am 15. Juli auf 131 326. am 15. August auf 161833. am 15. September auf 214856, am 15. Oktober auf 221283» 15. November auf 201490 Mark für den Monat.
Stuttgart, 6. Dez. (Zahl der Reichstagswahler in Groß-Stutt- garl.) Die Zahl der Stimmberechtigten Groß-Stuttgarts ist laut Mitteilung des Stadt. Nachrichtenaims nunmehr auf 228025 festge- stelb. Dazu kommen noch rund 2000 Stimmscheine, sodaß die Gesamtzahl rund 230 000 betrag».
Beilstei« OA. Marbach, 6. Tez. (Verhaftung.) Landjäger Nüßle wurde lt. „Postillon" durch zwei Kriminalbeamte wogen Straftaten, die mehrere Jahre zurückliegen, verhaftet.
Hellbraun, 6. Dez. (Daiermord.) Das Schivargeiichl hat de» Friedrich Nüge» von Talheim. der 28 Jahre alt ist und zuletzt in der Zwirnerei Sontheim beschäftigt war, wegen vorsätzlichen Totschlags zu >2 Jahren Zuchthaus und 10 Jahren Ehrverlust und seine 16 Jahre alte Schwester Eugenie Rüger aus demselben Grunde zu 5 Jahren Gefängnis verurteilt. Die Bernrieilten haben mit noch zwei unmündigen Brüdern am 16. August ihren Barer, den 5! jährigen Taglöhner Friedrich Rüger, umgebracht. Alle schlugen sie wütend auf den Pater mit Stöcken ein und tue 15jährige Eugenie stach den» Vater noch ein Messer in den Hals, worauf er nach kurzem Röcheln verschied. In der Familie waren gänzlich zerrüttete Verhältnisse. Der Vater war brutal und jähzornig, hatte auch schon an der unmündigen Tochter unsittliche Handlungen vornehmen wollen und es herrschte eine starke Erbitterung gegen den Vater. Der Sohn Friedrich mar schon in einer Fürsorgeänjtalt und die Eugenie mußte einen Dienst in Heilbronn wegen Unehrlichkeit verlassen. Am fraglichen Abend hatte es wieder Auftritte gegeben und Friedrich wurde von seiner Schwester aufgefordert, gegen den Vater vorzugehen. Am andern Tag nach der Tat inachten Friedrich Rüger und einer seiner Brüder der Polizei Mitteilung von dem Totschlag.
Biberach, 4. Dez. (Warnung vor Mädchenhändlern.) Auf der Straße Iordanbad—Biberach und Halden—Ummendorf sind abends und morgens wiederholt junge Mädchen von Autopassagieren zur Mitfahrt aufgefordert worden,' glücklicherweise leisteten die Mädchen der Aufforderung keine Folge. Aller Wahrscheinlichkeit nach handelte es sich um Mädchenhändler.
Laupheim, 6. Dez. (Großfeuer.) Ein schauerlicher Anblick bot sich den am Freitag mittag vom Stadtbahnhof zum Hauptbahnhof fahrenden Passagieren. Das Innere des Viehhauses des in der Nähe des Hauptbahnhofs gelegenen, der Landwirtschaftskammer gehörigen DUrnachhofes brannte lichterloh.; durch die Fenster des Stalles sah man nur ein Feuermeer. Nach Halten des Zugs eilte Zugspersonal und Passagiere zum brennenden Stall; die Türe ain Giebel war unverschlossen, dicht neben ihr ivar der Brandherd, wo dort aufgetürmtes Stroh, wohl mehrere Wagenladungen, lichterloh brannte. Es gelang einigen Männern, hart am Feuer vorbei zu dem am Boden liegenden, fast erstickten Vieh zu kommen und unter Erstickungsgcfahr einige Stücke loszuketten und drei am Feuer vorbei ins Freie zu retten. Einem Retter wurde dabei der Bart versengt. Weitere Rettungsversuche mußten wegen Erstickungsgefahr eingestellt werden, so daß außer den drei Stück Vieh kein weiteres gerettet werden konnte; 27 Stück sind elend umgekommcn. Die Feuerwehr war ivegen Wassermangels inachtlos.
Ebenweiler, OA. Saulgau, 6. Dez. (Adlerjäger.) Hoch in den Lüsten über dem Stnnishauser Wald erblickte Sonnenwirt Neuburger eine bei uns äußerst seltene Jagdbeute, einen Steinadler Der scharfe Schütze legte an und der Glücksjchuß zerschlug dem König der Lüfte den Knochen des rechten Flügels, so daß der kühne Segler im Gieit- slug landen mußte Der stolze Vogel hat bei einer Körperlänge von 95 Ctm. eine Flügelspannweite von 2,25 Meter.
Freiburg i. Br., 6. Dezbr. Ein sinnlos betrunkener 18 Jahre alter Hilfsarbeiter von hier wurde dieser Tage auf die Polizeiwache gebracht und dort auf Anweisung eines zugezogenen Arztes in die medizinische Klinik überführt. Dort ist er ohne das Bewußtsein wieder erlangt zu haben, in der folgenden Nacht gestorben. Die Sektion der Leiche ergab, daß der Tod infolge Alkoholvergiftung eingetreten ist. Der junge Mann hat am Nachmittag im Keller einer hiesigen Wirtschaft gearbeitet und dort ein größeres Quantum stark alkoholhaltiger Getränke zu sich genommen.
Gutach, 5. Dez. Seit langer Zeit war hier wieder eine Hochzeitsfeier nach altem schönen Brauch zu sehen. Ter Bräutigam war von hier, die Braut jedoch aus dem Nachbarort Kirnbach. Deshalb mußte die Braut zuerst „verkauft'' werden, d. h. die Kirnbacher Burschen umringten die Bram und gaben sie erst frei, nachdem der Bräutigam die Braut durch das Versprechen einer Gabe Wein gelöst hatte. Im Hochzeilszug kamen dann die. alten schönen Trachten in vollster Pracht zur Entfaltung.
Konstanz, 5. Dez. Zum Mordversuch in Winterthur berichtet die „Thurgauer Zeitung", daß der 21jährige Kaufmannsgehilfe Lebherz vor dem Untersuchungsrichter eingestanden hat, dem Pensionierten Lokomotivführer nach dem Leben getrachtet zu haben. Nach den bisherigen Ermittlungen scheint jedoch die Geliebte des Väters, Hildegard Röhl, von einer Mordabsicht des Lebherz nichts gewußt zu haben, sodaß sie sich nur wegen Betrugs und Beihilfe bei einem Erpressungsversuch zu verantworten haben dürfte.
Urnau (Amt Ueberlingen), 5. Dez. Beim Heimweg von einem im nahen württembergischen Dorfe Kappel anläßlich der Einführung des elektrischen Lichts veranstalteten Fest lauerte ein junger Bursche aus Eifersucht einem Pärchen auf und schnitt dem begleitenden Burschen den Hals fast ganz durch. Wie verlautet, ist der schwerverletzte junge Mann, der zudem nicht der Richtige war, bereits im Krankenhaus gestorben.
Ueberlingen, 5. Dez. Der Hauptfesttag der Einweihungsfeierlichkeiten des Münsters ist am Sonntag. Prinz Max von Baden, Fürst zu Fürstenberg und Ministerialdirektor Dr. Schwörer von Karlsruhe, als Vertreter der badischen Regierung, haben ihre Teilnahme an dem Hauptfest zugeiagt. Gestern traf der Erzbischof von Freiburg in der Stadt Ueberlingen ein.
Siickingen, 5. Dez. Heute morgen gegen 5 Uhr entstand im Sägewerk Kähny Feuer, das mit rasender Geschwindigkeit sich ausbreitete und schon nach ganz kurzer Zeit die großen Vorräte an Lohwellen, sowie neue Maschinen, die erst gestern eingetroffen waren, ergriff. Die Feuerwehren von Säckingen, Obersäckingen, Wallbach und eine Wehr aus der Schweiz waren alsbald zur Stelle und bemühten sich um die Einschränkung des Brandes, um vor allem das Bretterlager zu schützen und die anstoßenden Schuppen zu retten. Das Feuer legte das gesamte nach dem Kriege neu erstellte große Werk in Aiche. Lediglich das Gerüst der Gattersägen und Eiseiweile einer gestern neu angelangten Maschine ragen aus dem zusammenzebroche- nen und verkohlten Balkenwerk hervor. Das Wohnhaus und ein Schuppen, sowie das Vieh konnten gerettet werden. Reiche Nahrung fand das Feuer auch in den Benzinvorräten, die sich für die beiden Lastautos im Werk befanden und mit maschinengewehrfeuerähnlichem Getöse explodierten. D>e verschiedenen Feuerwehren sind allmählich des wütenden Elements Herr geworden. Es gelang ihnen auch, den größten Teil des stark gefährdeten etwa 100 Meter tiefen Bretterlagers zu retten, auf das die Flammen bereits übergegriffen hatten. Als Brandursache ist mit Bestimmtheit Kurzschluß anzunehmen, da das Feuer an der Stelle des Schuppens bemerkt wurde, wo die elektrische Hauptleitung in das Anwesen führt. Der Ausbruch des Brandes wurde von einem Elektromonteur bemerkt, der die Leitungen untersuchte. Die Löscharbeiten waren sehr erschwert durch Len Mangel an Hilfsmitteln und durch die ungünstige Lage des Werkes, das auf der einen Seite vom Rhein, auf der anderen Seite vom Bahndamm begrenzt wird.
DErMttichtes.
Zeppelinbegeisterung. Dr. Eckener hat eine Million drei- hunderttausend Glückwunschtelegramme erhalten.
Die Zugspitzbahn gesichert. Das Projekt der öst-rreichiichen Zugspitzbahn ist endgültig gesichert. Nachdem die österreichische Seilbahn A.-G. in Wien die Vorarbeiten zur Zufriedenheit ausgeführt hat, ist von der Bundesregierung die endgültige Zustimmung zu dem Projekt gegeben worden. Ter Bau wird von der Leipziger Firma Adols Blehschert ausgeführt. Die Bahn wird nach einem neuen Shstcm der Firma erbaut werden. Die Trasse führt von Obermoos über die Ehrenwalder Kette und Wiener Neustädter Hütte zum West-Grat der Zugspitze und endet in der Nähe des Münchener Hauses (2964 Meter) auf der Höhe von rund 2820 Meter. Die Finanzierung ist durch deutsche und österreichische Finanzgruppen sichergestellt.
Die geröntgte Löwin. Die Löwin „Europa' des Dompteurs Schneider, die s. Zt. bei der Aufnahme des Filmes „Quo vadis" in Rom einen Sretisten zerfleischt hatte, ist im Berliner Zirkus Busch geröntgt worden Der Löwin waren in Rom mehrere Schüsse nachgeandt worden, von denen zwei getroffen hatten. Die Kugeln stecken noch heute in dem Körper des Tieres. Während die eine, d.e Hutter dem Ohr sitzt, fühlbar ist, sollte die Lage der anderen durch Röntgenaufnahme ermittelt werden, damit die Löwin operiert werden kann. Das Tier bereitete bei der Aufnahme große Schwierigkeiten und erst durch eine List des Dompteurs, der die Platte unter seinem Rock verbarg und sich an die Löwin schmiegte, glang es, die Aufnahme zu bewerkstelligen.
Ei« weitgereister Kinderbaklo». Bei einem Volksfest in Erfurt wurde von einem Bäckermeister aus Weimar ein Kinderballon losgelassen, an dem man als Erkennungszeichen eine Karte mit dem Namen des Eigentümers befestigt hatte. Dieser Ballon wurde am Tage darauf nicht weit von Königsberg auf- gesunden. Er hat die fast 800 Kilometer messende Strecke in etwa zwölf Stunden zurückgelegt, ist also mit der Geschwindigkeit eines Schnellzugs geflogen.
Dr. Eckener im Aeroklub von Deutschland. Der Aeroklub von Deutschland veranstaltete am Montag, 1. Dezember, in Berlin ein offizielles Frühstück zu Ehren des Führers des „R. Z. 126", Dr. Eckener, in seinen Räumen. Es hatten sich zu dieser Ehrung Wer 200 Vertreter der deutschen Luftfahrzeugindustrie und des Aeroklubs eingcfunden. Während des Frühstücks begrüßte der Vorsitzende, Major v. Kebler, Dr. Eckener, wobei er besonders darauf hinwies, daß die Zeppelinwerft in Friedrichshafen unter Führung von Dr. Eckener rnit vorbildlicher Energie alle Schwierigkeiten überwunden habe, die sich dem Bau von Luftschiffen in Deutschland entgegenstellten und daß aus dieser Energie des technischen Willens schließlich eine Politische Tat von hervorragendster Bedeutung entstanden sei, für die das gesamte deutsche Volk der Zeppelinwerft und vor allem Herrn Dr. Eckener die größte Dankbarkeit schulde. Als Anerkennung für die außerordentliche Tat verleihe der Aeroklub die goldene Medaille an Dr. Eckener und zugleich an den ältesten Mitarbeiter, den Oberingenieur Dr. Dürr. Kommerzienrat Mamroth sprach im Namen des Aero-Lloyd Tr. Eckener und der Besatzung den Dank aus für den Beweis, daß die Luftschiffahrt berufen sei, neue wichtige Berkehrsprobleme zu erschließen. Dr. Eckener dankte in bewegten Worten und betonte dabei, daß es weniger sein persönliches Verdienst als das Verdienst der gesamten Mitarbeiter der Zeppelinwerft sei, wenn dieser große und für Deutschland wichtige Erfolg erzielt sei; denn alle Arbeit sei im Geiste des Grafen Zeppelin geschehen. Von aller Anerkennung und von allem Jubel, der ihn in den letzten Wochen in Amerika und Deutschland umgeben habe, sei doch das Wichtigste und für ihn Ehrenvollste der Dank und die Anerkennung, die ihm durch diese Veranstaltung des Aeroklubs als dem Vertreter seiner Fachkollegen und seiner Fachwissenschaft gezollt wurde.
Der verminderte Schatz der „Schwarzen Häupter" von Riga. Während des Weltkrieges ließ die russische Regierung fast alle goldenen und silbernen Wertgegenstände aus den baltischen Provinzen ins Innere Rußlands fortschaffen, in der Befürchtung, daß sie den deutschen Truppen in die Hände fallen könnten. Auch der reiche Silberschatz der „Schwarzen Häupter", einer alten deutschen kaufmännisch-Patrizischen Organisation in Riga, wurde so auf russischen Befehl nach Moskau transportiert. Nunmehr ist zwischen der lettischen und der Sowjetregierung eine Abmachung getroffen worden, wonach der Silberschatz nach Riga zurückgehen soll. Indessen handelt es sich, dem „Ost-Expreß" zufolge, nur noch um einen Teil, da viele Sachen fehlen, darunter gerade die künstlerisch und historisch wertvollen Gegenstände a us dem 17. Jahrhundert.
Prozeß Haarmann.
Hannover, 6. Dez. Am heutigen dritten Verhandlungstag wird in die Vernehmung der Angeklagten über den Fall des 17jährigen Zimmermanns Hannappel eingetreren, dessen Tötung er unumwunden zugegeben hat. Die Schilderung Haarmanns bezüglich des Bekanntwerdens mit Hannappel wird von Grans bestritten. Grans behauptet, nicht gewußt zu haben, daß die Kleider bei Haarmann von getöteten jungen Leuten stammten, und will geglaubt haben, daß die Kleidungsstücke von abgereisten Leuten für Verpflegung, Reisegeld usw. gegeben worden seien, wie es ihm Haarmann gesagt habe. Es wird nachgewiesen, daß diese Angaben mit den Aussagen des Grans in der Voruntersuchung nicht ganz übereinstimmen, weshalb der Untersuchungsrichter als Zeuge geladen wird. Grans und sein Verteidiger stellen die Glaubwürdigkeit Haarmanns in Frage. Im Falle des Arbeiters Adolf Hennies bleibt Haarmann bei seiner gestrigen Aussage, wonach er den Hennies nicht umgebracht habe. Grans und Witkowski leien mit Hennies in sein (Haarmanns) Zimmer gekommen und er. Haarmann, sei dann fortgegangen. Als er am nächsten Morgen zurückgekommen sei, hätte die Deiche in »einem Zimmer gelegen. Die Leiche habe Haarmann dann zerstückelt und fortgeschleppt. Grans erklärt, Hennies nicht gekannt zu haben. Sein Verteidiger Dr. Lotze beantragt die Vernehmung des bereits verhafteten Witkowski. Bezüglich des Schlossers Spieker gibt Haarmann zu, daß auch dieser eines seiner Opfer gewesen sei. Grans will auch diesen nicht gekannt haben und nur einige Stücke von seinen Sachen gesehen haben. Haarmann gibt auch die Tötung des 22jährigen Arbeiters Heinrich Koch zu. Den 19jährigen Arbeiter Willi Senger, den er schon lahrelang gekannt hatte, bestreitet er getötet zu haben. Er sei nur in seiner Wohnung gewesen. Die Verteidigung erklärt, es sei nicht festgestellt, daß Senger nicht mehr am Leben sei. Den Mord des 16jährigen Lehrlings Hermann Speichert gibt Haarmann zu, ebenso den des 16jährigen Lehrlings Alfred Hogreft. Mit dem 23jährigen Hermann Bock, den er schon lange kannte, will er .Handel getrieben und auf diese Weise auch dessen Kleider erhalten haben. Er bestreitet, ihn getötet zu haben. Die Tötung des 16jährigen Wilhelm Abel, des Lehrlings Robert Witzei und des Lehrlings Heinrich Mattin gibt Haarmann zu. Dagegen bestreitet er, den Verkehr mit dem 10jährigen Schüler Friedrich Abelin und im Zusammenhänge damit auch dessen Tötung. Er habe mit Jungen, die körperlich nicht entwickelt gewesen seien, nie etwas zu tun gehabt. Er habe nur den Ueberzieher gekauft und den Sweater dazu bekommen. Haarmann gibt sodann die Tötung des 16jährigen Friedrich Koch, des 16jäh°
ttgen Bäckergesellen Erich de Vries und des Reisenden Ludwig Wittig zu, den auch Grans gekannt habe. Haarmann stellt die Sache so dar, als ob sich Wittig, genannt „der Düsseldorfer", ihm aufgedrängt habe, Grans hätte ihn dabei wiederholt Wegen Wittigs Anzug .gedrängt. Schließlich habe Haarmann sich doch mit ihm eingelassen und ihn dabei getötet. Als Grans am nächsten Tage kam, habe Haarmann die eben zerstückelte Leiche verborgen und Grans erst dann eingelassen. Sern erstes Wort sei dann gewesen: Wo ist denn der Anzug? Grans habe die Leichenteile gesehen und habe Haarmann dann beruhigt und getröstet. Nach seinen Angaben habe er den Wittig nicht zu sich genommen, sondern nur dadurch, Laß Grans ihn ihm zugefühtt habe, sei er auf ihn aufmerksam geworden. Grans gibt Wohl zu, damals einen Anzug gebraucht zu haben, bestrettet aber alle auf ihn bezüglichen Angaben Haarmanns. Laarmann sagte, wenn er alle um gebracht hätte, die GranK ihm eines guten Anzugs wegen zugesührt hatte, wären es Hunderte gewesen.
Reichstagswahlergebnis.
Neuenbürg, 8. Dez. Der mit einem außergewöhnlichen Aufgebot von Wort und Schrift, namentlich durch Wahlflugblätter, mit welch letzteren die Wählerschaft in der letzten Woche geradezu bombardiert wurde, und in welchen sich so recht die Zerrissenheit des deutschen Volkes ausdrückte, in dem Bestreben, den politischen Gegner herunter zu reißen, geführte Wahlkampf ist vorüber. Von einer noblen Kampfesweise in den verschiedenen Parteien kann nicht gesprochen werden, dies zeigte sich besonders in den Karikaturen der Wahlflugblätter. Rund eine Viertelhundert Parteien und Parteichen, dis sich wiederum ein halbes Hundert Parteibezeichnungen beilegten, mit 4638 Kandidaten rangen um den Sieg, ein Beweis, welch ein begehrenswerter Posten so ein Reichstagssitz ist. Wenn dabei da» nötige Verantwortlichkeitsgefühl nicht zu kurz kommt, könnte man es gelten lassen. Wenn der launige Msertzburger Bürgermeister in den letzten Tagen schrieb. Laß die über der Grenze über den politisch noch unreifen deutschen Hanswurst wieder etwas zu lachen haben, so dürste er Millionen seiner Zeitgenossen aus der Seele gesprochen haben. Das deutsche Volk lernt nichts aus seiner Vergangenheit. Patteizerrissenheit und Uneinigkeit sind die Götter, die es anbetet. Ob die deutschen Reichstagswähler seiner Parole folgten und mit ihrem gröbsten Besen über die kleinen Köpfe und die großen Mäuler gefahren sind, damit die Narretei der deutschen Wahlkomödie endlich ein Ende nimmt! Wir fürchten, sie wurde nicht in genügendem Maße befolgt, denn die deutschen Reichstagswähler, vielfach naive und politisch unreife Kinder, wurden gerade durch jene, welche an das Volk appellierten, durch ein übermäßiges Aufgebot von Wahlversammlungen und Wahlreden hypnotisiert. Unser Bezirk kam dabei nicht zu kurz, obwohl diese Wahlversammlungen vielfach keine große Zuhörerschaft aufwiesen. Das deutsche Volk hat eine Wahlmüdigkeit und Gleichgültigkeit befallen, die be- sorgniseregend ist und zu erwägen gibt, ob es gut ist, den Reichstag in Bälde wieder aufzulösen. An den in den Reichstag einziehenden Parteien und Volksvertretern liegt es nun, die vielen Versprechungen, welche den Wählern gemacht wurden, in die Tat umzusetzen, namentlich positive Arbeit zu leisten. Vor allem möchten wir wünschen, daß namentlich die großen Parteien ein größeres Maß von Verantwortlichkeitsgefühl aufbrächten durch gegenseitiges Sichverstehen und Miteinanderarbeiten, anstatt sich in kleinlichen Kämpfen auszuzeichnen. Wenn hüben und drüben Pflöcke zurückgefteckt werden, kann das möglich sein. Es wäre endlich an der Zeit, und der deutsche Wähler hat ein Recht, dies von seinen Vertretern zu fordern, wenn wir nicht weiter zum Wcltgespött werden wollen.
Das Wahlergebnis im Bezirk brachten wir noch gestern abend unter Gegenüberstellung desjenigen vom 4. Ma, zur Kenntnis der Oeffentlichkeit. Es zeigte eine Zunahme der Stimmberechtigten um rund 300 im Bezirk, dagegen eine Abnahme der Abstimmenden um rund 600. Bernbach und Loffenau wiesen wiederum den niedersten Prozentsatz der Wstimmen- den auf mit 27 bezw. 29; in der OberamtsstaLt stimmten 79 Prozent ab, Salmbach mit 85 Prozent dürste am stärksten abgestimmt haben, das Abstimmungsergebnis im Bezirk sind 61 Prozent, worin die Wahlmüdigkeit und Gleichgültigkeit der Wählerschaft ihren Ausdruck findet.
Unter den Parteien hat namentlich die Sozialdemokratie Anlaß, über das Ergebnis zufrieden zu sein. Gegenüber den Maiwahlen kann sie ein Plus von 752 Stimmen zu ihren Gunsten buchen dank ihrer guten Organisation und rührigen Wahlagitation in den Versammlungen. Die Deutichnationale Volkspartei (Württ. Bürgerpartei) verzeichnet em Plus von 468 Stimmen, das Wohl auf den Zuzug der Sparer zurückzuführen sein dürfte. Ob die Partei die in dieser Richtung gemachten Zusagen angesichts der rauhen Wirklichkeit alle durchsetzen kann? Das Zentrum, welches im Bezirk keine besondere Rolle spielt, hat eine Zunahme von 68 Stimmen zu verzeichnen. Die Kommunisten erfuhren eine Abnahme von 453 Stimmen, diese dürften Wohl zur Sozialdemokratie zurückgewandert »ein. Die Deutsche Volkspartei, nur in wenigen Versammlungen her- vorgetreten, dafür umsomehr in Wahlflugblättern tätig gewesen, hat 541 Stimmen gewonnen, der Völkisch-soziale Block 595 verloren, die Deutsch-demokratische Partei 128, wozu Her- renalb mit 99 Stimmen das Großteil beitrug. Von weiteren größeren Parteien ist noch der Bauernbund zu erwähnen mit der auffallenden Abnahme von 344 Stimmen. Das Wetter war der Abstimmung durchweg günstig, auffallend die Unkenntnis von Wählern, die trotz weitgehendster Belehrung der Meinung waren, der Stimmzttel werde ihnen ins Haus gebracht. An Ergebnissen aus Land und Reich verzeichnen wir folgende Meldungen:
Ergebnisse »ms Württemberg:
Die Parteien sind in der Reihenfolge der amtlichen Zusammenstellung ausgeführt; die Vergleichszahlen beziehen sich auf die Wahl vom 4. Mai 1924.
Abkürzungen: S Sozialdemokratie, DN — Deutschnationale Volkspartei (Bürgerpartei), Z — Zentrum, K Kommunisten, Vp — Deutsche Volkspartei, NS — Nationalsozial. Freiheitsbewegung, D — Deutschdemokratische Partei, W — Wirtschaft!. Vereinigung des württ. Mittelstandes, B -- Bauern- und Weingärtnerbund, H — Häußerbund, Fr — Freiwittschaftsbund, (in Baden: L — Landbund)..
Stuttgart-Stadt. Aus 167 Stadtbezirken lagen bis abends 11 Uhr von 166 Bezirken folgende Ergebnisse vor: S 30 152, DN 35121„ Z 17 087, K 27 917, Vp 17 201, NS 5272, D 23 752, W 461, B 2267, H 102, Fr 25K.
A.O.A. Stuttgart: S 8359 (6905), DN 3033 (3217), Z 900 (820), K. 6179 (7599), Vp 1216 (982), NS 514 (122»), D 3890 (3322), W 403 (206), B 4145 (4711), H 24 (122), Fr 20 (49).
Aalen: S 2943 (2152), DN 985 (714), Z 7363 (7481)) K 707 (1778), VP 1090 (883), NS 253 (569), D 821 »710), W 53 (73), B 1650 (1680), H 5 (2), Ir 12 (6).
Backnang: S 1169 (1059), DN 2319 <2230), Z 234 (198), K 1768 (2093), Vp 561 (573), NS 244 (385), D 844 (701), W 77 (157), B 4386 (4667), H 9 (2), Fr 18 (24).
Balingen: S 4575 (2859), DN 2768 (2811), Z 2104 (1867), K 1509 (2716), VP 639 (480), NS 694 (1257), D 4102 (3354), W 72 (88), B 1926 (2214), H 7 (3). Fr 667 (587).
Besigheim: S 4528 (4022), DN 1016 (1248), Z 140 <148), K 439 (940), Vp 449 (490), NS 180 (391), D 2156 (1523), W 41 (95), B 4988 (5552), H 3 (11), Fr 4 (11).
Biberack
K 332 (549). (52), B 1281 Blaubei Ä 114 (238), B 3982 (435 Bübling A 2517 (298' (63), B 3673 Bracken! K 207 (456), B 3622 (601 Calw: (1191), Vp 1 B 4205 (471 Crailhei S 170 (306), (123), B 564 Ehinge« K 269 (374), B 1555 (194!
Ellwang K 146 (213),
(49) , B 1311 Etzlingei
A 6397 (741, W 341 (375) Gaildor (305), Vp 4 B 4519 (504 Geislini K 551 (1210 W 73 (54), 1 Gerahro K 146 (166), (55), B 6830 Gmünd: K 1913 (291l (236), B 121!
Göppink K 3636 (524 W 135 (83),!
Ha«: L (317), Vp 1! B 5573 (596!
Heidenh» K 1959 (390k W 120 (126) Heilbror (3044), K 12, (6451), W 27 Herrenb K 790 (1372)
(78) , B 6160 Horb:
(489), VP B 1793 (247k Kirchhei, K 1459 (210^ W 41 (73), Ä Künzelsk K 116 (224), (89), B 4M8 Lauphei, K 175 (409), B 1189 (990) Leonbcrk K 2124 (2714 (71), B 5515 Leutkirch K 150 (246),
(50) , B 307 Ludwigs
(1369), K 37l (4338), W 55' Marbach (1145), VP 4 'B 7299 (7694 Maulbrr K 808 (1220). (106), B 347l Mergent K 165 (242), B 6226 (6370 Münsing K 33 (110), 8 B 3537 (4290 Nagold: K 607 (760), (84), B 3807 Neckarsul K 327 (655), (42), B 3711 Nereshei K 179 (440), (17), B 1452 Neuenbü K 907 (1360' W 163 (310) Nürtingk K 2579 (3569)
(79) , B 2093 Overndo»
K 1037 (189, W 97 (436), !
Oehringe K 258 (467),
(47) , B 7044 Ravensb»
(13 497), K 1 (1029), W 62 Rentling, K 1594 (3637 W 203 (96), i Niedling« K 114 (130), B 1086 (1146) Rottenbu K 678 (1294), B 1358 (1970) Schorndor K 1247 (1845 W 47 (60), B Spaichins K 281 (456), (23), B 149 (l Saulgan K 352 (633),
(48) , B 816 (! Sulz: Z