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, Lang. September, und hl. Abend-

Liebesfest.

Zweites

Blatt.

310.

Neuenbürg, Samstag, den 6. September 1924.

Württemberg.

Stuttgart, 5. Sept. (Unterbrechung des Eisenbahnbetriebs infolge Wolkenbruchs.) Durch einen gestern abend zwischen 7 und 8 Uhr im Donzdorfer Tal niedergegangenen Wolkenbruch wurden die Gleisanlagen ds Bahnhofs Süßen und die Strecke Süßen-Salach überschwemmt und der Bahndamm an einer Stelle unterwaschen, so daß die beiden Hauptgleise außer Be­trieb gesetzt werden mußten. Mit einer Wiederherstellung wurde sofort begonnen. Nach 11 Uhr nachts konnte der Zugverkehr wieder ausgenommen werden. ^

Oberstenfeld OA. Marbach, 5. Sept. (Verbrannt.) Dre Kau des Berliner Professors Dr. O. Mangold, der hier zu Be­such weilte, wollte Spiritus in den Schnellkocher nachsüllen. Das Gefäß explodierte und die Frau stand sofort in Hellen Flammen. Mt schweren Brandwunden wurde sie ins Heilbronner Kran­kenhaus verbracht, wo sie inzwischen nach entsetzlichen Schmerzen gestorben ist. ^ ^

Besigheim, 5. Sept. (Zur Stadtschultheißenwahl) Für dre Stadtschultheißenwahl kommen von 20 Bewerbern nur noch 6 in Betracht, die in eine engere Wahl genommen worden sind, nämlich Schultheiß Häher, Beutelsbach, Schultheiß Siegele, Au- enstein, Ratschreiber Sigler, Aalen, Schultheiß Schick, Trochtel- fingen, Stadtpsleger Pfänder, Neuffen, Schultheiß Sprudler,

Besigheim, 5. Sept. (Zbu Stadtschultheißenwahl.) Anläß­lich der bevorstehenden Stadtvorstandswahl hat sich ein köst­liches Intermezzo abgespielt. Unter den Bewerbern war auch ein Verwaltungsbeamter aus Norddentschland. Demzufolge hatte er einen werten Weg, wollte er bm der Kandidatenvorstel­lung erscheinen und daß eine solche Reise auch viel Geld kostet, ist einleuchtend. Es ist deshalb begreiflich, daß eines Tages beim Gememderat folgendes Telegramm des Norddeutschen eintraf:Wo bleibt Reisekasse?" Unsere Stadtväter gaben als sparsame Haushälter die vom Standpunkt der städt. Finanzen aus betrachtet einzige, kurze Antwort:Bleibt hier!" Der betr. Bewerber erschien darauf nicht und so mußten die Eesigheimer auf die Ehre verzichten, auch einmal einen preußischen Kan­didaten zu hören.

Wimmental OA. Weinsberg, 5. Sept. (Brand.) In der Scheuer -des Bauern und Weingärtners Ackermann von hier brach Feuer aus. Da sie reich mit Heu und Erntevorräten ge­füllt war, bestand große Gefahr für die Nachbarscheunen und es mußten die Feuerwehren von Dimbach, Sülzbach und Grantschen zu Hilfe gerufen werden. Den vereinten Bemü­hungen gelang es auch, das Feuer auf seinen Herd zu be­schränken. Die Entstehungsursache ist noch nicht geklärt, doch vermutet man, daß schlecht Angebrachtes Oshmd sich selbst ent­zündet hat.

Münfingen, 5. Sept. (Von der Reichswehr.) Am Frei­tag, den 5. September, abends, findet im alten Lager großer Zapfenstreich und am Sonntag, -den 7. September, von 910 Uhr vormittags, katholischer und von 10)411)4 evangelischer Feldgottesdienst vor !dem Denkmal statt.

Giengen a. Br., 4. Sept. (Als der Feind im Lande war.) Der September des Jahres 1634 war für die damalige Reichs­stadt Giengen ein gar schlimmer Monat. Schon am 9. August erschienen 1000 kaiserliche Reiter vor den Toren der Stadt und zündeten das Bad an. Am 2. September stand die ganze spa­nische Armee um die Stadt, und der Oberbefehlshaber, Her­zog von Parma, schlug in der goldenen Gans sein O,variier auf, wie vor ihm Wallenstein. In der Frühe des 5. Sevtem- ber zündeten die Feinde die Stadt an, die bis auf drei Häuser vollständig abbrannte. Das Elend war unbeschreiblich und wurde noch vergrößert durch die Grausamkeit der Svanier, die sich nun recht ans Plündern machten. Die meisten Einwohner flohen nach Ulm; von den 500 Familien kamen iin nächsten Jahr 35 zurück und fingen an, die Stadt wieder anfzubauen. Zur Erinnerung an diesen, die Stadt in Trümmer legender:, gro­ßen Brand werden jedes Jahr am 5. September zwei Gottes­dienste gehalten.

Königsbronn, 5. Sept. (Schlechter Geschäftsgang.) Im Hüttenwerk hier ist der Geschäftsgang zurzeit so schlecht, daß

der gesamten Arbeiterschaft und den Angestellten gekündigt wurde.

Steinbach a. d. I. OA. Crailsheim, 5. Sept. (Eine Wind­hose.) Hier zog abends eine Windhose von Nordwest nach Südost vorüber, unter großem Gefauche alles durcheinander wühlend. Die ausgestellte Frucht wurde zerstreut und ganze Garbe mit in die Luft genommen in eine Höhe, daß man sie für Flieger halten konnte. 4050 Zentimeter starke Bäume wurden hin- und hergebogen wie Schilfrohre. Hätte der Wir­belsturm seinen Weg 100 Meter weiter östlich genommen, so wären jedenfalls hier die meisten Häuser ihres Daches l^raubt worden.

Verbandsversammlung des Gemeindeverbands Elektrizitätswerk Teinach-Station.

Am Samstag, Len 30. August, fand imBadischen Hof" in Calw die Verbandsversammlung des GemeinLeverbands Elektrizitätswerk Teinach-Statton unter dem Vorsitz von Stadt- schulthetß Müller, Neubulach, statt. Der Vorsitzende begrüßte die zahlreich erschienenen Vertreter der Verbandsgenieinden, die Vertreter der Oberämter Nagold, Leonberg und Zreudeu- stwdt, sowie die anwesenden Großabnehmer. In einleitenden Worten wies er auf den Ernst der wirtschaftlichen Lage hin und betonte, daß nunmehr, nach Unterzeichnung des Londoner Abkommens, alle Kräfte einzusetzen seien, um aus der gegen­wärtigen Krisis herauszukommen. Daraus wurde in die Tages­ordnung eingetreten. Der Geschäftsbericht, sowie die von Ober­ingenieur Munk vorgetragenen technischen Einzelheiten veran- laßten kerne Erörterung. Die Goldmarkbilanz auf 31. März 1924 ergibt an. Vermögen 1219 548.65 Goldmark, an Schulden einschließl. 530 000 Goldmark Erneuerungsfonds und 50 000 Goldmark Unterstützungsfonds 1208 361.19 Goldmark, so daß ein Gewinn von 11187.46 Goldmark zu verzeichnen ist, welcher auf neue Rechnung vorgetragen wird. Mch Erläuterung der einzelnen Posten wird die Bilanz einstinimig genehmigt. Die Aufwertungsfrage brachte eine längere Erörterung. Ter Ver­waltungsrat hatte sich mit diesem Gegenstand schon wiederholt befaßt und stellt an die Verbandsversammlung einstimmig Len Antrag, die noch bestehenden und die ab 1. Januar 1923 zurück- bezahlten Schulden mit 50 Prozent des am 5. Tage nach dem Einzahlungstag bestehenden Goldkurses aufzuwerten, ohne jedoch ein rechtliche Verpflichtung hierfür einzugehen; Rück­zahlung soll nicht vor 1. Januar 1932 erfolgen, der Zinsfuß beträgt 5 Prozent ab 1. Juli 1924. Bei den Kreditinstituten soll bis auf weiteres der gesetzliche Standpunkt maßgebend sein.

Schultheiß Kipp Höfingen, und der Vertreter von Birken­feld, Veh, sind grundsätzlich mit der Aufwertung einverstanden, glauben jedoch, daß man sich nicht ohne weiter^ auf den Satz von 50 Prozent festlsgen solle, die Sache sollte etwas mehr vom geschäfts- als vom gefühlsmäßigen Standpunkt aus behandelt werden. Der Vertreter von Birkenfeld glaubt, daß der Verband keine" größeren Belastungen ertragen könne, durch die Aufwer­tung dürfe ein Einfluß auf die Strompreise nicht stattsinden, es sei vielmehr eine Ermäßigung Erfelden anzustreben, nachdem Gewerbe, Industrie und Landwirtschaft ans möglichst billige elektrische Energie angewiesen seien, um konkurrenzfähig zu bleiben. Kassier Schmidt erwiderte, daß die Anfwertungsfrage eingehend geprüft worden sei, die Berechnung habe bei 50 Pro­zent Aufwertung einen neuen Schuldenstand von rund 600 000 Goldmark ergeben, während in Friedenszeiten ein solcher von 3 000 000 Goldmark vorhanden gewesen sei. Der Zinsendienst habe damals rund 150 000 Goldmark betragen, während nach der heutigen Beschlußfassung nur ein solcher von 30 000 Gold- mark vorzunehmen sei. Umgekehrt habe sich jedoch die Strom­einnahme durch den gesteigerten Anschlußwert um nahezu das 2)4 fache erhöht, es sei also in keiner Weise ein Risiko mit der Aufwertung verknüpft und dann sei doch zu sagen, daß der Ver­band eine wirklich rentierende Anlage habe und deshalb schon moralisch verpflichtet sei, nach seiner Leistungsfähigkeit aufzu­werten; es sei doch so, daß die vielen kleinen Leme nur des­halb dem Gemeindeverband ihr Geld geliehen hätten, weil sie hei diesem niemals einen Verlust zu befürchten glaubten. Man solle das Vertrauen dieser Leute nicht erschüttern und ihnen ge­ben, was möglich sei. Nach weiteren kurzen Bemerkungen wer­

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Romon von Erich Ebenstein. Urheberschutz durch Stut.garter Romanzentrale C. Acker­mann, Stuttgart.

Nein, Bernd. Das kann, das darf dein letztes Wort nicht sein! Du bist sein Sohn, ich seine Frau, und trotz all' dem, was geschah, dürfen wir heute, wo er sein Un­recht bereut, nicht unversöhnlich sein! Sieh ich wollte es dir ja vorläufig noch verschweigen, aber es hat doch keinen Z^'eck, und Wahrheit ist nötig zwischen Menschen, die sich so nahe stehen. Dein Vater hat mir . . . geschrie­ben! Er lebt in Buffalo als Leiter eines Hospitals, das er gegründet hat, und"

Eine ablehnende Handbewegung Bernds, der leichen­blaß geworden war, schnitt ihr das Wort ab.

Die Schicksale des Dr. Wilhelm Riemer interessieren mich nicht", sagte er eisig.Und ich hoffe, sie sind auch für dich nicht von Interesse!"

Doch, das sind sie! Und sie müssen es auch für dich sein!" rief die alte Frau erregt.Jene Frau ist tot. Seit Jahren schon. Sie starb kurz nach ihrer Flucht. Und dein Vater hat sie nie so geliebt, wie wir vermuteten. Sie lockte seine Phantasie, das war alles. An ihre Seite ge­trieben habe nur ich ihr) durch meine lieblose Kälte. Aber nie selbst nicht in jener, ersten Zeit, haben Reue und Sehnsucht ihn wahres Glück an ihrer Seite finden lassen."

Nicht mehr als recht und billig'! Es gibt nur ein Glück auf sittlicher Basis", schaltete Bernd kalt ein.

Frau Dr. Haller fuhr, ohne den Einwurs zu beachten, fort:

Schon damals nach ihrem Tode hätte er gern Ver­söhnung mit ihr gesucht, aber die Scham hielt ihn ab. Nwsi als Bettler, der hier seine Existenz zerstört und drü­

ben noch keine neue gegründet hatte, wollte er vor Weib und Kind treten. Aber der Gedanke an uns hielt ihn aufrecht in all den folgenden Jahren schwerer Enttäu­schungen, Existenzsorgen und Kämpfe. Und jetzt, wo er als unabhängiger Mann in guten Verhältnissen dasteht, wurde diese Sehnsucht übermächtig. Er ist ein alter Mann, Bernd, und alles, was er vom Leben noch erhofft, ist Versöhnung mit uns, ein gutes Wort von Weib und Kind! Du magst selbst urteilen ..." Sie zog mit beben­der Hand ein paar engbeschriebene Brjefbogen aus der Tasche und begann erregt zu lesen.

Es war ein erschütterndes Bekenntnis menschlicher Schwäche und Reue, eine heiße Bitte um Vergebung, die da aus jeder Zeile an das Ohr des Hörers klang.

Aber sie drang nicht bis an Bernds Herz, das umpau- zcrt war von Grundsätzen, die ihm unfehlbar dünkten.

Ungerührt, fast ungeduldig hörte er zu. Und wäh­rend in der alten Frau alles Leid der Vergangenheit hin­schmolz mit mitleidigem Erbarmen, sprach in Bernd nur die eherne Stimme der Gerechtigkeit, die blind die Wage hält zwischen Recht und Unrecht...

?int ju8titin, pereut muncli>8! War es nicht der Wahlspruch des Berufes, den er sich erwählt?

Nein, keine Gnade für den, der gesündigt hat! Kein Erbarmen mit dem Mann, der so unheilbare Wunden schlug. Der seine ganze Jugend vergiftet hatte. Der n itleidslos über die Seinen hinweggeschritten war zu verbotenem Glück! Den er so tief und leidenschaftlich haßte seitdem, daß er es sogar durchgesetzt hatte, die Erlaubnis zu erwirken, den Mädchennamen der Mutter zu tragen, weil er nicht wollte, daß sie alle weiterhin durch den Na­men eines Meineidigen entehrt würden.

Daß nicht Liebe, sondern nur Schwäche und die Lok- kungen der Phantasie seinen Vater in die Arme jener Frau trieben, deren Namen er, Bernd, nicht einmal hatte

den die Anträge des Verwaltungsrats mit großer Stimmen­mehrheit angenommen.

Der Beitritt der Gemeinden Teinach und Unterreichenbach wird nach kurzer Erörterung einstimmig genehmigt.

An Stelle des ausgeschiedeinen Schultheißen Raufer wird Schultheiß Braun, Althengstett, zum stellvertretenden Ver- bandsvorsitzenüen gewählt.

Vorbehältlich der Zustimmung der Verbandsversammlung hat der Verwaltungsrat den Beitritt zur Württ. Landessam- melschienen-A.-G. erklärt und einen Stromlieferungsvertrag mit dieser abgeschlossen. Nach aufklärenden Mitteilungen des Vorsitzenden wird der Beitritt zur Württ. Landessammelschie- stimmig genehmigt und der Stromlieferungsvertrag gebilligt. nen-A.-G. mit einem Aktienanteil von 50 000 Goldmark ern-

Die neue Besoldungssatzung wird genehmigt.

Zu der Frage der Umbildung des Gemeindevecbands in einen Bezirksverband führt der Vorsitzende aus, daß sich das Ministerium des Innern schon länger mit diesem Gedanken be­schäftige und daß sich der Verwaltungsrat auch schon mit der Sache befaßt habe. Das Ministerium gehe davon aus, daß der Gemeindeverband infolge seiner Entwicklung weit über die Grenzen eines solchen hinausgewachsen sei und es in seinem ei­genen Interesse liege, nunmehr die Rechtsform eines Bezirks­verbands anzunehmen. Die Verwaltung würde dadurch ent­schieden vereinfacht und vor allem beweglicher werden, nament­lich würden die großen Versammlungen wegfallen, die doch ei­gentlich nicht immer ihren Zweck erfüllen würden. Kassier Schmidt bemerkt, daß die Angelegenheit noch in keiner Weise spruchreif sei und daß man deshalb ruhig zuwarten könne, bis Las Ministerium wieder an den Verband herantrete. Die Ver­sammlung wünscht jedoch eine eingehende Aussprache. Schult­heiß Wagner, Spielberg, kann keine Vorteile in einem Be­zirksverband erblicken, der Gemeindeverband sei seither seiner Aufgaben in vollem Umfange gerecht geworden, die Berbands- versammlung, die doch nur in großen Zeitabstänüen einbcrufen werde, belaste die Verwaltung in keiner Weise, bei Wegfall der­selben komme eine Kostenersparnis nicht in Betracht, da die Ge­meinden ihre Vertreter selbst zu bezahlen hätten und so liege absolut kern Grund zu einer Umwandlung vor. Auch Schult­heiß Stumpf, Merklingen, vertritt den gleichen Standpunkt, -es sei gar nicht erwiesen, daß der Bezirksverband Vorteile bringe, man habe heute gehört, daß das Unternehmen auf durchaus ge­sunder finanzieller Grundlage stehe und er sei der Meinung, daß die Versammlung -heute beschließen solle, die Umwandlung des Gemeindeverbands in einen Bezirksverband abzulehnen und daß deshalb weitere Verhandlungen zwecklos seien. Auch Schult­heiß Rapp, Feldrennach, äußert sich ähnlich; er geht zurück auf die Gründung -des Verbands, die -den betreffenden Gemeinden ein großes Risiko auferlegt hätte. Es sei -bekannt, laß die Gründung großem Widerstand seitens der Staatsbehörden be­gegnet sei und auch später habe man von einer staatlichen Un­terstützung leider nie etwas wahrnehmen können. Die Um­wandlung in einen Bezirksverband bezwecke s. E. erhöhten Einfluß des Staats und dagegen müsse Front gemacht werden. Die Versammlung könne heute ohne weiteres erklären. Laß ein Bezirksverband nicht gewünscht werde. Stadtschultheiß Völmle ist der Ansicht, daß heute kein endgültiger Beschluß gefaßt wer­den solle, man könne doch ruhig -den angekündigten Vortrag des Ministerialvertreters abzuwarten; Las sei schon ein Akt der Höflichkeit und auch der Klugheit und es sei nicht notwendig, daß man das Ministerium ohne weiteres vor den Kopf stoße. Ein Bezirksverband habe sicher auch seine Vorteile, die man ja bei dem Vortrag kennen lernen würde. Schultheiß Wagner glaubt ebenfalls, daß heute ein Beschluß nicht herbeigesührt wer­den solle. Oberamtmaun Münz Nagold, meint, die Versamm­lung vergebe sich in keiner Weise etwas, wenn sie heute von einem Beschluß absehe, die Stimmung in der Sache sei ja bekannt und die hier anwesenden Vertreter seien doch keine Sklaven, die ohne weiteres Umfallen würden, wenn ein Mi-ni- sterialvertreter zu ihnen spreche. Schultheiß Stumpf erwidert nochmals, daß es doch zwecklos sei, sich mit der Frage iveiter zu beschäftigen, nachdem doch die allgemeine Stimmung der Ver­sammlung -dahin -gehe, daß an der jetzigen Rechtsiorm unbe-

wissen mögen, änderte gar nichts an den Dingen in seinen Augen.

Desto schlimmer, wenn drei Menschen hatten elend werden müssen um einer Laune willen!

Und diese Epistel eines alten Mannes, der jetzt, wo er die Konsequenzen seiner Handlungsweise spürt, sich wieder eindrängen möchte in unser selbstgezimmertes Le­ben, rührt dich?" fragte er, als die Mutter erwartungs­voll schwieg.

Bernd es ist dein Vater!" stammelte sie.

Dr. Riemer ist nicht mehr mein Vater! Ich finde keinen Grund, seine rührseligen Auseinandersetzungen mit anderem als durch vollkommenes Ignorieren zu beant- woxten."

Du willst dich nicht mit ihm versöhnen?"

Niemals! Was fällt dir ein, Mutter? Zwischen ihm und uns ist ein Abgrund, über den es keine Brücke gibt. Gib mir den Brief!"

Wozu! Was willst du tun?"

Ihn vernichten, damit du nicht etwa in Versuchung kommst ihn zu beantworten!"-"

Mir das zu verbieten, hast du kein Recht!" fuhr die alte Frau empört auf»Er ist mein Mann, er hat an mein Herz appelliert . .

Ich bin dein Sohn und appelliere an dein Mutter- hcrz! Oder willst du wirklich behaupten, daß ich dazu kein Recht habe?"

Sein Blick ruhte schwer und ernst auf ihr. Und unter diesem Blick, in dem die stumme Mahnung an eine lange Kette stillschweigend gebrachter Opfer und Entbehrungen stund, sank die alte Frau langsam in sich zusammen.

,(Fortsetzung folgt.)

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