Länge nach dem Ausgleichkraftwerk in Calmbach geleitet werden.

Die Lurch dieses Projekt zu gewinnenden Wasserkräfte sind nicht unbeträchtlich, das muß zugegeben werden. Ihr Ausbau ist aber außerordentlich kostspielig, so daß es sich fragt, ob er in einem Zeitpunkt, wo eine großzügige Perteilung des zum Teil aus Bayern und Borarlberg bezogenen Stromes für das ganze Land Württemberg in die Wege geleitet ist, sich noch Per­lohnt. Jedenfalls müßte diese Vorfrage zunächst auf das gründ­lichste untersucht werden.

Gegen den Ausbau der erwähnten Wasserkräfte, jedenfalls in der vorgesehenen Form, liegen aber äußerst schwerwiegende Bedenken vor. Zwar sind die Geologen sich darüber nicht einig, ob es sich in den Wildbader Thermen bloß um juveniles oder auch um vadoses Wasser handelt, ob sie nicht irgendwie mit den Tagwässern zusammenhängcn, ebensowenig darüber, ob ihr Auftrieb nicht von dem Druck der Tagwässcr bestimmt wird; aber so viel ist sicher, daß eine ernste Gefahr für sie besteht, wenn die Druckverhältnisse des Grundwassers im Gesteins- innern durch mehrere Stauwerke und Druckstollen in unmittel­barer Nähe des weltberühmten Bades so grundlegend verän­dert werden. Schon aus hygienischen und sozialen Gründen, aber auch mit Rücksicht auf den Fremdenverkehr, dürfen daher die Thermen von Wildbad unter gar keinen Umständen ge­fährdet werden. Sie gehören nicht der Stadt Wildbad, son­dern dem ganzen Lande, ja dem Reich, sie gehören vor allem den Tausenden und Abertausenden, die Genesung ron schweren Leiden dort frühen und finden und gefunden haben. Aber selbst wenn die Gefährdung der Wildbader Thermen gar nicht in Frage käme, würde die schwere landschaftliche Schädigung der einzigartigen, stillen, weltfernen Schwarzwaldtäler, die von Wildbad aus und aus dem ganzen Lande so viel besucht werden, die ernstesten Bedenken Hervorrufen.

Den größten Teil des Jahres wäre das Enztal zwischen Wildbad und Calmbach auf einer Strecke von Km, Las Eyachtal von der Lehensägmühle bis zur Mündung in die Enz auf einer Strecke von rund 8 km und das Klein-Enztal von 6 km so gut wie trockn gelegt. Auch die Staumauern bilden durchaus keine Zierde, ebenso wenig die Stauseen, La sie Speicherbecken bilden und dementsprechend ihr Wasserspiegel dauernd schwankt,, so daß sie in Zeiten der Absenkung von einem schlammbedeckten, häßlichen Ufersaum umgeben sind. Für die vernichtete Naturschönheit bietet das Projekt also in gar keiner Weise einen Ersatz Lurch künstliche Schöpfungen des Menschen.

Alles in allem kann gesagt werden, daß das Projekt die Gefahr der völligen Vernichtung von Wildbad in sich trägt, und daß es schon deshalb abgelehnt werden muß. Eine wirtschaft­liche Notwendigkeit liegt zudem gar nicht vor; in kurzer Zeit wird das Schwabenland von den Iller-, Walchense>'- und Lüner- see-Werken so reichlich mit Strom versorgt sein, daß an Strom durchaus kein Mangel, wohl aber Mangel an Abnehmern ein- treten wird.

Die treibende Kraft für das ganze Unternehmen ist die Stadt Stuttgart, die zugleich ihre Wasserversorgung auszu­bauen beabsichtigt. Letzteres würde schwer ins Gewicht fallen, wenn alle anderen Möglichkeiten erschöpft wären. Stuttgart bezieht zur Zeit von der Landeswasserveriorgung 6 Millionen Kubikmeter im Jahr, könnte aber 1012 Millionen Kubikmeter erhalten, außerdem wäre ein Wasserbezug aus anderen Lan­desteilen (Bodensee u. A.) ohne so einschneidende Eingriffe in die Landschaft und ohne Gefährdung einer Bäderstadt möglich. Im Interesse der Allgemeinheit muß daher von der Württ. Regierung erwartet werden, daß sie das Projekt unter allen Umständen qhlehnt.

Weitere schwere Gefahren für die schwäbische Landschaft des Enzgebiets in der Nähe Wildbads stnd im Anzug. Der Nordschwarzwälder Gemeindeverband für Wasserversorgung be­absichtigt, im Klein-Enztal einer^ Stauweiher zur Kraftgewin­nung und zur Versorgung einer großen Anzahl höher gelege­ner Schwarzwaldorte mit Trinkwasser. Dieser Plan soll offen­bar durch das erste Projekt durchkreuzt werden.

Seit vielen Jahren beabsichtigt Pforzheim allerdings fast ganz auf badischem Gebiet, ein ähnlich großes Unter­nehmens Wie das erstgenannte und zwar in den Tälern der Enz, Nagold und Würm, das die Landschaft ebenfalls ausS schwerste entstellt, da die Enz von der Gegend r on Birkenfeld an durch einen Stollen nach der Nagold abgeleitet, desgleichen die vereinigten Wässer von Enz und Nagold, sowie das Wasser der Würm durch Stollen nach Pforzheim geführt werden sol­len, so daß Enz-, Nagold- und Würmtal auf breiten Strecken trocken liegen würden. Fm Würmtal soll ein gewaltiger Stausee, der zugleich über Nacht zur hydraulischen Akkumulation verwen­det werden soll, entstehen, dessen Wasserspiegel um über 20 m schwanken soll. Welche Bilder in der Landschaft las gibt, läßt sich leicht vorstellen. Dieser krampfhafte und kostspielige Aus­bau von Wasserkräften ist zur Zeit jedenfalls nicht notwendig, und wir sollten uns doch sehr überlegen, ob wir ohne Not und auf die Gefahr hin, unwirtschaftliche Anlagen zu bauen, jedes schöne Stück unseres herrlichen Schwabenlandes und speziell des Schwarzwaldes verschandeln dürfen, .die unter der Indu­strie, den modernen Verkehrsbedürfnissen und dem planlosen Ausbau von Wasserkräften auch in ihren schönsten Teilen schon so schwer gelitten haben. Die Heimat ist doch nicht bloß ein Rohstofflager und eine Kraftguelle, sie ist nicht nur unsere Nährmutter, sondern auch unsere Wohnung und Erholungs­stätte, die Quelle der Belehrung und des höheren Genusses, ein von uns verwaltetes Gut, Las wir unseren Nachkommen mit reinen Händen übergeben müssen.

Dies gilt vor allem für einen Naturschatz, wie es die Wildbader Heilquellen, das Kleinod unseres Schwabenlandes, sind. Dieses einzig in seiner Art dastehende, mit Geld- und Geldeswert nicht aufzuwiegende Naturwunder darf nicht ge­fährdet werden. Hier heißt es: Hände weg! Wie groß die ihm drohende Gefahr ist, geht aus Aeußerungen zahlreicher Geologen und Sachverständiger hervor. Professor Dr. Sauer erklärte in seinem am 6. Februar 1S09 in Stuttgart gehaltenen Vortrag über das Stuttgarter Wasserversorgungsprojekt:Zu beachten sinL aber beim Enztalprojekt verschiedene Impon­derabilien, die man nicht fassen, nicht greifen kann. Das stnd die Bedenken wegen der Wildbader Thermen und das ist der am schwersten wiegende Grund, der gegen das Schwarzwald- projekt ins Feld geführt wird." Dieselben Bedenken äußerte Professor Dr. Fraas, der die Wildbader Thermen mit einem schallosen Ei" verglich und Professor Dr. O. Lueger sprach of­fen von einer drohenden Vernichtung der Wildbader Thermen bei Ausführung der Stuttgarter Pläne. Es ist deshalb be­greifliche wenn von der Aerzteschaft und den Freunden des Wildbades der Ruf nach einem Schutz- und Sperrgesetz für das Thermalquellengebiet Wildbads immer lauter und dringender erschallt, nach einem Gesetz, das alle Ein­griffe in die Wasserläufe und das Gebirge in der Nähe Wild­bads ein für allemal verbietet.

Reuette Nachrichten.

Stuttgart, 8. April. Bon zuständiger Seite wird mitgeteilt: Es war in Aussicht genommen, daß der Landtag zur Beratung des Ent­wurfs eines Anderungsgesetzes zu den Landessteuergesetzen am Mitt­woch den 15. April zu einer kurzen Tagung zusammentreten sollte. Nachdem der Steuerausschuß, dem der Entwurf zur Borberatung überwiesen war, noch einen Teil der Osterwoche zu seinen Beratungen

benötigt, wird die Einberufung der Vollversammlung des Landtags erst aus Freitag den 17. April erfolgen. '

Stuttgart, 8. April. Der Stuttgarter Gemeinderat hat die Aus­hebung der Wertzuwachssteuer mit geringer Mehrheit abgelehnt, wesentliche Milderungen aber gegen eine Stimme gutgeheißen.

Köln, 8 April. In dem Lohnstreit im rheinischen Braunkohlen- rcoier fällte Reichskommissar Mehlich einen Schiedsspruch, wonach u. a. die Stundenlöhne für die dem Arbeitgeberverband im rheini­schen Braunkohlenreoier angeschlossenen Verbandswerke vom 14. 4. ab um 13 Proz. erhöht werden. Diese Regelung ist unkündbar bis zum 1. September. Von da ab soll monatliche Kündigung zum Monatsersten gelten. Die Erklärungsfrist läuft bis zum 10. April. Die Arbeitgeber erklärten sich gegen eine Erhöhung der Stundenlöhne.

Gießen. 8. März. Ein schwerer Unglückssall ereignete sich ge­stern nachmittag bei einer Hebung mit scharfen Handgranaten, die von der Maschinengeivehrkompagnie des hiesigen Bataillons des Infan­terieregiments Nr. 15 abgehalten wurde. Beim Werfen init einer Stielhandgranate explodierte diese zu früh, wodurch fünf Soldaten verletzt wurden, darunter drei schwer. Einer der Verletzten ist bald darauf gestorben.

Berlin, 8. April. Eine von den Brüdern Julius und Henry Barmat eingelegte Hnftbeschwerde war seiner Zeit von dem Unter­suchungsrichter abgelehnt worden. Die gegen diese Ablehnung einge- jegie Berufung ist nunmehr von der ersten Strafkammer des Land­gerichts I Berlin gleichfalls abgelehnt worden.

Berlin, 8. April. Die Kaufmannschaft der Budapester Straße hat an den Magistrat und an den Polizeipräsidenten ein Gesuch ge­richtet, in dem sie sich gegen die Umoenennung der Budapester Straße in Friedrich Edertstraße mit der Begründung wendet, daß die Firmen durch eine Umbenennung erheblich wirtschaftlich und finanziell ge­schädigt würden. Bei Nichtbeachtung des Gesuches wollen die Fir­men eine geschlossene Regreßklage gegen den Magistrat wegen des ihnen entstehenden materiellen Schadens erheben.

Berlin, 9. April. Gestern abend fand in Berlin eine Sparer­versammlung statt, welche der Verband zur Aufwertung von Staats­und Kommunalanleihen gemeinsam mit anderen Verbänden einberusen hatte. Eine von der Versammlung angenommene Entschließung, die in scharfer Weise gegen den Auswertungsentwurf Stellung nimmt, fordert den Reichspräsidenten auf, sich der Sparer anzunehmen, wenn nötig durch Veranlassung eines Volksentscheids.

Berlin, 9. April. Die gestern nachmittag vor dem Schiedsge­richt begonnenen Verhandluugen zur Beilegung des Konflikts in der Berliner Metallindustrie haben lautVorwärts" zu einem Teiler­gebnis durch einen Schiedsspruch geführt, der eine Lohnerhöhung für die Hilfsarbeiier- und -Arbeiterinnen von 4 und 3 Pfennig für die Stunde oorsieht. Die Verhandlungen, die ferner den Abschluß eines neuen Rahmentarifs zum Gegenstand haben, werden heute weiterge- führt werden. Das genannte Blatt hofft, daß ein befriedigendes Ergebnis erzielt wird.

Kottbus, 8 April. Das hiesige Schwurgericht verurteilte gestern den Grubenarbeiter Koszmierzak, der verheiratet war, und die Witwe des Grubenarbeiters Winkler aus Sedlitz bei Senftenberg in der Lausitz wegen gemeinschastlichen Mordes zum Tode. Koszmierzak hat am zweiten Weihnachtsfeiertag den Ehegatten der Winkler er­würgt, während die Frau Winkler dafür sorgte, daß niemand die Stube betrat. Einige Wochen vorher hatten beide Angeklagte ver­sucht, Winkler durch Gift umzubringen.

Wien, 9. April. Generaloberst von Pflanzer-Baltin ist an einer Lungenentzündung im Alter von 70 Jahren gestorben.

Spezia, 8. April. An Bord des SchlachtschiffesCalo Duilio" explodierte aus bisher unbekannten Ursachen ein Geschoß. Dadurch wurden fünf Matrosen getötet und fünfzehn verwundet.

Faenza, 9. April. Auf dem Corsa Sasfi feuerten drei unbe­kannte Personen, vermutlich Kommunisten, aus drei Faszisten mehrere Reoolverschüsse ob und setzten das Feuer noch fort, als sie diese be­reits niedergestreckt hatten. Zwei der Getroffenen sind ihren Wun­den erlegen. Der dritte ist schwerverletzt. Die Mörder hielten das herbeieilende Publikum mit ihren Revolvern in Schach und entkamen auf ihren Fahrrädern.

Paris, 8. April. Das Kriegsgericht in Orleans sprach heute den Hauptmann Sadoul mit vier gegen drei Stimmen frei. Bekanntlich mar der Hauptmann ursprünglich wegen Hochverrats, Einverständnisses mit dem Feind, Verletzung der Soldaten zum Ungehorsam und Desertion angeklagt. Der Regierungsvertreter hatte aber alle An­klagen bis auf die Desertion fallen lassen und auch von der Desertion wurde Sadoul heute sreigesprochen.

Paris, 9. April. Die Debatten über den Finanzpian der Regie­rung tzerriot nahmen gestern heftige und tumultuöse Form an. Gegen den französischen Unterrichtsminister wird von der Opposition ein hef­tiger Kamps geführt. - Die deutsch-französischen Wirtschaftsverhand­lungen, die in den letzten Sagen günstig fortgeschritten sind, werden über die Oslerfeiertage unterbrochen.

London, 8. April. Im Unterhaus wurde der Antrag der Arbeiter­partei auf Sozialisierung und demokratische Kontrolle der wichtigsten Industrien und der Banken mit 281 gegen 124 Stimmen abgelehnt.

London, 8. April. Aus eine Anfrage Kenworthys, ob die große Werstanlage in Singapore ohne gleichzeitigen Bau von Befestigungen vor sich gehe, erklärte der Kriegsminister, daß man die Anlage von Befestigungen erwäge. -

Moskau, 8. April. Die Ergebnisse der heute beendeten Wahlen zu den Moskauer Sowjets sind folgende: 2554 Kommunisten und 1308 Parteilose, d. h. 34 Prozent. Unter den Delegierten sind 933 Frauen. Bei den vorigen Wahlen betrug die Zahl der Parteilosen 12,3 Prozent.

Peking, 8. April. Der im Januar von einer Räuberbande ent­führte belgische Geistliche Declippele wurde sreigelassen.

Das Urteil im Beleidignngsprozetz Staatspräsident-Beobachter.

Stuttgart, 8. April. Herr Hopf wird wegen einer öffent­lichen, durch die Presse gegangenen Beleidigung zu einer Geld­strafe von 1000 Mark verurteilt. Dem Nebenkläger wird die Befugnis zugesprochen, den verfügbaren Teil des Urteils bin­nen eines Monats imBeobachter", in derSüddeutschen Zei­tung" und imStaatsanzeiger" zu veröffentlichen. Bezüglich desFrontkämpfer-Artikels" wird Herr Hopf freigesp rochen Herr Schlensog erzielt ebenfalls einen Freispruch. In dem ArtikelDer Herr Staatspräsident" sieht das Große Schöffen­gericht die beleidigenden Sätze lediglich im zweiten Teil dieses Artikels und in folgenden Wendungen:Schmähung großer Teile des Volkes", Worte gesprochenzur Verhetzung von Stadt und Land",Mißbrauch des Amtes zu parteipolitischen Zwecken". Die fragliche Rede des Staatspräsidenten habe nach der Ansicht des Gerichtes, bei Parteigegnern wohl Anlaß zu Kritik geben können, insofern der Staatspräsident vielleicht etwas einseitig gesprochen habe. Die Kritik, desBeobachters" sei aber weit über das berechtigte Maß hinausgegangen. Die Beleidigung schwerster Art sei in dem Vorwurf des Sadismus zu sehen. Nach der Ansicht des Gerichtes ist die allgemein zu Grunde zu legende Bedeutung des Wortes Sadismus die: auf perverser Veranlagung beruhende Lust, wenn Andere schmerz empfinden. Den Schutz des 8 193 St.G.B.: Wahrung berech­tigter Interessen, kann das Schöffengericht dem Angeklagten nicht zubilligen. Herr Hopf ist daher eines Vergehens der öf­fentlichen, durch die Presse begangenen Beleidigung schuldig zu sprechen." DerFrontkämpfer-Artikel" steht, nach der Ueber- zeugung des Gerichts, auf ganz besonders niedrigem Niveau. Er enthalte in der Tat sehr schwere Beleidigungen gegen den Staatspräsidenten. Die erhobenen Vorwürfe seien nach der Beweisaufnahme gänzlich unbegründet. Das Gericht habe aber die Ueberzeugung gewonnen, daß Herr Hopf zur .»seit der Ver­öffentlichung dieses Artikels in der Tat Redaktionsgeschäfte nicht ausgeführt habe Er sei daher in diesem Fall freizuspre­chen. Was das Strafmaß betreffe, so komme verschärfend die Schwere der Beleidigungen in Betracht. Einem Staatspräsi­

denten müsse auch ein erhöhter Schutz seiner Perlon zugebilligt werden. Das Schöffengericht habe aber von der Verhängung einer Freiheitsstrafe Abstand genommen, weil Herr Hopf, trotz­dem er mehrere Jahre und zwar in teilweise sehr unruhigen Zeiten im politischen Kampf steht, noch nicht vorbestraft ist, well er den inkriminierten Artikel nicht selbst verfaßt und weil er sich mit dessen Ton nicht einverstanden erklärt hat.

Der evang. Geistliche am Sarge des Reichspräsidenten Ebert.

DieEvang.-kirchl. Korrespondenz" des Ev. PreßverbandeS für Baden schreibt: Stadtpfarrer Hermann Maas in Heidel­berg ist wegen seiner Mitwirkung bei der Beerdigung des Reichspräsidenten Ebert vielfach und in scharfer Weise kritisiert und angegriffen worden. Es wird dahei vielfach außer acht gelassen, daß er von den Kindern des Verstorbenen, welche der evangelischen Kirche angehören, gebeten wrrde, am Sorg ihres Vaters Worte des Trostes zu sprechen. Er hat das getan in einer Ansprache, die im Gebet, Vaterunser und im Segens­spruch ausklang. Eine Einsegnung des Verstorbenen, der aus der katholischen Kirche ausgetreten und Dissident gewesen, ! hat nicht stattgefunden. Aehnliche Fälle kommen häufig vor. , Soll sich die Kirche versagen, wenn ihr Trostwort begehrt wird? Warum hätte sie gerade in diesem Falle "sich versagen sollen?

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Trauerfeier für die Opfer der ZecheMathias Stinnes". !

Die Opfer des Unglücks ans der ZecheMathias Stinnes" . in Karnap wurden gestern mittag zur letzten Seilfahrt geleitet Nach einem stimmungsvollen Vortrag einer Musikkapelle spra- . chen zunächst der evangelische Pfarrer Lenz-Karnap, und der katholische Dekan Wenkcr-Horst, Worte des Glaubens und deS ! Trostes. Generaldirektor Held von der ZecheMathias Stin- j nes" widmete den Heimgegangenen einen herzlichen lstachrus > und sprach Len Hinterbliebenen im Namen der Zechenverwal- ! tung, sowie im Auftrag der Reichs- und Staatsbehörden Herz- ! liches Beileid aus. Landrat Dr. Mertens, der zugleich im Auf- ! trag des Regierungspräsidenten und des Oberprästdenten der Rheinprovinz, sowie des Oberpräsidenten der Provinz West­falen sprach,, gab dem Wunsche Ausdruck, daß die Opfer, die hier gebracht worden sind, nicht vergeblich -ein., möchten. Aus , dem Friedhof wurden die Opfer in ein gemeinsames Grab -

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Freispruch tn dem Prozeß wegen des Herner Eisenbahnunglücks, j

Herne, 8. April. Der Staatsanwalt hielt in seinem Plai- doyer den Angeklagten Haberkampf für schuldig am 13. 1. mit seinem D-Zug das Haltesignal überfahren und im Bahnhof Herne das Eisenbahnunglück verschuldet zu haben. Er Le-, antragte gegen den Angeklagten eine GesängnisstrassFvon neun Monaten. Dem gegenüber trat in seiner 1'Xstündigen Ver­teidigungsrede Rechtsanwalt Frank-Dortmund für eine völlige Freisprechung des Angeklagten ein. Darauf wucde die Ver- . Handlung auf nachmittags 3 Uhr vertagt, -stach Eröffnung der Nachmittagssitzbng wurde sofort das Urteil verkündtt. Der Angeklagte wurde freigesprochen.

In der Urteilsbegründung heißt es, es wäre einwandfrei festgestellt, daß die Signale nach dem Unglück ans , Halt" ge­standen und die Einrichtungen vorschriftsmäßig in Ordnung gewesen sei. Die Stellwerkbeamten hätten unter Eid versichert, daß sie keine Manipulationen vorgenommen bätten. Anderer- i seits sei der Angeklagte ein einwandfreier Mann, dem seine ! Vorgesetzten das beste Zeugnis ausstellen. Die Strecke sei so ' alltäglich, daß ein Mann wie der Angeklagte, der sie durch Jahrzehnte befahren habe, die Orientierung nicht hätte ver­lieren können. Der Gerichtshof sei nicht in der Lage, ein Ur­teil zu fällen, zumal bei dem Herner Signaldicnst Unregel­mäßigkeiten vorgekommen seien. Da durch die unrichtige Mel­dung über die Abfahrt des Personenzugs noch die Vermutung bestärkt wurde, daß vielleicht doch unlautere Manipulationen nach dem Unglück von dem Stellwerkspersvnal vorgenommen worden seien, könnte trotz des dringenden Verdachts eine Ver­urteilung nicht erfolgen. Der Angeklagte wird daher kostenfrei freigesprochen.

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. Der Fall HolzmannBartels.

Der russische Kaufmann Holzmarsir, der ebenso wie der ! frühere-Leiter des Berliner Fremdenamts, Regierungsrat Bar- ! tels, im Lazarett des Untersuchungsgefängnisses liegt, wollte . gemeinsam mit seinem Mitgefangenen einen Kassiber in russi­scher Sprache durch einen dritten Gefangenen, der entlassen werden sollte, aus dem Lazarett herausbringen. Der Kassiber ! gelangte jedoch in die Hände des Untersuchungsrichters. Die ' Mitteilung, aus der hervorgeht, daß sich beM Unteriuchungs- ! gefangene schuldig fühlen, wird für die Anklagebebörde von größter Wichtigkeit sein. Der Untersuchungsrichter hat sofort verfügt, daß Holzmann aus dem Lazarett nach dem Zcllen- gefängnis gebracht wird. Auch Kutisker ist aus dem Lazarett wieder in das Untersuchungsgefängnis gebracht worden.

LsrMe drr MW-Reklame!

Wm« ist die Tageszeitnng allen andere» Werdemilleln Verlegen?

1. Die Tageszeitung wird von allen Bevölkerungs­schichten gelesen; sie geht in den Familien von Hand zu Hand, liegt überall auf und wird täglich und stündlich von Hunderten und Tausenden an zahlreichen Verkehrs- und Gaststätten zur Hand genommen. Verbreitung und Gelesen- heit der Tageszeitung vereinigen sich so zu außerordentlicher Werbewirkung.

2. Der Leser widmet selbst in dieser hastenden, flüch­tigen Zeit der Lektüre seines Blattes ruhigste Aufmerksam­keit; seine Interessen sind mit den darin enthaltenen Nach­richten aufs engste verknüpft, und der Anzeigenteil namentlich vermittelt ihm in Angebot und Nachfrage die wichtigsten Anregungen.

3. Die Anzeig-nbesteller haben die Gewißheit, daß sie mit ihren Anpreisungen die breitesten Schichten erreichen, die erste Voraussetzung für wirkliche Werbeerfolge.

4. Di» Tageszeitung dringt schnell und pünktlich und in kurzen Abständen bis in das entlegenste Dorf und wird auch !. dort zur Trägerin lebendiger Werbekraft.

5. Jede Zersplitterung der Werbetätigkeit vermindert ihren Wert. Die Zeitungsreklame vermeidet solche. Er­folgsicher inseriert man im

Enztäler".

^ Berlin, 8. i ' Staatsbank bis i ausgeliehenen, t prolongiert. Di - nämlich im In longation der ( geschlossen. D das angekünmg diskontbank, da der Golddiskon bank seien Kret naten, in Ansn sicht genommen

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Wie weite: Verlauf der 8 daß an seiner blocks nicht schk mitgeteilt hatt< schalls von Hn graphisch, von fahl dringend, Kandidatur zu heute mittag, Hindenbnrg ai Bayerische Vc Bauernbund r dieser Kairdida beigetreten.

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