fcrenz im französischen Kriegsministerium über diese Frage statt- gesunden habe. Man glaubt in gut unterrichteten französischen Kreisen versichern zu können, daß die Räumung der Kölner Zone spätestens im nächsten Frühjahr vollendet sein wird. Es sei daher nur verständlich, wenn bereits heute die Verantwortlichen Staatsmänner der Alliierten zusammentreten, um die technische Durchführung der Umgruppierung und die Neuunter- bringung der Besatzungstruppen zu besprechen.
Die Pariser Presse zmn neuen Friedensschluss.
Paris, 17. Oktbr'. Soweit sich die Morgenblätter mit dem Schluß der Konferenz von L-oearno beschäftigen, beurteilen sie das Ergebnis ausschließlich von innerpolitischen Gesichtspunkten aus. Anhänger und Gegner des Paktes sehen ihn aus dem Gesichtswinkel ihrer Parteipolitik. Der „Petit Parisien" vergißt nicht vollkommen, daß Luther und Stresemann, wenn der Pakt ins Leben treten konnte, einen Anteil daran hatten. Allerdings falle das meiste Verdienst der edelmütigen Ueberxodungsgabe Chamberlains zu, aber den unzweifelhaften Mut, den Luther und Stresemann bewiesen hätten, werde man nicht vergessen. Die Aeußerungen der nationalistischen Presse laufen alle darauf hinaus, daß Frankreich Ungeheueres Preisgegeben habe, wenn es sich zu dem Pakt entschloß. Das Millerand-Blatt, der „Ave- nir", spricht von einer verfehlten Politik. Man werde ein kleines Frankreich und ein großes Deutschland erleben, und Frankreich werde nunmehr zu einer Macht zweiten Ranges herabsinken. Unzufrieden ist auch die kommunistische „Humanste", welche l«n einem imperialistischen Kompromiß spricht und geradezu vor Wut schäumt, daß der Sozialist Vandervelüe dasselbe Schriftstück unterzeichnen konnte wie Mussolini. Der Pakt sei gegen Rußland gerichtet, aber gegen ihn würden sich nicht nur die russischen Arbeiter auslehnen, sondern die ganze Welt.
Die Ansicht Coolröges.
Newyork, 17. Oktbr. Die Ansicht des Präsidenten über den Abschluß des Paktes von Locarno ist, wie aus zuverlässiger Quelle verlautet, die folgende: Die Unterzeichnung des Sicherheitspaktes bedeutet den fünften Schritt seit Versailles in Richtung auf die Befriedung und wirtschaftlichen Wiederaufbau. Er muß logischerweise auch zu einer Abrüstungskonferenz in den Bereinigten Staaten führen. Die anderen erfolgreichen Schritte in dieser Hinsicht waren die Reparationskonferenz, der Dawesplan, die Konferenz von London und die Regelung der Kriegsschulden. Präsident Coolidge, -der noch keinen offiziellen Bericht über den Inhalt des Sicherheitspaktes erhielt, aber die Zeitungsberichte sorgfältig verfolgt hat, glaubt, daß das Abkommen bezeichnend für die Wege und die geistige Verfassung in Europa ist.
Aus Stadt, Bezirk und Umgebung.
Neuenbürg, 17. Oktbr. Entweder verspätet oder zu früh stellte sich bei uns ein Maikäfer ein. Man sah es dem braunen Kerl an, daß er außer der Zeit war, sein ganzes Wesen war höchst einsilbig und leblos, und die Stunden seines Erdendaseins können gezählt werden, wenn er nicht vorher ein Leckerbissen iür ein Huhn wird.
Neuenbürg, 17 . Oktbr. Darf ein Jagdpächter ohne weiteres auf einen wildernden Hund schießen? Diese Frage hat sieben Jahre lang alle Instanzen bis zum Reichsgericht hinauf beschäftigt und ist hier endgültig verneint worden. Es muß immer erst, sagt das Urteil, erwogen werden, und zwar nach § 228 des BGB., ob das Wegschießen zur Abwendung einer Gefahr erforderlich ist, und ob der Schaden im Verhältnis zu der Gefahr besteht. Im Klagefall hatte der erschossene Hund, der einen Hasen aufgestöbert hatte, einen Wert von 60 Mark. Der übereifrige Jäger wurde zur Zahlung dieses Schadens und der sehr beträchtlichen Kosten verurteilt; denn, so mgt das Urteil weiter, das Töten des Hundes war nicht unbedingt nötig, und der Wert des gehetzten Wildes stand in keinem Verhältnis zu idem Wert des Hundes.
(Wetterbericht.) Eine neue Depression im Nordwesten führt warme Luftströmungen nach Deutschland. Unter dem Einfluß dieser Depression ist zeitweise bedecktes, aber nur zu vereinzelten Niederschlägen geneigtes, ziemlich mildes Wetter zu erwarten.
x Birkenfeld, 17. Oktbr. Für den zum zweiten OLeramts- baumeister in Neuenbürg gewählten seitherigen Ortsbaumeifter Kübler hier wurde in der letzten Gemeinderatssitzung Baumeister Albert Heinz bei der Firma Kling L Trentzsch hier mit 10 gegen 5 Stimmen gewählt. — Die älteste Einwohnerin von hier, Marie Seeger, geb. Feiler, durfte -diese Woche ihren 90. Geburtstag feiern. Körperlich und geistig noch rüstig, macht sich diese Frau bei ihren Angehörigen immer noch nützlich durch Beaufsichtigung kleiner Kinder. Von der Gemeinde, der Kirchengemeinde wie auch von vielen Bekannten wurde sie mit Geschenken bedacht.
Calw, 17. Okt. (Händelsüchtige Menschen.) Das Amtsgericht hat den Schuhmacher Friedrich Furtmüller von hier wegen schwerer Körperverletzung, Beleidigung und Widerstands gegen die Staatsgewalt zu fünf Wochen Gefängnis und 80 Mark Geldstrafe verurteilt Seine zwei Brüder, seine Frau und Mutter erhielten gleichfalls Gefängnis- und Geldstrafen. Friedrich Furtmüller hatte den Ortsoorsteher beleidigt und sollte festgenommen werden. Er widersetzte sich und wurde von den Mitangeklagten unterstützt. Nur mit Hislse von anderen Bürgern gelang es, den Streitsüchtigen und einen seiner Brüder in Arrest zu bungen.
Baihingen a. E., 17. Okt. (Neuwahl.) Als Termin zur Neuwahl eines Stadtschultheitzen wurde der 22. November bestimmt.
Bietigheim, >7. Oktbr. (Ali und jung.) Eine Trauung seltener Art fand vor dem hiesigen Standesamt statt. Ei» 82jähriger Bürgersmann ließ sich nänilich eine 35 jährige Ehegattin antrauen. Der Mutvolle, der sich diese junge Hausfrau eintat, ist Veteran des Kriegs 1870/71.
Stuttgart, 18. Okt. (Kautionsschwindler.) Von einer Deutschen Handels-G.m.b H. wurde hier ein junger Mann gegen eine Kaution von 100 Mark als Kasscnbote angestelli. Er wurde aber rasch mißtrauisch, als er erfuhr, daß weitere derartige Anstellungen gegen Kaution erfolgt waren. Seine Nachforschungen führten zu dem Ergebnis, daß die Gesellschaft nirgends bekannt war und daß ihr Direktor mit einem Fräulein erst seit einigen Tagen in einer Pension wohnte. Das Fräulein konnte verhaftet werden, über der Direktor war bereits verschwunden. Der junge Mann, der mit schweren Opfern die Kaution ausgebracht hatte, hatte das Nachsehen.
Stuttgart, 18. Okt. (Deutsche Verlagsanstalt.) Der Aufsichtsrat der Deutschen Verlagsanstalt schlägt eine Dividende von 12'/,--,<> vor. Die Generalversammlung soll das Kapital um 600000 Mark aus 3 Millionen Mark erhöhen.
Markgröningen, 18. Okt. (Vermißt.) Ein Bauer und seine Tochter hatten Kartoffeln nach Stuttgart gebracht. Nachdem der Bauer die Kartoffeln aus dem Markt abgesetzt hatte, ließ er das 20jährige Mädchen allein beim Fuhrwerk, um noch einige Geschäfte zu erledigen. Ein Schwindler näherte sich dem Mädchen mit dem Vorwand, sie solle ihm mit dem Fuhrwerk folgen. Das Mädchen glaubte ihm. Seither fehlt jede Spur von Wagen, Pferd und Mädchen.
Brackenheim, 17. Oktober. (Verhaftung.) In Haft genommen wurde Postsekretär Richard Beck von hier. Er steht unter dem dringenden Verdacht, gewöhnliche Briefe geöffnet und darin befindliche Gelder sich angeeignet zu haben.
Eßlingen, 17. Okt. (Schwerer Bauunfall.) Bei den Bauarbeiten zum Etraßenbahnbau in der Zollbergstraße ereignete sich gestern abend 9.15 ein schweres Unglück. In einer größeren, etwa 10 Meter tiefen Grube, in welcher eine Stützmauer aufgefllbrt werden sollte, löste sich an der nördlichen Wand plötzlich eine Schicht Erde und verschüttete vier auf der Sohle mit Grabarbeiten beschäftigte Arbeiter. Trotz der sofort begonnenen Rettungsarbeiten konnte, nach dem Polizeibericht, der 41 Jahre alte verheiratete Taglöhner Bernhard Müller von Nellingen nur tot geborgen werden. Der verheiratete Erdarbeiter Wilhelm Maier, ebenfalls von Nellingen, wurde mit schweren Verletzungen im Krankenkraftwagen ins Krankenhaus übergesührt: dort ist er im Laufe der Nacht verstorben. Zwei weitere Erdarbeiter erlitten leichtere Verletzungen. Die Kriminalpolizei hat die Untersuchung der Schuldfrage sofort eingeleitet.
Böblingen, 17. Oktbr. (Ammertal-Schönbuchwasserversorgung.) Es ist beabsichtigt, im Bezirk Böblingen die Städte Böblingen und Sindelfingen, sowie die Gemeinden Breitenstein, Holzgerlingen. Neuweiler, Schönaich und Weil im Schönbuch, vom Oberamt Herrenberg die Gemeinden Oberndorf, Pfäffingen, Poltringen, Unterjesingen, vom Oberamt Nottenburg die Gemeinden Bühl, Hirschau, Kiebingen und Wurmlingen, vom Amtsoberamt Stuttgart die Gemeinden Steinenbronn und Waldenbuch und vom Oberamt Tübingen die Gemeinden Hagelloch und Dettenhausen mit einer Gesamteinwohnerzahl von 30 100 Einwohnern zu einer gemeinsamen Wasserversorgungsgruppe zusammenzuschließen. Die für diese Gemeinden erforderliche Wassermenge von täglich 1900 Kubikmetern — höchster Tagesbedarf 2900 Kubikmeter — soll als Grundwasser in der Neckarniederung zwischen Kiebingen und Wurmlingen erschlossen, mittels des billigeren Nachtstroms von der E.K.H. auf zwölf Hochbehälter mit zusammen 4760 Kubikmeter Fassungsraum gebracht und von diesen den einzelnen Gemeinden zugeführt werden. Der Hauptbehälter mit einem Fassungsraum von 1200 Kubikmetern soll im Staatswald Bromberg erstellt werden Die Gesamtkosten betragen nach Abzug der vom Staat und von der Zentralkasse zur Förderung des Feuerlöschwesens zu erwartenden Beiträge von zusammen 30 Prozent und unter Einbeziehung der für die bereits vorhandenen Verteilungs- rohrnetze von Böblingen und Sindelfingen anzusetzenden Summen insgesamt 1786000 RM, auf den Kopf der Bevölkerung 59.30 RM. Dazu kommen noch die R'osten für die Hausanschlllsse.
Schramberg, 18. Okt. (Um den Bubikopf.) Bei der hiesigen Polizei erschien weinend eine 11 Jahre alte Schülerin und gab an, daß ihr soeben von einem Unbekannten, als sic im Begriffe war, den Hof der Realschule zu passieren, ihre beiden langen Zöpfe abgeschnitten worden seien. Das Mädchen gab eine Beschreibung des angeblichen Täters und war über den Verlust ihres Haarschmuckes beinahe nicht
^om Glück vergeffen.
Roman von Fr. Lehne.
20. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.)
Er sah den abgespannten Zug, den grübelnden Ernst auf ihrem Gesicht. „Was ist dir, Liebling?" fragte er weich, „ich sehe da Wolken auf deiner Stirn —"
„Ach, Axel, da ist so vieles — mein Leben ist nicht leicht! Und dann — ich Hab' einen so dummen, verwirrten Traum gehabt — das hängt mir an, den ganzen Tag! — Nein, nein, ich erzähle ihn: du wolltest nichts mehr von mir wissen, ließest mich versinken und nahmst eine andere —"
Da lachte er herzlich auf, daß die weißen Zähne unter dem dunklen Bärtchen blitzten.
„Meine kluge Ewendoline —! und gibt etwas auf Träume? Wenn ich das auch tun wollte —? Mir hat etwas sehr Schönes geträumt —"
Heiß und zärtlich sah er sie an, daß sie errötend den Kopf senkte.
Vom chinesischen Turm her klang noch heitere Musik, das letzte Stück. Die Sonne stand schon tief am Himmel; ihre heißen, grellen Strahlen hatten sich zu einem milden, warmen Licht gedämpft. Die Spaziergänger waren mei, stens auf dem Heimweg begriffen; viele Kinderwagen und Sportwagen mit Kindern, die sich müde gespielt, wurden von Müttern und Kindermädchen sorgsam geführt, um die schlummernden Kleinen nicht zu wecken. Auf den Bänken saßen ältere und kränkliche Leute, um die warme Luft zu genießen, die ihrem Körper neue Kräfte zuführte.
„Ich muß jetzt wieder nach Hause!" sagte sie.
„Schon —?" Ein großes Bedauern klang aus seiner Stimme.
„Za, Axel, ich ging nur, weil ich dich heute sehen wollte."
„Ah, wegen deines Traumes!^ neckte er. Es stand ihm gut, das Schelmische. Dann fragte er in ernstem Tone: „Du hast Verdruß gehabt, Liebste — ich chab dirs wohl angemerkt."
Sie nickte. Ach, wenn sie sich hätte aussprechen können, welche Wohltat —! Aber jedes Wort wäre eine Anklage gegen den Bruder gewesen — und das widerstrebte ihr doch!
„— und wenn ich es mir nun denken könnte 2 — Deines Bruders wegen?"
Erschreckt hob sie die langbewimperten Augen. „Was ist mit ihm? Was weißt du von ihm? Sag es mir bitte!"
„Nichts Schlechtes, nein! Aber ich und mit mir noch viele wundern sich über den Aufwand, den er sich leistet. Er verkehrt ja viel mit dem leichtsinnigen Flemming, der kann es sich ja allerdings leisten."
„Was mein Bruder sich alles nicht leisten dürfte! Ich weiß so viel, Axel, ja — und du hast recht, das drückt mich! Sein Leichtsinn ist so groß! Er nimmt weder Rücksicht auf Mama noch auf mich! Er ist wohl ein begabter Mensch — aber ohne Ausdauer und Fleiß! Sein erstes juristisches Examen hat er nicht bestanden. Statt daß er nun mit Anspannung aller Kräfte arbeitet, den Schaden wieder gut zu machen, fühlt er sich zum Dichter berufen, weil man einige ganz nette Gedichte und ein paar flotte Skizzen von ihm gedruckt hat. Er verzettelt sich in allem möglichen — ernstliches Arbeiten ist ihm fremd geblieben. Aber für Vlanka Likowski neue Kotillontouren ausdenken, die modernen Tänze mit ihr einstudieren, da» Liegt ihm! — Wir beide verstehen uns gar nicht. Malte »nd ich — täglich gibt es da Verstimmungen! Und unsere freudlose Lage — Mama besonders muß immer der früheren guten Zeiten gedenken! Ach, wenn Papa noch lebte! — Aber alles kam so mit einem Schlage über uns — wir waren so verwöhnt von ihm! — Da kam sein jäher Tod, und wir mutzten nun unser Leben selbst in die Hand nehmen! — Ich wollte singen lernen — meine Stimme soll ganz gut sein."
„Opernsängerin wolltest du werden? Wie abenteuerlich! Nein, Ewendoline, das dulde ich nicht -7 — und wenn es auch nachträglich ist —"
„Sei ruhig, mein Axel, da sind bereits andere gewesen, die diesen Gedanken auch nicht geduldet hatten, und denen ich mich fügen mußte! Ich werde nun demnächst Kindern das ABC beibringen — das ist meine Lebensaufgabe —" „— oder vielmehr die, einem Manne, dem Mann, der neben dir geht, ein geliebtes Weib zu werden! Hast du vergeffen, Ewendoline?" fragte er vorwurfsvoll.
zu trösten. Die polizeilichen Ermittlungen haben aber überraschenderweise ergeben, daß die Angaben des Mädchens erfunden waren und sie sich ihre Zöpfe selbst abgeschnitten hat, um so zu einem Bubikopf zu kommen, der ihr vorher zu Hause nicht genehmigt worden war.
Tuttlingen, 18. Okt. (Im Stich gelassen.) Der Gemeinderat hat in seiner letzten Sitzung den Posten Wllrtt. Volksbühne gestrichen. Zum Betriebskapital der Volksbühne hat die Stadt seinerzeit einen Vorschuß von 1000 Mark verwilligt. Die beiden letzten Gastspiele erforderten wegen Abmangels ebenfalls einen städtischen Zuschuß von 1500 bis 1600 Mark. Im Lauf des Spieljahres würde die Volksbühne die Stadt etwa 8000 Mark kosten. Das Publikum hat die Volksbühne im Stich gelassen; viele schätzen das Kino mit seinen neroenkitzetnden Vorführungen höher ein.
Ulm, >7. Oktbr. (Amtsunterschlagung.) Der Bahnoberfchaffner Urban Amberger von Kempten hatte einen von Ulm nach Kempten abgehenden Personenzug als Gepäckschaffner zu begleiten. Neben anderen Gepäckstücken erhielt er am Bahnhof Ulm ein Expreßgut, das von der Wllrtt. Metallwarenfabrik Geislingen an einen Gold- arbeiler in Kempten aufgegeben war. Auf der Fahrt von Ulm nach Kempten hat sich Amberger dieses Paket angeeignet und den Inhalt, Löffel, Gabel und Messer, versteckt. Hier scheint Amberger beobachtet worden zu sein, denn als er den Inhalt wieder holen wollte, war dieser verschwunden. Vor dem Amtsgericht Kempten wollte Amberger nicht wissen, wie er zu dieser Tat gekommen ist. Das Urteil lautete auf drei Monate Gefängnis.
Königseggwald, QA. Saulgau, 17. OKI. (Rabiater Ehemann.) Nahe an der hohenzollerisch-badischen Grenze kam ein Landwirt abends nach Hause, fragte zuerst nach seiner Gattin und erhielt zur Antwort, die Frau sei beim Steuerzahlen. Da ergrimmte der Mann so gewaltig, daß er alles kurz und klein schlug. Frau und Kinder jagte er zum Hause hinaus und drohte ihnen. Sie mußten in Nachbarhäusern Quartier beziehen, konnten aber nach zwei Tagen daheim wieder einziehen.
Leutkirch, 18. Okt. (Eine fette Sau.) Metzgermeister Längst hier schlachtete ein Schwein mit einem Lebendgewicht von 530 Pfund. Nach dem Schlachten ergab sich alsdann ein Speckansall von sage und schreibe 210 Pfund, d. h nahezu 45 Prozent des Lebendgewichts, was immerhin nicht als alltäglich bezeichnet werden dürfte.
Isny, 17. Okt. (80 Jahre.) Kardinal Ehrle vollendet heute sein 80. Lebensjahr. Geboren in Isny am 17. Oktober 1845 trat er 1861 in den Jesuitenorden ein. Bekanntlich wurde vergangenes Jahr sein Eintritt ins 80. Lebensjahr von der ganzen Gelehrtenwelt durch die Herausgabe eines fünfbändigen Werkes und von Papst Pius XI. durch eine Festakademie im Vatikan feierlich begangen.
Vom Brenzal, 18. Oktober. (Fatale Wirkung.) Ein biederer Bäckermeister wollte an einem regnerischen Sonntag ein Schläfchen machen. Aber die Kinder störten ihn beim Einschlummern. Da wurde der Bäckermeister energisch und rief: Wenn ihr jetzt nicht eine Stunde ganz ruhig seid und nochmals sprecht, jage ich euch aus dem Zimmer. Und du, Fritz, holst mir schnell einen Krug Most aus dem Keller. Der Junge beeilte sich und brachte das Kriiglein mit dem frischen Inhalt dem durstigen Vater. Dann war es mäuschenstill in der Stube. Nur das laute Schnarchen des schlafenden Meisters war zu hören. Aber nach einer halben Stunde erwachte der Meister an dem lauten Schluchzen seines Buben Fritz. Er fragte: Fritz, warum heulst du? Da sagte der weinende Fritz: Wir haben doch eine Stunde lang nicht mehr sprechen dürfen und ich habe den Hahnen am Mostsaß nicht mehr zugebracht. Wie der Blitz sprang der Meister vom Sofa und aus dem Zimmer in den Keller, um den Faßhahnen zu schließen. Doch es war zu spät, denn das Faß war bereits ausgelaufen. Seitdem verbietet der schwer hereingefallene Bäckermeister seinen Kindern nicht mehr das Sprechen, wenn er der Ruhe pflegen will.
Bade«
Eppingen, 16. Oktbr. Der Süd-d. Senat des Staatsger-ichts- hofes zum Schutze der Republik in Leipzig -verhandelte gestern gegen sieben kommunistische Arbeiter aus Eppingen wegen Vergehens gegen 8 7 des Sprengstoffgesetzes und Beihilfe zum Hochverrat. Der Hauptangeklagte Heist wurde zu 2^) Jahren Gefängnis und 200 Mark Geldstrafe verurteilt. Fünf weitere Angeklagte erhielten Gefängnisstrafen von 5 bis 15 Monaten. Das Verfahren gegen den Angeklagten Waiter wurde auf Grund des Amn-estiegesetzes eingestellt.
Freiburg, 15. Oktbr. Im Stadtteil Wiehre, an der Ecke -der Tal- und Scheffelftraße, spielte sich in der vergangenen Nacht ein Eifersuchtsdrama mit tödlichem Ausgang -och. Dort stach der 30 Jahre alte Bäcker Albert Merkle aus Oberhausen mit einem Dolchmesser auf -den 26 Jahre alten Schlosser Karl Haas ein, der mit der Frau -des Merkle ein Verhältnis unterhielt. Haas wurde erst in Las Marienhaus, später in die Chirurgische Klinik verbracht, wo er den Stichverletzungen erlag. Der Täter wurde -verhaftet.
Vermischtes
Opfer des Dienstes. Der Eifenbahnschaffner Hans Schütz von Kempten, der den aus Richtung Memmingen in Kempten
„Ich habe gedacht, ob du nicht doch vorschnell gehandelt hast, Axel — was kann ich dir bieten? Ihre Gewissenhaftigkeit ließ sie ihre Zweifel aussprechen, bis er ungestüm ihre Hand faßte.
„Kein Wort, Ewendoline, wenn du mich nicht erzürnen willst!" sagte er erregt. „Wie schätzest du mich niedrig ein! Ich liebe dich! Und das muß dir genügen. Ich kann nicht viele Worte machen. Du wirft mein geliebtes Weib! Die drei bis vier Jahre bis zu meinem Hauptmann werden auch vergehen!"
Beglückt hörte sie ihn an.
Nun hatte sie doch ein Ziel erreicht, für das es sich lohnte, zu leben — zu hoffen! Seine Augen konnten doch nicht lügen, die so heiß und zärtlich die ihren suchten — nein —
Ruhiger, zuversichtlicher gestimmt kam sie nach Hause. Die Mutter lag aus dem Diwan, entgegen ihrer sonstigen , nimmer rastenden Art. Ewendoline war darüber erschreckt.
„Es ist nichts, Kind, ich bin nur ein wenig müde!" wehrte die Baronin, und immer suchten ihre Blicke die
Türe, als ob da jemand kommen müßte-Malte, um
sie aus ihrer Herzensruhe zu reißen. j
Doch der kam nicht; der mutzte Vlankas Partner sein beim Tennis, die sich zu einem Tournier einspielen wollte. Sie spielte sehr gern mit ihm, da er gewandt war und ihre Freundinnen sie um den eleganten und amüsanten Kavalier beneideten. s
Sie waren die letzten auf dem Platze; alle anderen waren schon gegangen; doch Vlanka war unermüdlich; sie wollte ihre Ausdauer genau erproben; ihr Ehrgeiz strebte. Fräulein von Rehling zu überflügeln, ihre gefährliche Konkurrentin.
Malte war von dem stundenlangen Spiel im Sonnenbrände heiß und rot geworden.
„Jetzt aber Schluß, Blanche! Ich bekenne mich besiegt — morgen ist auch noch ein Tag." Er reichte Vlanka sein Zigarettenetui und brannte sich dann auch eine Zigarette an, nachdem er sie bedient.
(Fortsetzung folgt.)