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Sonntag den 23. Ion. (3 6E »cg nach dem ErschetnuWM- 10 Uhr Predigt (Ioh. 2, 1 ->' Lied Nr. 322):
Stadtvikar Traub >/,2 Uhr Christenlehre (TiW Dekan Dr. MegerN 3 Uhr abends Vortrag « Stadlpfarrer Knetle - StuE; im Gemeindehaus iiber .,B»' ha>d und seine Bedeutung» unsere Zeit".
Mittwoch abends 8 Uhr M stunde im Gemeindehaus.
In Waldrennach ist am Don»? tag abend 8 Uhr Bibelstius
Kath. G-ttesdÄ
in Neuenbürg
am Sonntag den 23. IoM 9 Uhr Predigt und Amt. r/,2 Uhr Christenlehre u
Zweite»
Blatt.
85 . Jahrgang.
Württemberg.
Stuttgart, 21. Jan. (Spielplan der Württ. Landestheater.) Großes Haus: Samstag: 22. Januar: Die Macht des Schicksals (7 X—10)1); Sonntag, 23. Januar: Liederhalle: 7. Symphoniekonzert-Hauptprobe (11—12'X) — Der Evaugelimann (7—9X); Montag Liederhalle: 7, Symphoniekonzert (7 bis 9X); Dienstag: Der Arme Heinrich (7X—10X); Mittwoch: Cavalleria rusticana — Pagliacci (7X—10X) Samstag: Ro- sanna - Djamileh (7X -10); Sonntag, 30. Januar: Die Meistersinger von Nürnberg (6—11). — Kleines Haus: Samstag,
22. Januar: Einen Jux will er sich machen (7—9X); Sonntag,
23. Januar: Dörnrösckien (3> 2 —5)1) — Das goldene Vließ (7 X bis 10Xi: Montag: Der Snob (7X—10X); Dienstag: Dover —Calais (7X—10X); Freitag: Das Recht aus den Vater (7X bis 9X); Samstag: Fenster (7 X—10); Sonntag, 30. Januar: Dornröschen (3X—5X) — Fenster (7X—1V); Montag: Das goldene Vließ (7X—10X). — In Tübingen: Freitag, den 28. Januar: Die Boheme.
Stuttgart, 20. Jan. (50jährige Jubelfeier des Württ. Kriegerbundes.) Der Württ. Kriegerbund rüstet sich zur Feier seines 50jährigen Bestehens. Seine Organisation erstreckt sich auf fast alle Gemeinden des Landes. Das einigende Band der Kameradschaft hat überall, wo alte Soldaten in größerer Zahl beisammen wohnen, Krieger- und Militärvereine erstehen lassen. Die Veredelung des Kameradschastsgedankens durch Werktätige Hilft und andere soziale Einrichtungen erhöhen den sittlichen und vaterländischen Wert dieser mächtigen Organisation, die mit ihren mehr als 1-10 000 Mitgliedern die Verkörperung des alten württtembergischcn Heeres darstellt. Die Jubelfeier des Württ. Kriegerbundes, die am 11. und 12. Juni in Stuttgart stattsindet, wird deshalb auch im ganzen Lande ein ungewöhnlich starkes Echo finden und ein vaterländisches Fest werden, wie es Stuttgart noch selten gesehen hat. Am Mittwoch abend fand unter Vorsitz von Staatsrat Dr. Hegelmaier, dem zweiten Präsidenten des Bundes, eine Versammlung statt, an der sich Mitglieder des Bundespräsidiums und Vertreter der Stuttgarter sowie der Eannstatter Vereine beteiligten. In dieser Versammlung wurden die Ausschüsse bestimmt, die die Jubelfeier vorzubereiten und durchzuführen haben. Geplant sind für Samstag, 11 Juni, ein Begrüßnngsabend, für Sonntag, 12. Juni, vormittags ein Festakt mit sich anschließendem Vorbeimarsch am Bundespräsidenten, nachmittags gesellige Veranstaltung. Es ist zu erwarten, daß sich die Mitglieder anläßlich der Jubelfeier in der alt erprobten Treue und Anhänglichkeit um das Bundesbanner scharen und in außerordentlich großer Zahl nach Stuttgart kommen werden.
Stuttgart, 21. Jan. (Prozeß gegen Reichsbannerlcute.) Im Herbst war es im Anschluß an eine nationalsozialistische Versammlung in Heslach zu einer Schlägerei zwischen den Haken- krcuzlern mit Reichsbannerleuten und einigen roten Frontkämpfern gekommen. Gegen die Reichsbannerlcute wurde die Anklage auf gefährliche Körperverletzung erhoben. Die gestrige Gerichtsverhandlung brachte folgendes Urteil: Stohrcr 80 M., Roh. Beck 60 M, Erwin Rueß 70 M., Karl Zimmermann 10 Mark. Freigesprochen wurden zwei Brüder Oster, Schnabel und Haußmann. Sämtliche Angeklagte waren Mitglieder des Reichsbanners bis auf Rob. Beck, der chm nicht mehr angehört, und Stohrer und Haußmann, die dem roten Frontkämpftrbnnd angehörten.
Ludwigsburg, 20. Jan. (Unterschlagungen bei der Ortskrankenkasse.) Das Große Schöffengericht hat den 51 Jahre alten Kassier Richard Heim von der Luüwigsburger Ortskrankenkasse wegen Unterschlagung von etwa 3200 Mark zu fünf Monaten und den Kassier Heinrich Schopp wegen Unterschlagung von etwa 1000 Mark zu sieben Monaten Gefängnis verurteilt. Schöpp hat auch nach der Anklage im Jahre 1926
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9700 Mark von den Geldern der Ortskrankcnkasse als Darlehen an die Vereinsdruckerei gegeben, die eine Wechftlschuld zu decken hatte. Davon hat der Kaffenvorstand Schütz, der gleichzeitig Geschäftsführer der Vereinsdrnckerei war, gewußt. Schütz konnte nicht mehr zur Rechenschaft gezogen werden, weil erj sich das Leben genommen hat.
Löwensteiu, OA. Heilbronn, 21, Jan, (Böse Verleumdung.) Der Weingärtner Wilhelm Sommer von Rittelhof, Gde. Löwenstein, war verdächtigt, feinem zum Verkauf bestimmten Wein Obstmost zugesetzt zu haben. Die chemische Untersuchung hat die unbedingte Reinheft des Weines ergeben, weshalb das von der Staatsanwaltschaft eingeleitete Verfahren alsbald eingestellt wurde. Die ganz grundlose Verdächtigung ist auf bösartige Schwätzerei zurückzusühren,
Rottenburg, 21. Jan. (Ein Lastkraftwagen verbrannt.) Gestern nachmittag ist der städt. Lastkraftwagen beim Steinführen am Heuberg vollständig ausgebrannt. Der Wagen ist> versichert.
Ulm, 20. Jan. (Freisprechung von fahrlässiger Tötung.) Der 15 Jahre alte verheiratete Architekt -Franz Gaupp in Biberach a. R, wurde vom erweiterten Schöffengericht Ulm von der Anklage der fahrlässigen Tötung und Körperverletzung, verbunden mit einer Uebertretung des Krastsahrzeug- gesetzes, freigesprochen. Der Staatsanwalt hatte an Stelle einer Gefängnisstrafe von einem Monat 300 Mark Geldstrafe beantragt, Gaupp fuhr am 26. Oft ober v. I. abends X9 Uhr mit seinem Personenkraftwagen, in dem seine Frau und ein weiteres Biberacher Ehepaar saßen, ziemlich langsam durch die Bahnhofstraße hier, wobei er die rechte Straßenseite einhielt und auch Boschhorn-Signale gab. In der Nähe des Restaurants Lünert (Ceres) überschritten zwei ältere Herren aus Augsburg, Oberingenieur Uebe und ein Herr Lehmann, in schräger Richtung die Straße. Gaupp bemerkte sie infolge der Dunkelheit und des unsichtigen Wetters (Schneetreiben) erst kurz vor seinem Auto, er bremste sofort und wollte sie links überholen, wobei jedoch beide angefahren wurden. Uebe kam unter das Auto; er erlitt eine Zertrümmerung der Halswirbelsäule und eine Rückenmarkvcrletzung und starb am andern Morgen im städt. Krankenhaus hier. Lehmann kam mit leichteren Verletzungen davon, war aber auch längere Zeit arbeitsunfähig. Das Gericht kam aus Grund der Zeugenaussagen und auch des Sachverständigengutachtens zu der Ueberzeugung, daß ein Verschulden des Angeklagten nicht vorliege und er für den bedauerlichen Unglücksfall nicht verantwortlich gemacht werden könne, weshalb Freisprechung erfolgen mußte.
Wiblingen, OA. Laupheim, 21. Jan. (Familienleid.) Am Dienstag brach der zwölsjäbrige Sohn des Schreinermeisters, Bücher von hier den Fuß. Die Mutter lag seit einigen Tagen! krank darnieder rmd mußte in das Krankenhaus nach Neu-Ulm zur Operation gebracht werden. Die Sanitätskolonne Neu- Ulm holte zuerst die Mutter und dann den Sohn ab. Zwei Stunden später erlag -die Mutter der Blutvergiftung.
Tettnang, 21. Jan. (Steinwürfe auf einen Schnellzug.) Am Freitag, 11. Januar, nachmitags 1.10 Uhr, wurden von der sog. Eselsbrücke in Meckenbeuren auf den durchfahrenden Schnellzug D. 1 Friedrichshofen— Ulm Steine geworfen, wodurch ein Fenster des Packwagens zertrümmert wurde. Die Täter sind nun in einigen schulpflichtigen Knaben ermittelt j worden. !
Haselburg, OA. Leutkirch, 20. Jan. (Beim Hochzeitsschie- z tzen tödlich verunglückt.) Das leidige HcMeitsschießen hatte' heute vormittag ein schweres Unglück zur Folge. Ein Böller
siel, als er mit einer Stange entzündet wurde, gegen den Schützen, den 19 Jahre alten August Heß von Reichenhosen, um, sodaß ihm die ganze Ladung aus einer Entfernung von fünf Metern in den Unterleib ging. Schwerverletzt wurde er vom Platz getragen und ist heute nachmittag infolge der schweren Verwundung gestorben. Ein zweiter Schütze entging durch einen glücklichen Zufall einem ähnlichen Schicksal, wurde jedoch in den Augen erheblich verletzt.
Friedrichshaftn, 21. Jan. (Wenn's ans Zahlen geht) Seit etwa sieben Wochen steht hier Tag für Tag ein vollständig geheizter Reftrvedampftr mit Bemannung unter Dampf. Die am Bodenseeverkehr beteiligten Verwaltungen hatten diesen Zrrstand gebilligt und entsprechende Zuschüße zur Bestreitung der Unkosten in Aussicht gestellt. Jetzt, da die Dezember-Abrechnung der Betriebsinspeftion Friedrichshafen vorliegt, weigern sich diese Verwaltungen, die Kosten für das volle Personal des Reftrvedampfers zu vergüten und wollen nur die anteiligen Kosten für die Heizung und einen Mann der Besatzung anerkennen. Man sieht, am Bodenfte wird solange auch unter den Verwaltungen kein Friede, bis die längst geforderte einheitliche Leitung eben doch einmal kommen muß.
Vermischtes.
Eine traurige Statistik. Nach den Angaben des bekannten Biologen, Professor Dr. Muckermarm, trafen 1921 in Deutschland auf 1000 Eimvohner nur mehr 20 Lebendgeborene, zu Beginn des Jahrhunderts 36, zu Anfang des Weltkrieges 26Z, im Jahr 1918 11 und im Jahre 1922 21—25. Seitdem sinkt die Kurve des Lebens wieder rasch abwärts. Die Zahl der Eheschließungen ist mit 7.5 aus 1000 Einwohner wieder normal geworden. Die Zahl der Toten betrug zwar im Jahre 1921 nur mehr 12 bei 1000 Einwohnern, jedoch bedeutet diese tiefstehende Toüesziffer kein Zeichen von aufstrebendem Leben, weil auch die Geburtenzahl der Kinder zurückgegangen ist. Die Eingrifft in das keimende Leben, die vor dem Krieg 18—20 Prozent umfaßten, sind heute bereits aus 30—50 Prozent gestiegen. Die Ziffer der Kinder, die Lurch Abtreibung nicht zum Leben geboren werden, ist bereits halb so "roß wie die Ziffer der Äe- Lendgeborenen überhaupt. Die Ausgaben für die Fürsorge- bedürftigen sind gegenwärtig in einem Monat so groß wie früher in einem ganzen Jahr. Das ist eine recht traurige Statistik, die nicht zuletzt in der schlechten Arbeitsmarft- und Wohnungsfrage ihren Grund hat.
Die Grütze der Deutschen Turnerschaft. Am 1. Januar 1926 zählte die Deutsche Turnerschaft 12100 Vereine in 10 777 Vereinsorten. Die Gesamtmitgliederzahl betrug 1 MO 023 Vereinsangehörige, darunter 1069 711 Männer, 173 327 Frauen, 219 313 Knaben und 137 612 Mädchen. Der größte deutsche Turnkrcis war der sächsische (Freistaat) mit insgesamt 257 637 Vereinsangehörigen. Ihm folgten der Größe nach der Mittelrheinkreis, Bayern, Thüringen und Brandenburg. Der kleinste deutsche Turnkreis ist der Nordosten". Unter den Großstädten weist die Reichshauptstadt Berlin mit 37 511 Vereinsangehörigen die größte Zahl von Turnern und Turnerinnen auf. Es folgen Leipzig, Dresden, mit rund 28 bzw. 20 0M Turnern.
Im Centraltheater in Pforzheim gelangt ein Doppelpro-
grannn zur Darstellung: Der siebenaktige Film „Menschenschmuggel" von der amerikanisch-mexikanischen Grenze mit Patsy Ruth Müller in der Hauptrolle und ein Wilüwcstdrama von Menschen- und von Hundeireue mit dem berühmten Schäferhunde Rin-Tin-Tin. Das großartige ftnsationalle Doppel- programm verdient stärksten Besuch.
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Mao achte auf den Namen und die geib-rote Packung.
2)ie Toten schweigen mcht ...
68 Rom»» von Lola Stet».
Er macht« eine bejahende Gebärde. „Es ist so. gnädiges Fräulein. Einem Detektiv von meiner Erfahrung, meinem Raffinement und meiner Routiniertheit hätte irgendeine Spur aufstosten mästen, wenn ein anderer in Betracht käme. Ich habe ja gewissenhaft und fleihig wie leden Fall, so auch diesen bearbeitet. Gnädiges Fräulein, glauben Sie mir, mir bleibt nichts verborgen. Ich kann Ihnen das ganze Vorleben Ihres toten Verlobten erzählen, jede Kleinigkeit aus seinem Dasein, um Sie zu überzeugen, dah tch gründlich und erfolgreich gearbeitet habe."
Sie machte eine müde, abtuende Bewegung. Eriks Vor- leben interessierte sie nicht, sie wollte keinen Klatsch, sie wollte den Täter. Und für den hielt auch dieser erfahrene, als erfolgreich berühmte Detektiv Herbert Ruperto."
„Ich Hab« mich mit großem Eifer des Falles angenommen". sagte er jetzt wieder, „habe alle Menschen, mit denen Herr Rank bekannt war. beobachtet. Sie wiesen mich besonders damals aus die Gräfin Timerjasofs. Daß intime Beziehungen zwischen den beiden Menschen bestanden, glaube ich nach allem, was ich m Erfahrung bringen konnte. Jedenfalls hat Herr Rank die Gräfin sehr oft abends zu sehr später Stunde allein besucht. Das weih ich von ihrer Zofe. Aber irgendwie verdächtig ist die Dame nicht. Sie war an dem Mordabend, als die Tat geschehen sein muß. zu Hause. Sie lebt seit Herrn Ranks Tod äußerst zurückgezogen. Sie hat ihren Verkehr sehr eingeschränkt, sie scheint leidend zu sein."
„Woraus schließen Sie das?" fragte Elena überrascht. Ihr waren die Worte des Mannes Qual. Alles, was er ihr heute sagte, hatte er ihr schon früher erzählt. Sie glaubte, Latz Sonja Jvanowna sie belogen hatte, als sie
schwor, ihre Beziehungen zu Erik seien harmloser Natur gewesen. Sie konnte ihr nicht das Gegenteil Nachweisen, aber daß die Gräfin Erik leidenschaftlich geliebt hatte und wohl auch heute noch liebte, schien ihr gewiß. Daß sie lei- dend war. hatte sie nie bemerkt und horchte darum aus.
„Ich beobachtete, daß sie sehr wenig schläft", sagte der Detektiv. „Da sie die einzige Frau war, die dem Toten in seiner letzten Lebenszeit nahegestanden hat. habe ich sie sehr scharf kontrolliert. Sie hat oft die halbe, zuweilen die ganze Nacht Licht in ihrem Schlafzimmer. Dann liegt sie bis gegen Mittag im Bett, um den versäumten Schlummer der Nächte wohl nächzuholen. Auch ihre Zofe sagte mir, daß sie bis zur Krankhaftigkeit reizbar und nervös sei seit einigen Monaten, schlecht schläft, wenig ißt, ihr Personal ohne Grund anfährt, schreckhaft und reizbar ist. Sie hat sich von dem Nervenschock damals nie wieder richtig erholt. Aber irgendwie verdächtig ist sie nicht, gnädiges Fraulein."
„Dasselbe sagten Sie mir schon früher", meinte Elena müde. „Das Privatleben der Gräfin Timerjasofs inter- essiert mich nicht."
„Ich weiß, gnädiges Fräulein. Sonst könnte ich Ihnen aus der Vergangenheit dieser Dame viele pikante Dinge erzählen, die ich jetzt aufgestöbert habe."
„Die kümmern mich nicht." Elena stand auf. Der Mann ekelte sie plötzlich an. „Ein schrecklicher Beruf", dachte sie. Vor Monaten hatte sie von diesem Menschen das Heil erhofft, aber er hatte sie keinen Schritt weitergebracht. Auch diese letzte, kleine, armselige Hoffnung lag nun zertrümmert am Boden.
„Bitte, schicken sie mir Ihre Rechnung, Herr Graflert, und haben Sie Dank für Ihre Bemühungen."
Er verbeugte sich. „Ich werde der Verhandlung natürlich beiwohnen. Vielleicht fällt mift im Gerichtssaal, in letzter Stunde, noch etwas aus. das uns aus eine neue
Fährte bringen kann. Auch solche Fälle habe ich schon erlebt. Unmöglich ist nichts, gnädiges Fräulein. Ich werde den Angeklagten ja nun endlich auch persönlich sehen, kann mir sofort ein Urteil über ihn bilden. Villeicht hören Sie doch noch wieder von mir. gnädiges Fräulein."
„Es sollte mich freuen", sagte sie apathisch.
Dann war sie wieder allem. Blieb unbeweglich in ihrem Sessel sitzen und starrte blicklos vor sich hin.
Ueberdachte halb mechanisch noch einmal das. was der Detektiv ihr von Sonja Jvanowna gesagt hatte. Er schilderte sie anders, als Elena sie kannte. Wenn sie zu ihr kam. war sie immer liebenswürdig, beherrscht, teilnahmsvoll. die Freundin, die Trösterin. Nie hatte sie übergroße Reizbarkeit, nie besondere starke Nervosität an ihr bemerkt. Seltsam war das. Warum kam diese Frau noch immer zu ihr. obwohl sie aus jedem Wort, aus jedem Blick Elenas merken mußte, daß ihre Freundschaft unerwiderr blieb?
Oft glaubte Elena, daß die Gräfin Timerjasofs hier im Hause etwas suchte, und daß sie darum beharrlich wieder- kam. Was aber konnte es sein? Seit langem, eigentlich immer seit Eriks Tod, glaubte Elena, daß zwischen den beiden Menschen Liebesbande bestanden hatten. Waren es Briefe, die Sonja Jvanowna an den Toten gerichtet hatte, die sie stark kompromittieren konnten, und die sie wieder haben wollte um jeden Preis? Aber Elena hatte ihr doch gesagt, daß sie des Toten Zimmer, seinen Schreib- tisch, alle Truhen und Schränke durchsucht hatte, um irgend etwas Verdächtiges §u finden. Dabei würden ihr doch auch Briefe in die Hände gefalle» sei», wenn Erik sie aufgehoben hätte. DaS mußte Sonja Jvanowna sich selbst sagen.
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