führen habe, sei der gegen die Gleichgültigkeit der Wähler. Wenn man aber das Gesamtbild, was die Zukunft bringe, betrachte, so sei kein Grund vorhanden, zu verzweifeln. Wer Tagespolitik treibe, habe auch nur Tageserfolge zu erwarten. Die Sozialdemokratie sei nicht so eingestellt; sie arbeite wie der geniale Leiter eines Großbetriebes auf längere Zeit, unbekümmert um die gegnerischen Angriffe von rechts und links. Das edutsche Volk sei gezwungen sich selbst zu helfen. Mit uns das Volk, mit uns -der Sieg!
Nach die mit lebhaftem Beifall ausgenommenen Ausführungen des Redners kamen außerhalb der Tagesordnung aus der Mitte der Versammlung verschiedene Punkte zur Sprache, worauf der Hauptredner namentlich auf die Aufwertungsfrage einging und es als außerordentlich schwierig ja geradezu unmöglich bezeichnte, den gestellten Forderungen in bezug auf Aufwertung bei Reich und Staat in dem Maße wie gewünscht, zu entsprechen. Jene Leute, welche bei den beklagenswerten Opfern der Inflation solche Hoffnungen erwecken, sollten sich eines besseren besinnen. Es kämen in diesem Falle Summen heraus, die einfach unaufdringlich seien, allein die Aufbringung der Zinsen wären für unser Wirtschaftsleben Niederdrücken!». Die Schwierigkeiten, hier eine wirklich befriedigende Lösung zu finden, seien riesengroß. Wenn andere Parteien den Wählern jetzt dahingehende Versprechungen machen, die in der Praxis nicht erfüllbar sind, so behandeln sie die Wähler nur als Stimmvieh, und das werde sich später an diesen Parteien selbst rächen. Mit dem Dank an den Hauptredner für die trefflichen Ausführungen und einem kräftigen Appell, am 4. Mai die Wahlpflicht in dem Sinne zu erfüllen, daß die sozialdemokratischen Stimmen im Bezirk nicht weniger werden, schloß der Vorsitzende die ohne jegliche Störung verlaufene Versammlung.
Neuenbürg, 29. April. Zur Zeit stellt sich der Spitzenkandidat der Deutsch-demokratischen Partei für die Landtagswahl, Johannes Fischer-Stuttgart, der Wählerschaft im Bezirk vor. Die Versammlungen der letzten Tage in den verschiedenen Bezirksorten hatten sich eines guten, mitunter sogar eines recht guten Erfolges zu erfreuen, »o namentlich in Calmbach und Höfen. Die lebenswarmen erfrischenden Reden des Redners, fernab von parteipolitischen Tendenzen, und gründet auf einer echt christlichen Lebensanschauung, machen sichtlichen Ein- druck auf die Hörerschaft. Heute abend findet, wie aus dem gestrigen Inserat ersichtlich, die Versammlung hier im Bären, abends 8 Uhr, statt. Der Besuch -er Versamnüung ist allen Wählern, namentlich auch den Wählerinnen, zur gründlichen Aufklärung zu empfehlen.
x Birkenfeld, 27. April. Nachdem schon vor den Osterfeiertagen verschiedene sozialdemokratische und kommunistische Wahlversammlungen hier abgehalten worden sind, über welche aber über schlechten Besuch geklagt wurde, sind wir am vergangenen Freitag von angekündigten Wahlversammlungen förmlich überschüttet worden. In den Adler wurden die Wähler von der Bürgerpartei, in das Gemeindehaus von der sozialdemokratischen Partei und ins Rößle von der kommunistischen Partei eingeladen. Nun war die Wahl für manchen schiver. Wohin soll ich gehen, welches ist für mich die beste Partei? Wahl macht Qual. Doch konnte die sozialdemokratische Versammlung nicht abgehalten werden, weil der Redner nicht erschienen war und so sind die sozialdemokratischen Wähler teils in Adler, teils ins Rößle gegangen. Im Adler begrüßte Sägewerkbesitzer Keppler von Calmbach, der den Vorsitz übernommen, die Wähler und stellte ihnen den Kandidaten Rechtsanwalt Dr. Schott-Stuttgart, Spitzenkandidat der Bürger- Partei für den Landtag, vor, seine guten Eigenschaften rühmend. Des weiteren stellte er fest, daß die Bürgerpariei auch ihre Fehler habe, vielleicht auch Fehler gemacht habe, glaubt aber, daß ihre Rechtsstellung zum Recht führe. Und nun wurde Rechtsanwalt Dr. Schott das Wort erteilt. Nach einlei- tenden Worten stellte er den Satz fest: Wir haben uns selbst belogen und sucht denselben zu beweisen an den den Deutschen zugeschobenen Kriegsgrsueln, als ob die Franzosen nicht auch solche verübt hätten. Jeder Krieg habe eben leider immer solche im Gefolge. Dann kommt die große Lüge mit der Kriegsschuld, die von unseren Feinden heute noch in alle Welt hinausposaunt wird. Und wir haben Parteien, denen es nicht < einfällt gegen diese furchtbare Lüge zu protestieren, ja sie glauben sogar diese Lüge und haben sie bereits akzeptiert. Die > Bürgerpartei habe jetzt beim Staatspräsidenten die Anfrage gestellt, ob in dieser Sache noch nichts getan worden sei, worauf sie die Antwort erhielt, daß Wohl ein diesbezüglicher An- , trag gestellt worden, daß aber der deutschen Sozialdemokratie i dieser Antrag nicht Mlegen komme. Des weiteren kam der Redner auf den Mittelstand zu sprechen. Derselbe darf nicht vom Großkapital aufgefressen werden. Wenn dieser vernichtet wird, und er ist annähernd vernichtet, so ist die Existenz «nse- ' res Volkes bedroht. Die ganze deutsche Kraft quillt schöpferisch ! aus diesem Stand und sie wird versiegen, wenn er niedergeht. ' Wir brauchen aber diesen Nährboden, wir brauchen diese !
,y Der Kampf im Spessart. s
Erzählung von Levin Schurkin g.
So viel war gewiß, der Mann atmete nicht mehr, er rä-,c!« ßch nicht mehr, er war tot.
Mlderich blickte eine Weile starr auf ihn nieder, dann ermannte er sich. Er machte ein paar Schritte vorwärts und beugte sich dann noch einmal über den Hellern Gegenstand, der vor seinem Pferde quer über den Weg lag. Es war eine geplünderte Leiche, gewiß die eines Franzosen. Der Eaishof- stoffel mußte, als das Pferd davor scheute und stehenblieb, in der tiefen Wegschlucht gerade den Augenblick gekommen geglaubt haben, um sich auf den vermeintlichen Feind zu stürzen, dem er aus dem Wirtshause bis hierher gefolgt war, um an dem einsamen Reiter «inen Akt seiner Wiedervergeltungswut mehr zu üben?
Wilderich konnte nichts tun, als das Grausen von sich abschütteln, das ihn zwischen den zwei Leichen, bei denen er in dunkler Nacht so allein stand und deren «ine von seiner Hand gefällt war, erfaßt hatte. Wären auch noch Zeichen des Lebens in dem Erschlagenen gewesen, er war außerstande, ihm beizuspringen; er beschränkte sich deshalb darauf, den Körper beiseitezuziehen, ihn mit der Brust aufrecht gegen das hohe Wegufer zu lehnen, dann nahm er fein Pferd am Zügel, führte es an der andern Leiche vorüber und sprang jenseits derselben wieder in den Sattel, um dem Schauplatz der grauenhafte« Begegnung so schnell wie möglich zu entkommen.
Je weiter Wilderich kam. desto häufiger wurden die Spuren der in diesen Tälern, durch die -hn sein Weg führte, stattgefundenen Kämpf«. Bor den Leichen scheut« sein Pferd bald nicht mehr zurück, es bog nur schnuppernd und schnaufend zur Seite au«; zuweilen stieß e» mit den Hufen klirrend an weggeworfene Waffen oder bog vor abgespannten, stehenge- bliebenen Fuhrwerken aus. Auf Truppen stieß Wilderich nicht «ehr; der Paß, den ih« Szatarri gegeben, wgr überflüssig; die
Kraftquelle! Wir müssen deshalb versuchen, den Angehörigen des Mittelstandes, die unter der Inflation ihre Ersparnisse verloren haben, durch Maßnahmen einer wirtschaftlichen Aus- gleichspolittk rettend beizuspringen. Für die durch die Inflation Enteigneten und Entrechteten will die deutschnationale Volkspartei eintteten. Man habe die Unglücklichen vertröstet mit dem Wort: Findet euch in euer Schicksal! Das ist aber ein schlechter Trost. Kein vernünftiger und rechtdenkender Mensch kann es verstehen, daß die Kleinrentner und Sparer, die Mündel und Entmündigten 85 Prozent ihres Vermögens verlieren sollen, während kapitalkräftige Gesellschaften und während der Kriegs- und Nachkriegszeit Reichgowovdenen sich mit 15 Prozent von ihren Schuldverpflichtungen frei machen können. Daher wird der Kampf gegen die dritte Steuernotver- ovdnung weitergehen, selbst wenn das Reichsgericht ihre Gesetzmäßigkeit anerkannt hat. Das wichtigste Problem, das der neue Reichstag zu lösen haben wird, ist das der Wohnungspolitik. Nur durch äußerste Sparsamkeit und angestrengteste Arbeit kann unser armes Volk wieder emporkommen. Geistig und körperlich Schaffende, Unternehmer und Arbeiter, müssen ihre äußerste Kraft einsetzen. Der Redner bekennt sich für das monarchische System. Er glaubt, daß wir im alten System mehr Freiheit hatten als in der jetzt bestehenden deutschen Republik. Oder kann man das Freiheit nennest, wenn uns jetzt bei den bevorstehenden Wahlen eine Anzahl von Kandidaten präsentiert werden, die wir vielleicht nicht einmal kennen! Unser Kampfruf für die Wahl sei: Erst das Vaterland, dann die Partei! Für die Diskussion meldete sich als Redner Gemeinderat A. May. In geschickter Weise verstand er es, dem Referenten Punkt für Punkt zu entgegnen, so daß er nachher den Beifall auf seiner Seite hatte. Freilich gehörte die große Mehrzahl der Anwesenden der sozialdemokratischen Partei an und wenn diese nicht gekommen wären, hätte der Kandidat ohne Zweifel vor einer kleinen Zahl von Wählern sprechen müssen. Nachdem Dr. Schott seinem Vorredner noch trefflich erwidert batte, schloß der Vorsitzende die Versammlung.
Calmbach, 28. April. (Eingesandt.) Am gestrigen Sonntag fand im Sonnengarten erstmals eine Ausstellung von edlen ostfriesischen Milchschasen statt, die der hiesige Verein veranstaltete, und die mit einer Prämierung verbunden war. Schon in aller Frühe walteten die Preisrichter — zwei Herren aus Heilbronn bzw. Ludwigsburg — ihres Amtes. Es wurden 35 Tiere vorgeführt, von denen die meisten mit einem Preis ausgezeichnet werden konnten. Dabei wurden die Tiere nach sechserlei Gesichtspunkten beurteilt: nach Gesamterscheinung, Milchanlagen, Wolle, Körperform und Schwere, Form und Stellung der Glieder, Pflege. Einen 1. Preis erhielt Fritz Mezler für einen 3jährigen, 190 Pfund schweren, prächtigen Bock. Für Muttertiere erhielten einen 1. Preis Robert Bott, Ludwig Marth, Fritz Zündel, einen 2. Preis Fritz Mezler, Karl Schwenk, Fritz Kiefer. Die übrigen Aussteller erhielten 3. oder 4. Preise oder lobende Anerkennungen. Nebenbei waren von den Tierhaltern Rohwolle:, sowie einige Felle, sowie von der Firma Wollspinnerei Rentschler-Nagold die verschiedensten Fabrikate aus Wolle von solchen Schafen ausgestellt: Strickwolle in den verschiedensten Farben, Stoffe für Frauen- und Herrenkleidung, fertige Kleidungsstücke. Auch für Unterhaltung war gesorgt durch Veranstaltung von Hammelstechen. Auf 3 Scheiben konnte man da sein Glück versuchen, einen Hamniel zu gewinnen. Dabei gabs natürlich einen Heidenspaß, wenn die geblendeten Spieler oft ins Leere stachen. Die Veranstaltung war auch von auswärts gut besucht, und es war ein guter Griff der Vereinsleituug, daß sie diese Sache unternahm. Sie hat allen Leuten gezeigt, daß man mit wenig Mitteln viel zur Ernährung und Bekleidung der Menschheit beittagen kann. Die Zucht des edlen osffriesischeu Milchschass ist eine sehr lohnende. Dieses anspruchslose Tier liefert uns eine ausgezeichnete fette Milch, feine Wolle und ein gutes Fleisch
Württemberg.
Calw» 28. April. (Brand.) Heute früh 4 Uhr brach in dem Oekononriegebäude von Bauwerkmeister Albert in der Weidensteige in der Nähe des Gaswerks ein Feuer aus, ,das sehr rasch »m sich griff und in kurzer Zeit fast das ganze Gebäude einäscherte. Das Feuer fand in den großen Futtervorräten, die in der Scheuer gelagert waren, reichliche Nahrung. In dem Hause wohnten zwei Angestellte von Mber — Gauß und Langenstein — mit ihren Familien und noch einige Knechte. Bei dem raschen Umsichgreifen des Feuers konnte wenig gerettet werden. Von den Pferden verbrannte ein Stück; es war aus dem Stall herausgeführt worden, sprang aber wieder in das brennende Gebäude zurück und fand so den Tod in den Flammen. Von den beiden Abgebrannten ist Gauß mit 10 000 Mark versichert. Die Motorfeuerspritze war rasch zur Stelle und wurde im Weiidensteigle aufgestellt, konnte aber wegen Wassermangels nicht voll in Aktion treten. Durch Stellumgs-
Kauptstärke der Oesterreicher vnd die der bewaffneten Dauern verfolgte die Franzosen auf den Straßen über Hammelburg und Brückenau nach der Lahn hin. Der Erzherzog Karl, der auf Frankfurt marschiert war, um es zu okkupieren und di« Besatzung von Mainz, das feine Siege von der französischen Umschließung befreien mußten, an sich zu ziehen, biwakierte mit seinen Truppen auf den Straßen, die rechts von Wilderichs Wege am Mainufer hinliefen, und in der Umgegend von Aschaffenburg, durch das Wilderich, wie wir sahen, ohne Aufenthalt gekommen war.
Es war am Nachmittag«, als Wilderich au seinem Ziele, seinem einsamen Forsthause, ankam. Schon als er bei einer Wendung der Mühlenschlnchi das Haus erblickt«, sah er sich über «ine Sorge, welche er in sich getragen, beruhigt. Er fürchtet«, daß die Greuelszenen des Kampfes und der Verfolgung, welche an den vorigen Tagen hier stattgefunden hatten, die alte Margarete mit dem Knaben auf- und davongetrieben haben könnten, daß sie sich in einer noch einsamer liegenden Gegend des Waldes verborgen habe. Zum guten Glück sah er sie auf der Treppe vor dem Haufe fitzen, den Knaben zwischen ihren Knien, wie sie immer dasaß, wenn Wilderich abends heimkam. heute nur nicht beschäftigt wie immer, denn ihr Spinnrad stand neben ihr, sie hatte die Hände gefaltet auf der Schulter des Knaben liegen und fah nachdenklich zu Boden.
Leopold schrie auf, als er den Reiter erblickte und Wilderich erkannt«. Er stürzt« ihm entgegen mit dem lauten Freudenruf: „Bruder Wilderich! Da bist du!*
„Da bin ich. inein Junge. Gott sei gedankt, daß du P» Stelle bist!" antwortete Wilderich, au« dem Sattel gleitend.
„Hebe mich auf drin Pferd, Bruder Wilderich*. sagte der Kleine, den Steigbügel erfassend.
„Nicht gl«ich, du wirst schon hinaufkommen, mein Kind, und länger, «l« dir lieb sein wird!" erwiderte Wtldertch und gab der alten Margarete, die dem Knabe« nachgeeitt kam, die Hand.
Wechsel der Spritze gelang es endlich, Wasser auS der Nagokd herbeizuschaffen und den Brand nach Zeitverlust zu lösch», lieber die Ursache des Brandes verlautet nichts besttmmteS; «» wird Kurzschluß vermutet. (Calwer Tagblatt.)
Freudenstadt, 28. April. (Holzmarkt.) Bei dom Nadek- stammholzverkauf der Waldinspektion Freudenstadt im Sub- misfionsweg standen zum Verkauf 642 Festmeter Forchen und 1059 Festmeter Fichten und Tannen. Es wurden zugeschlage» 5 Lose Forchen mit 125 bis 151 Prozent, durchschnittlich 137 Prozent, 6 Lose Fichten mit 125—135 Prozent, durchschnittlich 129 Prozent, 31 Lose, bei denen sich die Angebote zwischen 10» und 115 Prozent bewegten, wurden nicht zugeschlagen. Trotz günstiger Zahlungsbedingungen (ein Drittel nach 14 Tag» das zweite Drittel nach 4 Wochen, der Rest nach 6 Wochen) wa» die Stimung und Nachfrage sehr flau.
Stuttgart, 28. April. (Pferdeprämierung.) Als Auftakt für den heutigen Stuttgarter Pferdemarkt, der durch seine außerordentliche starke Beschickung alle seine Vorgänger überragt, fand gestern im Städt. Vieh- und Schlachthof eine Prämierung von Kalt- und Warmblutpfevden statt. Sie war mit 81 Kaltblütern und 60 Warmblütern, zum Teil paarweise beschickt, so daß das Preisgericht die schwere Aufgabe erst nach mehrstündiger Arbeit bewältigen konnte, zumal da die Qualität der Pferde durchschnittlich recht gut war. Bei den Kaltblüter» konnten 16 erste, 20 zweite, 9 dritte und 9 vierte Preise verteilt werden, bei den Warmblütern 6 erste, 8 zweite, 3 dritte und 4 vierte. Die Preise bestanden außer in Kränzen in de» Stadtfarben und Preistafeln, die den Pferden angehängt wurden, in Medaillen und Diplomen. Wie man hört, hat die ganze Veranstaltung bei den Pferdehändlern und Pferdebesitzern starken Anklang gefunden und allgemein Befriedigung ausgelöft.
Stuttgart, 28. April. (Todesfall.) Generalleutnant a. D. Karl von Göz ist hier im Alter von 70 Jahren gestorben. I« Krieg führte er zunächst das Landwehr-Jnfanteric-Regiment 122, dann die 51. Landwehr-Jnfanterie-Brigade. Den größte» Teil seiner Dienstzeit verbrachte er im Grenadier-Regiment Königin Olga. Lange Zeit leitete er die württ. Jnvalidenstif- tung 1866 und die hiesige Zweigstelle des Jnvalidendank.
Stuttgart, 26. Aprfl. (Jubiläum.) Metzgerobermsister und Gemeinderat Häußermann, der Vorsitzende der Stuttgarter Fleifcherinnung, kann in diesen Tagen ein dreifaches Jubiläum feiern; er, ist 70 Jahre alt geworden, fett 25 Jahne» Metzgerobermeister und seit 25 Jahren Bezirksvereinsvorsitzender. Seit vielen Jahren gehört er auch dom Stuttgarter Gemeinderat an und früher war er auch längere Zeit Mitglied des Bürgerausfchusses.
Untertürkheim, 26. April. (Kein Ergebnis.) Die hiesige Weilegärtnergesellschaft hatte in der Stadtkelter eine Weinversteigerung ausgeschrieben, bei der 120 Hektoliter 1923er Ausstichwein, Trollinger mit Weiß-Riesling gemischt, zur Versteigerung kommen sollten. Obwohl die Zahlungsbedingungen nachttäglich gemildert wurden, stieg das Angebot nur auf 195 Mark für den Hektoliter. Die Versteigerung wurde daraufhin ohne Ergebnis aufgehoben. Die Weingärtner fordern 2.30 Mark für das Liter. Um den Preis läßt man sie den Wei» am besten selbst trinken.
Untertürkheim, 28. April. (Siegerheimkehr.) Am Freitag sind die siegreichen Mercedesfahrer vom Prager Bcrgrenne» mit bekränzten und fähnchengeschmückten Wagen wohlbehalte» in den Daimlerwerken eingettoffen, wo ihnen vor dem beflaggten Fabrikgebäude ein festlicher Empfang zuteil wurde.
Ebingen, 28. April. (Gin Familiendrama.) Gestern abend kurz vor 9 Uhr gab der 26 Jahre alte Kaufmann Otto Berner auf seine 18jährige Frau und auf seinen Schwiegervater, de» Kolonialwarenhändler Spanagel hinter dem Turnhallegebäulde drei Repolverschüsie ab und schoß sich darauf in der Wohnung seiner Schwester eine Kugel durch die Schläfe. Frau Berner, die in den Kopf getroffen wurde, ist kurz nach der Tat ihre» Verletzungen erlegen. Berner schwebt in Lebensgefahr und ist bewußtlos. Der Schwiegervater Spanagel erhielt einen BrE- und einen Bmuhschuß, doch sollen die Verletzungen nicht lebensgefährlich sein. Er ist Lei vollem Bewußtsein und wurde bereits polizeilich vernommen. Als Grund zu der Tat sind häusliche Zwistigkeiten und eine ungewollte Eheschließung an- zusehen. Auch spiritistische Momente spielen herein. Die Schwiegereltern des Täters sollen Anhänger des Spiritismus sein.
Heuchlingen OA. Heidenheim, 27. April. (Das Hindernis.) Der verheirtete Arbeiter Eurich von hier ist mit einem Motorrad bei Bohlheim auf eine Telegraphenlstange aufgefahre» und wurde schwer verletzt in das Bezirkskrankenhaus Heidv»- heim eingeliefert.
Ulm, 28. April. (Unglücksfall.) Zwei Studenten von Ul«, die sich auf einer Tour befanden, kamen mit ihrem Faltboot in Regensburg an, fuhren trotz Warnung durch die Steinerne Brücke, wurden von der heftigen Gegenströmung erfaßt und kippten um. Die Insassen kämpften verzweifelt mit den Wellen, wurden mehrere hundert Meter abgetrieben und konnte»
„Wie geht es. Margaret? Ihr lebt also noch «nd seid nicht gestorben vor Schrecken?"
„Bor Schrecken nicht", antwortete die Alte, „aber beinahe aus Angst, daß es Euch ans Leben gegangen, daß Ihr unter irgendeiner Buche oder Tanne im Weggraben lägt, und daß ich nun dasäße mit dem verlassenen Jungen da."
„Für de« Jungen ist gesorgt, Muhme Margaret", erwidert« Wilderich, „er wird dir von nun an nicht die geringste Sor-e mehr machen!"
„Das Kind — der Leopold?" rief Margaret« erschrocken a»». „Der Leopold — ich komme, ihn seinen Eltern zu bringe» " „Ah, Ihr scherzt wohl, Ihr werdet das Kind nicht fortbri»- gen wollen, das arme Kind —"
„Es ist nicht arm, Margaret — feine Elter« —"
„Seine Eltern haben es verlassen," siel sie hitzig ei«, „nun gehört das Kind uns, und Ihr sollt es nicht sortbringen, ich laß es nicht; was fingen wir ohne das Kind in der totenstill« Försterei an!" )
»Hast du nicht oft genug geseufzt über die Sorg« um da« Kind, Margaret?" antwortete Wilderich, indem er bewegt de« Knaben an sich zog. „Und glaubst d«, es würde mir leicht, mich von meinem kleinen Kruder zu trennen, dem lieben gute« Burschen?"
Er hob das Kind i» feine« Armen empor und drückte es gerührt an sich.
„Aber jo erzählt mir doch, was Ihr erlebt habt, wo Ihr gewesen, was Ihr vorhabt mit dem Leopold, wohin —"
„Das alle« wollen wir ruhig später besprechen, alte Margaret, für jetzt ist nicht Zeit dazu. Ich gehe das Pferd in da» Stall zu ziehe« und mich umzukletde«. Dann gehe ich »«« Müller hiniiber — er lebt doch noch, der Wölfle? — »m M sehe», ob er mir eia anderes Pferd verschaffe» kann, llnteo- d« sorgst d» für ei» Abendessen für de« Leopold «nd mich »rck Neidest mir d«r Ki»d warm »ud »orsorglich flk döe Reis« an."
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