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rote Fahnen von der Polizei entfernt. Die Stadt scheint heute abend tot; die Geschäfte find geschlossen.

Warschau, 2. Mai. Zu den Unruhen am Ostermontag wird noch berichtet. Im Laufe des Nachmittags füllten sich die Straßen von Neuem. Beim leisesten Zeichen einer Ansammlung gingen die Kosaken vor und trieben die Leute mit Peitschen­hieben auseinander. Aus den Fenstern und hinter den Houstüren schoß man aus die Patrouillen. Sobald ein Schuß fiel, begannen die Truppen nach rechts und links ziellos zu feuern, ohne sich um die zu kümmern, die fielen. Mehr als 50 Personen kamen auf diese Art ums Leben. Auch zahlreiche Steine fiele» auf die Soldaten, worauf die Truppen ebenfalls mit Gcwchrfeuer antworteten. Mehrere kleine Kinder wurden erschossen.

Warschau, 2. Mai. Heute morgen er­schienen nur zwei Zeitungen. Die Ausgabe der Abendzeitungen wurde durch Studenten verhindert. Auch morgen werden wahrscheinlich zum Zeichen der Trauer keine Zeitungen erscheinen.

Lodz, 2. Mai. Gestern abend wurde ein Attentat auf den Polizeimeister Ntkolajew verübt. Ein Unbekannter feuerte zwei Rcvolver- schüffe ab, ohne jedoch zu treffen. Aus einem Manifestantevzuge wurden gestern abend Revolver- schüffe in der Glownagasse abgegeben, wobei eine Arbeiterfrau, die auf dem Hausbalkon stand und drei Kinder verletzt wurden. Heute soll der Fabrik­betrieb wieder ausgenommen werden. Die Stimmung ist ruhiger.

Lodz, 1. Mai. Gestern kam es zu mehr­fachen Zusammenstößen der Menge mit Patrouillen, wobet mehrere Perlouen verwundet wurden. Zwei erlagen ihren Wunden. Heute früh verließen viele Arbeiter die Fabriken. Die Fabriken wurden darauf geschlos­sen. Der Eisenbahnverkehr wurde heute vormittag eingestellt. Die Bevölkerung ist in großer Erregung, da Massenkundgebungen geplant find.

Petersburg, 2. Mai. Der viel gefürchtete gestrige Tag, an welchem große Unruhen und eine Art Revolution gegen die Intelligenz erwartet wurde, ist völlig ruhig verlaufen. Freilich waren von Seiten der Regierung diesmal alle Vorkehrungen getroffen worden, um jede Unruhe im Keime zu er­sticken. Militär-Patrouillen durchzogen die im Hin­

blick auf die Osterfeiertage festlich b flaggten Straßen. Anch in den Vorstädten war alles ruhig, da die Arbeiter ihre eigenen Ordnunps-Mannschaften ge­stellt hatten. Das herrliche Sommei Wetter lockte Hunderttausende zu Ausflügen mit der Eisenbahn in die Umgegend, sodaß die Stadt wie verlassen schien.

Sofia, 2. Mai. Die Vergeltung für die griechischen Gewalttaten bei Zagorit- schani ist nicht lange ausgsbliebeu. Eine 80 Mann starke bulgarische Bande überfiel das in der Nähe von Zagoritschani gelegene wallachisch - griechische Städtchen Kliszura und machte etwa 60 Griechen, darunter viele Teilnehmer an den Massocres bei Zagoritschani nieder.

Kr« stMisch-nMes Krieg.

Petersburg, 2. Mai. Entgegen dem halbamtlichen Dementi wird in unterrichteten Kreisen versichert, daß das russische Geschwader durch 7 argentinische Kriegsschiffe verstärkt worden ist. Die Schiffe sollen bereits zum Geschwader RoschdjeswenskyS gestoßen sein. Dadurch verfüge der Admiral über eine er­drückende Schiffszahl gegenüber den Japanern.

London, 2. Mai. Das Geschwader des Admirals Nebogatow hat nach zuverlässigen Meldungen aus Tokio bereits am Sonnabend Singapore passiert. Im Usbrigen ist es, wie in Petersburg rühmend hervorgehoben wird, den russi­schen Admiralen offenbar gelungen, ihre Bewegungen in so gut wie völliges Dunkel zu hüllen.

Vermischtes.

Ein unglückbringsndes großes Los ist, wie Pariser Blätter berichten, dem 25jähr. Bauernburschen Alqutä in Salza, Departement Aude in Frankreich, zugefallen. Wenige Tags vor der Lotterie des Museums von Valenciennes sandte er 2 Francs an eine Pariser Losagentur, die ihm alsbald 2 Lose zusandte. Erst einige Zeit später kam er dazu, eine Gewinnliste nachzuschauen und entdeckte mit begreiflicher Freude, daß er das große Los im Betrage von 150000 Francs gewonnen hatte. Er telegraphierte auf den Rat des Steuer­einnehmers und des Bürgermeisters, die sei» Los sahen, sofort nach Valenciennes, doch antwortete ihm der Bürgermeister, das große Los sei bereits erhoben, er möge jedoch trotzdem mit seiner Nummer

kommen, damit man feststellen könne, wer der wahre Gewinner sei. In Valenciennes angekommen, wurde der ziemlich beschränkte Bauernbursche als Fälscher und Betrüger ins Gefängnis geworfen, er kam vor Gericht und wurde zu 5 Jahren Gefängnis ver­urteilt, da das von ihm vorgelegte Los offensicht­liche Radierungen trug. In seinem Heimat­orte ist man jedoch davon überzeugt, daß er unschuldig ist. Er ist als ehrlich bekannt, ganz unfähig, einen solchen Betrug zu inszenieren, und es wird bezeugt, daß das Los bei seiner Abreise keine Spur von Radierung trug. In Salza behauptet man einfach, die Fälschung sei erst nachträglich in Valenciennes vorgenommen worden, da sich die dortigen Behörden in das große Los geteilt hätten. Man hat bei der Pariser Losagentur feststellen wollen, welche Num­mern dem Bauern gesandt worden waren, aber in dem Kopirbuch der Firma fehlt gerade die betreffende Seite, gewiß eine recht überraschende Tatsache.

" Gemeinnütziges.

Bodenimpfung. Der praktische Ratgeber bringt einen Aufsatz aus Amerika über neuere Er­fahrungen mit Bodenimpfungen, durch welche nach Angabe des Berichterstatters die Landwirtschaft Millionen für Stickstoffdünger sparen soll. Ein Feld Wicken geimpft brachte 4501 Pfund, das da­neben befindliche, nicht geimpfte 581 Pfund. Nach Gründüngung mit geimpftem Klee brachte Roggen 400°/» mehr Erträge, Kartoffeln 50°/» mehr. Die Nummer mit obigem Artikel wird jedem Interes­senten kostenfrei vom Geschäftsamt des praktischen Ratgebers in Fr ankfurt a. O. zugesand t._

LMerarisches.

Württ. Kursbuch. Die Sommerausgabe 1905 des von der K. Generaldirektion der Württ. Staatsbahnen bearbeiteten Württemb. Kursbuches ist soeben erschienen (Stuttgart, Union Deutsche Veilagsgesellschaft). Diese neue Ausgabe enthält die Fahrpläne für Post und Eisenbahn in Württem­berg und Hohevzollern, die Eisenbahn- und Dampf« schiffahrts-Verbindungen in Süddeutschland, der Schweiz, dem größeren Teil von West-, Mittel- und Norddeutschland und von Oesterreich, eine sehr schön ausgeführte Eisenbohnkarte von Mitteleuropa und eine solche in größerem Maßstabe von Südwest­deutschland. Die Bearbeitung des Kursbuches ist übersichtlich und zuverlässig, es hat längst die Au« eikennung des reisenden Publikums gefunden.

Amtliche snd primLsszeigm.

K. Forflamt Hirsau.

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aus StaatLwald Lützeuhardt (Forstwart Ambacher), Weckenhardt (Forstwart Schulmeister):

Normales uud Au sschutz-Langholz : 2124 Fichten uvd Tannen, 336 Forchen mit Fm.: 351 I., 458 II., 600 III., 636 IV., 36 V. Kl. Normal«- uuv Ausschutz-Tägholz : 152 Tannen, 39 Forchen mit Fm.: 43 I., 33 II., 39 III. Kl.

1 Eiche IV. Kl. mit 0,75 Fm.

Die Unterzeichneten Angebote sind verschlossen und mit der Aufschrift Angebot auf Stammholz" bis Samstag, IS. Mai. vor S Uhr vormittags, beim Forstamt einzureichen. Um 9 Uhr findet die Eröffnung im Gasthaus zumHirsch und Lamm" in Hirsau statt.

Das Ausschußholz ist zu 100°/« der Taxpreise berechnet. Offertformulare, Losvsrzeichnisse und Schwarzwälderlisten können vom Forstamt bezogen werden.

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Dnnkfngung.

Für die vielen Beweise herzlicher Teilnahme bei dem unerwarteten Heimgang unserer lieben kleinen

Hildegard

sagen den innigsten Dank.

Calw, den 1. Mai 1905.

Zollverwalter Marchtaler«. Krau.

o. ». V.

Sountsg, den 7. Mai, wird der schon längst in Ausficht gestellte Tanz­ausflug unternommen und es find Freunde und Gönner des Verbandes aus Stadt und Umgebung herzlich will­kommen. Bet günstiger Witterung findet der Abmarsch 1'/- Uhr vomBadischen Hof" aus statt, andernfalls wird der um 1,43 Uhr fällige Zug benützt.

Die wöchentlichen Versammlungen werden wie bisher Dienstag, abends 8 Uhr, abgehalten und zwar im neuen Vercinslokal zum Adler. Heil!

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