Enlmer Wollimblaü.
Samstag
Krttage M Nr. 86.
3. Zum 1905.
Privat-Äiyeigen
Der ^>pion.
Nachdruck orrbotrn.
Von einer Kasse vnter günstigen Bedingungen
z« verkaufe« (evtl, zu verpachten)
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Näheres durch ll. Wenk, kisststt.
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Historischer Roman aus der Geschichte des heutigen Rußlands von Julius Grosse.
(Fortsetzung.)
Und wieder versank Nadjeschda in Sinnen. In dem herrlichen Geschöpf war seit gestern eine Umwandlung vorgegangen. Ihr stolzer, frommer Mut war vernichtet, ich möchte sagen, ihre sittlichen Begriffe von Recht und Unrecht waren in den Grundlagen erschüttert und verwirrt worden.
Der Tag näherte sich dem Abend und das Festtreiben seinem Ende. Schon wiederholt war das Zeichen gegeben, daß die Wagen angespannt seien. Mehrere der Nachbarn hatten bereits ihre Plätze eingenommen und wollten fort. Indes wurde im Hauptsaal immer noch „Rundtrunk" gehalten und ein Toast jagte den andern; so verging noch eine halbe Stunde.
I tzt erschien Sherwood im Saal und rief nach seiner Frau.
Er kannte ihre Abneigung gegen die Reise nach Moskau und war sehr überrascht, als er von ihrer Umstimmung erfuhr.
„Das danke ich gewiß dem Oberst allein!" rief er und reichte mir die Hand. „Offen gestanden, es liegt auch mir nichts daran, daß Nadjeschda mitgeht, auch mir wäre es lieber, wenn noch ein Gegenbefehl käme. Nun ist's ja immer noch beinahe eine Woche, und wer weiß, was ste bringt. Aber reisen müssen wir heute dennoch, unser verehrter Gönner, der Jsprawnik, rechnet darauf, daß wir bei ihm Station machen, und die brave Kreisstadt will doch auch Zeuge unseres Bundes, unseres Glückes sei«. Papa Uschakoff wird uns von dort abholen und dann mit nach Moskau gehen. Heute kann er nicht fort."
Dies Alles schlug den letzten Zweifel Frau Nadjeschda's nieder, zumal die Familie des Jsprawnik, seine würdige Gattin, wie seine trefflichen Töchter seit Jahren mit ihr befreundet waren.
Seinerzeit, das heißt vor drei Jahren, hatten ihre heimliche Ehe und ihre Flucht aus dem Vaterhanse die Gemüter der Kleinstadt in dauernde Aufregung gesetzt und alle Schleusen der Verleumdung geöffnet. Um so näher lag nnn der Wunsch, am Arm des gefeierten Gatten zu erscheinen und die bösen Zungen für immer zu beschämen und zum Schweigen zu bringen.
Auf einen Augenblick eilte jetzt Frau Nadjeschda noch einmal in die inneren Gemächer, um von ihrem Vater Abschied zu nehmen und ihr Gepäck herunterschaffen zu lassen. Dann erschien ste wieder, völlig zur Reise gerüstet.
Als Beide jetzt auf der Freitreppe erschienen und durch die dichte Menge der gaffenden Muschiks und Bauern hindurchschrttten — er in der blitzenden, eleganten Uniform der Gardedragoner, ste in dem geschmackvollen Reisemantel, auf dem Haupt einen Sommerhut mit wehendem Schleier — da ging ein vernehmliches Flüstern des Beifalls und Staunens durch die Menge: „Welch' schönes Paar!" Und Hüte und Mützen flogen von den Häuptern.
Iwan, der Wolfsjäger und die alte Sascha genossen von den Leibeigenen den Vorzug, sich herandrängen zu dürfen, um der gnädigen Frau und dem gnädigen Herrn Hände und Kleider zu küssen.
Auch die zahlreiche Schar der Gäste hatte ihre Telegen und Troiken bestiegen, um den Scheidenden bis zur Kreisstadt Geleit zu geben und dort ebenfalls Station zu machen.
So war es denn eine lange, bunte Karawane von Zwei- und Dreigespannen, die sich in Bewegung setzte, voran die herrschaftliche Telega Uschakoff's, die mit Kränzen geschmückt war, während man drei Pferde mit Bändern, farbigen Schleifen und Sch-ll-n hsrausstaffiert hatte.
So ging es im Tiiumphzüg durch Tarrussa, voraus ein Vorreiter, der die ganze Gesellschaft in der Kreisstadt ankündigen sollte. Der alte Kosak Kuzmin hatte es sich nicht nehmen lassen, diesen Ehrenposten heute zu behaupten, schon aus alter Anhänglichkeit für Frau Nadja, und so prangte er im prächtigen Kosakenkostüm aus alten Zetten, und die unvermeidliche Trompete fehlte heute auch nicht.
Hinter den Zäunen und Fenstern, vor den Türen und Toren stand die ganze Bevölkerung Taruffas zum Schauen geschaart, mit tiefen Verbeugungen ihren Respekt bezeugend und mit lauten Rufen der Verwunderung, wie weit e? doch selch' ein Instruktor gebracht habe.
Unsere Straß; ging diesmal in nordöstlicher Richtung in die weite Haide hinein, wo sich eine unermeßliche Rnndstcht auf meilenferns Höhmzüge und Wälder auflat. Es war dieselbe Straße, die Sherwood dereinst gefahren, als er zum ersten Male von Moskau anlangte.
Aber wir sollten nicht weit kommen.
Es mochte etwa eine oder zwei Wirst von Taruffa sein; die Wayenreihe hatte soeben einen kleinen Hohlweg erreicht, der mäßig bergan stieg. Er war breit genug für zwei und drei Wagen und oben an beiden Seiten mit niedrigem