halten.

Es ist Ihnen aus den Gemeinderatsverhandlungen vom Januar ds. Js. bekannt, daß die Stadt sich vor die Notwendig­keit gestellt sieht, dem Bau eines Schlachthauses, sowie der Durchführung der Kanalisation mit Erstellung einer Zentral­kläranlage näher zu treten. Ich gehe davon aus, daß diese Dinge wegen ihrer Kostspieligkeit nur im Rahmen der finan­ziellen Möglichkeit ihrer Lösung entgegengeführt werden können.

Friedliches Nebeneinanderleben der Angehörigen der ver­schiedenen Glaubensbekenntnisse, gegründet auf gegenseitige Achtung, findet meine Unterstützung.

Parteipolitisch irgendwie hervorzutreten liegt nicht in meinem Sinn. Ich würde dies auch bei der politischen Zu­sammensetzung der hiesigen Einwohner, deren allseitiger Ver­trauensmann der Ortsvorsteher sein soll, nicht für vorteilhaft halten, weder für ihn, noch für das Amt. Im Uebrigen wissen Sie, daß die Monarchie für mich nur noch historische Be­deutung hat und ich es nachdem wir eine Republik haben für meine ernste Pflicht halte, diesem Staat mit ganzem und nicht bloß mit halbem Herzen zu dienen. Gerade in einer Republik ist jeder Staatsbürger mit der Mitverantwortung für seinen Staat belastet und er muß sein Verhalten danach einrichten. Das schließt nicht aus, daß auch ich in der Republik noch manches für verbesserungsbedürftig halte und denjenigen früheren Monarchen, die es um uns verdient haben, ein dank­bares Gedenken bewahre. Ueberzeugungen anderer, die auf ehr­licher, uneigennütziger Meinung beruhen, achte ich. Die Ge­meindeverwaltungen sind übrigens nicht der Schauplatz politi­scher Entscheidungen, die Art ihrer Aufgaben ermöglichen recht gut eine Zusammenarbeit verschiedener politischer Richtungen ohne besondereKoalitionsregierung".

Auf ein enges vertrauensvolles Zusammenwirken mit dem Gemeinderat und den städt. Beamten lege ich wie seither den größten Wert und rechne auf die Unterstützung aller Schichten der Einwohnerschaft, wie ich auch ihnen ohne Rücksicht auf Stand und Partei oder Glaubensbekenntnis ohne Vorurteil gegenübertrete.

In der Einteilung der Dienststunden auf dem Rathaus wird wie in der Vergangenheit so auch in Zukunft auf die Verhältnisse der auswärts arbeitenden Schichten die weitest mögliche Rücksicht genommen werden.

Meine Frauen und Herren! Die Arbeit in der Gemeinde­verwaltung ist weitgehend Arbeit für die Zukunft, von der wir die Früchte nur zum Teil selbst ernten dürfen und in diesem Sinn darf sie einer gewissen Großzügigkeit nicht entbehren; d. h. es müssen die Verhältnisse in der Zukunft so gut als möglich mit berücksichtigt werden. Im Uebrigen darf die Groß­zügigkeit nicht dazu führen, daß das Augenmaß für das Mög­liche und Erreichbare verloren geht und die Stadt in eine Lage kommt, wie wir das auch da und dort in Württemberg erlebt haben. Die Gelder, die aus den Steuerzahlern heraus­geholt werden müssen, sind zu kostbar, als daß sie zu Experi­menten mit zweifelhaftem Ausgang verwendet werden dürften. Ich weiß, unter welchen Verhältnissen hier die verschiedenen Schichten der Bevölkerung zu leben und daß namentlich die Ladengeschäfte unter der Nähe von Pforzheim zu leiden haben. Wo sich die Möglichkeit bietet, Erleichterungen zu verschaffen oder Schädigungen abzuwehren, werden Sie mich hiezu bereit finden.

Es wird nicht leicht sein, die kommenden Zeiten zu über­winden, der Druck der Kriegslasten, sowohl der äußeren als der inneren, steigende Straßen- und Schullasten bei Steuer­kräften, die eher zurückgehen als sich steigern, werden es nicht ermöglichen, auch berechtigte Wünsche rasch zu erfüllen. Es hat keinen Zweck, Ihnen hier die Verhältnisse in rosa zu malen. Ich kann Ihnen nur versprechen, daß ich wie seither, so auch künftig, meine ganze Kraft einsetzen würde für unsere

Stadt. Die Erfahrungen, die ich in langen Dienstjahren in den verschiedensten Stellungen gesammelt, würden mir dabei von Nutzen sein, nicht bloß in der Verwaltung, sondern auch bei Beratung der Einwohner. Es ist nun einmal der Berus des Ortsvorstehers, daß er auch mancherlei Aufgaben zu er­füllen hat, die weder ihm selbst noch den Einwohnern Freude bereiten. Ich denke da an die Ausführung von Aufträgen der Staatsgewalt, als Vorstand der Ortspolizeibehörde oder Schritte, die zur Wahrung städt. Interessen notwendig sind. Er kann es weder mit seinem Gewissen noch mit seine» Diensteid vereinbaren, hier die Dinge einfach treiben zu lassen, was natürlich bequemer wäre. Ich fasse aber mein Amt so auf, daß ich das, was ich für notwendig halte, auch durchführe ohne Rücksicht darauf, ob es mir Lob oder das Gegenteil ein­trägt, wenn ich mir bewußt bin, die Grundeinstellung von Wohlwollen und Unparteilichkeit gegen jedermann nicht z« verletzen.

In bin heute vor Sie getreten, einesteils um Ihnen eine» zusammenfassenden Bericht über die Stadtverwaltung währen­der letzten 10 Jahre zu geben, andernteils um Sie erneut um Ihr Vertrauen zu bitten. Es wäre mir eine große Freude, wenn Sie mir dies durch Ihre Wiederwahl zum Ausdruä vringen würden. Ich will aber nicht etwa Ihre Stimme» erbetteln, sondern ich trete als freier, unabhängiger Mann freien Frauen und Männern gegenüber. Handeln Sie, wie Sie es für richtig finden, stellen Sie über alles das Wohl unserer Stadt und ihrer Bewohner.

Die halbstündigen Ausführungen des Redners fanden star­ken Beifall. Der Vorsitzende bemerkte, es werde im Rahmen der heutigen Versammlung Wohl kaum erwünscht sein, wenn man über die aufgeworfenen Fragen in eine Erörterung ein- trete. hingegen werde Wohl der eine oder andere den Wunsch haben, daß er über irgend eine der Fragen, die uns in der Zukunft beschäftigen werden, Auskunft erhalte; der Kandidat werde gerne bereit sein, Rede und Antwort zu stehen. Irgend eine Anfrage wurde nicht gestellt. Der Vorsitzende dankte Stadtschultheiß Knödel für seine umfassende Berichterstattung über die letzten 10 Jahre und seine Stellungnahme zu den Zukunftsfragen. Es war eine solche Menge von Aufgaben, die die Gemeinde infolge des schlimmen Kriegsausganges zu erfüllen hatte, daß man sich Wundern müsse, daß die nicht gerade leistungsstarke Gemeinde dies alles vollbringen konnte. Aber diese Tätigkeit war notwendig, wollte die Gemeinde nicht stillstehen oder zurückbleiben in der Entwicklung, man habe allen Anlaß, Stadtschultheiß Knödel für seine Tätigkeit wäh­rend dieser Zeit zu danken, und es wäre nur erwünscht, wem die kommende Wahl ihm ein schönes Vertrauensvotum auch für die Zukunft mit aus den Weg gäbe. (Bravo!) Die Aufgaben in den letzten 10 Jahren erforderten viel; es war nicht nur der tüchtige Fachmann notwendig, es war auch ei» gewisser Weitblick nötig für die Bedürfnisse der Bevölkerung. In weitgehendem Maße habe der seitherige Stadtvorstand alles in sich vereinigt, daß man mit Fug und Recht sagen könne, daß der rechte Mann am rechten Platz stand, und wir keine Veranlassung haben, eine Aenderung eintreten zu lassen. Daß eine solche vielseitige Tätigkeit in den letzten 10 Jahren, wo die Gemeindeinteressen vielfach in Kollission kamen mit Einzel­interessen, nicht immer ohne Reibung abging und da und dort eine gewisse Verärgerung zurückblieb, liege in der Natur der Dinge. Man müsse aber die Sache von einer höheren Warte betrachten, von der Warte des Gemeinwohls, welche die Ge­meininteressen über die Einzelinteressen stelle. Für die Zu­kunft sehen die Verhältnisse nicht gerade rosig aus, weil man das Empfinden habe, daß die Wirtschaft in unserer Stadt nicht mehr das ist wie vor dem Kriege, eine Erscheinung, die auch anderorts wahrzunehmen ist. Immerhin müsse versucht wer­den, im Rahmen des Möglichen zu vollbringen, was nötig ist, und weniger wichtige Dinge zurückstellen, bis auch an ihre Er­füllung gedacht werden kann. Das Verdienst, daß in den letzte» 10 Jahren so vieles gemacht wurde, gebühre in erster Linie unserem Stadtvorstand; er habe gezeigt, daß er Wohl die Eig­nung habe für die Führung der Geschäfte einer Stadt wie Neuenbürg, aber nicht bloß für die Stadt, sondern auch im Rahmen der Amtskörperschaft habe er fördernd gewirkt, nicht zum Nachteil seiner Gemeinde. Die Verwaltung einer Stadt wie Neuenbürg erfordere einen sehr weitblickenden Stadt­vorstand, der nicht bloß Verwaltungstechniker, sondern auch Geschäftsmann ist; Stadtschultheiß Knödel habe gezeigt, daß er beides in sich vereine. Wir sind ihm dafür dankbar, und es wäre bedauerlich, wenn am nächsten Sonntag nur eine leidliche Wahl zustande käme; wir müssen vielmehr, wenn auch nur ein Kandidat zur Verfügung steht, ihm unser Vertrauen in seine Geschäftsführung durch eine vollzählige und einstimmige Wahl zum Ausdruck bringen. Mit diesem Appell und dem Wunsch, daß unsere Heimatstadt Neuenbürg weiter blühen und gedeihe« und die Wahl zum Wohl der Stadt ausfallen möge, schloß der Vorsitzende die Versammlung.

Weshalb, Papa? Der Inspektor ist so langweilig und seine Ansichten sind doch sehr veraltet, sagt Herr Born."

So sagt Las Herr Born? Nun, dann will ich Herrn Fritz Born einmal meine Ansichten sagen, vielleicht findet er die moderner."

Deine Ansichten, Papa? Aber öu verstehst ja nichts von der Landwirtschaft. Wenigstens meint Herr Born, ein alter Diplomat, der bis zu seinem vierzigsten Jahre im Staatsdienst gestanden hat, könne kein guter Landwirt mehr werden."

Da soll doch gleich . . ."

Lassen wir jetzt dittse Kindereien," nahm die Herrin des Hauses das Wort.Ich möchte dich aber auch er­suchen, Erika, deinen Verkehr mit Herrn Fritz Born etwas einzuschränken. Du bist kein Kind mehr, und Herr Born ist ein junger Mann von fünfundzwanzig Jahren . . ."

Bitte, Mama, erst vierundzwanzig und ein halbes Jahr."

Nun, das ist einerlei. Wenn du nicht verständiger werden willst, dann müssen wir dich noch einmal in eine Pension schicken."

Bitte, bitte nur das nicht. Ich will ja auch ganz vernünftig sein, wenn ich nur wüßte, wie ich es anfangen soll?"

Richte dich nur nach dem, was dir Miß Bayley sagt."

Ach die! Die weiß ja nicht einmal den Unterschied zwischen Heu und Grummet!"

Der Papa lachte laut auf. Aber die Miene der Guts­besitzerin wurde noch ernster.

Darauf kommt es bei einer jungen Dame auch nicht an. Aber jetzt habe ich dir etwas anderes mitzuteilen. Wir werden demnächst einen neuen Hausgenossen erhalten den Sohn meiner Jugendfreundin, der Frau von Pro- kowski."

Welch drolliger Name, Mama! Prokowski das klingt, als wenn man niest."

Mach keine dummen Späße. Der junge Stanislaus Prokowski ist etwas leidend, er soll sich hier erholen und zugleich die Landwirtschaft erlernen. Er wird natürlich nicht bei uns im Schlosse wohnen, sondern drüben im Jnspektorhaus, wo früher der Hauslehrer von Adalbert

gewohnt hat. Aber er wird an unseren Mahlzeiten teil­nehmen und, nicht wie Herr Born, bei dem Inspektor essen; das sind wir seiner Mutter, die meine beste Freun­din war, schuldig. Ich hoffe, du wirst ihm so gegenüber­treten, wie es sich für eine junge Dame Paßt, und wirst Rücksicht aus seinen leidenden Zustand nehmen."

Kranke Menschen mag ich nicht leiden. Der Herr von Prokowski kann sicher vor mir sein."

,Melcher Ausdruck!"

Ich möchte dich auch ersuchen," sagte der Gutsbe­sitzer mit kaum unterdrücktem Lachen,mit dem jungen Mann keine deiner beliebten Eulenspiegeleien zu treiben. Man muß die Menschen zuerst kennenlernen, ehe man Scherz mit ihnen treibt."

Du kannst ganz ruhig sein, Papa. Der schöne Stanis­laus ist mir jetzt schon so zuwider."

Woher weißt du denn, daß er schön ist?"

Nun alle Polen sollen ja schön sein."

Herr von Prokowski ist kein Pole. Seine Mutter ist eine gute Deutsche, sein Vater und sein Großvater waren deutsche Staatsangehörige."

Um so besser."

Und was ich noch sagen wollte," fuhr die Guts­besitzerin fort,der junge Mann soll ausgezeichnet Klavier und Geige spielen. Da könnt ihr öfter zusammen spielen natürlich nur in meiner oder Miß Bayleys Gegen­wart. Es tut dir ganz gut, wenn du etwas fleißiger übst."

Aber doch jetzt nicht, Mama?"

Weshalb jetzt nicht?"

Mitten in der Heuernte? Und dann kommt die Roggenernte."

Hör auf, was geht dich die Ernte an? Ich ver­bitte mir ein für allemal solche Dummheiten. Und nun geh zu Miß Bayley zu deiner Müsikstunde."

Die Worte klangen so energisch, daß Erika keinen Widerspruch wagte. Mit leicht schmollender Miene erhob sie sich und entfernte sich schweigend, die Ohren hängen lassend, wie Bella, die ihr nachschlich, als habe ein Teil der Schelte ihr gegolten.

Vo»H«tz»»2 folgt.)

Den

Die Deutsche Volkspari Stuttgart, 15. Febr. Stuttgart hielt am Donner Mitgliederversammlung rn Dr v. Bälz, einen Bericht besonderem Interesse ist, w, Lage in der württ. Lande- am die Bemühungen der l tion zum Eintritt in die M Bolkspartei ser nach der E dienstes der Regierung viel Beteiligung an der Regier teile Allein es komme mll Regierung sitze, sondern m man drin sitze. Die beste L meinsame Eintritt der Der sHen Volkspartei, der Wok sachliche Mitarbeit ermögln arbeitsfähige Regierung vrc der Redner wird als s den dürfen und das hall und Landtagsfraktion auch ^Entscheidung der Landtags Aritt in die Regierung von fragt würde. Es handle si Wichtigkeit, daß sie für das berg entscheidend werden I sichen Zusicherungen, die di Regierungsparteien verlang dem satzungsgemäß die Ve

Eine Denkschri Stuttgart, 15. Febr. 2 schrift fertig gestellt, die E: gierungen und Parlament ständigen versandt worden im Ausland verbreitet we schrift, die von Ministeriell worden ist, geht ein Ansch gen und Parlamente vorar ten auf die persönliche Ver scheu Staatsmänner, Poli dem deutschen Volk und dl gen, was jetzt geschieht i diesem Anschreiben wird f und Irrtum des Dawes-G scheu Voraussetzung einer neren Entschuldung und ft rung, durch diese innere E für eine um so höhere äuf der Denkschrift legen an i ^ dar: 1. daß der Grund für auferlegten Jahreszahlung Reichsmark und das Rück barkeit einer solchen Unsu weislich falsche Annahme bildet hat,der Markstuw die Kriegs- und sonstigen tionsschulden der Jndustri Hausbesitzer ausgelöscht"; des mit Hilfe jener falsche gebauten Dawesplans zu ; muß und die Gefahr eine scheu Währung mit sich Ganzes hat von der Schr habt, es kann deshalb auch erhöhte äußere Belastung mehr: die Schuldentilgun aus dem Gleichgewicht geb: schm Produktion und Ve Produktion und Sparkapis zerrüttet, die wirtschaftssch« wirtschaftlich bedenklichen helfe zur Folge gehabt; si empfänger gemacht. Es ist unsinnig, einer derartig eben dieser Schädigung, in rungen sieht, um so höher wendig ist vielmehr in ers der Volkswirtschaft, die E lichen Grundlagen von S rechte innere Wiedergutm schließlich die Herabsetzun um mindestens die Hälfte bei Festsetzung der Gesam der bisher tatsächlich erfo ^ lichen Ausland beschlagne statteten Privatvermögen soweit es von Deutschland

Tr. Wirth warf den Zank« Berlin, 16. Febr. Von stinen Kassandra-Aufsatz ^ Tadel. Zu diesem Pessimis so wird Dr. Wirth zure sozialdemokratische Haupt, hinzu, daß es selbst die j so Verfahren und gefährd Dr. Wirth dahin bei,

^ ^Beteiligten not tue, um e M gelangen. Die Moralist Mahnwort:Koalitionsf Stimmung des Zwanges scharfem Tone wendet sich Segen eine im führenden veröffentlichte Zuschrift ar rege Finanzlage des Reiche Mr Last gelegt wird, die o Vermehrung schuld seien, oenz dreht den Spieß um Partei sei es gewesen, die demokraten auf sozialpoliti ^sprechende" Belastung las Zentrum möge, heißt sachlicher Zusammenarbeit verschütten, daß es jetzt du Sogssche Propagandapoliti "wrtungslosen Opposition

»AI' ^ >

palten es die Rk sur unvermeidli