Ealmer MoißriMtt.
Samstag
Ketlagr Ur. 190 .
2. Dezember 1905.
Privat-Aryeigen
Das gnädige Fräulein.
Roman von W. v. Reiten.
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(Fortsetzung.)
Im Anfänge hatte Fräulein v. Fcldeck kalt und verächtlich gesprochen, jetzt brach ihre Stimme, fie legte ihren Kopf auf die Tischplatte und schluchzte. Nordheim stand wie angewurzelt, aller Groll war aus seinem Herzen verschwunden, o, jetzt neben fie treten zu können, seine heilige Theresia, was gäbe er nicht darum! Seine Augen ruhten wie gebannt auf dem mit aschblonden Flechten geschmückten Haupt.
Jetzt blickte fie auf.
„Eie find noch hier? Gehen Sie, ich kann jetzt nicht mehr mit Ihnen reden, Sie haben mich schwach gesehen, machen Eie Gebrauch davon, wenn fie wollen, lachen Sie über Viola v. Frldeck!" fie sprach leise aber unendlich bitter.
„Gnädiges Fräulein, wenn fie wüßten, diese Stunde ist für mich eine der härtesten, die ich je durchlebt, wenn ich Ihnen nur beweisen könnte . . ." Sie winkte ungeduldig mit der Hand.
„Gehen Sie, ich bitte fie darum."
Er verneigte sich noch einmal tief, dann ging er wie im Traume, er litt vielleicht mehr wie fie in diesem Augenblick. Wie ein Wahnfinniger eilte er an dem alten Erdmann vorüber, der ihm verwundert nachsah, hinaus aus dem Park, ohne auf seinen Weg zu achten, planlos irrte er umher, wie lange, wußte er selber kaum, bis er endlich aus dem Walde, in dem er gewesen, wieder herauSkam und die Zinnen des Schlosses vor seinen Blicken sah. Stundenlang war er umhergeirrt; als er in den Gasthof kam, sah ihn die Wirtin erstaunt an, sein Haar klebte an den Schläfen, seine Augen hatten eineu sonderbaren Ausdruck.
„Wünscht der gnädige Herr jetzt das Essen, es ist spät."
„Nein, ja, bringen Sie mir n«, irgend etwa» auf mein Zimmer, dann wünsch« ich ungestört zu sein."
Als der Abend kam, hatte er «ine» sonderbaren Entschluß gefaßt, er nahm Feder und Papier zur Hand und schrieb, Bogen um Bogen zerriß er wieder, endlich war er mit dem Schriftstück zufrieden und las «S noch einmal durch.
„Fräulein v. Feldeck, Sie haben heute «inen Ausspruch getan, der mir viel zu denken gegeben hat," und das war: „ich würde alles tun, um Herrin dieses Schlosses zu bleiben." Sie können nicht ahnen, war ich gelitten in der Stunde, di« ich bei Ihnen verbracht. Seither Hab« ich nachgedacht; mein Vater würde nie einwilligen, die Sache rückgängig zu machen, eS giebt nur rin Mittel, und dieses Mittel ist: Werde» Sie meine Gattin! ES ist da» Einzige, was ich Ihnen antragen kann für all das bittere Unrecht, da» Ihnen von un» au« angetan worden ist. Seien Sie versichert, ich würde Ihnen nie im Wege sein. Sie könnten nach wie vor hier leben und die Herrin von Felseneck sein; überlege» Sie meinen Antrag, Gott weiß, er ist »ur für Ihr Beste» gemeint.
Hugo v. Nordheim."
E» war noch nicht das, was er wollte, aber r» wurde nicht besser, und er sah immer wieder jene» tränenüberströmte Gesicht. Zeitig am nächsten Morgen war er wieder auf; er hatte di« Nacht schlaflos verbracht. Er gab den Brief der Wirtin, mit der Weisung, ihn in da» Schloß tragen zu lassen. Dann ging er fort. Die Wirtin sah ihm kopfschüttelnd nach, dann rief sie den alten Hermann.
„Sagt mir einmal, erinnert Ihr Euch an den Maler, der vor kurzer Zeit hier war?"
„Gewiß I"
„Nun, dann seht Euch einmal den Herrn an, wenn da» nicht rin und derselbe ist, dann habe ich kein« Augen im Kopfe, da geht etwa» vor, Hermann, da» sage ich Euch, wir werde» »och etwa» erleben."
„Warten wir'» ab," meinte der Alte trocken und wandte sich seinem Zimmer wieder zu.
Nordheim war in die Kapelle gegangen, dort nahm er in einer der Bänke Platz, sein Skizzenbuch in der Hand, Felseneck würde ihn gewiß nie wieder sehen, wenn er diesem Orte einmal den Rücken gekehrt. Sein Vater sollte seine Beamten hierher senden, das Gut zu verwalten, aber das Bild der heiligen Theresia wollte er als Andenken mit sich fortnehmen. Dabei kam ihm immer wieder und wieder der Gedanke, wird seine heilige Theresia ihn je so ansehe», wird ein Tag kommen, wo jene schönen Augen nicht so verächtlich kalt auf ihm ruhen? Er kann da» Bild nicht lo» werden, und wie er auch versuchen mag, seine Skizze hat immer jenen zürnenden Ausdruck, die Augen jenen kalt, verächtlichen Blick, umsonst, unwillig schlägt er da» Buch zu und blickt empor zur heilige» Theresia, aber auch fie scheint ihn zürnend anzusehen, ihm zu sagen, was willst du hier, du hast nur Kummer und Leid hierher gebracht in unser stille», friedliches Leben.
(Fortsetzung folgt.)