machte Zusage, die Betriebe an der durch den Abschnitt 2 des Tarifvertrages gegebenen Möglichkeit der Vollausnützung der Produttionsanlagen nicht zu behindern, bewog die Vertreter der Uhrenindustrie, der Vereinbarung zuzustimmen. Ueberein- stimmung besteht zwischen den Organisationen, die Preisbil­dung scharf zu beobachten und jedem Versuch eines Mißbrauchs der Lohnregelung im Sinne ungerechtfertigen Hinauftreibens der Preise der Lebensmittel und Gebrauchsartikel rücksichtslos entgegenzutreten.

Kuchen. OA. Geislingen, 2. Sept. (Not der Landwirtschaft) Oekonom Georg Preßmar hier, der sein elterliches Gut vor wenigen Jahren übernahm, veräußerte sein Anwesen und kehrt zu seinem kaufmännischen Beruf zurück. Dienstbotennot, Steuerlast und kleiner Gewinn in der Landwirtschaft veranlaßten ihn zur Aenderung.

Buchau, 2. Sept. (Zigeuner-Razzia.) Bei einer großen Zigeu- ncrrazzia wurden am letzten Samstag neben verschiedenen anderen, die gewöhnliche Straftaten auf dem Kerbholz hatten, die vermutlichen Eltern der schon längst gesuchten Oberndorfer Landjägermörder ding­fest gemacht und im Ortsarrest in Buchau untergebracht. Die verhaf- teten Zigeuner haben über den Aufenthalt der Mörder keine weitere Mitteilung gemacht. Die Verhafteten werden in das Polizeipräsidium nach Stuttgart eingeliefert.

Gmünd, 2. Sept. (Ein Gemeinderatsbeschluß außer Wirkung gesetzt.) Dieser im Lande seltene Fall ist nun der Stadt Gmünd passiert. Es handelt sich um die vor einiger Zeit erfolgte Wahl von drei Hausmeistern für hiesige Schulen, die nach einer neuen gesetzlichen Verordnung ausschließlich den Versorgungs-(Militär-)Anwärtern Vor­behalten sind. Der Gemeinde rat hatte für zwei dieser Stellen auch Bersorgungsanwärter gewählt, für die dritte aber nicht. Nunmehr hat die Ministerialabteilung für Bezirks- und Körperschaftsverwaltung den da­maligen Beschluß des Gemeinderats durch Erlaß aufgehoben und damit die betr. Wahl für ungültig erklärt.

Möglingen, OA. Oehringen, 2. Sept. (Aus Eifersucht erstochen.) Der von Ohrnberg gebürtige, ledige, in der Mitte der 20er Jahre stehende Karl Roth hat dem 2ljährigen Wirtssohn Jakob Specht vor dessen elterlichem Haus einen derartig wuchtigen Stich in die Brust versetzt, daß der Tod sofort eintrat. Eifersucht soll der Grund zu der wohlüberlegten, schon lang geplanten Tat gewesen sein. Der Täter ist in Haft.

Badrm

Pforzheim, 2. Sept. Um ihre Preispolitik hinsichtlich der Wurstpreise zu rechtfertigen, hat die hiesige Freie Metzger­innung in Gegenwart von Vertretern der Behörden, des Ar­beitgeberverbandes, des Allg. Deutschen Gewerkschaftsbundes, der Presse und der berufsständigen Vertretung im Betriebe der Firma Emil Katz eine Probewurstlerei veranstaltet. Man hatte auf dem Viehmarkt einen Farren von 812 Pfund zu 60 Pfennig das Pfund, zwei Schweine von 214 und 234 Psd. zu 102 Psg. das Pfund und ein Kalb von 164 Pfd. zu 94 Pfg. das Pfund Lebendgewicht angekauft, gewogen, geschlachtet, zer­teilt, eingesalzen und vorbereitet. Gestern erfolgte nun die Herstellung der einzelnen Wurstsorten, die genaue Selbstkosten­preisberechnung und die Berechnung der Verkaufspreise. Aus das Resultat der Probe darf man gespannt sein.

Bad Dürrheim, 2. Sept. Vor etlichen Monaten tauchte hier ein angeblicher Amerikaner mit dem gut deutschen Namen Karl Pritzschau auf, der flottweg das Kurhaus käuflich erwarb. Als dann das notwendige Kleingeld ausblieb, war der schöne Traum zu Ende. Nicht zu Ende aber war der feine Ernst. Er wußte verschiedene angesehene Persönlichkeiten zuverpara- disieren", d. h. er zeigte ihnen das Ideal der Wohnhäuser der Zukunft. Es waren dies kleine einfache, an sich recht nette Holzhäuschen, die für zwei Personen zur Not ausreichen. Von ihnen ist das Dach abnehmbar nämlich von den Holzhäusern und das schönste Sonnenbad ist fertig. Solche Jdealbauten brachte er etwa ein halbes Dutzend hier an den Mann, nahm von Liebhabern weiterer derartigparadiesischer" Bauten be­deutende Anzahlungen entgegen und verschwand ohne zu liefern. Die Sicherheitsbehörde aber erließ hinter dem etwa zwei Meter großen Mann einen Steckbrief und, da er seine Größe doch nicht gut verstecken konnte, kam es in Schweden zu seiner Verhaftung. Die Auslieferungsverhandlungen gingen flott von statten und heute sitzt der große Schwindelmann im Gefängnis auf der schönen Insel Rügen.

Aus dem Schwarzwald, 2. Sept. Wie aus dem badischen Schwarzwald geschrieben wird, hat die Weg- und Forstbehörde Ottenhöfen angeblich auf Weisung des badischen Ministe­riums des Innern in Ottenhöfen, Oppenau und auf dem Ruhestein an der badischen Seite am Eingang zu der viel be­nützten Straße OttenhöfenAllerheiligenRuhestein und Op­penauAllerheiligen eine Autosperre verhängt. Außerdem hat man an dem Knotenpunkt oberhalb Allerheiligen an der die obengenannten Straßen zusammenlaufen, einen Schlagbaum er­richtet, wo zwei Forstbeamte Wegsteuern erheben und zwar für ein Personenauto 2 Mark, für ein Lastauto 5 Mark. Auch die

Passagiere der Postkraftwagen müssen 20 Pfg. Wogsteuer be­zahlen. Infolgedessen hat der Autoverkehr nach Allerheiligen, nach dem Ruhestein, dem Lierbachtal und nach Unterwasser so gut wie ganz aufgehört. Den Hotels, namentlich dem Kurhotel Allerheiligen entsteht dadurch schwerster Schaden.

Mubau, 1 . Sept. Bei Reisenbach wurden in den letzten Tagen zwei kapitale Hirsche geschossen und zwar ein Achter- und ein Vierzehnerbock. Verschiedentlich wurden auch Wildschweine in dieser Gemarkuyg festgestellt.

Weinheim, 2. Sept. Zwischen Mörlenbach und Reisen machten am Montag abend zwei ältere, beerensuchende Ehe­leute im Walde am sog. Hohen Rain, etwa fünf Meter abseits vom Wege, eine schauerliche Entdeckung. Sie fanden die Leiche eines 2528 Jahre alten Mädchens und verständigten sofort die Gendarmerie. Die Ermittlungen ergaben, daß ein Mord vor­liegt. An der rechten Kopfseite zeigten sich Spuren von Schlä­gen mit einem harten Instrument. Zudem waren die beiden Pulsadern geöffnet. In der Nähe des Tatortes wurde ein mit Blut befleckter Hammer gefunden. Da die Tote in der einen Hand krampfhaft ein Büschel Haare umklammert hielt, geht man wohl nicht fehl, daß zwischen dem Mörder und seinem Opfer ein heftiger Kampf vorausgegangen ist. Es wird ver­mutet, daß das Mädchen am Sonntag im Anschluß an die Mörlenbacher Kirchweih auf solch bestialische Weise ums Leben gekommen ist. Eine Untersuchungskommission des Amtsgerichts Fiirth i. O. hat sich alsbald an den Tatort begeben- Auch ist dort inzwischen der bekannte Gerichtschemiker Dr. Popp aus Frankfurt a. M. eingetroffen. Wer die Tote ist, bedarf noch der Feststellung. Von dem Täter fehlt bis jetzt jede Spur.

Vermischtes

Ein schwerer Bootsunfall ereignete sich am Dienstag in Lindau. Gegen Abend geriet unweit der Hafeneinfahrt in der Dunkelheit ein mit zwei Mädchen und einem jungen Mann be­setztes Ruderboot in die Radschaufel eines Dampfers. Das Boot wurde vollständig zertrümmert, der junge Mann und eines der Mädchen durch die Radschaufeln getötet. Das zweite Mädchen wurde vom Dampfer aus gerettet. Die beiden Lei­chen konnten noch nicht geborgen werden.

Die Deutsche Verkehrsausstellung wird billiger. Die Lei­tung der Deutschen Verkehrsausstellung in München hat sich mit Rücksicht aus die vorgerückte Zeit entschlossen, die Preise für Dauerkarten ab 1. September auf 3 Mark bzw. 1.50 Mark für Kinder zu ermäßigen. Voraussichtlich wird die Ausstellung am 11. Oktober geschlossen.

Auf offener Straße erschossen. Dienstag vormittag kurz vor 8 Uhr gab in der Passage zwischen Beuth- und Komman­dantenstraße in Berlin ein junger Mann nach einem kurzen Wortwechsel auf ein junges Mädchen zwei Schüsse mit einem Revolver ab. Der erste Schuß ging fehl, der zweite Schuß traf einen völlig Unbeteiligten, den Postbeamten Walter Grigereit, in die linke Leistengegend. Hierauf gab der Schütze einen Schuß auf sich selbst ab. Er war sofort tot. Bei ihm Vorgefundene Papiere lauten auf den Namen des 18jährigen Paul Hinz aus Reineckendorf.' Das junge Mädchen, dem die beiden Schüsse gal­ten, war sofort geflüchtet. Sie ist bis jetzt noch nicht bekannt.

Drei Personen einer Gasvergiftung erlegen. lstach einer Meldung derOftd. Morgenpost", Riga, bemerkten die Be­wohner eines Hauses in der Leobschützerstraße starken Gas­geruch, der aus der Wohnung des früheren Gastwirts Wojaczek kam. Sie benachrichtigten die Polizei. Die Wohnung wurde erbrochen und man fand den Gastwirt, seine Frau und eine zu Besuch weilende Verwandte leblos vor. Die Eheleute hatten ihre Verwandte am Abend von der Bahn abgeholt und dann zu Abend gegessen. Man hatte vergessen, den Gasleitungs­hahnen zuzudrehen und durch den starken Druck war der Gas­schlauch geplatzt. Die Verunglückten wurden ins Krankenhaus geschafft, doch waren Wiederbelebungsversuche erfolglos.

Ein ernstes Wort für die Zukunft unseres Volkes. Mehr und mehr bricht sich in weiten Kreisen die Erkenntnis Bahn, wie verhängnisvoll für die Zukunft unseres Volkes die geringe Kinderzahl, vor allem bei den führenden Schichten, ist. Die deutsche Gesellschaft für Rassenhhgiene, deren Vorsitzender Mi­nisterialrat Dr. Krohne im Preußischen Ministerium für Volks­wohlfahrt ist, hat diese Einsicht in 41 Leitsätzen ausgesprochen. Gegenwärtig, heißt es da u. a., findet in den Kulturvölkern eine ungünstige Auslese durch Zurückbleiben der tüchtigen Volks­genossen in der Fortpflanzung in großem Umfang statt. Die ungenügende Fortpflanzung der ihrer Veranlagung nach zur Führung geeigneten Volksgenossen ist von verhängnisvollster Bedeutung für die Zukunft der Rassen... Da nicht alle Ge­borenen wieder zur Fortpflanzung kommen, führt auch das Zweikindersystem in wenigen Generationen zum Aussterben der Familien. Im Durchschnitt reichen erst drei Kinder knapp

zur Erhaltung der Familien aus." Der Hauptgrund des Ge­burtenrückgangs gerade auch in den oberen Ständen ist der aus­gesprochene Individualismus und Materialismus, der sich aus­leben und frei von jeder Bindung sein will. Darum ist der letzte Leitsatz der Gesellschaft besonders bemerkenswert: Bon entscheidender Bedeutung ist die Erneuerung der Weltanschau­ung. Das Blühen der Familien bis in ferne Geschlechter muß von allen Einsichtigen als ein höheres Gut gegenüber der per­sönlichen Bequemlichkeit erkannt werden. Und die Zukunft der Rasse darf in der staatlichen Politik nicht über der Not der Gegenwart vergessen werden."

Zusammenstoß zwischen D-Zug und Lastauto. DerMon­tag" meldet aus Breslau: Am Sonntag nachmittag gegen halb 6 Uhr hat sich in unmittelbarer Nähe Breslaus auf der Landstraße zwischen Deutsch-Lissa und Breslau ein schweres Unglück ereignet. Als kurz nach fünf Uhr ein Lastwagen der Zuckerfabrik Maltsch die Bahngleise kreuzte, wurde er von dem im selben Moment die Strecke Passierenden Berliner Schnell­zug gerammt. Auf dem Anhänger des Lastwagenzuges befan­den sich vier Handwerksburschen, die von Berlin in ihre ober- schlesische Heimat wandern wollten. Sie wurden bei dem Zu­sammenstoß auf die Geleise geschleudert. Einer war auf der Stelle tot. Die von Breslau alarmierte Feuerwehr schaffte die andern drei Schwerverletzten in ein Breslauer Krankenhaus. Dort ist noch ein zweiter der Verunglückten seinen schweren Ver­letzungen erlegen. Das Unglück ist darauf zurückzuführen, daß der Schrankenwärter die Schranken beim Nahen des Berliner D-Zuges nicht geschlossen hatte.

Die Sprengung des U 20. Das deutsche Unterseeboot U 20, das seinerzeit dieLusitania" versenkte und später an der Westküste von Jütland gesunken war, wo sein Wrack eine schwere Gefahr für die Schiffahrt bedeutete, well das U-Boot zirka 250 Granaten und Torpedos an Bord hatte, ist jetzt, wie schon kurz berichtet, gesprengt worden. Die Sprengung gestal­tete sich zu einem historischen Ereignis ersten Ranges, zu dem die amerikanischen Zeitungen ihre Photographen entsandt hat­ten, um den geschichtlichen Augenblick zu verewigen. Mit Hilfe von Tauchern hatte man Minen von je 70 Kilo unter und in den Schrauben des U-Bootes angebracht, die durch elektrische Zuleitungen zur Explosion gebracht wurden. Bei der Explo­sion wurden Stücke des Bootes 300 bis 400 Meter weit umher­geschleudert, die Detonation wurde meilenweit im Lande ge­hört. Eine riesige Feuersäule stieg in einer Höhe von über 100 Metern empor, und Sand und Eisenstücke flogen über den Strand. Die Minenleger, Vertreter der Presse und Photogra­phen hatten sich in einem Schützengraben am Strande ver­schanzt, in dessen unmittelbarer Nähe eine der deutschen Gra­naten vom U-Boot niederfiel, die jedoch glücklicherweise nicht explodierte.

Der geheimnisvolle Zopfabschneider. In der italienischen Stadt Reggio Emilia herrschte in den letzten Wochen eine große Aufregung über einen Zopfabschneider, der die dortigen Backfische zu überfallen und ihnen im Gedränge ihre Zöpfe ab­zuschneiden pflegte. Immer wieder kamen junge Mädchen aus der Stadt weinend nach Hause und teilten ihren Eltern mit, daß auch sie ein Opfer des Haarräubers geworden seien. Die Polizei konnte lange, trotz krampfhafter Bemühungen, dem Verbrecher nicht auf die Spur kommen. Schließlich stellte es sich aber heraus, daß man es auch hier mit dem beliebtengro­ßen Unbekannten zu tun hatte. Es handelte sich um nichts als eine Verschwörung der Mädchen selbst, die ihren konserva­tiven Eltern auf diese Weise klar gemacht hatten, daß, nachdem der Zopf einmal fort ttrar, nichts anderes als ein Bubikopf ihre äußere Erscheinung retten könne.

Gattenmord vor der Mailänder Scala. Der Scalaplatz in Mailand war dieser Tage der Schauplatz einer aufregenden Szene. Ein junger Artillerieoffizier schoß nach kurzem Ge­spräch auf eine elegante junge Dame, die mit einem jähen Auf­schrei tot zusammenbrach. Sofort sammelte sich auf dem be­lebten Platze eine große Menschenmenge an, und ein Gendar­merieoffizier verhaftete den Schützen, der den rauchenden Re­volver noch in der Hand hielt. Auf der Polizei stellte sich her­aus, daß der Täter ein Leutnant Le Fabritius ist, ein Süd­italiener, der den Mord aus Eifersucht begangen hat. Durch Zufall hatte Fabritius einen Brief aufgefangen, in dem seine

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Der lateinische Bauer

Dorfgeschichte aus dem bayrischen Waldgebirge.

Don Maximilian Schmidt.

12 Als Getränke wurde anfangs Bier gereicht als aber Weinflaschen aufgestellt wurden und Sebastian sich nach einigen Gläsern überzeugt, daß es wirklich Wein sei, ging sein stilles Lächeln in stoßweises» lautes Lachen üb«; was nicht wenig zum Ergötzen aller Anwesenden beitrug. Der Wein schien seinen Appetit erst recht anzuregen und er mit erneuten Kräften.

.Aloys," sagte der Narrenhosbauer lachend zu seinem Sohn i bin zwar a reicha Bau«, oba wenn in den langen Ker acht Tage lang daaholt'n müßt, könn, i am neunten Tac betteln geh'«. Oba es freut Mi, daß 's ihm a so schmeck:> und is ihm a vogunt!"

Die Lustbarkeit der Kirchroeihgäste ward noch erhöht als der DutzMackpseiser erschien und als Tafelmusik Einige- suit -^entlünittcher Diu^ofiiät zum' besten gab. Man fing 'ogar teilweise zu tanzen an und die Frau Lehrerin, deren »llrotes Gesicht ins bläuliche übergegangen, sah es nicht un­gern, als Therese, nach ihrer Meinung um der Gelegenhei zur Sünde auszuweichen, die Stube verließ.

Das Mädchen dem da» Sitzen beim Mahle und de Anblick ihrer Tischnachbarn unerträglich geworden, atmete leichter aus in der freien Luslund ging in den an den Ho anstoßenden großen Baumgarten, hoffend, daß ihr Aloys Nachfolge.

Sie hoffte nicht umsonst, denn der junge Mann stand neben ihr, ehe sie stch's versah.

Therese!" ries er schmerzlich aus.Wie weit ist es mit Dir gekommen! Du mußtDu kannst diesen Leuten unter­tänig sein! Du, das seingebildete Mädchen, die Tochter des Hofrates! Ich weiß nicht, was mich abhält, Beide aus dem Hause hinauszujagcn, in das ich sie freundlich ausgenom­men. Aber es empört mich in meinem Innersten!"

Und doch Aloys," entgegnete sanft Therese, »verdanke ich diesen Leuten das schönste Glück meines Lebens. Ohne sie hätte ich die Wallfahrt wohl nimmer machen und Dich

Wiedersehen dürfen. Alles andere verschwindet gegen diese Seligkeit. Sei also gut mit ihnen wie bisher, denn ich muß noch lange um sie sein."

Das sollst Du nicht!" rief Aloys leidenschaftlich aus. Noch heute mutz sich das ändern. Ich gehe zu meinem Vater und ich werde ihm sagen"

Der junge Mann stockte.

Tue, was Du für gut findest," sagte das Mädchcn.

Ich finde für gut, Dich zu meiner Frau zu machen,

! Therese. Nicht Bäuerin sollst Du werden nein, ich werde ! ein Herrengut in der Nähe kaufen und Dir eine Stelle an- ! bieten, welcher Deiner Erziehung entspricht. Mein ganzes Leben lang will ich daraus bedacht sein, Dich zu erfreuen und zu beglücken. Willst Du mit mir glücklich sein?"

Ob ich will? Aloys, ob ich will!" Therese fine siefttg zu weinen an.

Warum weinst Du, Herz", fragte Aloys in zärtliche: tzesorgnis.Theresh was bewegt Dich?"

Der Wechsel meines Geschickes ist's, was mich bewegt", entgegnete etwas mhiger geworden, Therese.Dieser ni ! geahnte glückliche Umschwung I Als ich hinter den Mauen ! de» Klosters, in jener lebendigen Gruft, so all' meine Wünsch hinwelken und keinen Trost in der Zukunft sah, vergaß ic mich so weit, dem Himmel Vorwürfe über mein unverdien es Schicksal zu machen. Ich hatte Tage und Nächte ge betet und nichts erdetet, bis mir endlich auch dieser Troj oersagt war, denn ich glaubte nicht mehrmein Christen­glaube war erschüttert. Ich sah keine Rettung mehr uni : ein willenloses Geschöpf übergab ich mich der Laune de- Schicksäls. Da, aus einmalwird's Licht inmeinem Innern; während ich schon alles für verloren gebe, erhalle ich alles wieder zurück alles so schön und so reichlich, und mein Herz ruft mir laut zu: Gott hat mich nicht verlassen!

Er wird uns beide nicht verlassen I" sagte Aloys, Therese . zärtlich die Hand drückend, als ihn der Ton einer Mädchen» stimme plötzlich aus all seinen Himmeln heraus riß.

Der Narrenhosbauer hatte nämlich die Langenbauern- Resl aus ihrem Hos zum Tanze herüber geholt und Beide schauten sich nach Aloys um. Die Resl glaubte denselben

im Garten bei Theresen zu sehen und rief hinaus:Aloys, vH! Kümst a nöt, daß d' mit mir tanzst!"

Aloys erschrack. Es war ihm zu Mute wie einem Ver­brecher.

Wer ist das Mädchen?" fragte Therese, über Aloysen's Verlegenheit etwas überrascht.

Ich werde es Dir nachher sogen," entgegnete errötend der junge Mann.Erwarte mich hier, ich komme bald wieder!"

Aloys eilte in das Haus. Therese war allein. Sie schock noch nach der Türe, hinter welcher der Geliebte verschwand, und konnte sich einiger ihr selbst noch unklarer Gedanke: über dessen sonderbares Benehmen nicht erwehren, als plötz­lich ein schallendes, widerliches Gelächter hinter ihrem Rück« ertönte, ein Gelächter, das ihr in das innerste Mark hinein« drang. Das Mädchen war so erschreckt, baß sie sich niÄ umzuschauen getraute. Eine tiefe Röte bedeckte ihr Gesicht und fie glaubte vor Scham sich verbergen zu müssen, dem sie meinte nicht anders, als daß sie mit Aloys belauscht worden sei. Diese peinliche Situation mochte ewige Mick' en währen, als sie ein eigentümliche« Eepslüster unmittel» bar hinter sich hörte. Therese ermannte sich im Bewußtsein hier Reinheit und mit stolzer Miene drehte fie sich um; ab« welch einen Schreck empfand sie bet dem Anblicke, welch« sich ihr darbot. Die drei Narrengeschwister standen in ihr« Nähe, sie mit entsetzlichen Gesichtern angrinsrnd. Hint« dem Streuhaufen verborgen, welcher inmitten des Gartens lag, hatten sie die vorige Szene mit angesehen und ihr In­stinkt trieb sie zur Rache gegen die Geliebte des Aloys, ihr« Todfeindes. Die boshaften Narren waren heute überhaupt nur gekommen, um sich aus irgend eine Weise für die Schlick z« rächen, welche fie gestern erhalten, sonst hätten sie M nicht so geheimnisvoll dem Bauemhose zu nähern gesucht Der Narrenseppel mit der Zipselhaube über dem Gesichk hatte ein großes Messer in der Hand, der Ringelnarr schwang einen starken Knüttel, während die närrische Schwester einer Stein in der Hand hielt, welchen sie gerade nach Therese» zu werfen versuchte. Therese schrie laut auf und entfloh den Gräßlichen gegen das Haus zu.

(Fortsetzung folgt)