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v. H. auf siebenundeinhalb v. H. herabgesetzt. Die ermäßigten Sätze der allgemeinen Umsatzsteuer und der Hersteller- und Kleinhandelssteuer haben die Monatszahler erstmals bei den Umsatzsteuervorauszahlungen im November 1925, die Vierteljahrszahler erstmals bei den Umsatzsteuervorauszahlungen im Januar 1926 der Umsatzsteuer zugrunde zu legen. Bei den im August, September und Oktober 1925 zu leistenden Umsatzsteuervorauszahlungen haben die Monats- und die Vierteljahrszahler die Steuer in Höhe von einundeinhalb v. H. und von zehn v. H. zu entrichten.
4. In den Uebergangsbestimmungen wird in entsprechender Weise wie bei den Ermäßigungen der Umsatzsteuer im Jahr 1924 ein zivilrechtlicher Anspruch auf Preisnachlaß in Höhe der Steuerminderung für Leistungen aus Verträgen gewährt werden, die vor dem 15. August abgeschlossen worden sind, aber erst nach dem 30. September ausgeführt werden.
Württemberg
Altensteig, 22. Sept. (Dampfkessel-Explosion.) Montag vormittag ereignete sich in der Lohmühle der Lederfabrik von Karl Armbruster, hier, ein folgenschweres Explosionsunglück dadurch, daß der Niederdruckdampfkessel plötzlich explodierte. Die Gewalt des Druckes war so stark, daß die Backstein-Sockelwand des Hauses Berneck zu herausgedrückt wurde und der Plafond über dem Dampfkessel, über dem sich die Küche befindet, teilweise eingestürzt ist. Der Geschäftsführer Rösch, der den Dampfkessel bediente, wurde schwerer verbrüht, der Arbeiter Schaible von Egenhausen hauptsächlich auf der Rückseite leichter. Beide wurden mit Auto ins hiesige Krankenhaus gebracht. Ein weiterer, in der Lohmühle wohnender Arbeiter, der während der Vesper- Pause in der Küche weilte und schnell sein Kind hinaustragen wollte, stürzte mit diesem durch die aufgerissene Decke aus den Dampfkessel und wurde samt dem Kinde leichter verletzt. Beide konnten nach Anlegung eines Verbandes aus dem Krankenhaus entlassen werden.
Ncckavgartach OA. Heilbronn, 22. Sept. (Petri Heil.) Ratsschreiber Schmidt von hier, bekannt als bester Sport- und Angelfischer des Unterlandes, hatte dieser Tage das seltene Glück, zirka 40 Pfund Karpfen mit der Angel zu sangen, worunter sich ein Prachtexemplar von 18 Pfund befand.
Göppingen, 22. Sept. (Kommunistische Jugendverhetzung.) Die hiesigen Kommunisten verteilten am Samstag an die Schulkinder Einladungen zu einer Kinderversammlung nachstehenden Inhalts: „Schulkameraden! Arbeiterkinder von Göppingen! Der Jungspartakusbund soll verboten werden, weil er dagegen ist, daß wir in der Schule vom Lehrer und Pfarrer verhauen und veprügelt werden; daß diese uns immer von Kaisern und Königen erzählen und nicht darüber, wie es den Arbeiterkindern in Rußland geht. Sträubt Euch dagegen! Laßt es Euch nicht gefallen, daß man uns die Wahrheit nicht sagen will. Kämpft gegen die Reichen und den mit ihnen im Bund stehenden Lehrer und Pfarrer. Kommt in die Kinderversammlung am nächsten Sonntag in den Husaren. Sie beginnt um 10 Uhr. Dort erzählt man Euch, wie die Arbeiterkinder in Rußland und in Deutschland erzogen werden. Arbeitereltern, auch Euch geht es an."
Rottweil, 22. Sept. (Eifersuchtsszene.) Ein nicht alltägliches Intermezzo spielte sich auf der Hauptstraße ab. Eine besser gekleidete Dame und ein Herr kamen von der Hochbrücktorstraße her — er einen Schritt voraus, sie laut schimpfend und heftig gestikulierend hinten drein. Offenbar hatte der Herr irgend etwas auf dem Kerbholz, das der Dame Anlaß zur Eifersucht und zu flammendem Zorn gegeben hatte. Unbekümmert um das zahlreiche Publikum, das neugierig und lachend den beiden folgte, schwang die Dame ihren Schirm und klatschend sauste dieser auf das schuldbeladene Haupt ihres Begleiters nieder. Das brachte dessen Blut natürlich auch in Wallung, er entriß der Angreiferin das gerade gegenwärtig so notwendige Requisit und warf es auf die Straße, daß es in Stück ging. Dafür quittierte sie mit allerlei Kosenamen, wie ,MmP, „Zuchthäusler" usw., las dann die Fragmente ihres schönen Parapluies zusammen und suchte Trost in der nahe gelegenen Polizeiwache. Er aber schlug sich seitwärts in eine Nebenstraße und verschwand.
Tettnang, 22. Sept. (Zur Totschlagsaffäre.) Die Beerdigung des in Dietmannsweiler erstochenen Metzgers Julius Schneider aus Hohenreute bei Oberreitnau hat am Sonntag in Oberreitnau stattgesunden. Das Leichengefolge war sehr groß. Der Frau Beser, die ebenfalls an der Beerdigung teilnehmen wollte, war telephonisch empfohlen worden, dem Leichenbegängnis lieber fern zu bleiben, da für ihre Sicherheit nicht garantiert werden könne. Der Ehemann Veser, der nach dem traurigen Vorfall nach Tettnang ins Krankenhaus übergesührt worden war, hat sich bereits soweit erholt, daß er schon ausgehen kann. Verletzungen hat er, abgesehen von den Stockschlägen seitens seiner Frau, nicht erlitten. Der Nervenchock besteht noch
und macht sich am starken Zittern der Hände bemerkbar. Nach der Darstellung des Veser sind die Frau und Schneider gleichzeitig aus ihn eingedrungen.
Vom Bodensee, W. Sept. (Beim Landen ertrunken.) Am 21. September abends ist der frühere Inhaber des Restaurants Wilhelmsbau in Stuttgart, Michael Burkhardt, bei einer Kahnfahrt nach Nonnenhorn bei der Landung in der Dunkelheit verunglückt und wahrscheinlich ertrunken. Seine Leiche ist noch nicht geborgen.
Welzheim. 21. Sept. (Ein verhängnisvoller Zusammenstoß.) Ein Motorradfahrer, der ein Fräulein auf dem Hintersitz halte, stieß bei Welzheim mit einem Radfahrer zusammen. In demselben Augenblick kreuzte das dem Hasenwirt Gsell in Gmünd gehörige und von ihm gesteuerte Lastauto mit 20 Großdeinbacher Besuchern des Welz- heimer Bauerntags die Unfallstelle. Die Motorradfahrerin Rosa Maler van Psahlbronn wurde unter das Lastauto geschleudert und erlitt dabei eine so furchtbare Kopfverletzung, daß sie alsbald verstarb. Auch der Motorradfahrer wurde erheblich verletzt. Der Radfahrer, mit dessen Rad der Zusammenstoß erfolgte, entfernte sich schleunigst, so daß seine Personalien bisher noch nickt festgestellt werden konnten. Den Führer des Gmünder Lastautos trifft keinerlei Schuld; es war lediglich ein unglückliches Zusammentreffen, daß sein Wagen gerade zur Zeit des Zusammenstoßes an derselben Stelle erschien. Die Leiche des verunglückten Mädchens wurde in das Welzheimer Leichenhaus verbracht, der Motorradfahrer in ärztliche Behandlung begeben.
Oehringen, 22. Sept. (Ein bodenloser Schwindler.) Kommt da am Samstag ein Bursche in das Lüdchen von Frau Abele in Cappel und bittet, angeblich im Auftrag eines bekannten Gutsbesitzers, der Obst verkauft haben sollte, die alte, kurzsichtige Frau, ihm drei 20 Markscheine zu wechseln. Trotz ihrem Bedenken, ob die Scheine echt seien, gelingt es dem Betrüger, die Frau unter Hinweis aus seinen Auftraggeber zum Wechseln zu bewegen. Als sich Frau Abele bei Bekannten doch noch versichern will, daß alles in Ordnung ist. erfährt sie, daß es sich um alte Scheine handelt. Als die Landjäger- mannschast, die sich sofort energisch ins Zeug legte, den Täter hier in dem öfters vorbestraften Fr. Herrmann von Psedelbach ausfindig machte, hatte er- sich eine Stcickweste, einen Hut, eine Uhr und Kette u. a. gekauft und den Rest bis aus eine Kleinigkeit vertan.
Bader»
Bruchsal, 22. Sept. Fm Laufe einer Auseinandersetzung hat der verheiratete Ludwig Schwammberger den Taglöhner Ferd. Riffel erstochen. Der Täter stellte sich selbst der Polizei.
Lahr, 19. -Sept. Ein schlechtes Zeichen für die heutige Moral ist es doch, daß auch die ältesten, durch die Ueberlieferung geheiligten Gebräuche ins Lächerliche gezogen werden müssen. Es ist doch ein wirklich schöner Brauch, daß die 40er bis zu den 70er Altersklassen der Schulkameraden beider Geschlechter sich an einem bestimmten Tage zusammenfinden, Jugenderinnerungen auszutauschen und der verstorbenen Genossen und Genossinnen gedenkend. „Weißt du noch," Nun laden die 21jährigen in einer hiesigen Zeitung zu einer Zusammenkunft ein, Wohl, wie in einem Sprechsaalartikel ironisch gefragt wird, auch um „Selbsterlebtes" zu besprechen. Mit Recht wird ihnen gleichzeitig geraten, ihr Bündel zu schnallen, und vorerst einmal etwas zu erleben, anstatt an Vaters Brotschublade zu sitzen. Noch derber geißelt diesen wirklich geistlosen „Witz" dieser „Großjährigen" ein Inserat folgenden Inhalts „Jahrgang 1924 Säuglinge und Nichtsäuglinge treffen sich zu einer kameradschaftlichen Zusammenkunft Samstag, nachmittag 4 Uhr am Duttelbrunnen. Der Einberufer." Hoffentlich verstehen diese frühreifen 21jährigen diese Zurückweisungen.
Villmjgen, 20. Sept. Bürgermeister Lehmann hat beim Bürgerausschuß den Antrag gestellt, ihn aus dem Amte unter dauernder Pensionierung zu entlassen, da ihm unter den gegenwärtig auf dem Rathaus herrschenden Verhältnissen eine gedeihliche Zusammenarbeit nicht mehr möglich sei. Bei der Abstimmung im Stadtrat über diesen Antrag des Bürgermeisters, waren nur die Vertreter des Zentrums mit der Pensionierung einverstanden. Die Mittelständler und die Demokraten waren dagegen und bei der Sozialdemokratie waren die Ansichten geteilt. Nun wird sich die Stadtverordnetenversammlung zu der Vorlage zu äußern haben.
Zell i. W., 22. Sept. (Spätes Opfer eines Brandes.) Das Brandunglück in der Seidensabrik in Zell i. W., das sich am 4. Juli zugetragen hat, hat nunmehr auch noch indirekt ein Todesopfer gefordert. Aus Schrecken über den Brand erlitt damals die Frau eines Werkmeisters, die einige Tage zuvor ihrem dritten Kinde das Leben geschenkt hatte, einen schweren Nerven- chock. Wohl infolge des Schreckens trat die Milch in die Blutbahn zurück und führte so eine völlige Vergiftung des Blutes herbei. Die Bedauernswerte wurde jetzt nach fast drei Monate währendem, qualvollem Leiden durch den Tod erlöst.
Konstanz, 22. Sept. Der Sonntag nachmittag kurz nach 5 Uhr einletzende heftige Weststurm brachte viele Nachen auf dem Bodensee in große Gefahr. Zwei mit je fünf Mann be
setzte Regattaboote des Rudervereins Neptun Konstanz wurden auf der Höhe von Meersburg-Staad vom Sturme überrascht. Die Bote faßten Wasser und die Insassen sprangen in den See, um sich an den umgeschlagenen Booten festzuhalten. In solch gefahrvoller Lage kämpften die Ruderer Al Stunden lang mit den Wellen, bis es einem von Meersburg kommenden Dampfer und einem Motorboot unter unsäglichen Mühen gelang, die Schiffbrüchigen aus dem Wasser zu ziehen.
DeruMchletz
Neuartige Schnellboote auf der Elbe. Ein neues Verkehrsmittel beabsichtigt die Sächsische Gleitbootverkehrsgesellschaft für den Touristenverkehr in Betrieb zu stellen. Das Gleitboot, das nur einen Tiefgang von 18 bis 20 Zentimeter hat, wird nicht wie andere Schiffe durch eine Schiffsschraube, sondern durch einen großen Flugzeugpropeller angetrieben. Infolge des geringen Tiefganges wird das Gleitboot eine Schnelligkeit von 50 bis 60 Stundenkilometern erreichen. Die Schiffe, die von der Rathenower Kleinschiff- und Motorenwerft gebaut werden, erhalten zwei Kabinen und eine Küche. Der Schnellverkehr auf der Elbstrecke Dresden—Schandau soll, einer Meldung aus Leipzig zufolge, noch im September ausgenommen werden.
Die Amerikauisierung der Industrie verfolgen die deutschen Gewerkschaften mit großer Aufmerksamkeit. Zurzeit weilt der Leiter der wirtschaftspolitischen Abteilung des Deutschen Werkmeisterverbandes, Sitz Düsseldorf, Kurt Heinig, Berlin, in Nordamerika, um in Geeminschaft mit den Vertretern des Allgemeinen Deutschen Gewerkschastsbundes die wirtschaftlichen Verhältnisse in Amerika zu studieren. Er wird sich dabei besonders mit den sozialen und wirtschaftlichen Verhältnissen der Werkmeister befassen und die dort gemachten Beobachtungen der von ihm vertretenen Organisation nutzbar machen.
Der Kokainteufel. Die Kriminalpolizei ist in letzter Zeit eifrig bemüht, gegen die in Berlin immer weiter um sich greifende Kokainseuche vorzugehen. So wurde in der Münzstraße ein Kaufmann Barsch verhaftet, der in Beziehungen zu einer Druckerei im Zentrum der Stadt stand und sich von ihr Rezeptformulare auf den Slawen Dr. Flatow Herstellen ließ. Diese Rezepte schrieb Baroch, der selbst Morphinist ist, auf Morphium oder Kokain aus und verkaufte sie dann für eine Mark das Stück. Erst am Tage seiner Verhaftung hatte er wieder 500 Formulare abgeholt und 17 bereits verkauft. In einer Diele in der Nürnbergerstraße wurden mehrere Gäste im Kokainrausch betroffen und einige Händler festgenommen.
Meuterei in einem polnischen Gefängnis. In einem Gefängnis bei Kielce meuterten 20 Sträflinge. Sie ermordeten einen Aufseher und verwundeten zwei andere Beamte schwer. Es entspann sich ein erbitterter Kampf zwischen den Beamten und den Aufrührern, denen in der Kanzlei 20 Karabiner und viel Munition in die Hände fielen. Nachdem die Meuterer die Beamten überwältigt hatten, ließen sie die anderen 400 Mitgefangenen frei. Eine große Polizeiabteilung konnte erst nach Anwendung von Gewalt die gefangen gehaltenen Beamten befreien. Bei den: darauffolgenden Sturm auf das Gefängnis wurden fünf Gefangene getötet und 11 schwer verwundet.
Flugzeugkatastrophe m der norwegischen Marine. Aus Oslo wird gemeldet: Bei Risör ereignete sich ein Fliegerunfall, der zwei Menschenleben forderte, während ein dritter Flieger lebensgefährlich verletzt wurde. Fünf Marineflugzeuge befanden sich auf einer Expedition längs der Küste. Drei davon befanden sich über dem Hafen der Stadt, während die beiden anderen auf dem Wasser niedergehen sollten. Dies glückte auch dem einen, während das andere, F. 14, als es sich nur noch zirka 75 Meter über dem Wasserspiegel befand, plötzlich eine scharfe Wendung machte und ins Meer stürzte. Ein zu Hilfe eilendes Motorboot nahm zwei der Passagiere auf, während der dritte, Fliegerunteroffizier Johannsen, mit dem Motor der Flugmaschine versank. Einer der beiden Geretteten war jedoch derart schwer verletzt, daß er kurz darauf verstarb. Auch der andere, der Fliegerschüler Schultz, trug schwere Besetzungen davon.
Der Ritt eines Toten. Von der Marokkofront wird in französischen Blättern folgende Episode geschildert, die sich am 5. Juni in der Nahe von Quezzan zugetragen haben soll: „Der Posten von Mzoua wurde geräumt. Vom Bataillon des Kommandanten Chatrane löste sich eine Kompagnie ab und marschierte in mustergültiger Ordnung auf dem steinigen Boden. Mitten in der Kompagnie reitet der kommandierende Leutnant Condemine de Latour. Der Bataillonskomandant kommt in schnellster Eile, um den Leutnant zu tadeln, der sich so den Schüssen der hinter den Felsen versteckten Freischärler aussetze. Als er nahe kam, sah er, daß der Leutnant tot war; zwei einheimische Sergeanten hielten ihn auf dem Pferde aufrecht, weil sie den Feinden die Freude nicht gönnten, ihren Leutnant zu Tode getroffen zu haben. Die Kompagnie kämpfte noch bis zur
Vom Gtück vergessen.
Roman von Fr. Lehne.
5. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.)
Ewendoline begriff. Johanna Hütte nur gestört —
und da hatte Blank« nach einem Grund gesucht-sie
hatte die Empfindlichkeit der Schwester nicht beachtet — beide hatten sich gezankt und Hanna war die Leidtragende geworden!
„Sag, Ewendoline, möchtest du nicht gerne unten dabei sein"? fragte Hanna nach einer Weile.
Ewendoline sah die Kranke wehmütig an und nahm aus ihrem Täschchen eine feine Häkelarbeit. „Nein, ich habe gar kein Verlangen —"
„Dennoch aber ist's unrecht gewesen, dich nicht einzuladen. Blanka hat so viele eingeladen, die ihr weniger nahe stehen als du! Es war rücksichtslos — ich hab's auch gesagt! Dein Bruder Malte ist doch auch dabei!"
„Ah, der ist ja Hans in allen Gaffen."
Hanna errötete etwas.
„Malte war so aufmerksam-sieh, diese Rosen schickt
er mir. Er hat ein gutes Herz."
Ewendoline erschrak. Dieses Erröten, dieses Beben in der Stimme Hannas — was verriet es ihr? Sollte es Malte gelungen sein, sich mit seinem Schmeicheln in dieses unschuldige Mädchenherz zu stehlen. O, sie kannte ihn und seine berückende Art gar wohl. Manches Mal war sie früher erlegen, wenn er bat und bettelte. Doch dann war sie hart geworden — und da hatte er sich ihr von einer anderen Seite gezeigt — rücksichtslos, beinahe roh, in seiner wahren Natur. Und wie sollte sie Hanna die Augen öffnen, ohne den Bruder anzuklagen? Es widerstrebte ihr doch, obwohl sie manches durch ihn zu leiden hatte!
Da wurde die Tür aufgeriffen und Blanka Likowski trat ein.
„Ich wollte dich nur schnell begrüßen, Line, ehe die Friseuse kommt und die Schneiderin, die mich anziehen soll! Wie fühlst du dich jetzt, Jeannettchen? Siehst ja wieder ' . iütlick hier ae-
Hübsch von dir, dag du unserem kleinen Eigensinn die Zeit vertreiben willst" — wie ein Wasserfall sprudelten die Worte hervor, ohne daß sie auf eine Antwort wartete. Sie saß auf der Tischkante und balanzierte ihren hochhackigen Schuh auf der Fußspitze.
„Du, Line, dein Bruder ist aber ein richtiger Frechdachs — sag's ihm nachdrücklich noch extra von mir! Denkt euch, er hatte sich eingebildet, mein Tischherr zu werden! Nein, soweit geht die Freundschaft doch nicht — ich Hab mir zweierlei Tuch ausgesucht! — Aber Leben bringt der Malte in die Bude, das muß man ihm lassen. Er hat für den Kotillon ein paar famose Ueberraschungen ausgedacht. Und ich Hab vorhin ein paar Tanzproben mit ihm gehalten — Onestep, Twostep — tadellos! Weiß Gott, als Tänzer kann er wahrhaftig mehr leisten, wie als Dichter und Jurist — er hat seinen Beruf verfehlt —" und sie lachte ihr Helles Lachen.
„Du hat recht, Blanka!" entgegnete Ewendoline ernst und zustimmend.
„Nun, nun. sei nicht so griesgrämig, Line! Freue dich lieber, daß er immer gute Laune hat! Lasse ihn sein Leben genießen-! Also Servus, ihr beiden."
Ewendoline und Johanna atmeten unwillkürlich erleichtert auf. als Blanka wieder draußen war.
„So ist sie nun!" sagte Hanna, „als ob nichts gewesen wäre! Sie ist von Mama zu sehr verzogen! O, wie ich es Haffe, daß beide deinen schönen, aparten Namen Ewendoline so prosaisch abkürzen — Line! — als ob man eine Köchin ruft —! Ich kann es nicht hören!"
«Wahrscheinlich fehlt ihr der entsprechende französische Name, wie für den deinen und den ihren —" bemerkte Ewendoline mit leisem Spott, „seit sie in Paris war, nennt sie dich ja nur Jeannette und sich Blanche — es steht jetzt sogar auf ihren Visitenkarten —
„Und Mama findet alles schön und schick, was Blanka sagt und tut! Die ist ihr in allem maßgebend!"
Ewendoline saß in einem Korbsessel und häkelte fleißig an einem wunderfeinen Kragen in irischer Spitzenarbeit, (ohanna beobachtete sie und konnte sich gar nicht satt
Ueppiges Haar, von einem leuchtenden, reinen Blond legte sich in tiefen Scheiteln um einen feinen rassigen Kopf. Die Eesichtszüge waren sehr regelmäßig, beinahe klassisch; der schön geschnittene Mund verriet viel Temperament, ebenso auch die dunkelblauen, langbewimperten, sehr ausdrucksvollen Augen, die von dichten, dunklen Brauen überwölbt waren und dem Gesichte etwas Herrisches, Trotziges verliehen.
Hanna vertiefte sich in die schöne Gestalt Ewendolmes! Als verkörperte Walküre erschien sie Hanna in ihrer schlanken, vollen Größe: Wenn sie da an ihr kümmerliches Figür- chen mit der hohen Schulter dachte — sollte da nicht ein Gefühl des Neides begreiflich und entschuldbar sein?
Johanna hielt die Augen geschlossen, Ewendoline stand auf, um das Fenster zuzumachen, da es kühl hereinwehte.
„Schlafe, mein Hannerl, wir haben doch wohl zu viel gesprochen — ich mache mir Vorwürfe."
„Nein, im Gegenteil du Liebe! Ich fühle mich so wohl, wenn du bei mir bist! Könnte es doch immer so sein! Bestimmt gehst du im Sommör mit mir ins Gebirge! Versprichst, du es mir? Ich Hab' ja nur dich — du weißt, wie das so ist mit Blanka und Mama —"
„Es ist ja noch lange hin, Hannerl! Aber du brauchst nur zu sagen, was ich für dich tun kann."
„— öfter kommen als bisher — das ist das erste, um was ich dich bitte —" entgegnete Hanna lebhaft. „Du kannst auch hier arbeiten —, niemand stört dich — pnh du bist wenigstens bei mir und ich bin nicht so verlassen! " Uebrigens, Ewendoline, ich habe noch eine Bitte: Würdest du mal zu unserer Ausbesserin, der Frau Obermeier, gehen? Deren Mann ist seit mehreren Wochen wegen Unterschlagung im Gefängnis; Mama will sie nun nicht mehr im Hause sehen und hat ihr abgeschrieben. Denke, wie schwer für die arme Frau! Sie hat außer den beiden erwachsenen Töchtern noch ein Zwillingspärchen von sechs Jahren. Ich gebe dir Geld; du kaufst etwas für den Haushalt, und vor allem: gönnst ihr ein paar gute Worte. Vielleicht läßt du dir eine Bluse arbeiten oder sonst etwas, damit sie Beschäftigung hat. Die arme Frau ist ganz aus- berzlick von m ir!" (Forts, folgt.)
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