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sten Besitzmigen aufloderte. Ein etwa 100 Mann starkes Kommando der Schutzpolizei, Las herbeikommandiert worden war, und 12 Feuerwehrleute aus der Umgegend waren am Brandplatz tätig, konnten jedoch von den brennenden Anwesen nichts mehr retten. Sie mußten sich auf den Schutz der übrigen Baulichkeiten beschränken.
Ein Hamburger Bankdieb gefaßt. In New-Nork wurde ein gewisser, angeblich aus Reval kommender Anton Heilmann in denl Augenblick verhaftet, als er das Gebäude der International Acceplaoebank verließ, wo er sich einen Schein über 3567 Dollar auszahlen ließ. Wie verlautet, soll diese Summe der Teil eines Schecks über 41 OVO Dollar bilden, die Heilmann einer Bank in Hamburg gestohlen haben soll. Heilmann, der beschuldigt wird, diesen Diebstahl im Einverständnis mit einem früheren Kassier der Bank ausgeführt zu haben, gibt an, er hrbe den Scheck von einem Kaufmann in Cherbourg erhalten.
Handel und Verkehr.
Feldrennach, 8. Juli. Heutiger Biehmarkt war befahren mit 40 Kühen und Kalbinnen, 3 Ochsen und Stieren, 25 Rindern, 8 Kälbern, zus. 76 Stück. Handel flau, in Jungvieh lebhafter, zögernde Preise. Der gleichzeitige Krämer- und Kirschenmarkt ist kaum er- erwähnenswert.
Neuen» Nachetchre«
Stuttgart, 9. Juli. Der Abg. Dr. Elsas hat folgende Kleine Anfrage an den Landtag gerichtet: In den Kreisen der Ausländsdeutschen herrscht iiber das Schicksal der augenblicklich gänzlich unzureichend geregelten Entschädigungsfrage lebhafte Beunruhigung und größte Besorgnis. Ist das Staatsininisterium bereit, bei der Reichsregierung unverzüglich daraus hinzuwirken, daß bei den Verhandlungen über die Sachverständigengutachten die Frage der Wiedergutmachung der Verluste der Ausländsdeutschen mit größtem Nachdruck mitbehandelt wird?
München, 9. Juli. Auf das von der Gründungsversammlung des Reichsbanners Schwarz-rot-gold an den Reichspräsidenten gerichtete Telegramm lief heute von Ebert folgende telegraphische Antwort ein: „Mit herzlichem Dank für Ihr freundliches Gedenken begrüße ich die republikanischen Kriegsteilnehmer, die sich zur Pflege des kameradschaftlichen Geistes, zum Schutze der Reichsverfassung und zum Reichsbanner Schwarz-rot-gold zusammengeschlossen haben. Möge diese Gründung mithelfen, Zwietracht und Hader im deutschen Volk zu überwinden und den Gedanken zu stärken, daß nur auf dem Boden der Weimarer Verfassung und im Bewußtsein der Schicksalsgemeinschaft des deutschen Reiches die Wiedererstarkung Deutschlands erreicht werden kann."
Essen, 9. Juli. Am Nachmittag des 14. März wurde die 23 jährige Filialleiterin Anna Rau, die seit einer Reihe von Jahren im Kolonialwaren-Geschäst Karlsbach in Hattingen beschäftigt war, auf grauenhafte Weise ermordet und beraubt. Als Täter wurden der 28 jährige Klempner Bruynseels und der 20jährige Bergmann Brencher, beide aus Dortmund, ermittelt. Das hiesige Schwurgericht verurteilte gestern die beiden Raubmörder zum Tode.
Plauen i. B., 9. Juli. Am Dienstag Nachmittag wurden in einem Hause im Stadtteil Haselbrunn vier Kinder in einem Holzkoffer tot aufgefunden. Es handelt sich um die drei- und vierjährigen Töchter des Bahnarbeiters Karing und um ein fünfjähriges, sowie ein neunjähriges Mädchen, die in der Knring'schen Wohnung zu Besuch waren. Beim Spielen in der Bodenkammer hatten sich die vier Kinder in den Holzkoffer gesetzt, dessen Deckel zuschlug, sodaß sie ihn nicht mehr öffnen konnten und erstickten.
Dresden, 9. Juli. Der Landtag nahm in seiner heutigen Sitzung den Gesetzentwurf über die Auseinandersetzung zwischen dem Freistaat Sachsen und dem vormaligen Königshause an. Danach erhält das Haus Wettin eine einmalige Abfindung von 300000 Mark. Ferner verpflichtet sich der Staat zur Zahlung der Secundo-Genitur- Rente von jährlich 39 000 Mark zunächst bis 1928. Die Kunstschätze sollen in einer eigenen Kulturstiftung vereinigt werden. Durch dieses Gesetz ist die Möglichkeit geschaffen, daß mit Zustimmung aller Teile aus dieser Sammlung verpfändet oder verkauft werden können, sofern mit dem Erlös nicht laufende Finanzbedürfniffe des Staates gedeckt werden. Der Berichterstatter, Abgeordneter Gündel (Deutsch- national», sprach vor der Abstimmung dem Hanse Wettin den Dank des sächsischen Volkes aus.
Berlin, 10. Juli. Der Reichspräsident wird laut „Vorwärts" zur Linderung der Wohnungsnot im besetzten Gebiet in wenigen Tagen eine Verordnung erlassen, die ähnlich gehalten sein soll wie die Verordnung vom Juni vorigen Jahres zur Sicherstellung von Wohnraum für die Vertriebenen im besetzten Gebiet. Trotz der noch bestehenden großen Schwierigkeiten im besetzten Gebiet rechnet man doch mit einem Erfolg der Verordnung. Wie das Blatt weiter meldet, haben die Organisationen der Eisenbahner bisher eine überstürzte Rückkehr der Ausgewiesenen verhindert. Inzwischen haben sie zum Zwecke der Regelung der Rückkehr eine eigene Organisation geschaffen und auch an den Uebcrgangspunkten zum besetzten Gebiet Beratungsstellen eingerichtet.
Berlin, 9. Juli. Am Montag, den 14. Juli, treten, wie der „Vorwärts" meldet, in Amsterdam die Exekutiven der Sozialistischen Ärbeiterinternationale und des Internationalen Gewerkschaftsbundes zusammen. Bon deutscher Seite werden Leipart und Hermann Müller-Franken an dieser Sitzung teilnehmen. — Einer Blättermeldung zufolge mußte ein Flugzeug auf der Fahrt van Breslau nach Görlitz bei Bunzlau eine Notlandung vornehmen. Dabei überschlug sich das Flugzeug und wurde zertrümmert Ein im Flugzeug sitzender Passagier war sofort tot. Ein anderer erlitt schwere Verletzungen. Der Führer kam mit Quetschungen und Hautabschürfungen davon. — Während eines schweren Gewitters verursachte ein Blitz auf dem von Mackensen'schen Gute Gogelenfelde in Pommern ein Großfeuer, durch dsts mehrere Stallungen und eine Scheune eingeüschert wurden.
Mitteilungen laut „Voss. Ztg." seit Januar
" durch Kraftfahrzeuge 22 Personen zu Tode gekommen. In 28 Fallen entstanden Verletzungen und in 260 Fällen Sachschäden.
Berlin, 9. Juli. Reichspräsident Ebert sprach dem Präsidenten der Der. Staaten von Amerika in Worten herzlicher Anteilnahme telegraphisch sein Beileid zu dem schmerzlichen Verluste aus, den der Präsident der Ver. Staaten durch den jähen Tod seines Sohnes erlitten hat.
Hannover, 9. Juli. Der Polizeipräsident gibt bekannt: Anläßlich des Verfahrens gegen den Massenmörder Haarmann sind gegen Beamte der Kriminalpolizei von einem Teil der Presse heftige Anklagen erhoben worden. Obgleich diese Beschuldigungen offenbar tendenziös sind, haben die angegriffenen Beamten in der Erkenntnis daß die ungeheuere Bedeutung des Falles für die Oefsentlichkeit restlose Aufklärung bedingt, bei der Staatsanwaltschaft die Einleitung eines gegen sie gerichteten Ermittlungsverfahrens beantragt. Die Staatsanwaltschaft wird diesem vom Polizeipräsidenten unterstützten Antrag stattgeben. Mit Rücksicht auf das bevorstehende Verfahren erscheint es nicht angebracht, über die in der Presse enthaltenen Einsprüche schon jetzt Aufklärung zu geben.
Brünn. 9 Juli. Der Zeitung „Bohemia" zufolge ging in der vergangenen Nacht in Göding die dortige Zuckerfabrik in Flammen auf. Es konnten jedoch das Kesselhaus, das große Lager und die Arbeiterwohnungen gerettet werden. Der Schaden beträgt ungefähr
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40 Millionen Kronen. Die abgebrannte Fabrik war die älteste Zuckerfabrik für Wllrfelzuckererzeugung. Die Würfelabteilung der Fabrik war erst Heuer mit einem Kostenaufwand von 800000 Kronen neu hergerichtet.
Moskau, 9. Juli. Heute wurde der fünfte Kongreß der kommunistischen Internationale geschloffen. Sinowjew wurde einstimmig zum Vorsitzenden des Exekutivkommitees wiedergewählt, zu dessen Sitz Moskau bestimmt wurde.
Bukarest, 9. Juli. In Bulgarien macht sich eine neue kommunistische Bewegung bemerkbar. Die Polizei verhaftete in Sofia über 20 Kommunistenführer und im Grubengebiet Melnik viele Arbeiter. Bei Burgas kam es zu einem Kampfe zwischen Banden und Regterungstruppen dessen Ausgang unbekannt sei. In Bukarest sei ein dem Außenministerium zugeteilter Gesandtschaftssekretär wegen Verbindung mit Sowjetkreisen verhaftet worden.
Madrid, 9. Juli.. Professor Unamuno wurde auf Grund der Amnestieverordnung in Freiheit gesetzt. Die auf die Kanarischen Inseln verbannten Professoren Ünamuno und Soriano sind gestern infolge der erlassenen Amnestie nach Spanien zurückgekehrt. — Die Kämpfe am Laufluß in Marokko sind andauernd hartnäckig. Die spanischen Truppen nahmen im Bajonettangriff die Positionen von Kobbardarschoj. Dagegen gelang es ihnen bisher nicht, das Berggelände von den Aufständischen zu säubern. Ihre gestrigen Verluste betrugen 4M Mann.
Erklärung des württ. Staatspräsidenten bei der Berliner Konferenz der Ministerpräsidenten.
Stuttgart, 9. Juli. In der Konferenz der Ministerpräsidenten hat der tvürtt. Staatspräsident Bazille nach einer im heutigen „Staatsanzeiger" erschienenen Mitteilung etwa folgendes ausgeführt: Die Hoffnung, daß das Sachverständigengutachten Europa den Frieden bringen werde, könne er vorläufig nicht teilen. Tatsächlich befinde sich jedoch die. öffentliche Meinung in den 3 Demokratien des Westens in diesem Glauben. Ein Widerstand hiergegen setze einmütige Entschlossenheit des deutschen Volkes voraus. Da statt dessen Deutschland von Parteiungen zerrissen sei, und die wirtschaftliche Lage immer gefährlicher werde, so bleibe nichts anderes übrig, als -das Gutachten zur Grundlage der internationalen Verhandlungen zu machen. Die Ehrenpunkte seien dabei eine selbstverständliche Voraussetzung. Man müsse aber in London auch fragen, wie sich unsere Gegner die Ausbringung der Mittel denken. Bei der Notlage der Landwirtschaft und dem Achtstundentag seien die vorgesehenen Leistungen doch ganz unmöglich. Vor allem aber müsse die moralische Grundlage der Leistungen bestritten werden durch das Verlangen, die Kriegsschuldsrage einem unparteiischen Gerichtshof zu überweisen. Es bestehe sonst die Gefahr, daß auch die Londoner Konferenz eine Episode bleibe. Die württ. Regierung wolle die Schwierigkeiten, denen sich die Reichsrsgierung gegenüber sehe, nicht vermehren. Es müssen aber auf der anderen Seite alle Möglichkeiten, eine erträgliche Lösung für Deutschland zu erzielen, ausgeschöpft werden.
Ein neuer Justizsrandal im besetzten Gebiet.
Vor dem Kriegsgericht des 33. Armeekorps in Bonn fand am 8. Juli eine Verhandlung gegen zwölf anwesende und eine größere Anzahl abwesender früherer Mitglieder des Jungdeutschen Ordens statt. Die ursprüngliche Anklage wegen Komplotts gegen die Besatzungsbehörde war fallen gelassen worden, und es wurde gegen die Angeklagten lediglich wegen Teilnahme an einem durch die Rheinlandkommission verbotenen Verein, nämlich dem Jungdeutschen Orden, und wegen Abhaltung von Versammlungen des Ordens und geheimer Tätigkeit gegen die Sicherheit der Besatzungstruppen verhandelt. Der Anklagevertreter wies aus Grund ausführlichen Materials über Versammlungen und Tätigkeit des Jungdeutschen Ordens im unbesetzten Gebiet auf die Gefährlichkeit des Ordens für die Besatzungstruppen hin. Die Verteidiger, Rechtsanwalt Wildberger in Bonn und Rechtsanwalt Voß, traten diesen Ausführungen entgegen und wiesen darauf hin, daß es sich in Bonn nur um freundschaftliche Zusammenkünfte ehemaliger Mitglieder des aufgelösten Ordens, nicht aber um eine eigentliche Ordenstä- tigkeit gehandelt habe. Das Urteil lautete gegen den Referendar Schneider in Bonn, in dem man anscheinend das Haupt der Vereinigung erblickte, auf 1 Jahr Gefängnis und 2000 Goldmark Geldstrafe? gegen die übrigen Teilnehmer wurde aus Geldstrafe, abgestuft von 200 bis 500 Goldmark, erkannt. Ein Angeklagter wurde freigesprochen. Die Abwesenden wurden zur gesetzlichen Höchststrafe von 5 Jahren Gefängnis und 2000 Goldmark Geldstrafe verurteilt.
Aktion der Freien Gewerkschaften für dm Achtstundentag.
Berlin, 9. Juli. Die Stellungnahme der deutschen Regie- rnngsvertreter zur Frage des Washingtoner Abkommens über den Achtstundentag hat, wie eine den Gewerkschaften nahestehende Nachrichtenstelle erklärt, zu der Vorbereitung einer großen Aktion der freigewerkschaftlichen Organisationen Anlaß gegeben, durch die eine Verankerung des Achtstundentages als Normalarbeitszeit in Deutschland herbeigcführt werden soll. Zu diesem Zweck ist eine besondere Kommission des Freien Ge- werkschastsbnndes eingesetzt worden, in der die zu ergreifenden Maßnahmen bereits beraten wurden. Jene will veranlassen, daß die Haltung der Regierung ans der Konferenz -des internattonalen Arbeitsamtes in Genf im Reichstag zur Sprache gebracht wird.
Die neue Regierung in Anhalt.
Dessau, 9. Juli. Die bürgerlichen Parteien entschlossen sich, ein bürgerliches Beamtenministerium zu bilden. Für dieses werden die Dentschnattonalen den Ministerpräsidenten in der Person des bisherigen Finanzpräsidenten Dr. Knorr und Geheimrat Jäntsch als Staatsminister, die deutsche Volkspartei den Oberregierungsrat Rammelt als Staatsminisrcr stellen. Weil jedoch die Fraktionen davon überzeugt sind, daß dieses Ministerium jederzeit gestürzt werden könnte, wird heute ein Initiativantrag eingebracht, daß die gegenwärtige Session am 9. 11. ihr Ende erreicht und daß an diesem Tage die Neuwahlen zum Anhaltischen Landtag stattfindcn. Die kommenden Beamtenminister verzichteten freiwillig auf höhere Gehälter oder Pensionen beim Ausscheiden aus ihrer Ministcrstellung, um das Budget nicht zu belasten.
Die richtige Antwort.
Völklingen (Saar), 9. Juli. Wie wir von zuverlässiger Seite erfahren, haben die hiesigen deutschen Volksschulen von der französischen Schule eine Einladung zur Teilnahme an der Feier des französischen Nattonalsestes erhalten. Von einer Teilnahme der deutschen Schulen kann jedoch keine Rode sein, da man nach wie vor auf dem Standpunkt steht, .daß laut Friodensvertrag den französischen Schulen für deutsche Kinder jede Existenzberechtigung fehlt. In diesem Sinne will man das Einladungsschreiben auch beantworten.
Die Antwort der Botschafterkonfercnz ans die drntsche Note über die Militärkontrolle.
Paris, 9. Juli. Dem deutschen Botschafter wurde die Antwort der Botschafterkonferenz auf die deutsche Note in der Militärkontrollfrage übermittelt. Sic nimmt mit Befriedigung Kenntnis, daß die deutsche Regierung mit der geforderten Allgemeinrevision einverstanden ist und erklärt, bei aller Rücksicht auf die Notwendigkeit der möglichsten Beschleunigung der Kontrvlloperationell wünsche doch die Konferenz nicht, sich auf den 30. September als Schlußtermin der Revision sestzulcgen. — Die Note soll abends 6 Uhr der französischen Presse übergeben werden.
Herttot unbestrittener Sieger in Paris.
Paris, 9. Juli. Die Pariser Konferenz ist zu Ende. Von den 24 Stunden, die Macdonald in Paris verbrachte, befand er sich insgesamt 14 Stunden in Besprechungen mit Herriot und dessen fachmännischem Stabe. Die Funktionäre des französischen Außenamtes verrichteten Ziachtarbeit. Auf der englischen Botschaft, im Hauptquartier Macdonalds, fanden Beratungen in den ersten Morgenstunden statt. Als Macdonalü um 10 Uhr am Quai d'Orsay erschien, hatte er bereits eine zweistündige Konferenz mit seinem Sekretär hinter sich. Die Vormittagssitzung brachte die eigentlich wichtigen Besprechungen. Herriot, mit dem politischen Material Poincares ausgerüstet, kämpfte um den Versailler Vertrag, den er unberührt durch die Klippen des Sachverständigenberichtes steuerte. Er errang unzweifelhaft einen großen Erfolg über Macdonald, obgleich man erst auf der Londoner Konferenz Wird feststellen können, ob er diesen Erfolg gegenüber Amerika wird verteidigen können. Herriot brachte Macdonald dazu, die Reparationskommission als oberste und alleinige Instanz in Men den Da- wesplan betreffenden Finanz- und Wirtschaftsfragen anzuerkennen. Dann warf er Macdonalds frühere Forderung, einen isoliertxn Organismus, in welchem alle künftigen Gläubiger Deutschlands enthalten sind, zu schaffen und diesen Organismus dem Haager Schiedsgericht zu unterstellen, glatt um. Den Erfolgen Herrlots steht nicht eine einzige Konzession an Mar- donald gegenüber. Das Memorandum schweigt über die linksrheinischen Eisenbahnen. Es enthält keine Angaben über die Ruhrräumung und verzichtet darauf, die eventuellen Gegenleistungen, ans welche Deutschland bei Annahme des Dawesplanrs Anspruch erheben kann, zu erwähnen. Es ist sogar wahrscheinlich, daß die deutschen Vertreter in London nur durch die Reparationskommisston mit den alliierten Ministerpräsidenten werden Verkehren können, und zwar auf folgende Weise: Die Konferenz fertigt ihre Beschlüsse aus und leitet sie an die Re- parationskommisfion, welche sich vorübergehend in London aufhalten wird, und die Deutschen werden eingeladen, in der Reparationskommission ihren Standpunkt geltend zu machen-
Paris, 10- Juli. Die gestern zwischen Macdonald und Herriot verabredete gemeinsame Erklärung besagt, daß die britische und französische Regierung sich geeinigt hätten, den alliierten Regierungen eine Note zu übermitteln, deren Schlußfolgerungen sie ihnen zur Annahme empfehlen. Danach bezweckt die Londoner Konferenz die Regelung und Inkraftsetzung des Sachverständigenplans, sowie die Entscheidung in den Fragen, deren Lösung den interessierten Regierungen zusteht. Die beiden Regierungen erkennen die Notwendigkeit an, einen Zustand des Vertrauens herbeizuführen, der etwaigen Geldgebern die nötige Beruhigung verschafft aber sie sind nicht der Ansicht, daß Liese Notwendigkeit mit oer Jnnehaltung der Bestimmungen des Versailler Vertrags unvereinbar ist. Die Erklärung wiederholt dann die Vorgeschichte der Einsetzung des Sachverständigenkomitees und des Sachverständigenplanes und stellt Wester fest, daß die beiden eingangs erwähnten Regierungen über folgende Punkte einig geworden sind: Am 16. Juli tritt in London eine Konferenz zusammen. Die beteiligten Regierungen werden zuerst für ihren Teil die Annahme der Entschließungen des Dawesplanes bestätigen. Die zustande kommenden Abmachungen dürfen die Autorität Ler Rekpo nicht beeinträchtigen. Da aber den Zeichnern der Anleihe von 800 Millionen Goldmark und den Obligationsträgern Garantien besorgt werden müssen, werden die beiden Regierungen ihre Anstrengungen vereinigen, um die Anwesenheit eines Amerikaners in Ler Repko zu erreichen für den Fall, daß letztere eine deutsche Verfehlung sestzustellen hätte. Sollte diese Lösung unmöglich sein und die Repko sich über die Beurteilung der Tatsache nicht verständigen können, so würden die beiden Regierungen Vorschlägen, daß die Repko den Generalagenten für die Reparationszahlungen hinznzieht, der amerikanischer Staatsangehöriger sein soll. Eine vorsätzliche Verfehlung von Bedeutung würde alsbald die Frage der Loyalität Deutschlands aufwerfen. Sollte die Repko eine derartige Verfehlung feststellen, so würden sich die beteiligten Regierungen verpflichten, sich sofort über die Mittel zu verständigen, mit deren Hilfe Maßnahmen ins Werk gesetzt werden sollen, worüber sie sich zu ihrem eigenen Schutze und zum Schutze der Interessen der Geldgeber geeinigt haben. Der Plan, ans Grund dessen die deutsche Wirtschafts- und Finanzeinheit wieder hergestellt wird, sobald die Repko fest-gestellt hat, daß der DaweÄ-ericht zur Ausführung gelangt ist, wird von einer interalliierten Konferenz festgesetzt werden. Die Vorschläge für diesen Plan sollen von der Repko der interalliierten Konfreenz unterbreitet werden. Etwa notwendige Abänderungen an dem Sachverständi- genplmr könnten nur mit allen erforderlichen Garantien und gegenseitig zwischen den beteiligten Regierungen vorgenommen werden. Zur Einziehung der Reparationszahlungen werden die Alliierten ein Spezialorgan schassen, das den beteiligten Regierungen ein Gutachten über ein System zwecks Nutzbarmachung der deutschen Zahlungen übergeben soll. Jede Rechtsschwierigkeit, die sich anläßlich der Interpretation des vorstehenden Textes ergeben sollte, wird an die Rechtssachverständigen der beiden Regierungen verwiesen werden. Die beiden Regierungen haben einen vorläufigen Meinungsaustausch über die Frage der interalliierten Schulden gepflogen. Hierzu erklärst die eirglische Regierung, daß sie mit den interessierten Regierungen eine gerechte Lösung anstreben wird. Diese Frage wird zum Zwecke einer ernsten Prüfung den sachverständigen Finanzverwaltungen überwiesen. Desgleichen haben die beiden Regierungen einen vorläufigen Meinungsaustausch über die Sicherheitssrage vorgenommen. Sie haben festgestellt, in welchem Grade die öffentliche Meinung die Herstellung eines völligen Friedens wünscht. Sie sind darüber einig daß sie dieses Ziel Mit den besten Mitteln anstreben werten, bis das Problem der allgemeinen Sicherheit der Nationen eine endgültige Lösung findet.
Paris, 10. Juli. Macdonald und Herriot empfingen gestern nachmittag die Vertreter der Presse. Macdonald schickte seinen Erklärungen voraus, daß -das Mißverständnis zwischen Paris und London völlig unbegründet gewesen sei. Beiderseits sei gleichermaßen guter Wille vorhanden. Es werde eine Mitteilung an die Presse ergehen, die das gemeinschaftliche Empfinden der beiden Regierungen darlegen werde, dessen Risse und schadhaften Stellen nicht ausfindig zu machen, sondern leidenschaftslos im Interesse der beiden Länder zu prüfen seien. Es sei eine Lösung möglich, aber sie brauche Zeit und Geduld. Man sei beiderseits zu einer ersten Verständigung gelangt. Wir sind keine Feinde, die sich den Anschein von Freunden geben, sondern Freunde, die versuchen, die in den letzten Jahren entstandenen Schwierigkeiten zu beheben. Die
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