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Zweit«
Blatt.
287
Neuenbürg, Freitag, den 5. Dezember 1924.
82. Jahrgang.
WürMmverA
Stuttgart, 3. Dez. (Stuttgarter Solitude-Rundstrecke.) Unter Führung des Automobilklubs Stuttgart-München des Württ. Automobilklubs, der Stuttgarter Straßcnbahn-A G. und der Robert Bosch A.G. wurde die „Stuttgarter Solitude- Rennen G. m. b. H." geründet mit dem Zweck, die in nächster Nähe der Stadt Stuttgart gelegene Rundsücccke von. 22 >4 Kilometer Länge für die im nächsten Jahr geplante Krastfahr- sportveranstaltung ausfahron zu lassen. Die Automobil-Rennstrecke führt von Schloß Solitude bis vor Eltingen, dann über Rappenhof-Schatten bis zur Solitudestraße und zurück nach Solitude. Start und Ziel befinden sich auf Schloß Solitude. Ein besonderer Vorzug ist, daß die neu zu erbauende Rennstrecke keine Ortschaft berührt und nur zu gewissen Zeiten landwirtschaftlichen und forstwirtschaftlichen Lokalverkehr hat. Die Rennstrecke ist verkehrstechnisch, straßenbautechnisch und landschaftlich einwandfrei und mit Kurven, Bergen und geraden Strecken überaus abwechslungsreich. Die neue Rennstrecke ist einzigartig in ihrer Art und wird ein Kleinod des deutschen Automobilsportes werden und einen großen Zuspruch finden.
Stuttgart, 4. Dez. (Verlobung.) Prinz Wolvad zu Schaum- burg-LiPPe, der nächstjüngste Bruder des Fürsten Adolf, ha/ sich mit seiner Verwandten, der Prinzessin Bathildis zu Schaumburg-Lippe aus der böhmischen Linie des Hauirs, Tochter des Prinzen Albrecht und der Herzogin Elsa von Württemberg, vMlobt. Die junge Braut ist, da Prinz Albrecht ein Kruder ver früheren Königin Charlotte von Württemberg ist, eine Nichte der letzteren.
Stuttgart, 4. Dez. (Ein Wahlmanöver.) Wie das „Deutsche Volksblatt" meldet, ist bei der Reichsbahndirektion unter den Beamten ein Wahlerlaß Nr. 17 028 verteilt worden. Es handelt sich dabei um die Einschmuggelung eines amtlich frisierten Schreibens in die Stelle „Schreibenverteilung". Die Reichsbahndirektion hat noch einen Rest dieses Schreibens ?u- rücktzalten können, und sofort einen entsprechenden Erlaß hinausgegeben.
Stuttgart, 4. Dez. (Schutz für Ludendorff?) Eine Mitteilung des Polizeipräsidiums weist die Behauptung der „Schwab. Tagwacht" zurück, daß ein Kommando von acht Mann anfgeboten worden sei, um die Privatwohnung in Degerloch, wo Ludendorff übernachtete, zu bewachen. Vielmehr hatten die in jener Gegend planmäßig diensttuenden Polizeibcamten die Weisung, bei ihren ordnungsmäßigen Patrouillengängen auf Las Haus zu achten, um etwaigen Störungen der öffentlichen Ordnung und Sicherheit entgegenzutreten, weil die persönlichen Angriffe der „Schwäb. Tagwacht" auf Ludendorff in der gegenwärtigen aufgeregten Zeit Anlaß zu Unbesonnenheiten bilden konnten. Uebrigens wurde aus demselben Grunde in der
Nacht vom 20./27. November auch dem Gebäude der „Schwäb. Tagwacht" zur Verhütung etwaiger Störungen eine besondere polizeiliche Aufmerksamkeit zugewendet.
Epsendorf OA. Oberndorf, 4. Dez. (Leichenausgrabung.) Auf dem hiesigen Friedhof wurde der vor 35 Jahren Lei dem Vaihinger Eisenbahnunglück 1889 ums Leben gekommene und damals in einem Zinksarg beerdigte Wendelin Aiple von hier der ordnungsmäßigen Reihenfolge nach anläßlich einer Beerdigung wieder ansgegraben. In dem noch ziemlich gut erhaltenen Zinksarg fand man den Leichnam noch sehr gut erhalten vor und auch vom Totenhemd waren noch weiße Reste vorhanden. Der vollständige Zerfall dürste jetzt nach dem Luftzutritt, auch wenn der Sarg wieder der Erde übergeben ist, rasch eintreten.
Mm, 4. Dez. (Zum Tode verurteilt.) Das Schwurgericht hat den 22 Jahre alten ledigen Bäcker u. Fabrikarbeiter Wilh. Hertler aus Wangen OA. Göppingen wegen des Mordes am 5. August in Göppingen an der 18 Jahre alten Komvrtttin Rosa Fischer zum Tode verurteilt. Der Angeklagte ist wegen eines Vergehens Wider die Sittlichkeit vorbestraft. Er hatte wiederholt Annäherungsversuche bei der Rosa Fischer gemacht, jedoch vergeblich. Seine Leidenschaft für das Mädchen wurde dadurch gesteigert und verwandelte sich schließlich in .Haß. Er drohte dem Mädchen mit Körperverletzung und Totschlag und hatte sich wegen dieser Bedrohung vor Gericht zu verantworten. Wiederholt hatte er gesagt, er kaufe sich ein Messer, die Fischer müsse hin sein. Am 30. Juli war er wegen Todesdrohurrg verurteilt und das Messer eingezogen worden, aber bereits am 5. August beging er mit einem neuen Messer die schreckliche Tat. Als die Fischer, der er aufgelauert hatte, an ihm rorbei- kam, stürzte er sich mit dem Messer auf sie und stach blindlings drauf los. Die Beweisführung bestätigte die sämtlichen dem Angeklagten zum Vorwurf gemachten Aussprüche und Drohungen. Er hatte dem Mädchen 15 Stiche beigeb cacht. — Der Angeklagte nahm das Urteil, das auch auf Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte auf Lebensdauer lautete, ruhig hin
Scharenstetten OA. Blaubeuren, 4. Dez. (Ein jugendlicher Mörder.) Es ist schon über ein Jahr, daß der jugendliche Mörder Leonhard Durst den Jakob Ströhle totgesck,lagen hat. Dem Totschläger ist bisher freier Lauf gelassen worden. Mit harter Mühe ist es jetzt gelungen, den Mörder aus dem Orte zu schaffen in eine Erziehungsanstalt nach Heidenheim. Kaum glaublich, dieser ist in Mannesgröße und soll-nicht gewußt haben, was er ausgeführt hatte.
Altshausen, 4. Dez. (Ungezogene Jugend.) Wie Verständnis- und rücksichtslos ein großer Teil unserer Jugend ist, zeigt ein Fall, der sich am Nikolausmarkt auf der Eisenbahnstrecke Saulgau—Altshausen zugctragen hat. Bestieg da ein Kriegsinvalide, dem das Bein amputiert war, den dicht besetzten Zug
und mußte sich mit einem Stehplatz zufrieden geben. Im Gespräch mit einem neben chm stehenden Mitreisenden klagte er über Schmerzen in seinem Fuß und daß er noch einen weiten Heimweg habe. Der Mitreisende ersuchte einen der jungen .Burschen, die die Sitzplätze innehatten, dem Kriegsbeichädigven Platz zu machen, worauf sie dreist erwiderten, sie seien zuerst dagewesen und könnten nichts dafür, daß ihm der Fuß abgeschossen worden sei. Es war ein gerechter Zorn, was einen der Mitfahrenden veranlaßte, dem frechsten der Burschen mit der flachen Hand das Mundwerk stillzulvgen. Der Kriegsinvalide stand schweigend daneben und mag sich vor zehn Jahren den Dank des Vaterlandes anders gedacht haben.
Gmünd, 3. Dez. (Ein Schiedsspruch.) Der Schlichrnngs- ausschuß Stuttgart fällte einen Schiedsspruch, wonach der tarifliche Mindestlohn in der Edelmetallindustrie für den gelernten Arbeiter über 25 Jahren ab 29. November 51 Pfennig in der Stunde betragen soll. Durch den Vorschlag dieser Erhöhung wollte die Kammer, wie es in der Begründung heißt, die Löhne derjenigen Arbeitnehmer, die unter den hier vorgeschlagenen Löhnen liegen, nachziehen. Es soll also in Gmünd kein gelernter über 25 Jahre alter, vollerwerbssähiger Arbeiter unter 51 Pfennig in der Stunde bekommen. Die Kammer wollte damit nicht eine Erhöhung des allgemeinen Lohnniveaus um 6 Pfg. festsetzen, da in der Industrie ein wohlausgedachtes System von Leistungszulagen herrscht. Inwiefern sich nun die Leistungszulagen nach diesem System ändern, wird den einzelnen Betrieben überlassen. Beide Parteien haben den Schiedsspruch angenommen.
Baden
Pforzheim, 4. Dez. Abends wurde von Anwohnern der Büchenbronnerstraße polizeiliche Hilfe verlangt, weil dort ein Mann mit dem offenen Messer den Leuten nachgehe. Als ein Polizeibeamter den Täter, einen 35 Jahre alten Mechaniker aus Büchenbronn, festnahm, leistete er auf dem Wege zur Wache heftigen Widerstand; außerdem befreite ein anderer Bü- chenbronner Einwohner den Festgenommenen aus der Gen-alt des Polizeibeamten. Erst als der Beamte Verstärkung erhielt, konnte die Festnahme durchgeführt werden.
Karlsruhe, 3. Dez. Einer der Wilderer, der in Pforzheim auf einen Kriminalbeamten geschossen hatte, wurde in Ottenburg aus dem Eisenbahnzuge heraus verhaftet. Der Verhaftete ist der Zwangszögling, den die Pforzheimer Polizei mäste Es ist möglich, daß er einer von den zwei Wilderern ist, welche beim Martbergturm einen Zusammenstoß mit zwei Fahndern hatten.
Auerbach, 3. Dez. Gestern abend gegen halb miss llhr stürzte im Neubau des Erwin Ohl eine Mauer ein. Zum Glück hatten die Maurer die Arbeitsstätte bereits vei lassen, so- daß Menschenleben nicht zu Schaden kamen.
Wer Sammlung der Ordnnngslirdrnden wünscht,
Wer ein Fachbeamtentnm» das etwas gelernt hat. will,
Wer eine Vereinfachung der Gesetze, namentlich der Steuer-Gesetze, so daß ste Jedermann versteht, erstrebt,
Mer für Aufwertung ist, der wähle die Partei, die schon immer dafür war,
der wählt
L) Dentschnatlonale Bolkspartei L)
(Württ. Dürgerpartei). V' V
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