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Preis der meisten Pariser Zeitungen betrug bisher fünfzehn Centimes gegen fünf Centimes vor dem Krieg und in der ersten Kriegszeit. Im Monat November wird der Nummernpreis auf zwanzig Centimes erhöht werden.
Amsterdam, 20. Okt. Wie das „Allgemeine Handelsblatt" erfährt ist die deutsche Anleihe 100 fach überzeichnet worden, sodaß nur 1 Prozent zugeieilt werden kann. Für die deutsche Wiederherstellungsanleihe zeigte sich heute gutes Interesse bei einem Kurs von 90^4—91^4. Die Meldung, daß die Anleihe 100 fach überzeichnet sei, löste rege Nachfrage aus, doch blieben die Umsätze nur unbedeutend, da sehr wenig Angebot herauskam.
Moskau, 20. Okt. Angesichts der Regierungskrise in England beschloß die Zentralexekutive der Sowjetunion, die Ratifizierung des englisch-russischen Vertrages zu verschieben und die Entscheidung dem Präsidium zu überlassen.
Newyork, 20. Okt. Wie verlautet erwägt das Marineamt den Vorschlag Z. R. 3 in einigen Monaten im regelmäßigen Passagier- und Postdienst nach Panama einzustellen, mit Havanna als Anlegehafen.
New-Uork, 20. Okt. In der New-Aorker Chinesenstadt ist nach dreizehnjährigem Frieden wieder ein blutiger Krieg unter den untereinander verfeindeten Stämmen ausgebrochen. Es sind bereits elf Personen ermordet worden und Revolver und Beil spielen in den erbitterten Kämpfen eine große Rolle. Da das Passieren von China-Town für Weiße gefährlich ist, hat die Polizei den chinesischen Bezirk für die übrigen Bewohner New-Aorks vollständig gesperrt.
Kauton, 20. Okt. Das im westlichen Bezirk ausgebrochene Feuer wurde binnen 24 Stunden gelöscht. Fast der zwanzigste Teil der Stadt wurde eingeäschert oder ge- geplündert. Der Brand zerstörte besonders Verkaufsstände der Eingeborenen während die Wohnhäuser und Gebäude der Handelsgesellschaften verschont blieben. Der Schaden wird auf 10 Millionen Dollar geschätzt. — Eine Abteilung von 50 indischen Grenadieren mit Maschinengewehren wurde zum Schutze von Leben und Eigentum von Europäern in das Eingeborenenviertel von Kanton entsandt.
Tokio, 20. Okt. Die japanische Regierung veröffentlicht jetzt die Endstatistik des großen Erdbebens im vorigen Jahr. Darin wird festgestellt, daß die Opfer der Katastrophe sich auf 90000 Tote, 50000 Verletzte und 14000 Tausend Vermißte belaufen. 700000 Gebäude sind zerstört worden.
Sofortige Auflösung des Reichstags.
Reuwahle« frühestens am 30. November.
Berlin, 20. Okt. Die Krise hat den Ausgang genommen, der in den letzten 48 Stunden unausbleiblich schien. Die deutsch-demokratische Fraktion hat dem Kanzler auf seinen Brief geantwortet, sie könne die Hand nicht bieten zu einer unklaren Situation. Darauf hat das Kabinett, da alle anderen Auswege nachgerade verbaut waren, beschlossen, dem Reichspräsidenten die Auflösung des Reichstages vorzuschlagen und Herr Ebert hat diesem Vorschlag beigestimmt. Der im Mai gewählte Reichstag wird also nicht wieder zusammentreten. Auch die Ausschüsse, die morgen ihre Sitzungen abhalten sollten, werden nicht mehr tagen. Der Beschluß in der deutschdemokratischen Fraktion, die Anregung des Kanzlers abzulehnen, ist nicht ganz einmütig gefaßt worden; es war dieselbe Minderheit, von 5 oder 6 Stimmen, die auch bei früheren Entscheidungen dieser letzten Wochen zu verzeichnen war. Im Kabinett indes hat man den Auflösungsbeschluß heute einstimmig gefaßt, wie denn überhaupt, wie uns berichtet wird, im Kabinett keine Meinungsverschiedenheit über die brennende Frage der letzten Krisenwochen geherrscht hat. Die Regierungsparteien gingen je länger je mehr auseinander. Auf ihre Vertrauensmänner in der Re-
gierung hatten diese Gegensätze sich nicht übertragen. Das Kabinett wird um deswillen auch nicht demissionieren. Cs bleibt als politisches Kabinett an seinem Platz. Etwas anderes ist, ob das Neichsministerium auch diesmal wieder, wie bei der letzten Wahl, einen gemeinsamen Aufruf erlaffen wird. Die Frage ist wohl bislang im Schoße des Kabinetts nicht berührt worden, aber es dünkt uns nicht eben wahrscheinlich, daß bei dem Riß, der nun einmal durch die bisher verbündeten Parteien geht, das Ministerium in der Lage wäre, in Gemeinschaft mit einem Appell an die Wähler sich zu wenden. Immerhin versichert man, der Leitgedanke, mit der die Reichsregierung in die Wahlschlacht gehe, wäre: eine möglichst starke Mitte zu schaffen, an der sich zu gegebener Frist auch die Deutschnationalen anschließen könnten.
Berlin, 20. Okt. Die Bemühungen des Reichskanzlers, die jetzige Reichsregierung zu erweitern, um ihr eine sichere Mehrheit im Reichstag zur Fortführung der bisherigen Politik zu verschaffen, find endgültig gescheitert. Daranshin hat der Reichskanzler, da sich ein anderer gangbarer Weg nicht zeigte, in Uebereiustimmuug mit dem gesamten Reichskavinett beim Reichspräsidenten die Auflösung des Reichstages beantragt, um dem Volke Gelegenheit zu geben, eine solche Mehrheit zu schaffen. Der Reichspräsident hat dem Antrag des Reichskanzlers entsprochen.
Die Auflöfungsverordnuug.
Der Reichspräsident erließ nachstehende Verordnung: Die parlamentarischen Schwierigkeiten machen die Beibehaltung der gegenwärtigen Reichsregierung und gleichzeitig die Bildung einer neuen Regierung auf der Grundlage der bisher befolgten Innen- und Außenpolitik unmöglich. Auf Grund des Artikels 25 -er Reichsoerfaffuug löse ich deshalb den Reichstag auf.
Berlin, 20. Oktober 1924.
Der Reichspräsident: <gez.) Ebert.
Der Reichskanzler: (gez.) Marx.
Berliner Prefsestimmeu zur ReichStagsauflösuug.
Berlin, 21. Okt. Die deutsche Tageszeitung nennt die Reichstagsauflösung gegenüber dem wirren und unwürdigen Hin und Her zielloser und aussichtsloser Verhandlungen das kleinere Uebel. Hinsichtlich der Neuwahlen spricht das Blatt den dringenden Wunsch aus, daß nach Möglichkeit eine einheitliche Front der rechtsstehenden Parteien für die Wahlen hergestellt werde. Auch der „Berliner Lokalanzeiger" setzt sich für ein Zusammengehen der Deutschnationalen Volkspartei mit der Deutschen Volkspartei bei den kommenden Reichstagswahlen ein. Die innere Logik der politischen Entwickelung habe die Deutschnationale und die Deutsche Volkspartei diesmal in die gleiche Frontstellung hineingezwungen. Wie die Deutsche Volkspartei in den letzten Wochen unablässig die Regierungserweiterung nach rechts hin betrieben habe, so werde sie im kommenden Wahlkampf alle ihre Kräfte für das gleiche Ziel einsetzen müssen. Schließlich bezeichnet die „Deutsche Allgemeine Zeitung" es als eine positive Forderung der Stunde, daß die Deutsche Volkspartei und die Deutschnationale Volkspartei mindestens ein Wahlabkommen treffen müßten. Es verstoße gegen die nationalen Interessen, wenn diese beiden Parteien sich im Wahlkampf bis aufs Messer befehdeten. Die „Germania* sagt zu der Reichslagsauflösung: Trotzdem alle Wege, die einen Ausweg aus der Krise versprachen, beschritten worden sind, ist es doch nicht gelungen, eine Einigung mit diesem Reichstag herbeizuführen. Dieses Parlament war ein verspäteter Sprößling der Inflationszeit, nicht fähig zu praktischer Arbeit und den Todeskeim bei seiner Geburt schon in sich tragend. Ein einziges Mal hat der Reichstag seine
Aufgabe erkannt, als er am 29. August das Dawesgesetz mit großer Mehrheit annahm. Aber damit schien seine Kraft erschöpft. Und doch war dieser Beschluß erst der Anfang einer Politik die fortgesetzt werden muß, wenn nicht alle Erfolge der letzten Zeit in Frage gestellt werden sollen. Die Sicherung des bisherigen Kurses der deutschen Politik wird das Ziel der bevorstehenden Wahl sein müssen. Unter der Ueberschrist „Für die Republik" schreibt der Vorsitzende des Parteiausschuffes der Demokratischen Partei, Erkelenz, in der „Vossischen Zeitung": Der durch den französischen Imperialismus des Herrn Poineare, durch die Markzerrüttung und die Inflation erzeugte Reichstag hat geendet. Nun handelt es sich um die Sichersiellug der Gesundung in der deutschen Außenpolitik, die seit London angebahnt ist. Das schwer leidende besetzte Gebiet fordert mit Recht eine demokratische Innenpolitik, die als Grundlage einer demokratischen Außenpolitik Deutschland wieder zu einer gleichberechtigten Nation in Europa macht. Der „Vorwärts" erklärt, daß die Kunde von der endlich vollzogenen Auflösung des unmöglichen Reichstags vom 4. Mai überall in den Kreisen der Sozialdemokratie geradezu Jubel hervorgerufen habe. Man empfinde diese Auflösung als einen Sieg der Vernunft und des Rechts. Die Wahlen müßten so aus- fallen, daß den Vertretern des Besitzes ein für allemal die Lust vergehe, eine Regierung gegen die Republik und gegen die breiten Massen des arbeitenden Volkes aufzurichten.
Die ersten Wahlvorbereitungen.
Berlin, 20. Okt. Die sozialdemokratische Reichstagsfraktion hat für Mittwoch vormittag 10 Uhr eine Fraktionssitzung einberufen, auf deren Tagesordnung die Vorbereitung der Neuwahlen steht. Am morgigen Dienstag wird auch die nationalsozialistische Reichstagsfraktion noch eine Sitzung abhalten, in der sie gleichfalls zu der neugeschaffenen Lage Stellung nehmen wird. Vor dieser Sitzung hält der Vorstand der nationalsozialistischen Partei mit dem Vorstand des preußischen Landesverbands eine Sitzung ab.
Die Aufnahme in Paris.
Die Nachricht von der Reichstagsauflösung traf in Paris zu spät ein, um auf der abendlichen Pressekonferenz der französischen Zeitungsvertreter auf dem Quai d'Orsay kommentiert
dem Quai d'Orsay ung begrüße, «eil
zu werden. Auf eine private Anfrage au wurde erklärt, daß man dort die Auflö man hoffe, daß die Neuwahlen zum Reichstag eine mehr nach links gerichtete Mehrheit ergeben würden, sodaß sich die Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Frankreich ange nehmer gestalten könnte.
Beginnende Räumung von Düsseldorf?
Düsseldorf, 20. Okt. Am Samstag hat ein Bataillon Jäger Düsseldorf verlassen. Die freigewordenen Quartiere sind für die aus Dortmund zu erwartenden Truppen bestimmt, die aber, wie man glaubt, nur ein bis zwei Tage in Düffeldorf bleiben werden. Man erwartet eine allgemeine Umgruppierung der militärischen Formationen, um die Besatzungstruppen zu verringern. Schon jetzt sind zahlreiche Gebäude frei geworden, was in erster Linie darauf zurückzuführen ist, daß die Regie ihren Betrieb allmählich einstellt und die Micum nicht mehr existiert. Die Besatzungmacht legt sich allergrößte Sparsamkeit auf, weil auf Grund des Londoner Abkommens Frankreich die Mieten und die sonstigen Quartierkosten zu tragen hat.
„Der VekMgrmg
HeiF/d von 2?c/?/eo /r/nöernreH/.
Wandgemälde in der Kirche in Engelsbrand.
Dem „Schwöb. Merkur" wird geschrieben:
In den letzten Wochen wurde die Kirche in Engelsbrand OA. Neuenbürg im Innern einer Erneuerung unterzogen. Während das Schiff der Kirche im Jahr 1863 neu erbaut wurde, stammt -der untere Teil des Turmes, der den Chor enthält, nach der Inschrift auf dem Schlußstein des Gewölbes aus dem Jahr 1486. Beim Abklopfen der Wände zeigten sich Gemälde, die unter der Leitung des Landesamts für Denkmalspflege freigelegt wurden.
Diese Bilder sind vor allem deshalb interessant, weil sie sich aufs engste an die Kupferstichpassion Martin Schongauers anlehnen unv so erneut den Beweis für den außerordentlichen Einfluß liefern, den Schongauer durch feine Stiche auf die zeitgenössische Kunst ausgeübt hat. Alle Bilder gehen mit einer einzigen Ausnahme mehr oder weniger auf ihn zurück, so daß wir hier einen ganz ähnlich gearteten Fall haben, wie bei den in Winterbach OA. Schorndorf im Jahr 1921 ausgedeckten Wandbildern, bei welchen unter 9 Gemälden 6 nach Schongauer getreu kopiert sind. Hier sei gleich erwähnt, daß der Winterbacher Meister und der EngelÄnander außer ihrer gemeinsamen Abhängigkeit von dem nämlichen Vorbild nichts miteinander zu tun haben. Der Winterbacher Meister lehnt sich nicht nur in Einzelheiten viel enger an «chongauer an, sondern ist auch in der zeichnerischen Behandlung von seinem graphischen Vorbild viel abhängiger, als der Engelsöran- der Meister, der lineare Durchzeichnung oder dunkle Konturierung überhaupt vermeidet und nur Lurch Abstufung der Farbtöne körperliche Plastik in weicher Modellierung erreicht. Der Winterbacher Künstler ist jedenfalls in seiner Kunstausübung zurückgebliebener, womit nichts gegen die Qualität seiner Bilder gesagt sein soll — während der Engelsbrander fortgeschrittener ist. Beide berühren sich andererseits wieder in der Art der Komposition. Sie vereinfachen die figurenreichen Szenen Schongauers durch Weglassen von Nebenfigu- ren, wodurch ein klarer Bildeindruck erzielt wird, der dem mo- numentalent Charakter des Wandgemäldes besser entspricht. Auch in Nebendingen zeigt sich die fortgeschrittenere Art des Engelsbrander Meisters. Er ändert z. B. sehr häufig das in der Mode zurückgebliebene Kostüm der Schongauer Stiche entsprechend dem Geschmack seiner Zeit. Bei dem Winterbacher Meister herrscht überall, auch im Ornamentalen, der gotisch? Stil vor, die einzelnen Szenen seiner Bilder sind durch gotische Säulenstellungen getrennt, ein Fries von gotischem Laubwerk rahmt den Zyklus ein. Der Engelsbrander malt dagegen einfach profiliertes ornamentloses Holzwerk mit Lichr und Schattengebung, so daß der Eindruck entsteht, als ob die Bilder die Füllung einer hölzernen Wandvertäfelunz wären, die
den Chor verkleidet. Auch in der Umgestaltung der Schon- gauerschen Komposition geht der Engelsbrander Meister weiter als der WinterLacher. Während letzterer sich damit begnügt, einzelne Figuren seines Vorbildes zu streichen, fügt elfterer häufig neue Figuren hinzu, wie z. B. bei der Dornenkrönung und Geißelung, zwei Bildern, bei denen nur Christus den Schongauerstichen entnommen ist, während die Kriegskneche eigene Erfindungen sind und sich trotz der üblichen derben Charakterisierung Lurch gut erfaßte Bewegnngsmotive und elegante Linienführung auszeichnen.. Vor allem unterscheidet er sich in der Malweise. Bei dem Winterbacher Meister herrscht die Linie über das Malerische, -beim Engelsbrander ist es gerade umgekehrt. Seine Bilder sind in außerordentlich lichten Farben in Temperatechnik gemalt. Ocker, meergrün, ein Helles Blau und Lila in verschiedenen Abstufungen herrschen vor. Rot fehlt auffallenderweise gänzlich.
Die Bemalung erstreckt sich Wer die ganze Wandrläche des Chors in zwei Zonen; sie beginnt auf der linken, nördlichen Chorwand mit dem Gebet Christi im Garten Gethsemane. Gegen Schongauer ist die Gruppierung entsprechend dem Breitformat des Kreissegments der Wandfläche unter Beifügung landschaftlichen Hintergrundes in die Breite gezogen, die beiden schlafenden Jünger Jakobus und Johannes unter Beibehaltung ihrer Körperstellung miteinander Vevtau'cht. Die rechte Wandhälfte nimmt ein gemalter Vorhang ein, der auf dimkelviolettem Grunde reiches spätgotisches Astwerkmnster zeigt. Auf der östlichen Chorwand erblickt der Beschauer die Gefangennahme Christi, bei der sich der Künstler in den beiden Hauptgruppen Petrus und Malchus und Christus mit seinen Häschern und Judas genau an Schongauers Vorbild angeschlossen und nur zwei nebensächliche HintergrunLngnren weggelassen hat, was aber dex Klarheit der Bildkomposttion nur zu gute kommt. Die rechte Wandhälfte trägt die Darstellung des Verhörs Christi vor Hannas. Hier hat der Künstler nur die Hauptpersonen und zwar im Spiegelbild dem Schongauerschen Stich entnommen: links thront Hannas, Le>- sen Körperstellung genau derjenigen des Stichs entspricht, ebenso ist es mit Christus und zweien seiner Häscher. Hinzugefügt ist am linken Bildrand ein stehender Landsknecht in modischem kurzem Leibrock und trikotartigen verschieden-gefärbten Beinlingen. An diese Szene schließt sich an der südlichen Chor- Wand die Dornenkrönung und die Geißelung an. In beiden Gemälden stammt die Christusfignr wieder aus der Stichsolge Schongauers, die Nebenfiguren sind eigene Erfindungen des Künstlers. Auch hier finden wir die Modernisierung des Kostüms, das dem Ende des 15. Jahrhunderts angehört, auch die Art, wie die Dornenkrone Christus mit Hilfe von Stäben aufs Haupt gedrückt wird, schließt sich eng an andere bild
liche Darstellungen dieser Zeit an. In der unteren Zone der Nordwand sind die Bilder so schlecht erhalten, daß sich der Inhalt nur vermuten läßt. Hier dürfte eine der Szenen «or Pilatus, Handwaschung oder Darstellung Christi, enthalten gewesen sein. An der Ostwand schließt sich die Kreuztragung wieder vollständig an Schongauer an: Veronika hält knieend das Schweißtuch, das Christus mit der Rechten erlaßt hat. Christus selbst und der Knecht, der ihn führt, sind dem Schon- gäuerschen Stich entnommen. Die AenLernngen erstrecken sich hier nur auf Nebenfiguren, die weggelassen sind, und Len Hintergrund, der durchweg vereinfacht ist und graublaue Färbung zeigt. In dem nächsten Bild, der Kreuzigung, hat sich der Künstler nur im Kruzisixus an Schongauer gehalten, während Maria und Johannes, die unter dem Kreuze stehen, freier gestaltet, vielleicht auch dem kleineren, nicht der Pasjionssolge angehörenden Kupferstich Schongauers entnommen sind. Für die nächste Komposition, die Beweinung Christis, kann bis jetzt kein Vorbild nachgewiesen werden. Unter dem Kreuz sitzt Maria mit dem Leichnam Christi auf dem Schoß; sie ist von trauernden heiligen Frauen und Johannes umgeben; eine einfache, großzügige Landschaft schließt das Bild nach rückwärts, das eines der eindruckvollsten des Zyklus ist. Auf der Südwand des Chors endet der Zyklus mit der Grablegung und Auferstehung. Erstere lehnt sich wieder ganz an Schongauer an, letztere entnimmt, so weit ihr schlechter Zustand erkennen läßt, mindestens die Figur des Auserstehenden dem Schongauerschen Stich. Am Chorbogen befindet sich nur in wenigen Umrissen erhalten das Jüngste Gericht, von seher ein beliebtes Thema an dieser Stelle. Ueber dem Scheitel des Chorbogens thront Christus auf dem Regenbogen, umgeben von Engeln. Rechts ist gut erkennbar die kniecnde Figur Johannes des Täufers, die Gegenfigur links, sowie die Gerichteten fehlen. Jkonographisch scheint es dieselbe Darstellung zu sein, wie sie am Chorbogen der Weilheimer Kirche erhalten ist, die als weitere vor Christus knieende Figur Petrus darstellt und die Verdammten und Erlösten in kleinen Gestalten unter diesen Hauptfiguren links und rechts auf den Bogenanfängern an- ordnet. Auch die Decke sowie die Fenfterleibnngen sind be- w- malt. Die Kappen des Kreuzgewölbes trugen die vier Cvan- -em gelistensymbvle, erhalten ist noch der Engel des Matthäus und .oll- der Ochse des Lukas. In den Fensternischen sind die stehenden leur Figuren einer Muttergottes und des Hl. Ambrofius, des Hl. ver- Sebastian und der Hl. Barbara erkennbar, sowie ein sehr schön ran- gemaltes Monogramm, das die Buchstaben 1818 und H und O miteinander verbindet. mim-
Zum Schluß sei bemerkt, daß bei der Aufdeckung auf jede issen, Ergänzung verzichtet wurde und daß sich die Bilder ganz so rer— darstellen, wie sie unter -dem Verputz zum Vorschein gekommen neue sind. R. W Schmidt, -ende
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