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Amtsblatt wr o« VbrramtsbLAlrk HevLnbürg
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Montag, den 15. Juni 1925.
Suzergenpech«:
Vte etaip. Petitzell« ode deren Raum im Bezirk iS, aukerh. SO gstridpsg., Reiri.-Zeile 5V Soldpsg «.Ins,-Steuer, Kollekt.- ««zeige» 100.-Zuschlag. Offert« und Au-rkunst- rrtetiung SO Soldpfg. Bei grützerea Auftrügen Rabatt, der im IoL« de» Ma h n n ee jecheea» htnftii- dg mied, edens» «enn Zahlung nicht innerhalb »Tagen nach Rechnurig»- datum »rfchgt Bei Tarif- Länder«»«» treten sofort all« MH««, Vereinbarungen «cher Kraft Fee nfoee ch ee M». 4 . Mir tei kf o n stch k Achträg« «ied detnechet »emghr
83. Jahrgang.
Deuts ^land.
Stuttgart, 13. Juni. Der Finanzausschuß des Landtags fetzte heute vormittag die Beratung des Finanzetats fort. Zunächst befaßte er sich in der Hauptsache mit der Frage der Gewerbesteuer für die Konsumvereine. Nach einer Entscheidung des Reichsfinanzhofs sollen die Konsumvereine nicht unter die Gewerbebetriebe gerechnet werden im Gegensatz zu einer Entscheidung des württ. Verwaltungsgerichtshofs. In der Aussprache wurde mehrfach, so insbesondere auch vom Finanzmini- ster der Standpunkt vertreten, daß diese steuerliche Sonderbe- handlung der Konsumvereine nicht gerechtfertigt sei. Ein sozialdemokratischer Antrag zugunsten der Konsumvereine wurde mit 4 Ja (Soz. und Komm.) gegen 10 Nein und 1 Enthaltung abgelehnt. Weiterhin drehte sich die Debatte um die Gebäudeentschuldungssteuer, die zur Deckung des Etatsdefizits dienen soll. Der Berichterstatter Winker (Soz.) stellte eine Reihe von Anträgen. Sein Antrag auf Umarbeitung des Etats wurde mit 8 gegen 6 Stimmen bei 1 Enthaltung abgelehnt, desgleichen mit 5 Ja gegen 5 Nein und 5 Enthaltungen sein Antrag, für 1925 keinen Gemeindeumlagehöchstsatz zu bestimmen. Ferner wurde abgelehnt mit 7 Ja und 5 Nein und 3 Enthaltungen sein Antrag auf volle Verwendung der Gebäudeeutschuldungs- steuer zum Wohnungsbau. Angenommen wurde dagegen der Antrag Winker, beim Reich mit allem Nachdruck darauf hinzuwirken, daß 1 . die Gebäudeentschuldungssteuer aufgehoben wird, 2. bis zu deren Aufhebung das Aufkommen derselben ganz für Wohnungsneubaüten verwendet wird. Ziffer 2 erhielt 8 Ja- Stimmen gegen 6 Nein und 1 Enthaltung. Einstimmige Annahme fand ein Antrag Dr. Elsas-Scheef (Dem.), bei der Reichsregierung aufs nachdrücklichste wegen der Behandlung, wie sie nach Mitteilung des Finanzministers anläßlich der Auseinandersetzungen Wer Post und Eisenbahnfragen dem Lande Württemberg zuteil geworden ist, Einspruch zu erheben und auf beschleunigte Abhilfe zu drängen. Am Dienstag wird mit der Beratung des Etats des Ministeriums des Innern begonnen.
München^ 13. Juni. In einer Versammlung der Deutschen Volkspartei gegen die Entwaffnungsnote erklärte General Karl Schoch, daß Frankreich in dieser Note seine Rache bis zum Letzten auskosten wolle, während England die Gelegenheit benutze, um schon jetzt das Entstehen einer deutschen Konkurrenz zu verhindern. Einstimmig wurde eine Entschließung angenommen, die die Neberzeugung ausspricht, daß die deutsche Regierung alles tun werde, um Deutschlands Ehre und Rechte zu wahren und die schon lange widerrechtlich verzögerte Räumung der Kölner Zone durchzusetzen. In diesen schweren Kämpfen um Deutschlands Ehre und Freiheit stelle sich die Versammlung im vollsten Vertrauen hinter den Reichspräsidenten von Hindenburg und die deutsche Reichsregierung.
München 13. Juni. Das Präsidium der Vereinigten Vaterländischen Verbände Bayerns ist in Sachen der Entwaffnungsnote beim Ministerpräsidenten vorstellig geworden, um ihn dringend zu ersuchen, sich in Berlin mit aller Kraft dafür einzusetzen, daß die Note zurückgewiesen wird.
Berlin, 13. Juni. Me Konferenz der Ministerpräsidenten der Länder, welche für heute angesetzt war, wurde vorläufig verschoben. Es ist anzunehmen, daß der Grund in dem verspäteten Eintreffen der Sicherheitspaktnote zu suchen ist. — Die Postverwaltung wird, wie das „B. T." mitteilt, in den nächsten Tagen 16 000 Personen als Beamte neu einstellen, ferner sollen weitere 5000 Beamtenanwärter bei der Post neu eingestellt werden. — Die deutschen Gruppen in Memel haben sich für die im August stattfindenden Wahlen zu einer Einheitsfront gegen die Großlitauer zusammengeschlossen.
Berlin, 13. Juni. In der Auseinandersetzung zwischen dem Abgeordneten Dr. Best und der deutschnationalen Reichstagsfraktion erläßt Dr. Best jetzt folgende Erklärung: „Ich Halts die bestrittenen Erklärungen in meiner Veröffentlichung in vollem Umfange aufrecht und werde, falls sie weiter bestritten werden sollten, die Namen der Beteiligten, der Zeugen und sonstige Beweise für die Richtigkeit meiner Angaben veröffentlichen."
Die Finanzlage der württ. Gemeinden.
Stuttgart, 12. Juni. Im Auftrag des württ. Städtetags fprach heute abend im Stadgarensaal der Geschäfsführer des württ. Stadtetags Rechtsrat Dr. Frank-Stuttgart Wer „Die Finanzlage der württ. Gemeinden". Anwesend waren Finanz- rmmster Dehlinger, Justizminister Beherle, der Finanzausschuß der Landtags, Vertreter des Finanz-, Innen- und Kult- nnnlstermms, sowie der Finanzkommission der Stadt Stuttgart. Oberbürgermeister Dr. Lauterstchlager begrüßte die Erschienenen und wies darauf hin, daß die württ. Städte und Gemeinden Gelegenheit nehmen, ihre Wünsche und-Bedürfnisse, die beim Bekanntwerden des Staatshaushaltsplanes 1925 aufgetreten seien, klarzulegen. Sodann führte Dr Frank aus, daß der Staatshaushaltsplanentwurf 1925 weitgehende in den Wirkungskreis der Gemeinden eingreife. Der Redner setzte dann Lre Finanzverhältnisse der Gemeinden nach Einnahmen und Ausgaben auseinander. Die Amtskörperschaftsumlage sei bei allen Gemeinden Las Hauptschmerzenskind. Die Verhältnisse haben sich in dieser Beziehung von Jahr zu Jahr verschlechtert. Die Steigerung beträgt seit 1914 das Vier- bis Fünffache. Ebenso steht es mit den Lasten der Straßenunterhaltung. Die Klagen Wer die Steigerung der Polizeikosten sind außerordentlich groß. Auch auf dem Gebiet des Schulwesens ist die Steigerung der Ausgaben ganz enorm. Dieselbe Beobachtung mache man bei den Besoldungen, den Pensionskassenleistungen, den Soziallasten usw. Der Bedarf der Gemeinden ist im Jahr 1925 gegenüber dem Jahr 1924 um 40—60 Prozent gestiegen. Daher müssen die Gemeinden auf das äußerste sparen. Der Redner wies auf einen Erlaß des Reichsfinanzministers vom Juli v. I. hin, der vom Geldüberfluß in den Gemeinden handle. Diese Verhältnisse trafen aber für Württemberg nicht zu. Es
sei nicht wahr, daß die Gemeinden im Gelde schwimmen. Bon den 1900 württembergischen Gemeinden hätten im letzten Jahr 1000 Gemeinden zur Deckung ihres Aufwands den Ansgleichs- stock in Anspruch nehmen müssen. Nur wenige Gemeinden in Württemberg waren im letzten Jahre liquide. Aber das sind heute vergangene Zeiten. Gegenüber einer solchen Situation kam der württ. Staatshaushaltsplanentwurf für 1925. Die Gebäudeentschuldungssteuer soll auf das Dreifache erhöht werben. Die Schullastenverteilung soll geändert werden mit dem Ergebnis, daß beim Staat ein Defizit von 15 Millionen Mark gedeckt wird. Me Finanzpolitik des Staates geht von einer günstigen Finanzlage der Gemeinden aus. Me Durchführung des Plans der Regierung sei eine reine Unmöglichkeit. Würde er durchgeführt, so wäre damit zu rechnen, daß die Gemeindeumlage des Vorjahres um 2 bis 10 Prozent erhöht werden müßte. Er habe den Eindruck, daß der Etat 1925 auf der Einnahmeseite sehr vorsichtig aufgestellt sei. Er habe nicht geglaubt, Laß die Balancierung eines Etats eine so einfache Sache sei, daß man, wenn man ein Defizit von 15 Millionen Mark habe, dieses einfach auf nämlich die Gemeinden, abschiebe, ohne diese vorher zu hören. Es gehe den Gemeinden wie den Hasen, denn alles wolle ihn fressen. Seit 1914 hätten sich die Verhältnisse wesentlich verschoben. Besonders in der Nachkriegszeit seien für die Gemeinden große Lasten hinzugekommen. Daher dürfe man nicht ein einziges Gebiet heranziehen und sagen, hier nähern wir uns wieder den Verhältnissen vor 1914. Me Städte hätten keine Gelegenheit, Geld aufzunehmen und könnten ihre Steuern nicht steigern. Me Folge wäre nur eine Hemmung der Entwicklung der Gemeinden. Wenn der Staat seine Verwaltung vereinfacht hätte, hätte er große Ersparnisse erzielen können. Me ungünstige Lage der Gemeinden dürfe man nicht noch ungünstiger machen. Zum Schluß sprach der Redner die Hoffnung aus, daß der Finanzausschuß des Landtags an dieser schwierigen Lage nicht Vvrübergehen werde. Man müsse auch die Gemeinden weiter leben lassen und dürfe nicht mithelfen, den Boden, auf dem der Staat selbst steht, zu untergraben. Oberbürgermeister Dr. Lautenschlager dankte dem Redner und betonte in seinem Schlußwort, daß der Zweck der heutigen Aussprache erreicht sei, wenn die Regierung und der Landtag die Nutzanwendung aus dem Vortrage ziehen wollten.
Generalaussperrung in der Holzindustrie.
Nürnberg, 13. Juni. Die „Nordbayerische Zeitung" schreibt: Der Arbeitgeberverband der Holzindustrie beschloß gestern abend in einer außerordentlichen Versammlung in Augsburg mit allen gegen zwei Stimmen, ab 13. Juni sämtliche Holzarbeiter und Schreiner auszusperren. Me Aussperrung wird sich Wer ganz Deutschland erstrecken. Me Forderung von 1.12 Mark Stundenlohn wurde glatt abgelehnt da die Industrie in der jetzigen Wirtschaftslage eine solche Lohnerhöhung nicht tragen könne.
Die Knebelung der Rheinlandsdeutschen.
Darmstadt, 13. Juni. Wie der „Hessische Staatsanzeiger" meldet, hat die Rheinlandkommission sämtliche Veranstaltungen unter freiem Himmel, die anläßlich der Jahrtausendfeier geplant waren, in den mit französischen Truppen belegten Städten des besetzten Gebietes untersagt.
Der Haushaltsausschutz des Reichstags.
Berlin, 13. Juni. Der Haushaltsausschuß des Reichstags genehmigte eine Reihe von Anträgen des Spezialausschusses, die im wesentlichen Erhöhungen der Summen für Bildung und Schule enthalten. Angenommen wurde ferner u. a. ein Antrag auf Wiedereinführung der Fahrpreisermäßigungen für Jugendfahrten, weiterhin eine Entschließung des Inhalts, mit den Ländern in Fühlung zu treten, um zu erreichen, daß in allen Ländern in den oberen Klassen der Volks-, Mittel- und höheren Schulen der Gesundheitsuntrricht als Pflichtfach eingeführt werde. Eine weitere Entschließung fordert die Reichsregierung auf, zu prüfen, ob nicht alle wissenschaftlichen Institute des Reiches dem Reichsministerium des Innern zu unterstellen sind. Den Verfassungsdrucken soll bei ihrer Uebergabe an die Schulentlassenen ein Auszug aus dem Versailler Vertrag angefügt werden.
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London, 13. Juni. In England nimmt die Agitation gegen den Sicherungspakt und für die „glänzende Isolierung" Englands immer stärkere Formen an.
Der Inhalt der französischen Note.
Paris, 13. Juni. Die Note der französischen Regierung, in der ihre Stellungnahme zum deutschen Paktvorschlag dargelegt werden Wird, ist der belgischen und italienischen Regierung zur Kenntnisnahme und Billigung unterbreitet worden. Es wird behauptet. Laß die belgische Regierung bereits ihre Zustimmung gegeben habe, was einigermaßen befremdlich ist, da ein verfassungsmäßig verantwortliches Ministerium für eine derartig wichtige Aktion, die die Zukunft Belgiens festlögt, zurzeit nicht vorhanden ist. Die amtliche Stellung der italienischen Regierung ist noch nicht bekannt. Man erwartet jedoch in den nächsten Tagen die Antwort Mussolinis, die vielleicht Ueber- raschungen bringen kann. Unter diesen Umständen kann die französische Note frühestens zu Beginn der kommenden Woche der Reichsregierung zugestellt werden. Der „Petit Paristen" deutet sogar an, daß vielleicht die Überreichung erst Ende der nächsten Woche erfolgen könne. Inzwischen bemüht sich der Außenpolitiker des „Matin", den Inhalt der Note zu analysieren. Seine Ausführungen sind nicht ohne Interesse, da aus ihnen hervorgeht, daß die sogenannte „Besetzung der entmilitarisierten Zone zu einer militärischen Operation" durch Frankreich sich jetzt ganz anders Larstellt, als derselbe Außenpolitiker und andere französische Journalisten aus Genf berichtet hatten. Das ist nicht ohne Bedeutung. Me Ausführungen des „Matin" lauten wie folgt: 1. Garantievakt »wil«b«i d-m E wn-i,.
interessierten Mächten: dieser Patt ist nicht mehr auf 30 Jahre beschränkt und die Möglichkeit eines Krieges durch Volksabstimmung ausgeschlossen. Dadurch unterscheidet sich der jetzige Vorschlag von den ehemaligen Vorschlägen des Kabinetts Enno. Meser Gedanke wird restlos in der französischen Note angenommen. 3. Schiedsgerichtsverträge zwischen Frankreich und Deutschland: dieser Vorschlag wird angenommen und vervollständigt durch den Vorschlag des Ausschusses eines deutsch-belgischen Schiedsgerichtsvertrags. 3. Schiedsgerichtsverträge mit verschiedenen Staaten: Frankreich macht geltend, daß Verträge dieser Art mit Polen und der Tschechoslovakei unerläßlich seien. Es wünscht hier als „Garant" aufzutreten und betrachtet es als die Bedingung selbst des Abschlusses eines Sicherheitspattes am Rhein. 4. Deutschland hat verlangt, daß die Vereinigten Staaten von Nordamerika Schiedsrichter und Garanten dieser Patte seien. Da Frankreich weiß, daß diese Einmischung in die europäischen Angelegenheiten der amerikanischen Politik zuwider- läust, begnügt es sich in seiner Note, darauf hinzuweisen, daß es mit Freuden sehen werde, wenn die große amerikanische Nation an dem einmal verwirklichten Sicherheitspatt sich beteiligen würde. Außerdem lege die französische Note den deutschen Vorschlägen noch folgendes bei: 1. Deutschland muß, bevor die Sicherheitsverträge in Kraft treten, Mitglied des Völkerbunds Wecken. 2. Man kann einem „Angriff" nicht eine „Zwangsmaßnahme" infolge Verletzung des Garantievertrags gleichstellen. Der „Matin" fügt Liefer Inhaltsangabe noch hinzu, da Frankreich das Recht habe, die entmilitarisierte Zone im Falle einer Verletzung des zwischen Mutschland und Polen abgeschlossenen Schiedsgerichtsvertrags zu Werschreiten, begreife man in letzterer Beziehung nicht dis Erregung der polnischen Presse. Das Blatt ist der Ansicht, daß es notwendig wäre, in die Schiedsgerichtsverträge eine sorgfältig abgewogene Begründung des Begriffes des „Angreifens" einzufügen, um zu vermeiden, daß eine kriegführende Macht die Schiedsgerichts- Verträge verletzen könne, um einen Angriff vorzubereiten.
Spanische Verhandlungen mit Abd el Krim.
Paris, 12. Juni. Dem „Matin" wird aus Madrid gemeldet, daß das Direktorium den bekannten Schiffsreeder Echevarrieto nach Alhucemas zu Verhandlungen mit Abd el Krim entsandt hat. Mr Zeitpunkt der Landung spanischer Truppen in der Bucht von Alhucemas soll erst nach Beendigung der Besprechung mit Abd el Krim festgesetzt werden. Ms Direktorium ist bereit, ein größeres Geldopfer zu bringen, um eine Einigung mit Abd el Krim zu erreichen. Man rechnet damit, daß die Verhandlungen zwischen Spanien und den Risstaaten nicht vor der französisch-spanischen Konferenz in Madrid zu Ende geführt werden.
Lloyd GeoWe über den Versailler Vertrag.
London, 13. Juni. Lloyd George erklärte in einer Rede in Scarborough, er könne mindestens zwölf Streitfragen zwischen den Nationen nennen, von denen jede zu einem offenen Konflikt führen könne, wenn die Mittel nicht gefunden würden, um Reibungen zu vermeiden und diese Streitigkeiten durch friedliche und rechtliche Mittel zu schlichten. Die Möglichkeiten endloser Ursachen zu Schwierigkeiten sei durch eine engherzige, ungerechte und harte Anwendung der Bestimmungen des Versailler Vertrages gegeben. Es sei ein harter Vertrag; aber dies sei um so mehr ein Grund, ihn mit Toleranz und Weitherzigkeit auszulegen. Er enthalte Bedingungen, welche es möglich machen, ihn von Zeit zu Zeit abzuändern uüd zu beschränken, dies bedeute, daß die Bedingungen, so hart sie auch sind, billig ausgelegt werden müßten. Ms geschehe Wer nicht und darin liege eine der Gefahren des Augenblicks. Lloyd Georges erwähnte das Ruhrgebiet, wo die Forderungen der Franzosen im großen und ganzen derartig seien, daß die Leidenschaften einer Bevölkerung, die ganz natürlich ihrem Vaterlande anhänge, aufgepeitscht werden müßten. Man betrachte beispielsweise den Fall der Nichträumung Kölns! Es gibt nichts gefährlicheres für den Frieden, als die Besetzung eines Landes durch die Truppen eines anderen Landes. Die Engländer hätten Köln bereits im Januar räumen müssen, hätten es aber noch immer nicht getan! Weshalb? Me Franzosen entdeckten plötzlich, Laß die Deutschen die Abrüstungsbestimmungen des Vertrags nicht durchgeführt hätten. Er bestreite keineswegs, daß der Vertrag nicht hier und da ein wenig verletzt worden sei; Wer im wesentlichen hätten die Deutschen ihn durchgeführt. Lloyd Georges erklärte, es sei ein wenig seltsam, daß er, der er eine Rolle im Kriege gespielt habe, hierher komme, um für den Feind zu plaidieren. Er tue dies Wer im Interesse der Gerechtigkeit und Billigkeit und als einer, der im Interesse des britischen Reiches seinen Namen unter den Vertrag als erster gesetzt hätte. Zur Pattfrage übergehend, erklärte Lloyd George, er halte mt seinem Urteil zurück, bis er den Wortlaut der englisch-französischen Vereinbarung sehe. Wenn England dem Patt beitreten würde, nur um Frankreich eine Sicherheit zu geben, die es ihm ermöglichen würde, ungestraft gegen Deutschland Krieg zu führen, so könne das von den Engländern nicht gebilligt werden. Man müßte zusehen. Laß in dieser Frage der rechte Schritt getan werde. Lloyd George erklärte unter Beifall, vor allem müsse der Völkerbund gestärkt werden, dessen feierliche Satzung bestimmt, daß Streitigkeiten in Zukunft durch rechtliche Entscheidungen und nicht durch Gewalt geschlichtet werden.
Moskaus Befehl an Berk«.
Moskau, 12. Juni. Die kommunistische Internationale schlägt in einer Resolutton des Exekutivkomitees eine Zusammenarbeit der Deutschen Kommunistischen Partei mit der Sozialdemokratischen und Republikanischen Partei gegen die Monarchisten vor. Die Resolutton erklärt: Wir werden unter folgenden Bedingungen eine republikanische Koalition als Nachfolger der Regierung Luther (!) unterstützen und keinen Versuch zu ihrem Sturz machen: 1. Volle Freiheit der Propa-
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