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lenbürg hat in seiner letzten Generalbeschlossen, im Hinblick darauf, daß entliche Veranstaltungen, Begräbnisse >et erscheint, eine neue Kahoe an- hier stattfindenden Gauturnfest soll eihe verbunden werden, icht besonders betont zu werden, daß, Turnverein vor einer leeren Kasse sein Ansehen in allen Kreisen der auf die Würdigung seiner gemeinweiche hauptsächlich der gesamten läßt den Verein es wagen, eine lstalten. Wenn nun in den nächsten den Sammellisten erscheinen, so bittet ; und Hand offenzuhalten; jeder gebe ,ch seinem Können, keine Fehlbitte getan zu haben, im -Willigkeit der Einwohnerschaft sagt jetzt allen Gebern herzlichen Dank.
r « h a u s e rr 1. Februar findet im Gasthaus
er Feuerwehrkapelle Neuenbürg,
Fntz Ratfelder.
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Zweites
Blatt.
Zweiter 4. Blatt.
ss.
Samstag, den 3t. Januar 192S.
83. Jahrgang.
Freudrnstatt, 30. Jan. (Städtische Fragen.) Der Gemcindc- rat beschloß die Vergrößerung des Elektrizitätswerks mit einem Gesamtaufwand von 170 000 bis 180 000 Mark, sowie die Ncber- nahme der hypothekarischen Sicherheitsleistung für eine von der Amtskörperschaft zum Bau einer chirurgischen Abteilung des Bezirkskrankenhauses erforderlichen Summe ron 500 000 bis 600 000 Mark. - . -x
Geislingen OA. Balingen, 30. Jan. .Eine fleißige Gans.) Felix Schund ist im Besitz einer Gans, Re im Verlauf der letzten drei Monate 40 große Eier gelegt hat. Sie har immer noch das Legfieber und erfreut ihren Herrn fast «eben zweiten Tag mit einem Ei, eine Seltenheit zu dieser Jahreszeit.
Tübingen, 30. Jan. (Abtreibung.) DaS Schöffengericht hat den SO Jahre alten Buchbinder Georg Lange in Stuttgart wegen zweier Verbrechen der Beihilfe zu Verbrechen gegen das keimende Leben unter Berücksichtigung einer früheren Strafe zu ein Jahr zehn Monaten Zuchthaus und den Kaufmann Hans Winter in Reutlingen wegen zweier Verbrechen der Beihilfe zur versuchten Abtreibung zu drei Monaten und die ledige Fabrikarbeiterin Frida Kofink in Reutlingen wegen zweier Verbrechen der versuchten Abtreibung zu 2)-2 Monaten Gefängnis verurteilt.
Reichenbach i. T., 30. Jan. (Ein hoffnungsvoller Junge. Gestern nachmittag bekamen zwei elfjährige Knaben beim Spiel Streitigkeiten. Der eine holte eine Zimmerftiine und fchoß seinem Kameraden in das rechte Auge. Der Bedauernswerte mußte noch im Laufe des Abends mit dem Sanitätsauto ins Bezirkskrankenhaus verbracht werden. Das Auge ist voraussichtlich verloren.
Bichishausen OA. Münsingen, 30. Jan. (Auch ein Strafbefehl) Dem hiesigen katholischen Pfarrer brach der Sturm über Nacht einen Rosenstecken ab. Nach der Kirche am Sonntag schlug der Pfarrer einen neuen Stecken für sein Rosen- stämmchen ein und band es wieder fest. Ein liebenswürdiger Nachbar zeigte den schweren Fall einer Sonnragsentheilignng beim Oberami an und der Pfarrer wurde um 20 Mark bestraft.
Laupheim, 30. Jan. (Ungetreuer Postbeamter) Der Postagent W. in M. mußte wegen verschiedener Äerfehlungen suspendiert und unter Anklage gestellt werden. Er zahlte den Rentenempfängern keine oder nur geringe Beträge ans und verwendete das Geld für sich. U. a. konnte er damit ein Harmonium, ein Damen- und ein Herrenfahrrad ankchaffen Allgemein fiel es auf, daß sich W., der nebenher noch ein kleines Land-Frisenrgeschäft betrieb, solche Anschaffungen leisten konnte.
Jngolbingen OA. Waldsee, 30. Jan. (Der Dachs an der Hundeleine.) Dieser Tage machten, lt. „Anzeiger vom Oberland", die hiesigen Jagdpächter einen guten Fang. Nachdem sie in einem Fuchsbau zwei Dachse und noch einen Fuchs ausgemacht hatten, wurde mit allen Jägerschlichen der Kampf um die Eroberung dieser willkommenen Beute ausgenommen Der erste Kampftag brachte nur den Sieg über den Fuchs und einen Dachs. Andern Tags ging der Kampf umso heftiger weiter. Die Jäger holten noch ihre Reserven heran und stehe da, ein beherzter Jägersohn eroberte den zweiten Dachs im Sturm. Die Nachgrabungen waren so weit vorgeschritten, daß man das Wild erreichen konnte. Der „junge Held" besann sich nicht lange, sondern stürzte sich auf Meister Grimbart, Packte ihn am Ge
nick und hob ihn aus dem Bau, zum Staunen aller. Nun aber kam etwas, was selbst alte Jäger noch nie gesehen haben. Der Eroberer des Tieres legte ihm eine Leine an und xur größten Lust und Freude aller Anwesenden lief der Dachs wie der folgsamste Hofhund an der Leine neben seinem Herrn her. Selbstverständlich hat dieser Vorgang bei der ganzen Einwohnerschaft allgemeines Interesse hervorgerufen und insbesondere die Schuljugend bewundert den zahmen Dachs, öer so willig und gelassen dem Tod entgegen ging.
Truchtelfingen OA. Neresheim, 30. Jan. (Verhaftet.) In einem hiesigen Hanse wurde ein fremder Mann, der vor einigen Tagen aus dem Zuchthaus entlassen morsen war, entdeckt, der sich wahrscheinlich abends zuvor eingeschlichen batte. Er hatte bereits verschiedene Gegenstände zusammcngepackt und wurde verhaftet. !
Heidenheim, 30. Jon. (Feuerwehrverband.) Auf Anregung i von Oberamtmann Pfleiderer wurde ein Bezirksfeucrivehrver-: band gegründet, dem 22 Gemeindefeuerwrhren und eine Fabrik-' feurwehr sich angeschlossen haben.
Ellwangrn, 30. Jan. (Notzucht.) Der !3 Jahre alte Ländler Josef Schwarz von Ünterkochen hatte in der Nacht auf 27. November eine Fabrikarbeiterin aus der Wirtschaft in Erlau in eine Heuhütte geschleppt, dort vergewaltigt und erst am frühen Morgen fortgelassen. Trotz der Hilferufe des Mädchens sind in der Nähe stehende Arbeiter aus Furcht vor dem Rohling nicht eingeschritten. Der Angeklagre wurde zu sechs Jahren Zuchthaus und Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von zehn Jahren verurteilt. Das bei der Tat benützte Taschenmesser wurde eingezogen.
Der württembcrgische Weinertrag im Jahr 1924.
Die württ. im Ertrag stehende Weinbaufläche betrug 1924 10 626 Hektar gegen 10 681 Hektar im Jahre 1923. 1904 betrug sie noch 16 836 Hektar, sodaß inzwischen ein Rückgang um mehr als ein Drittel erfolgt ist. Die Zahl der Weinbaugemeinden ist seit 1904 von 511 auf 346 zurückgegangen. Geerntet wurden 65 600 Hektoliter oder 6,17 Hektoliter von einem Hektar gegen 12,63 ftn Jahre 1923, 36,80 1922 und 14,73 im Durchschnitt der Jahre 1914—23. Der unbefriedigende Weinertrag ron 1924 ist eine Folge der feuchten Sommerwitterung, die das starke und verderbliche Auftreten der Rebschädlinge förderte, dazu kam noch Hagelschlag. Unter den acht Weinbaugebieten des Landes hatte den besten Ertrag mit 11,22 Hektoliter pro Hektar das Zabergäu. Das Weinbaugebiet des unteren Neckartales, das 55,5 Prozent der gesamten Weinbaufläche des Landes erfaßt, erbrachte nur 6Z0 Hektoliter pro Hektar; dann folgten Tauber- grnnd mit 5,48, Enztal mit 4,85, Kocher- und Jagsttal mit 4,50, Remstal mit 3,49, oberes Neckartal mit 3,22 und die Bodenseegegend mit 2M Hektoliter, die sonst die höchsten Naturalbeträge erzielte. Manche Gemeinden hatten Glücksherbste und dieser war am größten in einer Gemeinde, die 29,17 Hektoliter erzielte. Von dem gesamten Weinertrag wurden während des Herbstes 33 677 Hektoliter gleich 513 Prozent verkauft, während der Durchschnitt des Kelterverkanfs in den zehn Jahren 1912 bis 1921 77 Prozent des Weinertrages betrug. Der Mangel an flüssigem Geld und die Einfuhr billiger Weine ans anderen Ländern sind der Grund für diese Erscheinuriq. Am stärksten war der Kelterberkauf wie gewöhnlich im Remstal und zwar mit 77,6 Prozent, während in der Bodenseegegend das kleine Erträgnis von 76 Hektoliter ganz eingekeltert wurde. Ter bei den Verkäufen unter der Kelter erzielte Preis war 1924 96,01 Mark und überstieg erheblich die Vorkriegspreise (Durchschnitt
1904 bis 1913 46 Mark). Ten höchsten Kelterpre's erzielte das Remstal mit 131,92 Mark für ein Hektoliter. Dann folge« Kocher- und Jagsttal mit 118,13, Enztal mck 97,22, unteres Neckartal mit 96,95, Taubergrurch mit 90,62, Zabergän mit 76,14, oberes Neckartal mit 75,83. Die besten Preise erzielten die größeren Weingutsverwaltungen und zwar die höchsten Preise die herzogliche Rentkammer mit 186^8 Mark für ein Hektoliter. Der Erlös des Kelterverkanfs verecbnet sich für 1924 zu 3 234443 Mark. In dem guten Jahr 1911 berrug er bei 61prozentigem Kelterperkauf 10 788 000 Mark. Die gesamte Weinernte des Jahres 1924 hat somit einen Geldwert von 6 210 800 Mark, gegen 527100 Mark im Mißjahr 1913, 13192 600 Mark im Jahre 1911, 20 308 600 im Jahr 1904 und 25 114 600 in dem berühmten Weinjahr 1868.
Vermischtes.
Bo« der bayrischen Grenze, 30. Jan. (Die Gendarmenmörder vor Gericht.) Am ersten Verhandlungstage wurde die Beweisaufnahme beendigt, die angesichts der zahlreichen zur Verhandlung stehenden Diebstähle und Einbrüche geraume Zeit in Anspruch nahm. In der gestrigen Sitzung v urden noch Zeugen und Sachverständige vernommen. Der Staatsanwalt erinnerte in seinem Plaidoher daran, daß die beiden .vanpt- angeklagten Köstler und Wiedemann die 82 Tage Freiheit nach der Flucht mit 55 Diebstählen ausgefüllt haben. Er erinnerte ferner an die Aufregung, die nach der Erschießung des Stationskommandanten Junker herrschte. 150 Mann Polizei wehr wurden neben der Gendarmerie aufgebot-n, die nich: weniger als 140 Streifen machte. Auch in Oberbayern und Württemberg wurde alles anfgeboten. Als am 18. November die Festnahme erfolgte, atmete alles erleichtert >ruf. Die Angeklagten hätten nicht so lange aushalten können, wenn ihnen nicht Unterschlupf gewährt und Hilfe geleistet worden wäre, Ter Staatsanwalt beantragte gegen Köstler wegen Meuterei, Körperverletzung, einfachen Diebstahls, 26 schweren Diebstählen, eines räuberischen Diebstahls und eines versuchten schweren Raubs 15 Jahre Zuchthaus und 10 Jahre Ehrverlust, die gleiche Strafe gegen Wiedemann und gegen die übrigen Angeklagten Zuchthausstrafen bis zu 2 Jahren 10 Monaten und Gefängnisstrafen bis zu 1 Jahr 3 Monaten.
Neue Zugsyitzbahn. Im Haushaltausschuß des Bayerischen Landtags erklärte der Hanüelsminister, daß nunmehr die Konzessionsurkunde für den Ingenieur Kathre-n zur Errichtung einer Standbahn auf die Zugspitze fertig sei. Die Kosten sind auf 18 Millionen Mark veranschlagt. Als Bedingung sei dabei die Finanzierung innerhalb drei Monate gestellt, die nötig ist, um den österreichischen Plänen zuvorzukommen. Auch flir ein« Bergbahn auf Kreuzest liegen verschiedene Konzessionsgejuche vor.
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Gv. Gottesdienste
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Sonntag, den I. Februar,
(4. Sonntag nach dem Erscheinungs- Fest.)
1V Uhr Predigt Ioh. 4, 27-42 Lied Nr. 410):
Dekan Dr. Megerlin.
2 Uhr Kirchliche Feier des Bezirksmädchentags (Chöre von Birkenfeld, Höfen und Neuenbürg werden Mitwirken).
Mittwoch abend 8 Uhr Bibelstunde im Gemeindehaus:
Stadtoikar von Jan.
In Waldrennach ist am Sonntag; »/,IO Uhr Predigt und am Don- nerstag abend 8 Uhr Bibelstunde.
Kathol. Gottesdienst
i« Neuenbürg.
Sonntag, den I. Februar,
9 Uhr Predigt und Amt.
>/,2 Uhr Christenlehre und Andacht.:
Methodisten - Gemeinde
Prediger E. Lang. Sonntag, den 25. Januar.
Borm. 10 Predigt.
I I Uhr Sonntagsschule.
Mittwoch abend 8 Uhr Bibel-- und Gebetstunde.
Geschichtliche Erzählung aus dem 15. Jahrhundert von Felix Na vor.
34) (Nachdruck verboten.)
Sie traten aus dem Zelt, nachdem Walter den Harnisch umgetan hatte; den Helm trug er im Arme, weil er ihm zu schwer die Wunde drückte, wenn er ihn anfs Haupt setzte.
Talja setzte eine kleine, silberne Pfeife an den Mund und entlockte derselben einen schrillen Pfiff.
Da kam ein kleines Berberpferd von reinster Rasse in leichtem Galopp angesprengt und schmiegte den schöngeformten Kopf an ihre Schulter. Sie streichelte den glänzenden Hals des Tieres und war mit einem Sprunge auf seine!« Rücken. Wie ein Pfeil schoß das edle Tier über die Lichtung, so daß Walters schweres Streitroß Mühe hatte, ihm zu folgen.
Keine Seele war im Lager zu sehen; aber im Vorbeireiten sah Walter, wie dunkle Angen zwischen den Vorhängen hin- durchblitzten und die Fremdlinge neugierig betrachteten. Nur am letzten Zelte saß eine alte Frau mit grauen Haaren und runzeligem Gesicht und erhob sich, als Walter vorbeiritt
„Warte, Fremdling!" sprach sie, „du 'ollst nichr aus dem Lager memes Stammes ziehen, ohne den Reisespruch zu empfangen."
Sie murmelte leise Worte in einer ihm unverständlichen Sprache und begleitete sie mit sonderbaren Gebärden und Zeichen.
^ »Ub mir deine Hand, schöner Junker!" sprach sie ernst, und als chr Walter die kräftige Rechte vom Rosse herab reichte, beschaute sie aufmerksam die Linien in der inneren Handfläche, mckte leise mit dem grauen Haupte und sprach, ohne den Blick von der Hand zu erheben: „Glück und Unglück wohnen nahe i beisammen I Viel von jenem harret dein, doch auch dieses wird dich treffen. Meide deinen besten Freund, treulos wird er dich verlassen, und das Unheil, das dich seinetwegen trifft, es wird dich beugen und dich lehren: Menschentreue gilt der Meeres-
Kleins Oooo" 8 r»Lis.
welle, die der kleinste Sturm vernichtet. Traue nur der eigenen Kraft und gehe festen Blicks und. sichern Schrittes durch die Wirren dieser Welt."
„Fahr Wohl, junger Herr", endete sie und machte ein Zeichen wie das Kreuz gegen ihn, so daß er sie verwundert anschaute, denn er hielt sie für eine Heidin. „Schicke mir mein wildes Enkelkind schnell wieder zurück, denn ich fürchte, es möchte allzugern und allzuweit mit dir ziehen, was dir und ihr nichts Gutes brächte. Viel Glück zur Fahre!"
Walter lächelte über die sonderbaren Reden der Alten und als Dalja dies bemerkte, sagte sie ernst: „Spotte nicht! Sie ist die Ahnfrau unseres Stammes, eine Werse Frau, die in die Zukunft schaut und Glück und Unheil Voraussagen kann. Oft schon haben wir ihrem Rate vertraut, und es ist uns zum Segen gewesen. Behalte ihre Worte und ergründe ihren Sinn, wenn du einsam durch die Wälder ziehst."
Langsam ging es den Berg hinauf und schweigsam war der Ritt durch den frischen Wald; Dalja war heure ernster, feierlicher gestimmt als gestern und mit ihrem blitzenden Geirand schien sie auch ihre tolle Ungebundenheit abgelegt zu haben. In dem samtenen Mieder mit Silberschnüren ah sie viel gesetzter, frauenhafter ans als in den: bunten Aufputz, den sie gestern getragen. Walter gefiel das wohl und er bedauerte, daß er ihr in Gedanken Unrecht getan hatte, als er sie für einen bösartigen Kobold hielt; er bekam heute ein anderes Bild von ihr und dieses behielt er lieber in seinem Gedächtnisse, obwohl auch das andere seinen eigenen Reiz kür ihn hatte.
Ans der Waldebene, wo der Weg bequemer war, sprang Dalja vom Pferde und auch Walter stieg ab und befahl Heiner, mit den Rossen voraus zu reiten. Dalja pflückte Waldblumen und wand sie zu einem Strauße, den sie Walter überreichte. „Vergiß Dalja nicht", sprach sie dabei leise und blickte scheu zu dem hohen Manne auf, der ernst neben ihr herschritt und so schweigsam war. Vielleicht ahnte sie, daß eine Scheidewand zwischen ihr und ihm aufgerichtet sei, die ein ansrichtiges Sich- aussprechen unmöglich machte. Das tat ihr weh; aber sie
wollte den schönen Junker nicht betrüben und gedachte den Abschied kurz zu machen.
Sie hing plötzlich an seinem Halse und Walter blickte in ein Paar fenchtschimmernde Augen, aus denen eine ganze Welt voll Leidenschaft ihm entgegenleuchtete und er fühlte beiße Küsse, die wie Feuer brannten auf seinen Lippen. Ein süßer Schauer durchrieselte ihn bei dieser ungewohnten Liebkosung. „Leb Wohl, mein Leben", flüsterten ein Paar bebende Lippen — wie ein scheuer Vogel war sie im Gebüsch derichwunden. Walter ging sinnend weiter; er war unzufrieden mit sich und mit der Welt.
Als er aus dem dunklen Waldbanne ins Helle Sonnenlicht hinaustrat und in der Ferne die Heerstraße schimmern iah, teilten sich hinter ihm leise die Büsche und Daljas große Augen blickten chm sehnsüchtig nach, bis seine glänzende Rüstung verschwand. Dann warf sie sich ins Heidekraut, Preßte die kleinen Hände auf ihre Augen und schluchzte, daß ihr ganzer Körper zuckte und bebte. Aus dem übermütigen Kinde war über Nacht eine sinnende Jungfrau geworden, und sie wußte nun, was das Wörtchen Liebe zu bedeuten habe.
11 .
Durch das liebliche Tal der Steinlach schrick auf der holperigen Straße ein rüstiger Wanderer; eine dunkle Kutte, deren Kapuze zurückgeschlagen war, deckte den hageren, hochoufgerich- teten Körper, um dessen Lenden sich ein häin'ener Gürtel schwang. — Ein schmaler Kranz von Haaren umrahmte den schöngeformten Kopf, dessen Scheitel kahl grichoren war. Der breitrandige Reisehut hing an dunklem Bande iveit auf den Rücken hinab.
Das blasse Gesicht mit den geistreichen Zügen und den klugen, Hellen Äugen unter der hohen Stirne war vom raschen Gange leicht gerötet und in großen Tropfen stand dem Wandersmann der Schweiß auf der Stirn. Er mußre einen weiten Weg gemacht haben, denn auf den Füßen, die auf festgefchnttr- ten Sandalen gingen, lag weißer Staub, und der lange Stab, den er als Stütze führte, war an seinem Ende abgescharft.
(Fortsetzung folgt.)