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Gottesdienst
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ntag. den 23. März, zt und Amt. tenlehre und Andacht. 7 Uhr Fastenandacht.
ten - Gemeinde
zer E. Lang), m. 10 Uhr Predigt.
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Zweites
Zweite»
Blatt.
70.
Neuenbürg, Samstag, den 22. März 1924.
82. Jahrgang.
WürLreMüerg.
Stuttgart, 20. März. (Der Kircheupräsident an die rvang. Gemeinden.) Am kommenden Sonntag wird in den evang. Kirchen eine Ansprache des neugewählten Kirchenpräsidenten Prälat D. Dr. von Merz verlesen werden, der am 1. April sein Amt antritt. Der Kircheupräsident bittet die evang. Geuiern- den mit ihrer Fürbitte für ihn cinzmretcn, weiterhin sich einzusetzen für ihre Landeskirche, für christliche Jugenderziehung, für durchgreifende Liebestätigkeit gegenüber den Notleidenden, für die praktische Bezeugung wahren Christentums: Mit einer eindringlichen, an die Kirchgemeinderäte und Geistlichen ge- richteten Bitte zur Schaffung lebendiger Gemeinden zusammen- zuwirken, schließt die bemerkenswerte Kundgebung.
Stuttgart, 21. März. (Falsche NeEnbankicheine.) Seit einigen Tagen tauchen falsche Rentenvankicheine zu zehn Ren- trnmark auf, bei denen das Wasserzeichen sehr schlecht durch einen gemusterten Aufdruck in grauer Farve nachgeahmt ist. Hält man die Scheine gegen das Licht, so fällt der Unterschied gegenüber den echten Scheinen sofort ans. Auch fehlen den Falschscheinen die Fasern, die bei den echten Scheinen auf üer Vorderseite rechts in einem farbigen Stofsauflauf eingebettet sind. Der schwarze Aufdruck der Scheine ist mangelhaft.
Stuttgart, 21. März. (Die Aufwertung.) Auf Veranlassung des Württ. Hypothekengläubiger- und Sparerschutzverbands sprachen gestern abend Oberlandesgerichtsvräsidenr Tr. Best-Darmstadt und -der frühere badische Justizminister Dr. Düringer über die Dritte Steuernotverordnnng. Dr. Best, der das -bekannte Darmstädter Urteil zu Gunsten der Hypothekengläubiger erließ, bezeichnet^ die Lösung der Aufwertung als den schamlosesten Rechtsbruch, den die Geschichte kennt, und als eine Enteignung, wie sie nicht einmal im bolschewistischen Rußland vorgenommen wurde. Dr. Düringer kennzeichnete die Aufwertungs-Verordnung als verfassungswidrig und als eine Mißgeburt. Die Versammlung nahm eine Entschließung an, die von dem kommenden Reichstag eine Abänderung und Verbesserung der Aufwertungsbestimmungen verlangt und die Politischen Parteien sowie ihre Kandidaten auffordert, zu der Slufwertungsfrage in unzweideutiger Weise Stellung zu nehmen.
Stuttgart, 21. März. (Streiks.) Der Streik in der Textilindustrie hat sich weiter ausgedehnt und umfaßt jetzt etwa 2o Betriebe mit zirka 5000 Arbeiter und Arbeiterinnen. Zu den Streikenden zählt auch -die Belegschaft der Firma Jnnnen- dörfer und Link Stuttgart, sowie BoÜmbller, Vaihingen. — Die Gießereifirma Stotz in der Neckarstraße hat ihre Arbeiterschaft ausgesperrt, da diese passive Resistenz zur Erzwingung von Lohnforderung üben wollte. — Die Firma L. H. Lorch in Eßlingen hat ihr Personal entlassen. Die Arbeitnehmer forderten 30 Prozent Lohnerhöhung; die Firum wollte 10 Prozent bewilligen.
Üntertürkheim, 21. März. (Streikstimmung.) Unter dem Untertürkheimer Eisenbahnpersonal herrscht eine starke Gärung. In einer Versammlung hat man zur Gehaltsfrage und einer etwaigen Streikaufrufung Stellung genommen. Man muß zugeben, daß ein Wochenlohn von 10 bis 13 Mark für einen Verheirateten bzw. Familienoawr eine für das Reichs- institut ganz unwürige Entlohnung seiner Angestellten ist.
Tübingen, 21. März. (Durch Tod der Strafe entgangen) Der griechische Student Christas Befanis, der an dem Ueber- fall cmf die griechische Modistin in Wildbad beteiligt war und dessen griechischer Genosse Heliopulos zu IX- Jahren Zucht
haus verurteilt worden war, ist in der hiesigen Klinik an einem Lungenleiden gestorben. Er war der Sohn wohlhabender Eltern.
Gerstetten, 21. März. (Tollwut.) Bei einem in Herbr-ch- tingen getöteten Hund, der ein Mädchen gebissen hat, wurde die Tollwut festgestellt. Das Oberamt Heidenheim hat infolgedessen über den ganzen Oberamtsbszirk die Hnndefperre verhängt.
HerrlishSfen OA. BWerach, 21. März. (Eine Familientragödie.) Mittwoch nacht kurz nach 11 Uhr spielte sich im Hause des Söldners Josef Schuhmacher ein schrecklicher Vorfall ab, der tödlichen Ausgang hatte. Schuhmacher kam uni 11 Uhr abends in ziemlich betrunkenem Zustande nach Hause. Ms seine Frau, eine früher verehelichte Blersch, auf sein Rufen nicht erschien — die Frau hatte in einem benachbarten Hause übernachtet, um den befürchteten Austritten ihres Gatten zu entgehen — begab er sich in das Zimmer seines Stiefsohnes Josef Blersch, der von Beruf Metzger ist. Zwilchen diesen beiden entstanden Zwistigkeiten, in deren Verlauf Schuhmacher ein langes Stiletmesser aus dem Köcher zog, der an der Wand hing, und auf den Stiefsohn losging. Blersch erhielt von dem wütenden Schuhmacher einige Stiche in den Oberarm. Als Schuhmacher aber iah, daß Blersch sich noch weiter zur Wehr setzen konnte, wollte er wiederum zu einem gefährlichen Stiche ausholen. Da entwand Blersch wohl in der Notwehr seinem Stiefvater das Messer und versetzte ihm einen Stich in die rechte Halsseite durch die Hauptschlagader, außerdem einen Stich ins Genick. Darauf brach Schuhmacher tödlich verletzt zusammen. Auch Blersch stürzte kurz darauf zusammen und mußte sofort ins Krankenhaus nach Biberach gebracht werden. Schuhmacher ist 49 Jahre alt und wegen Stechens vorbestraft. Josef Blersch, im 26. Lebensjahr stehend, ist ein nüchterner Mensch mit solidem, aufrichtigen Charakter. Er ist im Orte allgemein beliebt.
Vermischtes.
König Friedrich I. von Württemberg und sein Schimmel. König Friedrich l. von Württemberg war ein außerordentlich beleibter Herr. Ueber seinen gesegnet-m Appetit liefen in der Schwabenresidonz und im Lande dereinst die unglaublichsten Anekdoten, und die Fama wollte von einem Phantastischen Körpergewicht wissen. Tatsache war indes, daß der Fürst schon mit seinem 50. Lebensjahre sein Reitpferd, die Schimmrlstute Helene, nur noch besteigen konnte, wenn sich das Tier aus die Knie niederließ. Dazu war es abgerickstet worden, und der Fürst schätzte sein Leibpferd ganz besonders. Als Helene 27 Fahre alt war, erkrankte sie. Der König hielt sich damals gerade in Schloß Freudental, OA. Besigheim, auf. Ueber das Befinden des Tieres ließ er sich nun täglich Bericht erstatten. Aber die Berichte lauteten je länger je ungünstiger. Nun drohte der König: „Wehe dem, der mir die Mchricht vom Tode der Helene bringt!" Nicht lange -darnach ging das Tier aber ein. Wie nun den-König verständigen? Die Bedrängnis der Lakaien war nicht eben klein. Doch einer wußte Rat Er trat vor -den König. „Majestät", meldete er, „die .Helene liegt heut oben grad so da.. sie regt sich net, sie , " - „Sie ist eben noch schwach, muß aufs sorgfältigste gepflegt iverden!" — „Befehl, Majestät! Aber sie -guckt nicht 'rum und guckt nicht 'rrum."—- „Ist noch schwer krank. Ja!" — „Mcuestät, ch glaub', sie sieht nichts mehr." — „Was?" — „Und hört nichts mehr." — „Was?" — „Man hört sie nicht mehr schnaufen." — „Was?" — „Die
Füß' streckt sie hinaus." — „Dann ist sie hin!" donnerte der König. — „Majestät, ich Hab' das wicht gesagt; es wird wohl so sein", antwortete der Lakai und entfernre sich auf einen Wink des Königs, froh darüber, daß das Werter gnädig an ihm vor- übergegaugen war. König Friedrich ließ für die verendete Stute sofort im Freudentaler Wald ein Grab ausheben und dort fand -die feierliche Beisetzung statt. Das Grab erhielt bald auch einen Grabstein, und auf diesem stand die Grabschrist eingemeißelt:
Helene
Schimmelsture
geboren aus dem Dobel 1785 geritten
von dem Herzog Friedrich Eugen und von dem König Friedrich gestorben Len 20. Mai 1812 alt 27 Jahre.
Ein Schelm schrieb später darunter:
O Schimmel,
Kommst net in Himmel!
's wird e Frag' sei'.
Kommt bei' Herr drei'.
Dieser Grabstein ist noch heutigen Tags in Löchgcm, OA. Besigheim, an der Hofeinfahrt des Maurermeisters Ludwig Bothner zu sehen.
Sonderbar. In der „Köln. Ztg." liest man: Die Frankfurter Ortskrankeukasse, >die noch vor kurzem in schlimmsten Finanznöten war, Angestellte, Aerzte und Apotheken nicht bezahlen konnte und nur mit Mühe durch städtische Darlehen vor dem Zusamnrenbruch gerettet werden konnte, har infolge ihrer hohen Beiträge plötzlich Geldüberfluß. Die Verwaltung will gegen die Stimmen sämtlicher Arbeitgeber dem sozialdemokratischen Frankfurter Konsumverein ein Darlehen von 150 000 Mark auf ein Jahr zur Hälfte der üblichen Zinsen gewähren. Gewissermaßen als Probe auf die Frage, ob hier eine unparteiische Geschäftsführung vorliege, beantragten Frankfurter Lc- bensmittelgroßhandlungen ebenfalls entsprechende Darlehen, da jene 150 000 Mark nur ein Bruchteil der verfügbaren tteber- schüsse darstellen; sie wurden aber abgewicsen. Ueber diese einseitige Handhabung der Geschäfte -herrscht in der Frankfurter Geschäftswelt, aus deren Beiträgen dieser angebliche Geldüberfluß stammt, lebhafter Unwille.
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