624

schulpflichtigen Mädchen, wurden gestern 3 hier wohnhafte Arbeiter im Alter von 16—25 Jahren verhaftet und an das Amtsgericht eingeliefert.

Besigheim, 24. Aug. Der gestrige Holz­markt in Jlsfeld, der bedeutendste des württ. Unter­lands, war wieder sehr stark befahren. Große Menge Weinbergpfähle und ebenso Schnittwaren und Bauholz wurden bei sehr lebhaftem raschen Verkauf abgesetzt. Gesägte Pfähle kosteten per Hun­dert 2,70—3 gespaltene 3,80—4,20 ^ Küh­ler- und Küferwaren wurden verhältnismäßig billiger abgegeben. — Heute fand noch Krämer­markt statt, der ebenfalls gut besucht war.

Spiegelberg, 23. Aug. Die Ehefrau des Metzgers Fleischmann stürzte am letzten SamStag rücklings die Treppe hinunter, erholte sich aber wieder. Vorgestern abend ist dem N. Tagbl. zufolge die Frau plötzlich gestorben; der Arzt hatte eine schwere Gehirnerschütterung festgestellt. Da die häuslichen Verhältnisse der Verstorbenen nicht die besten waren, hat sich das Gericht des Falles angenommen.

Aalen, 23. Aug. An zwei Orten schlug der Blitz ohne zu zünden heute früh 6 Uhr bet einem nicdergegangenen schweren Gewitter ein. Zu­erst traf er das Gasthaus z. „Walfisch", wo er seinen Weg durch die Kamine, die im zweiten Stock gelegene Küche und eine mit Holz gefüllte Kammer nahm, ohne weiteren Schaden zu verursachen. Dann schlug der Blitz in das Haus des Kohlen­abgebers Winkler, wo er vier Tauben tötete und dessen 25 Jahre alte Tochter, die am Fenster in der Küche beschäftigt war, lähmte. Das Mädchen mußte in ärztliche Behandlung genommen werden und hat das Bewußtsein noch nicht erlangt.

Crailsheim, 23. Aug. Beim Rangieren sprang der Ankuppler Bkck von Lantenbach, der erst seit einigen Wochen im Dienste steht, so unglücklich ab, daß er von der Maschine erfaßt und ihm ein Fuß abgefahren wurde. — Vom Ulmer Zug überfahren und getötet wurde in der Nähe des hiesigen Bahnhofs der ledige Dienstknecht Karl Huber von Bergertshofen. Der Verunglückte wollte auf dem Bahnkörper heimwärts gehen und bemerkte, weil angetrunken, den heranfahrenden Zug nicht rechtzeitig.

Von der oberen Donau, 24. Aug. Der zweite Wiesenschnitt (Oshmd) liefert Heuer einen Ertrag, wie seit vielen Jahren nicht mehr. Er übertrifft den vorausgegangenen letzten Sommer nicht nur an Menge, sondern auch an Güte. Die Oehmdernte ist vielfach schon beendet.

Weingartshofen, 24. Aug. Beim Hochzeitsschießen hat sich ein 20jähriger Schmisdgeselle aus Unvorsichtigkeit 3 Finger an der rechten Hand total verstümmelt. Auch hat er sich im Auge dabei verletzt, so daß dessen Sehkraft ge­fährdet ist. Er wurde ins Elisabetheukrankenhaus nach Ravensburg überführt.

Frankfurt a. M., 23. Aug. In der ge­strigen Stadtverordnetenfitzung wurde ein Antrag angenommen, der die Oeffnung der Grenzen für gesundes Vieh, Aufhebung des Einführungsverbotes für übersee­isches Fleisch und Fleischware», sowie Aufhebung der Futterzölle fordert. Ein weiterer Antrag, der die Einrichtung einer kommunalen Großschlächterei und eines städtischen Fischmalkies wünscht, wurde abgclehnt. Die sozial­demokratische Partei veranstaltete gestern 4 Protest­versammlungen gegen die Fleischteuernng. Es ge­langte in den Versammlungen eine gleichlautende Resolution zur Annahme, worin erklärt wird, mit aller Energie an der Aufklärnng der arbeitenden Bevölkerung über die wahren Ursachen der Fleisch­not wirken zu wollen.

Magdeburg, 24. Aug. Infolge einer Gasexplosion ist das Konfektionshaus Kaiser in Ottersleben bei Magdeburg vollständig ein- geäschert worden. Personen wurden nicht verletzt.

Berlin, 23. Aug. Bet der Benachrichtig­ung dks Generals Trotha von einem Wechsel auf dem Gouverneurposten in Windhuk ist dem General zugleich unter Anerkennung seiner militäri­schen Verdienste die bestimmte Erwartung aus­gesprochen worden, daß er noch bis zum Oktober auf seinem Posten ausharren werde. Vielfach wird davon gesprochen, daß dann die fernere Leitung der

militärischen Maßnahmen im südwestafrikanischeu Aufstandsgebiete dem Obersten Deimling anvertrant werden würde, dessen Gesundheit nach einem mehr­monatlichen Aufenthalt in der Heimat wieder her­gestellt ist.

Berlin, 24. Aug. Nach einem Ntw-Iorker Telegramm des „Lokalanzeigers" meldet die dortige Staatszeitung, die russische Regierung habe bereits Kontrakte abgeschlossen mit einigen Dampfergesell­schaften für den Transport von Truppen aus Ost- afien nach der Heimat.

Kiel, 24. Aug. Die Abfahrtszeit der Ost- afrika-Truppe ist nochmals geändert worden und endgiltig auf heute Abend 11 Uhr 15 Min. fest­gesetzt. Das hiesige Offizierskorps wohnte der Ver­abschiedung bei. Insgesamt fuhren 220 Seesoldateu und Marinemannschaften ab.

Swine münde, 24. Aug. Die Ankunft der englischen Flotte in Swinemünde er­folgt am Sonntag Vormittag zwischen 8 und 9 Uhr. Die Dampfer, Linienschiffe und Kreuzer bleiben auf der Rhede liegen, während die Torpedoboots­zerstörer in den Hafen einlaufen. Der englische Generalkonsul in Stettin und der Vizckousul in Swinemünde fahren dem Geschwader entgegen. Beim zweiten Zollschuppen, wo die Admirale. an Land steigen, wird eine Ehrenpforte errichtet.

Paris, 24. Aug. Ein schwerer Auto­mob i l u n f a l l hat sich gestern spät Nachts bei Montbeliard ereignet. Ein Fabrikant fuhr mit seiner Frau im Automobil in scharfem Tempo auf der Landstraße und stieß dabei mit einem beladenen Lastwagen zusammen. Das Automobil stürzte um und beide Insassen wurden auf der Stelle getötet.

Moskau, 23. Aug. Tausende von Bauern aus den umliegenden Dörfern, in denen Hungers­no t herrscht, kommen nach Moskau, unter ihnen zahlreiche Frauen und Kivder. Die Not ist entsetzlich.

Petersburg, 23. Aug. In Peterhof sollen für die Teilnehmer an den Beratungen der Reichsduma kunstvoll gearbeitete goldene Denk­münzen zur Verteilung kommen. Im Ministerium des Innern wird, wie die „Birshewia Wjedomosti erfährt, ein Projekt für ein großes politisches Regierungsblatt ausgearbeitet. Das neue offizielle Organ soll am 1. Januar 1906 heraus­kommen.

Petersburg, 23. Aug. General Stössel hat gegen die Urheber der russischen Zeitungsartikel, die ihn wegen seiner Haltung in Port Arthur angriffen, Klage erhoben.

Petersburg, 23. Aug. Am 20. August haben 4000 Mann russische Truppen mit Artillerie bei Sinmiaotu die Japaner angegriffen. Jedoch wurden die Russen zweimal zurückge­schlagen.

Petersburg, 23. Aug. Gestern ex­plodierte in Tiflis eine Bombe, wobei ein Haus völlig zerstört und 2 unbekannte Männer ge­tötet wurden. Unter den Trümmern fand man noch 36 Bomben und mehrere Kilogramm Dynamit.

Petersburg, 24. Aug. Eine hochgestellte Persönlichkeit äußerte sich über den Stand der Friedensfrage äußerst optimistisch. Die ge­strige Audienz des amerikanischen Botschafters beim Zaren habe einen vollen Erfolg gehabt. Die Unter­zeichnung des Friedensschlusses wird aller Voraus­sicht nach nur noch eine Frage weniger Tage sein.

London, 23. Aug. Laut einer heutigen Meldung aus Portsmouth erscheint die Fortdauer der Konferenz bis in die nächste Woche sicher. Mittlerweile hofft man den Zaren für die Annahme des Rooseveltschen Ausgleichs-Vorschlages zu ge­winnen, der in kanfwetser Ueberlassung Sachalins für eine Summe in Höhe der Kriegskosten an Japan besteht.

London, 24. Aug. Wie der Korrespondent der „Times" aus Petersburg meldet, ist die russische Finanzlage eine so schlechte, daß eine Fortsetzung des Krieges un­möglich ist. Der Staatsschatz ist so erschöpft, daß die Regierung die bisher geübte Praxis, den Kurs der Staatspapiere künstlich in die Höhe zu schrauben, unmöglich fortführen kann. Die geplante innere Anleihe hat sich jetzt als ein Fehlschlag er­wiesen.

New-York, 23. Aug. Es wird hier bekannt, daß auf dem Dampfer „Deutschland" der Hamburg- Amerika-Linie während der Fahrt der Matrose Jansen Selbstmord begangen hat, angeblich aus Verzweiflung über ihm zu Teil gewordene schlechte Behandlung. Es heißt, daß am Samstag von der „Deutschland" aus demselben Grunde eine Anzahl Matrosen desertiert seien.

Portsmouth, 23. Aug. Die Japaner erklärten in der heutigen Morgensttzung, daß sie au f die Uebergabe der russischen Schiffe in den neutralen Häfen verzichteten, ebenso auf die Beschränkung der russischen Seemacht im äußersten Orient. Dagegen bleibt der Beschluß auf Abtretung Sachalins und Zahlung der Kriegskosten-Entschädigung bestehen. Die Aussichten des Friedens haben sich in den letzten Stunden wesentlich gebessert.

PortZmout-b, 24. Aug. Witte erhielt gestern ein längeres Telegramm aus Petersburg, das nach allgemeiner Ansicht eine wenn auch nicht definitive Antwort des Zaren enthält, wodurch den Verhandlungen der Friedenskonferenz eine an­dere Wendung gegeben würde. Indessen wird mit Bestimmtheit behauptet, daß die Vorschläge Roose- velts rusfischerseits nicht angenommen worden find.

Portsmouth, 24. Aug. Die Unter­schriften der Protokolle wurden gestern nicht erledigt. Vier Artikel wurden unterzeichnet, Nr. 7 vermutlich verschoben, drei Pnnke werden noch in Betracht gezogen. Japan machte einen Vorschlag, den Witte als alte Bedingungen in anderen Formen bezeichnte, und bat um Zeit, um schriftlich antworten zu können. Japan hat in dem Vorschlag, der bis Samstag zu entscheiden ist, 1 Million Pfd. Sterling (20 Millionen Mark) verlangt und ferner vorgeschlagen, Rußland solle die Hälfte von Sachalin für 1200 Millionen Mark zurückkaufen. Japan wird auch Artikel 10 und 11 aufstellen.

PrrWffchks.

Wenn der Kaiser reist. Zwar find die beiden kaiserlichen Sonderzüge, von denen der eine für die Reisen des Kaisers und der andere für die Reisen der Kaiserin bestimmt ist, Eigentum des preußischen Staates, aber für die Reisen selbst muß der Kaiser zahlen. Wie bedeutend diese Ein­nahmen für den preußischen Staat find, geht daraus hervor, daß die Fahrt des Hofzuges von Berlin nach Elbing über 6000 Mark kostet. Die Fahr­kosten des Hofzuges werden berechnet wie die jedes anderen Sonderzuges, nämlich 1,20 Mark für jeden Kilometer der Lokomotive, 40 Pfennig für jeden Kilometer und jede Achse eines Personenwagens und 20 Pfennig für jede Achse eines Schutz- und Gepäckwagens. Der kaiserliche Sonderzug zählt 36 Achsen, wovon 30 auf die Personenwagen und 6 auf Schutz- und Gepäckwagen entfallen. Die Eisen­bahnlinie von Berlin bis Elbing beträgt 473 Kilo­meter. Die Reisekosten des Kaisers kann sich demnach jeder leicht selbst ausrechnen. Sie stellen sich von Berlin bis Elbing auf 6811,20 Mark, für die Strecke Elbing-Kandinen auf 244,80 Mark. Reist der Kaiser von Berlin nach Romintcn, so muß er für die 770 Kilometer lange Strecke 11088 Mark Fahrgeld zahlen. Die Rückfahrt kostet eben­soviel. I» jedem Hofzuge befindet sich ein Ingenieur, der für die betriebssichere Ausrüstung des Hofzuges verantwortlich ist. Jeder Wagen wird von einem besonderen technischen Hilfsbeamten überwacht. Alle Einrichtungen sind so getroffen, daß ein Schadhaft­werden des Hofzuges sofort wieder ausgeglichen werden kann. Die zuständige Eisenbahndirektiou hat nur für de» Bahnkörper und die Beförderung des Zuges zu sorgen; alles übrige ist Sache des leitenden Ingenieurs.

Kandelskammer Galw.

T agesordnrtrrg

für die Sitzung am Mittwoch, den 30. Angnst, vormittags s Uyr.

1) Reform des gewerbl. und kaufmännischen Fort-

bildungSschnlwesenS.

2) Bestechung von Angestellten kaufmännischer und

industrieller Betriebe.

3) Einführung von Wertpostkarten.

4) Eichungszwang für Trinkbranntweinfässer.

Bsrfitzenderr Schriftführer:

I. V.: Gg. Magttkr. Siadtschnltheiß Cory.

«»tt-Adir»«-.

10. Sonntag «ach Hrintt., 27. Aug. Vom Turm: S5S. Prcdigtlied: 412. 9 Uhr: Vormitt.-Predigt, Herr Stadtpfarrer Schmid. 1 Uhr: Christenlehre für die Söhne.

Samotag, 2. Sept. '/r7 Uhr abends im VereinShauS: Vorbereitung und Beichte, Herr Stadtpfarrer S chmid.