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jährige, aufopfernde Tätigkeit als VereinsvorfianS, Hr. Oberomtsdiener Luibrand und Hr. Lehrer Bickel-Stammheim je eine fiHerne Medaille^ Hr. Lehrer Schneider- Holzbrorm ein Diplom. Der Bezirksvorstand Hr. Knecht wurde von der Delegiertenversammlung in den Laudesausfchuß ge­wählt. Der Bezirkrverein kann mit Befriedigung auf seine schönen Erfolge schauen.

Stuttgart, 4. Sept. (Mostobstmarkt auf dem Nordbahnhof.) Aufgestellt waren 18 Wagen, davon Neuzufuhr 16 Wagen, aus Württemberg 2, Baden 1, Elsaß 1, Holland 6, Italien 6. Nach auswärts abgegangen 2 Wagen. Preise waggon­weise per 10 000 Lx: aus Holland 850 Im Kleinverkauf per 50 kx 4.806.90 ^ Handel noch ruhig, Käufer erwünscht.

Stuttgart, 4. Sept. (Hopfenmarkt im städt. Lagerhaus.) Der heutige und erste Markt in dieser Saison hatte eine Zufuhr von 28 Ballen. Bet ruhigem Geschäft wurde der ganze Vorrat ab­gesetzt und je nach Qualität von 5060 ^ bezahlt.

Die ordentlichen Schwurgerichts- sttzungen des III. Quartals werden in Tübingen am Dienstag, den 26. Sept., vormittags 9 Uhr eröffnet. Zum Vorsitzender! ist Landgerichtsrat Dr. Kapff ernannt.

Cannstatt, 5. Sept. Die Versteigerung der Plätze für Schaubuden über das dies­jährige Volksfest fand heute vormittag auf dem Wasen statt. Unter lebhafter Beteiligung wurden für den laufenden Meter je nach Lage 2066 ^ bezahlt, gegen 1545 im Vorjahr. Die vier Plätze für Ring- und Platteuwurfspiele waren be­sonders begehrt; man bezahlte für je 6 w Platz 315610 der Meter kam bei zwei dieser Plätze auf über 100 zu stehen. Die höchste Platzmiete zahlte ein Dampfkarusselbefitzer und zwar für 60 m 3000 Gut vertreten find dieses Jahr Kinemato- graphen, von denen nicht weniger als 8 erscheinen werden. Im ganzen erlöste die Stadtgemeiude für etwa 60 Plätze rund 30 000 gegen 24 000 im Vorjahr. Im ganzen hat die Stadtgemeinde für die Wirtschafts- und Schaubudenplätze rund 42 000 ^ eingenommen.

St am ruhe im bei Ludwigsburg, 4. Sept. Ein Bubenstück häßlichster Art ist tu der vor­letzten Nacht in der hiefigen Kirche ausgeführt worden. Als der Mesner gestern morgen die Vor­bereitungen zum Gottesdienst treffen wollte, fand er die Gewichte der Kirchenuhr und die Glocken­seile abgcschnitten und den Blasbalg der Orgel verdorben, so daß nicht gespielt werden konnte; Tuch und Decke des Taufsteines waren in eine Ecke geschleudert u. s. f. Man vermutet, daß es auf den Inhalt der Opferbüchse abgesehen war und der Eindringling seiner Enttäuschung über den Miß­erfolg durch die geschilderten Zerstörungen Luft machte. Dem Täter ist man auf der Spur.

Waiblingen. 4. Sept. Seit 3 Wochen herrscht hier ein Milch krieg. Von 101 Land­wirten wurde der Preis von 15 auf 16 A pro Liter erhöht. Infolgedessen trat eine Anzahl Konsumenten mit auswärtigen Lieferanten in Verkehr, w»lche im ganzen 1800 Liter pro Tag zu 15 H anboten. Gestern beschlossen nun die hiefigen Landwirte, den Preis wieder auf 15 A festzusetzen.

Wäldenbronn, 5. Sept. Der in den siebziger Jahren stehende Weingärtner Friedrich Fuchslocher, führte gestern nachmittag eine Kuh aus seinem Stall, um sie an den Wagen zu spannen. Dabei wollte dieselbe, wie man wohl annehmen muß, sich von ihrem Führer losreißen, und warf ihn über die vor seinem Haufe befindliche Mauer mit solcher Wucht hinab, daß er sofort tot war.

Winterbach, 3. Sept. Bei der am Sams­tag erfolgten Untersuchung unserer Weinberge durch' die Reblauskommission wurden 83 Rebstöcke als verseucht befunden. Die Untersuchung wird noch fortgesetzt.

Bietigheim, 5. Sept. Heute früh 7 Uhr brach in der mit Erntrvorräten gefüllten Scheune des Bäckers Nestele Feuer aus, das auch das Birnbaum'sche Wohnhaus ergriff und beide Gebäude einäscherte. Da der Brandherd fich in der Nähe s der Stadtkirche in einem alten enggebouten Viertel befand, wo das Feuer leicht größere Dimensionen hätte annehmen können, mußte die Feuerwehr ihre Tätigkeit hauptsächlich auf den Schutz der umliegen­den Gebäude beschränken.

Ulm, 4. St pt. Nachforschungen, die von Verwandten des vermißten Lehrers Volz in Oberst­dorf angestellt wurden, haben bis jetzt nur ergeben, daß er von der Tour auf das Nebelhorn wieder nach Oberstdorf zurückackehst ist, dort in einem Gasthaus vom 1. auf 2. AUgust übernachtet und fich dann einen Bergstock gekauft hat, wobei er äußerte, er werde nun dem Bodensee zuwandern. Weiteres konnte bis jetzt nicht ermittelt werden.

Ulm, 4. Sept. In energischer Weise geht man hier in der letzten Zeit dem Kuppler- unwesen zu Leibe. Erst in den jüngst vergangenen Wochen sind mehrere Verurteilungen von Kuppler­innen erfolgt und auch heute hatte fich wieder eine solche in der Person der Friseurwitwe Anna Maria Küche ureuter von hier vor der Ferienstraf­kammer zu verantworten. Sie erhielt wegen des großen Umfanges ihrer Verfehlungen und weil sie ihre eigene Tochter zu dem unsauberen Gewerbe angehalten hatte, eine Zuchthausstrafe von 1 Jahr und 2 Monaten. Auch wurde Verlust der Ehren­rechte auf die Dauer von 3 Jahren erkannt.

Ulm, 5. Sept. Zwei Hausknechte des Warenhauses Gebrüder Landauer hier, haben fich ein ganzes Lager von aller Art Waren angeeignet und dieselben nach Hause geschafft. Bei einer heute vorgenommenen Haussuchung wurden die Bestände,, die weit über 1000 ^ wert find, aufgefunden. Die Diebe wurden verhaftet.

Tettnang, 3. Sept. Die Preise für: schönen Frühhopsen haben fich diese Woche behauptet und stellten fich auf 7085 per Zentner. Nur wenige Poste« geringer Ware wurden unter 50 abgesetzt. Der Befitzwechsel vollzieht sich langsam, aber stetig. Seit einigen Tagen hat die Pflücke des Späthopfens allgemein begonnen, wird aber durch fortgesetzte schlechte Witterung be­einträchtigt. Die heurige Ernte des Epäthopfeus wird die vorjährige an Quantität um rin ziemliches übertreffen. _

Radolfzell, 5. S«pt. Eine Leichen­feier ohne Leiche ist am Freitag vormittag hier

gehalten worden. Auf 8'/- Uhr war die Beerdigung eiues Kindes festgesetzt. Zur aubrraumten Stunde kam der Totengräber ins Trauerhaus und schraubte im Beisein des Vaters den kleinen Sarg zu. Bald darauf kam der Geistliche, sprach die üblichen Ge­bete und nun setzte fich der Trauerzug in Bewegung. Eben wollte der Geistliche die Gebete am offenen Grabe sprechen, als ein Mann dahergesprungen kam um unglaublich, aber wahr zu melden, daß die Leiche noch zu Hause sei. Man hatte also ver­gessen, das tote Kind ins Särglein zu legen. Die Trauerversammlung blieb an Ort und Stelle bis die kleine Leiche auf den Friedhof gebracht war.

V om Bodensee, 4. Sept. Dem Polizei­wachtmeister Barnickel in Lindau gelang es, im Bahnhose zwei von Zürich kommende Saccharin- s ch muggler festzunehmen. Die Verhafteten heißen Alois Blöckl und Xaver Schrank und find Bauern­söhne von Herzogsreut im bayerischen Wald. In Len bekannten Schmugglerweste» trugen die beiden nicht weniger als 38 Pfund Saccharin am Leibe geborgen.

Berlin, 4. Sept. DerReichsanzeiger* meldet: Bis zum 3. September mittags wurden in Preußen 13 neue Erkrankungen an Cholera und 3 Todesfälle, bis zum 4. September mittags 10 weitere Erkrankungen und 3 Todesfälle amtlich gemeldet. Die Gesamtzahl beträgt bis jetzt 66 Er­krankungen und 23 Todesfälle.

Berlin, 5. Sept. Prinz Heinrich von Preußen wird mit dem britischen Admiral Wilson in Flensburg zusammenkommen.

Berlin, 5. Sept. Die zur Zeit hier wei­lenden amerikanischen Parlamentarier, die auch heute der Parade auf dem Tempelhofer Felde beiwohnten, wurden später im königl. Schloß vom Kaiser empfangen, der sich etwa eine halbe Stunde lang in herzlichster uud ungezwungendster Weise mit den Herren unterhielt. Die verschiedensten amerikanischen Einrichtungen, besonders kommerzielle und finanzielle Probleme wurden erörtert. Der Kaiser lenkte dos Gespräch auch auf die Eisenbahnverwaltung und sagte, als die Amerikaner erklärten, den amerika­nischen Eisenbahnen den Vorzug vor den deutschen zu geben, das sei wohl richtig, aber Deutschland habe bessere Landstraßen, was die Amerikaner auch bestätigten. Keffer Wilhelm gedachte ferner der Verdienste des Präsidentin Roosevelt umde« russisch-japanischen Friedensschluß und ließ die An­schauung der Amerikaner, daß Kaiser Wilhelm doch wohl das größte Verdienst um das Zustandekommen des Friedens gebühre, unwidersprochen.

Hamburg, 5. Sept. In 16 verschiedene« Lokalen Hamburgs uud der Vororte veranstalteten die Sozialdemokraten gestern Abend öffentliche Protestversammlungen gegen die Fleischteuerung In den außerordentlich zahlreich besuchten Versamm­lungen wurden Resolutionen angenommen, in denen die Regierung aufgefordert wird, mit der Agrarier- Politik zu brechen und der Hamburgische Senat ersucht wird, im Bundesrat auf die Oeffnung der Grenze hinzuwirkeu.

Danzig, 5. Sept. Zu gestern mittag V-1 Ahr hatte der englische Admiral Wilson zum Dark für die genossene Gastfreundschaft iu Danzig eine größere Zahl Einladungen zum Lunch

Dramas vor mir! Da ist der Wiedenstein, den ich mir vorläufig am besten durch einen seiner Gläubiger hier festmachen laste, damit ich seiner Person gewiß bin; dann habe ich die Jrländerin, deren ich mich selbst jeden Augenblick ver­sichern kann, dann habe ich den Lübke-Semlow, der im Inkognito reist, jedenfalls ohne die Befugnis hierzu Nachweisen zu können, wenn er nämlich nicht ein Anderer ist."

Blenke klammerte sich an diese Frage. ES war ihm aber wahrscheinlicher, daß der alte Mann damals nicht unter seinem wahren Namen figuriert, und warum nicht, wenn man seine damalige Existenz erwog! Hatte er sich ferner in jener untergeordneten Stellung so viel ersparen können, daß er für des Mädchens Erziehung so ausreichend zu sorgen vermocht und noch io viel erübrigt, um seine Stellung aufzugebrn und wenn auch in mäßigen Verhältnissen, durch die Welt zu reisen? Wie und woher war jener Lübk« in das Hotel gekommen und warum war er strafbarer Weise bei der Polizei gar nicht angrmrldet worden? Warum war er verschwunden, als das Mädchen verschwand?

Ueberall also Geheimnis! Da müssen Motive zur Geheimhaltung sein! Jede- Geheimnis gehört vor den Staatsanwalt, und dieser hat dann zu ergründe», ob rS ein strafbare» ist."

In» Hotel zurückgekehrt, fand Blenk« Dagobert, der in der größten Ver­stimmung ihn erwartete.

Nun nichts N-ueS l" rief er ihm zu.

Dagobert zuckte die Achsel.

Sie erhielten meinen Zettel? Ich meinerseits bin um einen Schritt vor­wärts gekommen! Unser Wiedenstein ist zweifellos ganz derselbe, der damals di« wenigen Stunden im Hotel logierte und den Kommissionär mit dem Couvert fvrtschickt«. Heute Morgen glaube ich ihn vollends gefangen zu haben."

Dagobert starrt» ihn überrascht und ungläubig an.

Ich kann Ihnen sogar noch mehr sogen: Ich habe auch diesen Commisfionär Lübke, ich komme soeben von ihm. Das heißt, ich wette hundert gegen eins, daß er es ist! Er führt einen anderen Namen als damals! Er hat Wiedenstein im Kaffeehaus« erkannt und mußte gerade mich nach ihm fragen. Was mir dennoch rätselhaft, da» ist der Umstand, doß dieser Commisfionär mit der schönen Witwe bekannt ist; ich selber sah ihn gestern Abend auS ihrer Villa kommen; ferner, daß Ihr New?, als zufällig die Rede auf ihn kam, eine« merkwürdigen Eindruck auf ihn gemacht hat. Sie sehen, ich bin tätiger, als Sie glaube«, und habe alle Fäden in der Hand . . . Wie geht eS unsrer schönen Afra?" setzte er ironisch hinzu.Ich habe Ihm« den Wiedenstein vom Halse geschafft und «klärte ihm in Ihrem Namen, wcs mir eben gut erschien. Ich denke, ihn durch einen seiner Gläubiger hier festhaUrn zu lassen. Der Mann ist uns zu teuer geworden, wir können unsere Hand nicht rov ihm ziehen .... Also: wie steht eS mit der schönen Witwe?"

Ich denke, sie zum letzten Male gesehen zu haben und beschwöre Sie, lieber Blenke. mich jetzt aus dem Spiele zu lassen!" rief Dagobert mit finsterer Stirn.Ich erschreck« selbst vor dem Gedanken, daß ihr Vorleben kein reine- gewesen ist, daß sie nach irgend einer Richtung hin kein ruhige» Gewissen hat. Sie will übrigens auS mir unbekannten Gründen ganz plötzlich Wie» verlassen."

Blenke horchte auf.

Doch nicht um Wiedenstein'» willen?"

Ich weiß e» nicht! Sie fühlt fich nicht mehr wohl hier."

Glaub'» schon! Und wohin will sie?"

Sie sprach von England."

(Fortsetzung folgt.)