Ealmer WoikeiililLÜ.
Donnerstag
Beilage r« Ur. 197.
14. Dezember 1905.
Das gnädige Fräulein. ^«-.6°..«
Roman von W. v. Reiten.
(Fortsetzung.)
Er hatte sei» Antlitz in beide Hände geborgen. Frau von Nordheim beugte sich zu ihm nieder. Ihre Hand glitt liebkosend über sein Haupt.
„Es giebt kein anderes Miitsl, als geduldig zu tragen, was Gott über Dich verhängt; er wird Dir tragen helfen, denn nie ist da» Kreuz zu schwer, dsS er uns auferlegt, wenn wir e« nur mit Ergebung zu tragen wissen."
Nordhrim antwortete nicht, » lag noch immer regungöloS, sein Haupt in dm Händen geborgen. Minuten verstrichen, nichts rührte und regt« sich, nur das Plätschern der immer höher steigenden Flut unt-rbrach die Stille. Endlich richtet« Nordheim sich empor; seine Züge waren bleich, erschreckend so. Er lächelte, als er dem besorgten Blick seiner Mutter begegnet«.
„ES ist nicht immer so, nu^ manchmal, wenn ich daran denk«. Sorge dich nicht, Mutter mein, nun lassen wir es wieder ruhen; Du siehst wohl selber, daß eS besser ist, zu ändern ist wohl einmal nichts daran."
„Nein, ich glaubte. Du hättest Deine Gattin im Zorne verlassen, als sie Dich ungerecht beschuldigt, daß sie es auch noch war, die Dich gehen hieß, das hätte ich nicht gedacht." Der Ton ihrer Stimme war hart und bitter, sie sprach ja von der Frau, die mit frevelnder Hand das LrbenSgllick ihres Lohnes zerstört hatte. „Anfangs, als sie arm war, da konnte sie Dein Opfer annehmen, später, als ihr Vermögen wieder gesichert, hieß sie Dich gehen. Hugo, erinnerst Du Dich noch der Tages, an welchem Du mir gesagt. Umstände hätten sie gezwungen, die Deine zu werden?"
„Mutter, nicht den Ton, wenn Du von ihr sprichst; kaffen wir das Thema ich kan» doch nie vergessen, daß sie meine angetraut« Gattin ist."
„Hier find Sie, liebe Frau v. Nordheim," klang jetzt Nazieddas Stimme ganz in der Nähe. „Fernande, hier ist Deine Mutter und Dein Bruder." Sie war um ein« Biegung gekommen und Fernand« schien noch ziemlich weit hinter ihr zu sein, denn sie war nicht sichtbar. Nordheim sprang empor und schüttelte den lose» Sand von seinen Kleider».
„ES ist gut, daß Sie kommen, Baronesse, Mutter und ich waren auf dem besten Wege, melancholisch zu werden. Finden Sie nicht, daß dieses monotone Rauschen etwas melancholisches hat?"
„Doch nicht an solch einem Tage, wie heute. Sehen Sie nur, wie das Meer glitzert und glänzt, wie jede einzelne kleine Woge, die getanzt kommt, glüht. Die Tropfen sehen ja auS wie tausende von Diamanten; nein, heute finde ich das Meer durchaus nicht melancholisch." Naziedda kam aus dem Bade. Ihr prachtvolles, rotgoldmeS Haar hing offen um sie herum, aber die warmen Sonnenstrahlen hatten «S schon beinahe getrocknet, und wellig glänzend hing es um ihre srinr Gestalt wie ein glänzender Mantel.
„Wo bleibt nur Fernande?" Frau v. Nordheim sah überrascht »ach der B rgung, wo indes Fernande immer noch nicht erschien. Naziedda lachte, daß alle ihre blendend weißen Zähnchen sichtbar wurden.
„Lassen Sie sie nur, liebe Frau von Nordheim, sie sucht Seegräser und seltene Muscheln, die sie natürlich nie findet, da e« hier nur diese kleinen giebt.
Herr v. Nordheim, haben Sie gehört, was sie neulich getan hat? Ich saß in meinem Korbstuhl« und la», Fernande suchte wie immer Muscheln und Seegräser, plötzlich kommt sie zu mir. Naziedda, ich habe «inen Fund getan! Sieh doch die prächtige Muschel, nur der Sand muß etwa» abgewaschen werden. Ich sehe mir da» Ding an, was glauben Sie, das es war? — ein Zwiebel, den sie für eine Muschel gehalten!"
In dem Augenblick kam Fernande; sie wechselte mit Naziedd» einen raschen Blick, dann ließ sie sich auf dm Sand nieder.
„Wie kommt eS denn, daß Du Dir heute gerade diesen Platz ausgesucht hast, Mama?" Ihr Gesicht war gerötet, und ihre Stimme hatte einen unwilligen Klang.
„Ist e» Dir etwa nicht recht?" Nordheim sah belustigt auf seine Schwester herab. „Was ist Dir denn heute in die Quere gekommen?"
„Wenn Jemand, so warst «S gewiß Du; übrigen« ist e» mir ganz einerlei, nur wenn wir gewußt hätten, daß ihr e« seid, hätten wir euch gewiß nicht gestört, denn ich bi» überzeugt, Du und Mama, Ihr hattet eine Menge zu besprechen," — sie legte «ine unangenehme Betonung auf da» „eine Menge" — und Naziedda sah schnell zu dem jungen Mann« hinüber, der leicht errötet war.
„Kommen Sie, Herr v. Nordheim, haben Sie je versucht, den Wellen entgegevzulaufen bei steigender Flut, ich tue das so gerne; wollen wir e» einmal versuchen?"
„Gewiß, ich bin entzückt, vonjJhnen zu lernen, Baronesse, ich muß gestehen, ich habe eS nie versucht."
„Nun denn, so kommen Sie!"
Bald hörte» die Zurückgebliebenen Nazieddas silberhelles Lachen, wenn sie nicht schnell genug entfliehen konnte und «ine Welle ihre zierlichen, kleinen Füße benetzte.
Frau von Nordheim beugte sich vor und versuchte, in da» abgewandt« Antlitz ihrer Tochter zu sehen.
„Fernande, mein Kind, was ist Dir? Dn bist in letzter Zeit so leicht mißmutig und'verstimmt. Sage mir, was ist es, das Dir fehlt?"
„Nichts!" Fernandes Stimme zitterte ein wenig, verräterisches Rot stieg in ihre'Wangen.
Frau v. Nordheim erfaßte ihre Rechte und zwang sie dadurch, sich nach ihr nmzuwenden.
„Wenn Du kein Vertrauen hast, will ich es gewiß nicht erzwingen, aber, mein Kind am Rutterherzen läßt sich jede Sorge, jeder Kummer am leichtesten beichten und dann ertragen; behalte das in Erinnerung!"
„Ich begreife wirklich nicht, was Du willst, Mama, ich habe Dir noch keinen Anlaß zur Klage gegeben und auch qicht dazu, daß Du vermutest ich hätte ein Geheimnis vor Dir?"
Frau v. Nordheim seufzte leise.
„Gewiß hast Du mir keinerlei Anlaß zur Klage gegeben, aber früher konnte ich jeden Gedanken in Deinen Augen lesen, jetzt senken sich dieselben, wenn sie den meinen begegnen. Ich mache Dir keine Vorwürfe, aber ich sage «ur: Nimm Dich vor fremdem Einflüsse in Acht!"
(Fortsetzung folgt.)
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