Zweites
Blatt.
r Zweites 4. Blatt.
^ 136.
Neuenbürg, Samstag, den 5. Juli 1924.
82. Jahrgang.
Die Krise in der Landwirtschaft.
Der Landw. Hauptverband hatte in diesen Tagen die Pressevertreter von Stuttgart und Umgebung in das Haus der Landwirte eingeladen, um denselben in gründlicher Weise Aufklärung zuteil werden zu lassen über die gegenwärtigen, Verhältnisse in der Landwirtschaft. Generalsekretär Hummel führte bei dieser Gelegenheit über die Lage der Landwirtschaft u. a. folgendesaus: ^
Die Krisis, unter deren Druck die deutsche Landwrrtichaft seit einigen Monaten steht, hat sich bereits auf alle, landwirtschaftlichen Belange ausgedehnt und zu einem Zustand ungewöhnlichster Art geführt. Seit mehreren Jahren haben wir eine Weltagrarkrisis und die Aushebung der Valutaspcrre hat nunmehr auch die deutsche Landwirtschaft in diese Bewegung hineingezogeu. Eigentlich schon vorher, als in den letzten Stadien des Inflations-Prozesses die Notenausgabe als Druckmittel auf die Jnflationsgoldpreise immer mehr versagte,,das Rennen um die Goldmarkprcise seinen Höhepunkt erreichte, schon damals wurden die Schatten der Weltagrarkrisis auch innerhalb der deutschen Landwirtschaft immer deutlicher sichtbar. Die internationalen Ursachen der deutschen Agrarkrisis sind derart weitreichend, daß es nicht möglich ist, sie in Kürze einer Betrachtung zu unterziehen. Im tiefsten Grunde liegt die Ursache für die Krisis im deutschen Wirtschaftsleben zweifellos in der unverkennbaren Tatsache, daß das Gleichgewicht der Weltwirtschaft überhaupt erschüttert ist, und daß durch die Wegnahme der Hauptproduktionsgebiete, in und aus denen das arbeitsame deutsche Volk große Werte erzeugt und exportiert hat, in Zentraleuropa ein starker Mangel an Werten für den internationalen Austausch entstanden ist, für den ein Ersatz nicht zu schaffen ist, solange die wirtschaftliche Freiheit Deutschlands nicht wieder in vollem Umfang hergestellt ist.
Die Grundlage jeder Wirtschaftlichkeit kann mehr oder weniger gefördert oder beschränkt werden durch zollpolitische steuerliche und sonstige staatswirtschaftliche Einrichtungen. Lebensfähig aber bleibt kein Wirtschaftszweig, bei öem nicht die Produktionskosten geringer sind, wie die Einnahmen aus den verkauften Erzeugnissen. Und an der richtigen Erkenntnis dieser wirtschaftlichen Binsenwahrheit hat es bei uns in den letzten Jahren gefehlt. Insbesondere in der Gegenwart scheinen breiteste Massen der Bevölkerung, nicht zuktzt auch der Staat selbst, den einfachsten, notwendigen Zusammenhängen systematisch entgegenzuwirken, Wohl in der törichten Annahme, daß die Landwirtschaft aus der Scheinblüte der Inflationszeit so viel herübergerettet habe in die Gegenwart, daß sie auch! die stärksten Aderlässe ohne sich zu verbluten, würde aushalten können.
Zunächst ist es die Produktions- und Preiskrisis, die die Gegenwart beherrscht. Seit Wochen ist die Tendenz für die landwirtschaftlichen Produkte sinkend. Die Preise für Getreide marschieren an der Spitze. Es notierte bei den letzten Börsentagen Weizen 33 Prozent, Gerste 25 Prozent, Haber 25 Pro- , zent unter Vorkriegsparität. Beim Vieh bleiben in letzter Zeit ! die Lebendgewichtpreise in immer stärkerem Maße hinter den > Friedenspreisen zurück. Insbesondere zeigt sich das bei den I geringeren Qualitäten. Für Kühe werden 15—20 Pfennig pro ! Pfund Lebendgewicht bezahlt und es war keine Seltenheit, daß Kälber um 8—10 Mark heraegeben werden mußten. Die einzige Ausnahme macht die Milch, die sich teilweise bei uns bis heute noch auf 20 Pfennig Erzeugerpreis hat halten können. Dieser Preis ist aber bei gerechter Beurteilung zum mindesten auch nicht höher, wie der Vorkriegsmilchpreis von 16 Pfennig, wenn man in Berücksichtigung zieht, daß die Milchwirtschaft allerorts noch sehr üarniederliegt und -die Erzeugungskosten noch weit über -die ehemalige Höhe hinausgehen. Es sind nun Bestrebungen im Gange, diesen Preis herunterzudrücken mit der Begründung, daß jetzt Milch genug da sei. Wie verträgt sich dies aber mit der Mitteilung, die dieser Tage durch die ! Tagespresse ging, wonach zurzeit noch nach Württemberg und
Baden monatlich annähernd 100 000 Liter Schweizermilch eingeführt werden? Für die Schweizermilch zahlen unsere Städte anstandslos 31 Pfennig ab Grenze und für den einheimischen Erzeuger hat man keine 20 Pfennig übrig. Die Landwirtschaft wird sich mit allen Mitteln gegen eine Herabsetzung des Erzeugerpreises wehren, solange, als noch ein Tropfen Schweizermilch, für die wir unser gutes Geld ins Ausland geben müssen, ins Land hereinkommt.
Dem gegenüber stehen die Preise für die landwirtschaftlichen Erzeugungs- und täglichen Bedarfsartikel. Nur einiges herausgegriffen: .Es kostet heute noch Roheisen 38 Prozent, Stahleisen 37 Prozent, Leder 50 Prozent, Baumwolle 110 Prozent, Baumwollgarn 153 Prozent und Baumwollgewebe gar 170 Prozent mehr wie im Fahre 1913. Es ist zwar bei den meisten Jnüustrieprodukten ein Preisrückgang zu bemerken, doch wirkt sich dieser bei weitem nicht so aus, wie bei der Landwirtschaft, da die Preise sich ja immer noch zum Teil weit über der Vorkriegslinie bewegen.
Am schwersten tritt natürlich die Spanne beim Getreide in Erscheinung. Der Hauptgrund für die niederen Getreidepreisc liegt in dem täglich wachsenden Angebot ausländischer Waren. Die tägliche Mehleinsuhr ist etwa um das 25fache größer als vor dem Kriege. Die Frage, ob ein Schutzzoll kommen soll oder nicht, ist keine einseitige Jnteressenfrage der Landwirtschaft, sondern eine Lebensfrage des gesamten Staates. Wird die Landwirtschaft der Auslandskonkurrenz preisgegeben, dann verliert der Staat die letzte Stütze.
Aehnlich liegen -die Verhältnisse bei unserer Viehwirtschaft. Das deutlichste Beispiel haben wir dafür in Württemberg. Württemberg ist seit Jahr und Tag für Vieh und Fleisch Exportgebiet und trotzdem wird selbst auf den Stuttgarter Zentralmarkt ausländisches billigeres Vieh geworfen, um dadurch die ohnehin schon sehr bescheidenen Viehprcise noch mehr zu drücken. Das ist -der Hauptgrund, weshalb die Landwirte draußen ini Lande gegen die Beibehaltung der Zentralisation am Stuttgarter Markt sind und lieber ihr Vieh auf Lokalmärkten vertreiben. Es war neuerdings keine Seltenheit, daß hochträchtige Kühe der Schlachtbank zugeführt werden mußten, weil der Erzeuger Geld brauchte und nichts anderes mehr zu verkaufen hatte. Zusammenfafsend läßt sich sagen, daß die Rentabili- tätsverhältmffe in der Landwirtschaft allein schon durch die Gegenüberstellung der Produkten- und Produktionsmittelpreise so sind, daß die Betriebe, die einen früher oder später, die meisten aber in absehbarere Zeit zu Grunde gehen müssen.
Dazu kommen noch alle die Steuern und staatlichen Abgaben. Die Steuerlast in der Landwirtschaft führt zu katastrophalen Zuständen. Einige Beispiele: Die Belastung in den verschiedenen Betriebsgrößen in Württemberg innerhalb -der verschiedenen Ertrag-Massen ist natürlich verschieden. Im Wirtschaftsjahr 1923—24 (also von Mitte August 1923 bis Mitte August 1924, da der Landwirt von dem Erlös der vorjährigen Ernte seine Ausgaben für das kommende Wirtschaftsjahr bezahlen mußte), hat ein württembevgischer Betrieh von 3 Hektar in der Ertragsklaffe 1 zu bezahlen au: 1 . Einkommensteuer 93,30 Mark; 2. Rhein-Ruhr-Abgabe 25,50 Mark; 3. Landabgabe 120 Mark; 4. Brotversorgungsabgabe 5,50 Mark; 5. Umsatzsteuer 33,35 Mark; 6. Vermögenssteuer 14,40 Mark; 7. Rentenbankzins 48 Mark; 8. Grundsteuer 69,35 Mark; 9. Gebäuüe- steuer 96,85 Mark; 10. Gebäudeentschuldungssteuer 45 Mark; 11. Kirchensteuer 7,50 Mark; 12. Wegsteuer 0 Mark (bei größeren Besitzen tritt diese Steuer erheblich — bei 70 Hektar z. B. in der Ertragsklasse 1 mit 64 Mark — in Erscheinung). Das ergibt eine Gesamtbelastung durch Steuern für diese von 57,85 Mark pro Morgen. Bei einem Betrieb von 6 Hektar in der Ertragsklasse 3 sind es 25,25 Mark, bei 10 Hektar in der Ertragsklaffe 5 gleich 16,50 Mark; bei 70 Hektar in der Ertragsklasse 1 gleich 37,80 Mark; bei 70 Hektar in der Ertragsklasse 3 gleich 22,68 Mark und bei 25 Hektar in Ertragsklaffe 5 sind es 15,60 Mark.
Doch damit hat die Belastung der Betriebe noch nicht ihr Ende erreicht. Sehr zu Buche schlagen insbesondere noch die Soziallasten des Landwirts. Die oben genannten Zahlen erhöhen sich noch um ein Bedeutendes durch die fortlaufenden Beiträge zur Kranken- und Invalidenversicherung, zur Er- we-rbslosenfürsorge, zur Gebäudebrandversicherung, zur Berufsgenoffenschaft, zur Viehseuchenkaffe, zur Hagelversicherung, zur Landwirtschaftskammer und zu den verschiedensten notwendigen Versicherungen, die mit einer ordnungsmäßigen Betriebsführung verknüpft sind. Die dadurch bedingte Belastung z. B. eines Betriebes von 70 Hektar in der Ertragsklasse 1 ist trotz mehrfachen in der letzten Zeit da und dort vorgenommenen Streichungen heute immer noch das 1,7fache der Borkricgsbe- lastung.
Die Gesamtbelastung geht somit weit über 100 Prozent des Reinertrags hinaus und mutz in kurzer Zeit selbst auch bei bisher gut fundierten landwirtschaftlichen Betrieben zum Ruin führen.
Aus der Steuerkrisis in der Landwirtschaft ist eine Kredit- und Geldkrisis großen Stils geworden. Die von der Reichsbank verteilten Rcntenmarkkredite reichen bei weitem nicht aus. Es gibt landwirtschaftliche Betriebe, in denen kein Pfennig bares Geld zu finden ist. Die Steuern insbesondere haben alles ausgefressen. Wenn nicht bezahlt wird, kommt der Vollzugsbeamte und pfändet. Es ist in der letzten Zeit oft vorgekommen, daß für den Betrieb hochwichtige Betriebsmittel, sogar hochwertiges Nutzvieh, gepfändet worden sind, obwohl notwendige Betriebsmittel gar nicht gepfändet werden dürfen. Das ist ein Zeichen dafür, daß die Finanzämter noch immer der Auffassung sind, in der Landwirtschaft wären noch große Schätze zu holen.
Die laufenden Rentenmarkkredite müssen unter allen Umständen bis nach der Ernte ausgedehnt und die laufenden diesbezüglichen auf 3 Monate lautenden Wechsel auf ebensolange Prolongiert werden. Auch für die Beschaffung langfristiger Kredite muß alles geschehen, denn die Bautätigkeit in der Landwirtschaft ruht vollständig, weil bisher Geld für längere Zeit selbst zu den höchsten Zinssätzen nicht zu beschaffen war.
Vermischtes
Der Kardinal und die schamlose Kleidertracht. Der Münchener Kardinal von Faulhaber hat bei der Firmung in Lands- Hut an eine breit ausladend bis zu den Schultern entblößte und an zwei tief decollettierte Damen, -die neben einander Patinnen standen, sehr zeitgemäße Worte gesprochen. Der Kardinal machte beim Firmen eine kleine Pause und sagte dann: Es ist doch ein Skandal, in welchen Kostümen manche Damen zu den heiligen Sakramenten und zur Kirche gehen. Gleich darauf sagte er nochmals: Wir kommen doch nicht zu einem Turnfest, sondern zu einem Gottesdienst.
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Der Tanz um das goldene Kalb
30j Von Erica Trupe-Lörcher
(Slachdruck verboten.)
James hing den Hörer ein, rief den jüngeren Diener
- herbei und Übertrag ihm das Oeffnen der Entreetür wie das ^ Telephon unter dem Hinweis, er müsse schnell einen dringenden Gang erledigen. Damit stülpte er seinen Zylinder ans und eikte aus dem Hause.
Die Künstlerin wohnte nicht weit fort. Memlos sprang er die Treppe zu ihrer Wohnung hinauf. Ach, es war ihm ein so gewohnter Gang! Die ältere Haushälterin ließ ihn mrch mit einem Lächeln emtreten, welches bewies, daß James hier wohlbekannt sei und keine formelle Anmeldung nötig fei.
In einem mittelgroßen Zimmer, das mit einem Flügel geschmückt wurde, zum Teil überladen war mit unzähligen Kleinen und größeren Tffchen, auf denen die Künstlerin in ihren verschiedensten Rosten «ms Bildern prangte, rauschte die Lorelli ihm entgegen. Ae trug eine hochelegante Matinee, die der Gsheimrat bei seiner Reise mit seiner Schwester nach Paris eigenhändig k« großen Modenhaus «Priu- tsmps' der Schasst» ielerm ausgesschk »nd mitgebracht hakte.
- .James! Wie gut, daß Sie kommen! Ich mußte Ae ja noch uribedtngk-Drechen, ehe das Gartenfest ist! Denken Sie sich nur das Pech! Änmer muß ich dem Rechtsanwalt Forgiß begegnen, wenn ich auf Seitenwegen wandele, die der Gehöimrat durchaus nicht wissen darf! Gerade ausgerechnet dem Manne, der das Vermögen vom Geheimrat verwaltet und den jeder wegen feiner schonungslosen Offenheit fürchtet!'
Der Diener hatte sich, noch immer Atem schöpfend, auf ihren Wink hin auf einen Stuhl im Zimmer niedergelassen und drehte den Zylinder unruhig zwischen den Händen. Er hakte es sich ja schon gedacht, daß es sich heute um etwas derartiges handele! «Gie haben sich doch bis jetzt immer geschickt herauslügen können, Fräulein Corelli! Ich habe bis jetzt aus keiner Aeußerung vom Geheimrat gehört, daß er Ihnen mißtraue!'
.Dann wäre auch mein Spiel verloren. Wenn er erst Mißtrauen anzufangen hegt- Dann kann ich ruhig meine Koffer packen. Sie wissen, der Geheimrat ist derartig eitel.
daß ihm schon die Möglichkeit im Gedanken unerträglich ist, ich könnte außer ihm noch jemand sonst bevorzugen! — Ja, bis jetzt war die Situation so, daß allerlei Möglichkeiten für meine Abenteuer offenstanden, wenn der Geheimrat wirklich etwas erfahren und mich zur Rede gestellt hätte. Aber dieses Mal?'
«Was gibt es?'
«Ich bis gestern in Hermesfurk in einem Hotel dem Rechtsanwalt Forgiß begegnet, in dem ich mich mit meinem Freunde, dem Opernsänger Carlyle, — Sie wissen ja von chm! — als seine Gattin hatte einkragen lassen. And der Oberkellner hatte noch die Tapsigkett, mich im Speise- rasm, wo der Rechtsanwalt an einem der allernächsten kleinen Tische saß, ständig als Frau Carlyle anzureden-!'
«And n««?' James ließ die Künstlerin absichtlich zappeln »nd stellte sich dumm. Sein Blick wanderte durch das Zimmer. Es war durchaus luxuriös ausgestattek. Bon A bis Z eine Spende des Geheimrates; er war in derartigen Geschenken immer sehr freigiebig. Sogar de» schönen Flügel hakte er ihr zum Geschenk gemacht. Der Raum wäre von vornehmer und köstlicher Behaglichkeit gewesen, wenn nicht jeder Tisch, der Flügel, jedes Eckchen mit welkenden Lorbeerkränzen »nd bmttsarbigen Schleifen überladen gewesen wäre. Dazu die Unmenge der Photographien in 8en verschiedensten Rotten der Künstlerin!
Die LoreN ging einmal mit großen, etwas pathetischen Bühnenschritten dnrch den Rasm. «Die Sache ist mir furchtbar unangenehm, James!'
«Das kann ich mir vorstellen!' dachte er und nickte nur, um sein Mitgefühl anzudeuken.
«Der Rechtsanwalt läßt sich natürlich keinerlei Ansreden vorschwindeln. Ich fürchte, er wird die Geschichte dem Gsheimrat erzählen.'
«Ja, ja, der Herr Gsheimrat kennt in solchen Sachen keinen Spaß! Das habe ich von unserer Köchin, die schon so lange bei Geheimrats ist, von früheren ähnlichen Geschichten erzählen hören. Der alte Herr ist eben sehr eitel — und wird kaum die Kränkung schlucken wollen, wenn ei» jüngerer Nebenbuhler da wäre-'
Die Corelli blieb jetzt plötzlich vor bem Diener stehen. .James! Der Rechtsanwalt wird heute voraussichtlich auch auf dem Sommerfest fein. Behalten Sie ihn, wenn irgend
möglich, im Auge und beobachten Sie, ob er mit Fräulein Amanda oder dem Gsheimrat unter zwei Augen spricht.'
«Ja, ich will das tun. Aber bedenken Sie, daß ich viel zu tun habe und nicht ausschließlich um die beiden Herrschaften herum sein kann!'
Die Klingel schlug draußen plötzlich an. Die Künstlerin fuhr zusammen. .Besuch!' Auch der Diener erhob sich. Es war besser, er entfernte sich jetzt, als daß ein etwaiger Besuch ihn hier ankraf. Aber die Lorelli hielt ihn noch am Arme fest, während sie mit einem Ohr nach draußen horchte. «And von Fräulein Zyria? Können Sie mir da nichts Mitteilen?'
Der Diener schüttelte den Kopf. .Schade,' bedauerte sie, «ich bin sicher. Sie finden noch irgend etwas Ungünstiges über sie heraus, das man dem Geheimrak in einem anonymen Briefe über sie Mitteilen kann!'
James antwortete nicht. Aber die Künstlerin erriet, er war ihr innerlich in diesem Moment nicht so ergeben, wie sie es wünschte und für die Zwecke nötig hakte. Deswegen holte sie schnell ihre silberne Retzkasche, die sie vorhin temperamentvoll auf den Flügel geworfen hatte, riß das Portefeuille heraus und drückte ihm einen Schein in die Hand. «Hier, heute diese Kleinigkeit, James! Größeres folgt. Sie sollen sich nicht beklagen. Sie wissen, ich lasse mich nicht knnp«. Aber halte« Sie Ihre Angen auf! Besonders henke. Nnd wenn Sie etwas erspähen oder erlauschen. — — dann sagen Sie mir sofort Bescheid!'
Er nickte und schwieg. Der Stimme von draußen nach war eine Kollegin der Corelli gekommen, um sie zu besuchen. Me Haushälterin schien sie gerade ins Nebenzimmer zu komplimentieren. «Hier heraus?' fragte er deswegen gedämpft und hielt bereits die Türklinke in der Hand.
Die Corelli nickte ihm zu. Wenn er hier aus dem Zimmer gleich in den Gang trat und dann die Wohnung verließ, lief er der Kollegin nicht in die Hände. Auch ihr wäre es^ nicht angenehm, wenn jemand den Kammerdiener des Ge- heimrakes bei ihr ankraf!
So verschwand er, nachdem sie sich beide noch durchweinen stummen Blick verständigt hatten, und eilte die Trq»-j pen hinab, damit im Hause des Geheimrates sein Forkblei- ben nicht bemerkt wurde.
(Fortsetzung folgt.)