»tel
»liv.
lenderle cken mit lle mir ohnung
Hell.
ig
kl.
saubere
ven.
nd
120
hi eine alb 30 ute
h
icker.
n»
Mil
Mer.
eidel»
-r».
iber,
ng.
etel
>emrig.
so-i,
P-Id
heit.
Sesang
elau.
Platz 30 ^
Uhr.
Ealmer Kollienlifail.
Sonntag Beilage zu Ur. 187. 26. November 1905.
Das gnädige Fräulein.
Roman von W. v. Retten.
(Fortsetzung.)
„Jenes Geficht war aber nicht in Andacht und Gottesliebe verti ft wie das Bild in der Kapelle, nein hier leuchtete Verachtung, ja Haß aus den großen Augen mit der eigenen brännlich-grünen Farbe, während die junge Dame stolz, kaum merklich das Haupt neigend, mit einer leichten, unnachahmlichen Gebärde ihr Gewand bei Seite ziehend, damit es ja nicht an mich ankomme, — und welch ticfe Verachtung lag in dieser einen Bewegung — an mir vorüber schritt. „Mutter," er war längst aufgesprungen und schritt ruhelos auf und nieder, j'tzt blieb er vor Frau v. Nordhetm stch?n und sah auf sie herab, „Mutter, ich muß es noch erreichen, daß j ns Augen mit einem andern Ausdruck nach mir sehen, muß sie dazu bringen, einzusehen, daß ich nicht so verachtungswürdig bin, wie ich ihr erscheine."
Frau v. Nordheim hatte schweigend zugehört, ihr war es. als hätte der Sohn in jener Abendstunde in der kleinen Dorskirche sein Schicksal gefunden, sein Schicksal, ja, aber ein entsetzlicher Gedanke kam ihr plötzlich, ihre Lippen bebten leise, während sie zu ihm sagte:
„Hugo, Du hast mir noch nicht den Namen der Dame und des Ortes genannt."
„Felseneck, Fräulein von Felde» l"
„Allmächtiger Gott!" Frau v. Nordheim sank zurück, „also deShilb!"
„Mutter war ist Dir?" er beugte sich besorgt über sie.
„Der Name der Familie, gegen die dein Vater eben den Prozeß gewonnen hat, ist Felde»." Fast tonlos kam es über ihre Lippen, und dann blickte sie rasch zu dem Sohne empor. Er «rar sehr blaß geworden und strich mit der Hand wiederholt über seine Stirne.
„Also deshalb! Fahr« hin schöner Traum, daß diese Augen Dich je anders als im höchsten Zorne ansehen werden, fahre hin alles, war ich in den letzen Tagen geträumt und erhoffte; und daß eS gerade die Hand meine» Vater« sein mußte, die de» Schlag gegen sie führte! AcmrS, gnädige» Fräulein, ich tue Dir Abbitte für alles, was ich gesagt und getan. Dein Haß, di« Verachtung, alle» war gerechtfertigt und ich muß es stillschweigend tragen."
Frau v. Nordheim hatte ihn schweigend zugehört, Tränen standen in ihre« Augen. Jetzt legte sie den Arm um den Hals ihre» Sohnes und zog sein Haupt leis« zu sich herab.
„Mein armer Jungei Unter diesen Umständen darfst du aber nicht hin, Vater muß einen anderen finden."
Er zog ihre liebkosende Hand an die Lippen, dann richtete er sich rasch empor.
„Nicht doch ich muß auf jeden Fall hin, muß ihr wenigstens beweisen, daß ich nicht als Spion dort war, sondern daß e» ein eigener Zufall gewesen, der meine Schritte dorthin gelenkt, von dem Verdachte muß ich mich wenigstens befreien."
„Ich fürchte, Du mutest Dir unnötig viel zu, laß di« unglückliche Sache ruhen und suche so schnell als möglich zu vergessen, daß Du je im Leben dem gnädigen Fräulein begegnet."
„Sage lieber dem Bild der heiligen Theresia, das ist es, was mir immer wieder vorschwebt und was mit seinem Original verschwimmt."
Frau v. Nordheim fuhr empor, den» eben verkündete die Turmuhr mit lauten Schlägen, daß eS «in Uhr sei.
„Mein Gott, ein Uhr schon, was wird unser Gast von mir denke», wenn ich gleich am ersten Tage ihrer Ankunft so unpünktlich di« EffenSstunde versäumte I und dein Vater hält so strenge auf Pünktlichkeit."
„Euer Gast?"
„Du wirst sie ja gleich sehen, eile nur wenigstens Du, mein Junge, ich bin in wenigen Augenblicken bei Euch!"
Nordheim folgte der Weisung und trat wenige Augenblicke später sparen- klirrend in den Salon. Dieser war, wie er meinte, leer und er schritt auf das eine der Fenster zu, prallte aber betroffen mit einem „Ich bitte tausendmal um Entschuldigung" zurück, denn in der Nische stand eine ihm f<mde Dam«, der Gast seiner Eltern. Diese trat hervor und streckte ihm mit liebenswürdigem Lächeln die Hand entgegen.
„Da wir die beiden E-sten sind, müssen wir wohl Bekanntschaft machen, Sie sind doch Herr v. Nordheim?"
„Allerdings bin ich das," Hugo verneigte sich tief vor der lieblichen Erscheinung. Die junge Dame musterte ihn einen Moment lang, dann nickt« sie ernsthaft.
„Sehen Sie, gerade so, wie Tie wirklich find, habe ich Sie mir gedacht, ich di» immer froh, wen» die Menschen mit meiner Vorstellung übereinstimme»."
„Ich bin unsagbar geschmeichelt, daß Sie sich überhaupt «ine Vorstellung von mir gemacht haben." Nordheim blickte amüsiert auf sie herab und begegnete den großen braunen Kinderauge», die lächelnd zu ihm aufschauten.
Ja, sehen Sie, wenn man solch ein berühmter Mann ist wie Sie, dann darf man sich nicht wundern."
Sie werden immer schmeichelhafter, meine Gnädigste, ich weiß wirklich nicht, wie ich dazu komme, berühmt zu sein."
„Meine Gnädigste!" sie lacht« hell auf, nennen Sie mich doch Baronesse Naziedda, ich habe meinen Namen gern, er klingt eigenartig, nicht wahr?"
„Nun muß ich Ihne» zurückgeben, Baronesse Naziedda, was Sie vorhin gesagt, Eie srhen au», als ob Eie einen eigenartigen Name» trügen» Elisabeth oder Gertrud würde gar nicht zu Ihnen paffen. Wirklich nicht!"
Ich weiß »tcht, soll ich das als Kompliment auffaffen oder nicht, gestehen Sie, wie war e» gemeint?"
„Al» Kompliment natürlich!"
In diesem Augenblicke trat Fernande «in und flog mit auSgebreiteten Armen auf den Bruder zu. Als sie diesen aber in solch eifriger Konversation mit ihrer Freundin sah, blieb sie betroffen stehe».
„Wie, ihr kennt Euch schon, und ich hatte mich so gefreut."
Naziedda wechselte einen rasche«, lachende» Blick mit dem jungen Mann«.
„Aber schon lange, mein Herz! und das wußtest Du nicht, wir find ja alt« Freunds, nicht wahr, Herr v. Nordheim?" Dieser verneigt« sich lachend.
„Wie könnte ich solch einen Titel, wen« er mir von dem Munde einer schönen Dame gegeben wird, zurückweisen, natürlich kann ich ihn, nur mit tiefster Dankbarkeit annehmen."
Mittlerweile waren Herr und Frau v. Nordheim «ingetreten, mit ihnen eine alte Dame, die Naziedda bis dahin nicht gesehen hatte und di« st« mit nicht geringem Staunen betrachtete. Sie war in lichtgraue Seide gekleidet und trug zu beiden Seiten ihres Antlitze» zwei lang« Schmachtlocken, wie sie vor fünfzig Jahren wohl Mode gewesen waren, auf dem Kopf« aber ein rosenfarbige», duftiges Spitzengewebe, das sonderbar gegen die graue« Locke» und da» all», faltig« Gesicht abstach. Nordheim drückt« seinem Vater di« Hand und «Ute dann auf die alte Dame zu, deren Rechte er rhrerbietig an di« Lippe» zog.
„Tante Ferra! seit wann beherbergt Waldhemr Dich denn wieder, wie grausam, mich e» nicht wissen zu lassen!"
Die alt« Dame drohte ihm lächelnd mit dem Finger, dann sagt« sie:
„Drei Wochen und erst zwei ernsthafte Streit« mit Vater, »ach dem dritten geh« ich immer, dar weißt Du, also geben wir un» beide Mühe und so wird e« hoffentlich noch eine Weile gehen."
Nordheim nahm sie an der Hand und führt« sie Nazirdda zu.
„Baronesse kennen Sie schon meine Tante, Fräulein Fernand« v. Nord- Heim, die aber stets von aller Welt Tante Ferra genannt wird?"
Die alte Dam, machte eine tiefe, altmodisch« Reverenz vor Naziedda, dann reichte sie ihr mit vieler Anmut die mit einem langen, schwarzen Seidenhandschuh versehene Rechte.
„Sir sehe» au», als stammten Sie au» meiner Jugend. Siehst Du, Fernande, so fein, zierlich und graziös waren die junge» Damen in meiner Jugend, ach!" — sie schlug die Hände zusammen und seufzt« — „wenn Du nur etwa» so auSsehiN wolltest."
Fernande schob die Unterlippe vor, dann wandte sie der Dame den Rücken und murmelte ei was von „unerträglich" und „alte Juugfer"; zum Glück überhörte die alte Dame die Bemerkung, sie wandte sich an ihre Schwägerin. „Marie, ich habe noch eine Klage vorzubringen. Der Jäger hat heut' meine schöne Angorakatze am Schweif gezogen, meine Dora hat e» gesehen und der impertinente Mensch wagte auch noch, diese auSzulachen, als sie ihm solch unpassendes Benehmen verwies".
Naziedda erstickte ein krampfhaftes Auflachen hinter ihrem Taschentuch, um Hugos Lippen zuckte eS verräterisch. Frau v. Nordheim aber blieb vollkommen ernst und versprach, dem Jäger untersagen zu wollen, die Katze zu berühren. Herr v. Nordheim trat jetzt zu Naziedda und bot ihr den Ar«.
„Sie müssen entschuldigen, Baronesse, daß wir heute so unpünktlich waren", er sah nach der Uhr, „eS war ein Zufall und soll nicht wieder Vorkommen. Hugo, Du gibst Tante Ferra den Arm". Damit schritten Sie tu den Speisesaal.
Naziedda wandte sich mit einem bittenden Blick an Herrn v. Nordheim.
„Dürfen wir heute Nachmittag auSreiten? Fernande uud ich, nicht wahr, wir dürfen?"
„Gewiß, gewiß, vielleicht lehren Sie auch Fernande, weniger schief im Sattel zu hängen, ich habe eS ihr nicht hergebracht".
Naziedda sah mit einem feinen Spottlächeln zu Fernande hinüber, die tief errötend ihre« Kopf über ihren Tell:r beugte, dann wandte sie sich Hugo zu, der Tante Ferra in fortwährendem Kichern erhielt, wobei sie immer zierlich den kleinen Rokokofächer vor den Mund hielt «ud die grauen Locken schüttelte.
(Fortsetzung folgt.)