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Telegramm aus Petersburg habe gelautet:Kein Fuß Landes und keine Kopeke Geld." Witte er­klärte weiter, daß es ihm unmöglich sei, noch weitere Konzessionen von den Japanern zu erhalten.

Petersburg, 25. Aug. Schreckliche Eiuzelheiten werden jetzt von einem unlängst in Sibirien entgleisten Militärzüge mit Truppen aus dem Gouvernement Kiew gemeldet. 22 Mann wurden getötet, 38 schwer und 10 leicht verletzt.

Petersburg, 25. Aug. Graf Lambsdorff erklärte einem Journalisten, er könne auf das be­stimmteste versichern, daß Rußland Japan weder eine direkte oder indirekte Kriegsentschädigung zahlen noch in eine Gebietsabtretung willigen werde.

Petersburg, 25. Aug. General Ltnje- witsch berichtet von neuen kleinen Gefechten am Ostflügel der Mandschurei-Armee und in Korea.

Loudon, 25. Aug. Wie die Daily Mail aus Portsmouth meldet, hat Präsident Roose- velt sich mit neuerlichen Vorstellungen sowohl an den Zaren wie auch an den Mikado gewandt. Ein Gerücht, das sich hartnäckig erhält, geht dahin, daß der Zar mit Kaiser Wilhelm eine neue Zusammen­kunft verabredet habe.

New-Jork, 25. Aug. ES bestätigt sich, daß Japan die Forderung auf Einschränkung der russischen Seestreitkräfte in Ostasten und auf die Auslieferung der in neutralen Häfen internierten russischen Kriegsschiffe gänzlich fallen gelassen hat. Dagegen besteht Japan auf dem Rückkauf der größeren nördlichen Hälfte von Sachalin sowie einer Zahlung von 600 Millionen Dollar für die Unter­haltung der russischen Gefangenen und sämtliche Auslagen.

Portsmouth, 25. Aug. Wie verlautet, soll Präsident Roosevelt die beiderseitigen Friedens-Delegierten dringend beschworen haben, nicht wegen einer Summe Geldes die Kriegsgreuel von neuem beginnen zu lassen.

DerMschks.

Ueber die Unruhen in Deut sch- Ostafrtka schreibt dieStraßburger Post": Das Zusammentreffen der Unruhen im Distrikt Kilwa in Deulsch-Ostafrika mit dem Aufstand in Südwest­afrika läßt leicht den Unterschied zwischen Ost und West vergessen. In Südwcstafrika haben wir Gegner, die durch den langen Verkehr mit Buren und Deutschen europäische Kriegführung angenommen haben und vor allen Dingen europäische Waffen führen. Im Innern Ostafrikas dagegen leben Stämme, die mit Europäern nur wenig in Berüh­rung gekommen, zum Teil allerdings sehr tapfer und kriegerisch sind, aber keine Schußwaffen, sondern nur Bogen und Pfeil, Wurf- und Stoßspeere führen. Kilwa selbst, besonders das Delta des Rufidjlflusses war früher der Hauptausführungsort für Sklaven. Daher wohnen im Hintrrlande Kilwas bis zum Nyassssee die Stämme, die sich früher mit dem

einträglichen Sklavenraub befaßten, besonders die Mafiti, daher aber auch beginnt schon dicht hinter Kilwa ein breiter Gürtel fruchtbaren, ober unbe­wohnten Landes, das durch die Jahrhunderte hin­durch üblichen Raubzüge entvölkert ist. In diese verlassene Gegend find wie Oasen einige wenige Anstedlungen eingestreut, deren Einwohner den Raub­zügen durch Zufall oder dadurch entgangen find, daß sie beim Herannahen der Raubstämme mit Kind und Kegel in den Busch flohen und später, wenn die Luft wieder rein war, die niedergebrannten Hütten wieder aufbauten. Eine solche Anfiedlung ist Donde, dessen Einwohner, die Wogindo, die sehr lohnende Gummigewtnnung betreiben. Die Raubzüge der Mafiti dauerten bis ins Jahr 1891, in dem der Gouverneur v. Schete ihnen durch einen Zug zum Njassasee das Handweik legte. Erst seit dieser Zeit und seit im Hinterland von Kilwa einige Stationen angelegt find, können die friedlichen Ein­geborenen einigermaßen ihres Lebens froh werden. Außer diesen friedlichen Stämmen lebte aber bis zum Jahr 1895 nicht weit von der Küste im Süd­westen von Kilwa ein rebellischer Häupiliug, Hassan bin Omar, der sogar im Herbst 1891, als die Küste infolge des Zugs gegen die Wahehe von Truppen ziemlich entblößt war, die Station Kilwa überfiel. Der damalige Bezirksamtmann Frhr. v. Eberstein wurde vollständig überrascht und wollte an den Ueberfcll erst glauben, als von der dicht bei Boma gelegenen Moschee aus auf die Besatzung geschossen wurde. Es gelang aber trotzdem, Hassan zurück­zuschlagen. Im folgenden Jahr wurde der Rebell dann von der Schutztruppe in den Mavudjibcrgen aufgehoben uvd in Kilwa hingerichtet. Seit dieser Zeit herrschte im Distrikt Kilwa ziemliche Ruhe. Was nun plötzlich die friedlichen Wagindo zu dem Mord an den Missionaren veraulaßte, ist noch nicht aufgeklärt. Viel­leicht find Gerüchte von Schwierigkeiten, die die Deut­schen in Südwest haben, zu ihnen gedrungen, und Ge­rüchte wachsen schnell in Afrika: aus Schwierigkeiten werden bald Niederlagen und vollständiges Aufgeben der Kolonie. Möglich ist es auch, daß ihnen das Hsrannahen der Missionare berichtet und ihnen mitgeteilt wurde, die Missionare seien gekommen, um die geliebte Vielweiberei abzuschaffen. Jeden­falls find diese Küstenstämme nicht zahlreich genug und zu schlecht bewaffnet, als daß sie eine ernste Gefahr für dis deutsche Herrschaft bilden könnten. Gefähr­lich wäre der Aufstand erst, wenn diese Stämme mit ihren früheren Todfeinden, den Mafiti, und diese wieder mit den Wetter nördlich wohnenden Wahehe gemeinsame Sache machten. Aber diese Möglichkeit ist wohl ausgeschlossen. Wir werden es also nur mit örtlichen Aufständen zu tun haben. Früher hätte zum Niederwerfen solcher Aufstände die Schvtztrvppe allein genügt, denn auch die große Expedition gegen die Wahehe wurde nur von dieser ausgesührt. Aber die Schutztrupps hat an Wert immer mehr verloren, seit es schwierig geworden ist, in Egypten brauchbares Sudanesenmaterial an­zuwerben. Dis Engländer legen s lbftvsrständlich diesen Anwerbungen die größten Hindernisse in den Weg. Man hat also auf die Eingeborenen der

Kolonie selbst zurückgegriffen nnd Suaheli und Manjema eingestellt, die lange nicht so gute nnd tapfere Soldaten find, wie die Sudanesen. Nur dieser Umstand macht es begreiflich, daß der Gouverneur, Graf Götzen, Marineinfanterie zur Hilfeleistung erbeten hat.

Aus Tsingtau schreibt man derFrank­furter Zeitung":Es ist ein hübsches Fleckchen Eide, unser Tsingtau, und ich war sehr überrascht, als ich herkam. Man muß staunen, wenn mau steht, wie auf einem leeren Platz innerhalb weniger Jahre eine hübsche, nach großstädtischen Prinzipien angelegte Stadt geradezu aus dem Boden erstaudeu ist. Tsingtau hat eine herrliche Lage. Vorn das weite, offene Meer bei schönem Wetter so blau, wie das Adriatische und auf der Landseite von grünen Hügeln umrahmt. Früher soll alles Sand gewesen sein; aber mit großem Geschick find alle Hügel aufgeforstet worden. Durch den sogenannten Tstngtauer Forst gehen herrliche Chausseen weit in das Land hinein, die gestatten, prachtvolle Ausflüge zu machen. Ein bis zwei Stunden entfernt haben wir Berge von mehr als 1000 Meter Höhe. Also eine Lage, mit der sich Schanghai gar nicht messen kann. Es ist noch wenig Leben vorhanden, aber im Sommer giebt es Abwechslung, denn es kommen in jedem Jahr mehr Badegäste aus den Großstädten Schanghai, Hongkong, Tientsin u. s. w., um sich am schönen Strand Tsingtaus bei frischer Seebrise zu erholen. Das Geschäft hat sich kolossal gehoben in den letzten Jahren, und je weiter die Bahn ins Innere eindrtngt, desto günstiger sind die Chancen für Tsingtaus kommerzielle Entwicklung. Allerdings haben wir kein reiches Flußgebiet wie Schanghai mit dem Aangsee hinter uns. Die Japaner find übrigens auch schon eifrig an der Arbeit, uns das Feld streitig zu machen. Es heißt, daß sich hier in Tsingtau nach dem Kriege ungefähr 10 japanische Firmen festsetzen wollen. An Anstrengungen deutscher­seits wird es nicht fehlen, um das Feld zu behaupten.

Der Papst und das Automobil. Um für ihre Autos Reklame zu machen, bot jüngst eine große amerikanische Automobilfabrik durch ihren Vertreter in Rom dem heiligen Vater einen präch­tigen Kraftwagen als Geschenk an und verlangte als Lohn dafür nichts als den päpst­lichen Segen. Der Papst ließ jedoch durch einen seiner Hausprälateu erwidern, daß für eine Mordmaschine keine Verwendung hätte, und daß er überdies der Ansicht sei, daß ein Auto sich als Fortbewegungsmittel für einen Geistlichen nicht eigne.

Standesamt Kak».

Geborene.

17. Aug. Helene Margarete, Tochter des Michael Weil, Schlossers.

19. Klara, Tochter des Georg Steck, Maschincn-

strickers hier.

21. Gustav Adolf, Sohn des Rudolf Beck, Tag­

löhners.

Getraute.

19. Aug. Georg Holzinger, Flaschnergehilfe von hier mit Maria Ditius von Unterhaugstett.

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