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Für Platzvorschriften kann kein« Gewehr übernommen werärn

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Zn Ser LtaS« «0 SoISpsennig, wSchsnUich mit rrSaerioha Poft-8«Z»-I»piei, SO S»,Spi«n»t>» ohne vesteügeiii

Lchlud äer kinzrigen- annahm« f. klein« Anzeigen 8 Uhr vorm., für große tags zuvor 8 Uhr nachm.

In §Sllei> höherer SewaU ! besteht kein Anspruch aui lteteruna <t«r Leitung «Ser aus KSSliahiu«- S« vezugeprets«

vermtlworU. Lchriftleitungr Zrieörich Hans Scheel«

vnxk unä Verlag äer K. Oelschlüger'schen Luchüruckerei

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Nr. 64

Montag, den 23. April 1929

101. Jahrgang.

Die Kammerwahlen in Frankreich

Die ersten Wahlergebnisse

Aeußerft starke Wahlbeteiligung.

TU Paris, 29. April. Die gestrigen Wahlen sind, wie vom Innenministerium mitgeteilt wurde, in ganz Frank­reich ruhig verlausen. Die Wahlbeteiligung war anßer- ordenilich stark und betrug etrva 27 Prozent mehr als 192-1.

Vriand und Hcrriot wiedergewiihlt.

Die Vermutung, daß in etwa zwei Drittel aller Fälle der gestrigen Wahlen eine Stichwahl am kommenden Sonn­tag notwendig sein wird, hat sich nach den bisher vorlie- g^nden Ergebnissen bestätigt. Von bekannten Persönlichkei­ten wurden Vriand und Herriot mit starker Mehr­heit wicdergewählt, während Kricgsminister Painleve im Wahlbezirk Gex mit einem Sozialisten in Stichwahl kommt.

In Belfort wurde Arbeitsministcr Tardie» (Links- repnblikaner) mit 5622 Stimmen gegen den NaLikalsozia- listen Miellet (2652 Stimmen) gewählt. Im Departement Lot und Garvnne erzielte Marineminister Leyghes sLinkSrepublikaner) mit zwei Drittel der abgegebenen Stimmen einen vollkommenen Sieg, während im Departe­ment Mcuse der frühere Kriegsminister Maginot sLinksradikal) mit 1l 606 Stimmen gewählt wurde. Auch der Pcnsionsminister Marin- Nancy (Nepublikan.-dem. Union) wurde mit einer starken Mehrheit von 11315 St. gegen 6700 und sein Parteifreund Abg. Taittinger mit 7503 St. wiedergcwählt, sodasi die beiden Spitzenkandidaten dieser Partei wieder in die Kammer einziehen. Der Vor­sitzende der radikalsvzialistischen Partei, D a lad i e r-Van- cluse und L o uch e u r - Lille, der bekannt Großindustrielle, Anhänger der radikale» Linken, kommen in Stichwahl,' ebenso Vaillant-Couturier, der.bekannte Kommu­nist, der im Departement Senne aufgestellt ist.

Nach den bisherigen Ergebnissen werden Stichwah­

len in 30 Wahlbezirken stattsinden. An bekannteren Abge­ordneten werden in diesen Stichivahlen auftreten Dcjarüins <Nepublikan--dcm. Linke), Simon-Nenaud (Republikanischer Sozialist), de Wendel <Nepublikan.-üem. Linke), Andre Hesse (radikaler Sozialist) usw, Obgleich man einen Gesamtctn- drnck bisher nicht gewinnen kann, hat eS den Anschein, als ob die Parteien der demokratisch-republikanischen Linken und der Sozialisten günstig abschlirßen dürften. Für den ersten Mahlgang wird man mit kaum mehr als 160 Gewähl­ten von 612 zu Wählenden rechnen können.

Die Wahle» in Elsaß-Lothringen.

TU. Straßbnrg, 29. April. Die bisherigen Meldung«^ über die Wahlergebnisse aus Elsaß-Lothringen kaffen er­kennen, daß, wie erwartet, in den deutschsprachigen Wahl­kreisen fast durchweg Stichwahlen notwendig sein werden. Tie elsaß-lothringische» Wahle« «erden immer deutlicher zu einem Bekenntnis zum heimatlichen Volkstum. Es ist unverkennbar, daß in Elsaß-Lothringen der französische Wahlterror seinen Zweck verfehlt hat. Im unterelsässischcn Kreis Ehrstein wurden bereits im ersten Wahlgang der bis­herige Abgeordnete der elsässischen Volkspartet, Thomas Seltz gewählt, der durch seinen Autonomieantrag in der letzten Kammer bekannt ist. Auch im Ober-Elsaß konnte der von der französischen Presse stark bekämpfte bisherige Abge­ordnete Bilgcr sich behaupten. Im untcrelsässischen Kreise Zabern steht der Heimatrechtler Dahlet in aussichtsreich­ster Stellung gegen den bisherigen demokratischen Abgeord­neten Altorffer. Auch der heimatliche Kommunist Hechel erzielte mit 3000 Stimmen einen klaren Sieg. Sehr beachtlich ist von den Ergebnissen im Lande bisher die überraschend hohe Anhängerschaft des im Gefängnis befindlichen Führers der Autonomiebewcgung, Dr. Nicki in, der im Kreise Alt- kirch über 5000 Stimmen ohne jede Wahlvorbereitung und ohne Presseuntersttttzung erlangte.

Der Nordpol erneut überflogen

Die amerikanische Flugzeugexpedition Wilkins geglückt

TU. Berlin, 29. April. Wie dieVvsfischc Zeitung" auS Oslo berichtet, ist dort eine Nachricht von den amerika­nischen Fliegern Wilkins und Eyelson, die vor sechs Tagen von Alaska abgeslogen waren, aus Svalbard auf Spitzbergen cingetrossen, wonach die Flieger dort vor fünf Tagen nach 21stündigem Fluge gelandet sind. Die Flieger lollen den Nordpol überflogen haben.

Die Uebersliegung des Nordpols durch Wilkins nnü Eyleson in 21^ Stunden wird nach Nemyorker Meldungen überall als ein Ereignis gewertet, das bisher alle Expeditio­nen ähnlicher Art in der Polarregion in den Schatten stellt. Der Direktor der amerikanischen geographischen Gesellschaft, Dr. Bowman, der den Flug förderte, erklärte, daß er eine kurze Radio- und Kabrlmcldung von Kapitän Wilkins er­halten habe, die besagen, daß die Flieger kein Land seststell- <en. Als den Hauptzweck des Fluges bezcichnete Bowman eine Uebersliegung des Polarmeeres in einer Richtung, die die größte Wahrscheinlichkeit für die Entdeckung von Land bot. Kapitän Wilkins habe daher beabsichtigt, bei Ueber- fliegung des Polarmeeres einen Kurs einznhalten und so ein Gebiet zn erforschen, von dem man annahm, daß dort Land vorhanden sei. Kapitän Wilkins Flug habe diese Frage end­gültig geklärt und gleichzeitig Klarheit über verschiedene Gebiete in Nordgrönland gebracht. Nach diesem Fluge sei sicher, daß, die flache Grenze des PolarmeeteS entlang der Küste von Sibirien ausgenommen, künftige Polarsorschnngen kaum noch zu weiteren Landcntdeckuugen führen würden:

Die Berichte aus Green Harbour (Spitzbergen) besagen, daß das Flugzeug des Kapitäns Wilkins dnrch Schnecsttirme zur Landung gezwungen wurde. Green Harbour ist die süd. lichste Bucht von Jsfvurd. WilkinS und sein Begleiter haben dort in einem Dorf, das von Bergarbeitern bewohnt ist, Unterkunft gefunden. Sie werden gezwungen sein, hier bis zur Eis- und Schneeschmelze zu bleiben.

Amundsen sprach seine große Befriedigung über den erfolgreichen Flug nach -cm Nordpol ans und betonte, daß noch kein Flug unternommen worden, der an Bedeutung mit diesem zu vergleichen wäre.

Die Lage der deutschen Ozeanflieger

Vor Eintreffen der Ersatzteile und des BrennstosscS für dieBremen".

TU Ncwr-ork, 23. April. Das Hilfsflugzeug, das Pro­peller, Benzol und Untergestell für dieBremen" mitführt, ist von der Murray-Bucht nach Greenly Island ausgestie­gen. Der Start -er Ozeanflieger wurde für heute früh mor­gens erwartet, sodaß die Bremen am Nachmittag in Rew- york fein könnte, eine Stunde für eine Zwischenlandung in der Mnrraybucht zwecks etwaiger Nachfttllung von Benzol mitcingerechnet.

Hanptmann a. D. Köhl Dr. ing. h. c.

TU Berlin, 23. April. Wie die Berliner Börsenzeitung meldet, hat die Technische Hochschule Braunschweig Haupt­mann a. D. Kühl, Len Führer derBremen" in Anerken­nung seiner Verdienste zum Doktor Ingenieur ehrenhalber ernannt.

Die Erdbebenkatastrophe in Bulgarien

Bulgarien in Traner.

TU Sofia, 28. April. Die letzte« Feststellungen in Phi­lippopel haben ergeben, daß dort 600 Häuser vom Erdbeben zerstört und 6000 beschädigt worden sind. 25 Tote, 150 Schwerverletzte und 200 Leichtverletzte wurden festgestellt. Die Dörfer der Umgebung sind bis auf den Grund ver­nichtet. Dort wurden bis jetzt 71 Tote, 200 Schwerverletzte und mehrere Hundert Leichtverletzte gezählt. Tschirpan und Vorisgard sind ebenfalls dem Erdbeben gleichgemacht. Die Bevölkerung ist z.T. in die Berge geflüchtet. Ein gestern einsehender Regen gestaltete die Lage der im Freien lagern­den Bevölkerung geradezu verzweifelt. Der Schaden wird anf zwei Milliarden Lewa geschätzt. Bulgarien wird nicht in der Lage sein, aus eigenen Kräften eine hinreichende Hilfsaktion durchführen zu können, da es nicht über die nötigen Mittel verfügt. DaS Elend nird die Verzweiflung de< Bevölkerung sind sehr groß. Zum Zeichen der Trauer sind in ganz Bulgarien sämtliche Theater und Kinovorstel­lungen abgesagt.

Tages-Spiegel

Der gestrige erste Wahltag in Frankreich verlief im all­gemeine« ruhig hei starker Beteilignng. Man rechne! nur ans etwa 16« endgültige Ergebnisse im ersten Wahl- gang.

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Die deurschen Ozeanslieger werden voraussichtlich noch iw Lauf des hcntigen Tages mit der wiedetiustandzesetzren Bremen" ihren Weiterflug nach Rewyork antrctcn.

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Nach einer Meldung ans Spitzbergen sind zwei amerikanische Flieger von Alaska in 21 Stunde« über den Nordpol nach Spitzbergen geflogen.

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In Berlin kam es zu einer Schlägerei zwischen Stahlhelm­leute« und Linksradiralen. Die Polizei nahm KO Verhaf­tungen vor.

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Der württembergische Industrie- und Handelstag «endete sich in einer Eingabe an den Landtag gegen die Ersatzsrr- anlagung znr Gewerbesteuer nach dem Umsatz.

Um die Aechtung des Krieges

Die Haltnng der -cntsche« Negierung znm französische» Paktentwnrf.

TU Berlin, 29. April. Der französische Kriegs-Achtungs» Vertragsentwurf liegt zurzeit bei den zuständigen Stellen des Auswärtigen Amtes zur Nachprüfung vor. Die Note enthält im wesentlichen die bekannten französischen Vor­behalte znr der amerikanischen Formulierung. In Berliner politischen Kreisen ist nian der Ansicht, daß die französischen Vorbehalte anscheinend zum Teil juristische Spitz­findigkeiten darstellen, die die starke moralische Wir­kung der klaren amerikanischen Formnliernng abzuschwächen geeignet sind.

Wie verlautet, wird eine amtliche Stellungnahme erst später erfolgen, da der Entwurf selbstverständlich auch deut­scherseits einer gründlichen und sachlichen Prüfung unterzo­gen werden muß. ES ist anzunchmen, daß man sich dcut- scherseitE mit der amerikanischen Formulierung einverstan­den erklären wird. Die deutsche Antwort an Amerika wird selbständig erfolgen.

Der Eindruck in Washington.

TU Newyork, 23. April. Während von dem amerikani­schen Staatsdepartement noch jede Erklärung über den Eindruck des am Samstag veröffentlichten französischen Ge­genvorschlages auf Abschluß eines Kriegsverzichtpaktes ab­gelehnt wird, verlautet aus inoffiziellen Kreisen, daß der französische Plan wegen seiner zahlreichen Einschränkungen Unzufriedenheit erregte. DerObserver" betont, daß die offizielle britische Auffassung zn diesem Plan vorläufig in einer wohlberechtigten Zurückhaltung bestehe. Die ganze Frage zeige wieder einmal sehr deutlich den ständigen Un­terschied zwischen der europäischen und amerikanischen Auf­fassung in der Herstellung der allgemeinen Sicherheit. Die­ser Unterschied sei bei zahlreichen Gelegenheiten in Gens bereits deutlich geworden.

Der Washingtoner Meldung einer Pariser Agenrur zu­folge. geht in den Kreisen des Staatsdepartements die all­gemeine Meinung dahin, daß keiner der in dem französi­schen Entwurf für die KricgSächtnng enthaltenen Vorbe­halte annehmbar erscheint. Havas will wissen, man halte' in offiziellen amerikanischen Kreisen es für wenig wahr­scheinlich, daß der französische Vorschlag das Staatsdeparte ment und die amerikanische Regierung befriedige. -

Kommunistische Ausschreitungen in Berlin

TU Berlin, 23. April. In Nen-Köln kam es am Sonn­tag in den ersten Nachmittagsstunden während eines Platz­konzertes, das die Stahlhelmleutc auf dem Hohenzolleru dämm veranstalteten, zu schweren Zusammenstößen. Al-> die Stahlhelmleute nach der Beendigung des Konzertes ab­marschierten, wurden sie an der Hcrmannstraße von Koi» munisten, die ihnen aufgclanert hatten, mit Steinen bewor­fen. Die Kommunisten hatten förmliche Barrikaden aus Holz und Steinblöcken errichtet. Als dann Polizeibeamtc ihre Hindernisse wegränmen wollten, wurden sie von den Kommunisten angegriffen. Mehrere Veantte ivurden ver­letzt. Die Polizei machte von ihren Gummiknüppeln Ge­brauch und gab Schreckschüsse in die Lnft ab. lieber sechzig Personen wurde» verhaftet.