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Dienstag, Len 18. April 1905.
AbonnementSpr. ind. Sladtpr.Mertelj.Mk.l.lOincl.Träflerl. Vierteljährl. PostbezugSpreiS ohne Bestellg. f. d.OrtS- u. Nachbarortsoerkehr 1 Mk., f. d. sonst. Verkehr Mk.1.10, Bestellgeld 20 Pfg.
K«tliche Aer-vAtmachvrrge«.
Bekanntwachung,
velr» dt« FelNberrinigung t« Althengstetl.
Bei der am 14. April 190S in Alihengsteit abgehaltenen AbstimmungStagfahrt haben von 224 Grundeigentümern abgestimmt mit ja 78, mit nein 10, abwesend waren 136. Es beträgt dos Steuerkapital der Znstimmenden 7083 09 A, das der
Abwesenden 5354 39 A, zus. 12 437 48 A,
das der Verneinenden 1025 29 Die Feld
bereinigung wird daher für beschlossen erklärt, da von 224 Grundeigentümern 214, somit mehr als die Hälfte als zustimmend anzusehen find und auf die Zustimmenden 12 437 48 ^., von dem
13 462 77 betragenden Steuerkopstal, somit
mehr als die Hälfte entfällt.
Dies wird mit dem Anfügen bekannt gemacht, daß die nach Art. 9 Absatz 3 bczw. Art. 11 Absatz 5 des Fcldbereinigungsgcsstzes ^rls._zustimmend angenommenen Grundeigentümer das Recht Hatzen, innerhalb der unerstrecklichen Frist von 2 Wochen vom Tage der Abstimmung an dem Oberamt die nach ihrer Ansicht der Ausführung des beschlossenen Unternehmens entgegenstehenden Gründe mündlich oder schriftlich darzulegen, soweit solches nicht etwa schon bei der Abstimmung geschehen ist. Auch können binnen derselbe« Frist bei dem Oberamt Anträge auf Berichtigung des Ergebnisses der Abstimmung vorgsbracht werden.
Calw, 15. April 1905.
K. Oberamt.
V o e l t e r.
Bekanntmachung.
Unter Hinweis auf die oberamtlichen Erlass; vom 23. März 1905 betr. die Vtehumlage, letzt Abs. (Calwer Wochenblatt Nr. 47), und vom 4. April 1905 betr. die Zahl und Rasse der im Gemeindebezirk
vorhandenen Kühe und sprungsähigen Kalbeln, letzt. Abs. (Calwer Wochenblatt Nr. 55), werden die
Ortsvorsteher beauftragt, außer der Zahl der Kühe und sprungsähigen Kalbeln auch «och elue genaue Feststellung dsr Tiere «ach ihren Rassen vorzunehmen und hierüber erneut mit der Bezeichnung als portopflichtige Dienstsache Bericht zu erstatten.
Calw, 15. April 1905.
K. Oberamt.
Amtmann Ripp mann.
Tagesucmgkeite».
Stuttgart, 15. April. Die Kammer der Abgeordneten hat heute die allgemeine Debatte über den Justizetat zu Ende geführt und den Titel 1, Geholt des Ministers 18 000 genehmigt. Zu den schon im Lauf der gestrigen Sitzung gestellten Anträgen kam noch ein weiterer Antrag des Abg. Fc. Haußmann, der dahin geht, die K. Regierung zu ersuchen, im Bundesrat darauf zu wirken, daß den Geschworenen und Schöffen Reisekostenentschädigung und Taggelder gewährt werden, um auch die Beiziehung der weniger Bemittelten aus dem Bürger- und dem Arbeiterstand zu ermöglichen. Weiterhin beantragte Haußmann zu seinem früheren Antrag betr. Gewährung von Etsenbahnsahrkarten an die Geschworenen einen Zusatz, wonach die Verkehrsanstalten für die Ausstellung von Freikarten ein entsprechendes Aversum vergütet erhalten sollen. Im Laufe der Debatte erklärte Abg. Hieb er (D. P) namens seiner Partei die Zustimmung zu den gestern gestellten Anträgen. Frhr. ».Seckendorfs plaidierte für eins Verstaatlichung des Gerichtsvollzt-heraAts und wollte der Häufigkeit der Eile durch ein richtiges
Vorverfahren vorgebeugt sehen. In einer 2stündigen Rede erwiderte Justizminister ».Breitling, der aber auf der Journalistentribüne infolge von Heiserkeit nur sehr wenig verständlich war, auf die verschiedenen Aeußerungen, die die Debatte bisher gezeitigt hatte. Er erklärte sich mit dem Antrag Gröber hinsichtlich der Aufstellung eines besonderen Eiatstitels für die Entschädigung unschuldig Verurteilter und Verhafteter einverstanden, trat für eine Revision des Amtsgerichts»erfahrens und gegen eine Erweiterung der Sondergerichte ein, erklärte, daß die Eisenbahn-Verwaltung sich geweigert habe, an den Relsekostenentschädigungen für die Geschworenen mitzutragsn (was dann den bereits erwähnten Antrag Haußmann hervorrief) und betonte, daß die Frage der Gewährung von Tag- gsldern an die Geschworenen und Schöffen nur durch Reichsgesttzgebung geregelt werden könne. Bezüglich der Gerichtsvollzieher teilte der Minister mit, daß ein Gesetzentwurf über die Regelung des Gerichtsvollzieherwesens, namentlich auch über die Haftungsfrage in Vorbereitung sei, daß zunächst aber noch Vorerhebungsn stattzufinden haben. Der Minister gab zu, daß zu viel Verhaftungen vorgenommen werden; er habe deshalb die Landgerichts- präfidenten angehalten, sich jeden Monat zu überzeugen, wie viele Personen und aus welchem Grund sie in Haft gehalten werden. Keil (Soz.) hielt ebenfalls eine mehr als einstüudige Rede, in der er die bestehenden Einrichtungen einer abfälligen Kritik unterzog; sein Vorwurf, daß die Richter gegen Nichtwohlhabende weniger gewissenhaft urteilen, als gegen Wohlhabende, wurde von dem Minister energisch MÜckgewiesen; auch die Behauptung, daß es den Armen an einem genügenden Rechtsschutz fehle, fand durch den Abg. Rembold-Aalen eine kräftige Widerlegung. Keil
Der Spion.
Historischer Roman aus der Geschichte des heutigen Rußlands von Julius Gro sse.
(Fortsetzung.)
Sollte dieser fromme Mann in dem weltcntlegenen Dorfe ebenfalls um die Verschwörer und ihre Pläne wissen? Unmöglich!
„Baijnschka Smirnoff," sagte ich, „es wird sicherlich nichts geschehen, als was nach Ihrer Ansicht der Himmel zuläßt. Aber auch gegen das Schlimmste lassen sich immer noch Vorfichtsmaßregeln treffen. Und so viel ich Ihnen mit Bestimmtheit sagen kann, diese Maßregeln sind getroffen. Also hoffen wir das Beste —"
Wieder sah mich der alte Herr mit seinen klugen Augen forschend und fragend an und seine Stimme hatte einen Ausdruck von Trauer, als er erwiderte: „Herr Oberst reden von einem möglichen Unglück, das steht freilich in Gottes Hand, aber bereits Geschehenes macht auch der Allmächtige nicht mehr ungeschehen — und dem, was der Unerforschliche auf unsere Schultern gelegt, müssen wir uns in Demut beugen —"
Wieder fielen mir die Beobachtungen unterwegs ein und ich wartete mit Spannung auf weitere Erklärung.
Der alte Herr ging zur Tür, öffnete sie, sah hinaus und schloß sie wieder. Dann kam er langsam zurück und legte die Hand an seinen Mund.
„Sollte Euer Hochwohlgeboren wirklich keine nähere Nachricht über die allgemeine Kalamität haben, die ganz Rußland betroffen? Sie kommen doch aus einer volkreichen Stadt und wir leben hier in der Einöde —"
„Nicht das Mindeste habe ich gehört. Was in aller Welt meinen Sie denn?"
Wieder schwieg der alte Herr unschlüssig, dann nahm er mir mein Ehrenwort ab, ihn nicht zu verraten. Denn mit Gerüchten so ernster Art sei e8 eine gefährliche Aachs und so Mancher, der nur nachgesprochen, was er gehört, sei zur Rechenschaft gezogen worden.
„Sehen Sie, H rr Oberst," fuhr er fort. „Wir leben hier wohl abgelegen genug, um von der Verderbtheit der argen Welt nichts zu sehen und zu hören, aber bisweilen, und besonders in den letzten Tagen, kam doch allerlei Botschaft auch zu uns. Kosaken erschienen, Kuriere, UprawaikS — nicht bloß um Steuern zu holen, man sogt auch, Verhaftungen wurden vorgenommen. Da war z. B. ein gewisser Labanoff, ein Uprawnik, d.-r weitläufig mit meiner Frau Ustinj, verwandt ist — er kommt sonst alle Jihre einmal, aber gestern zu ganz ungewohnter Zeit. Nun, sein Besuch war kurz und er hatte kaum Zeit, einen Tschin zu nehmen. Da, als Frau Ustinja hinaus war, hat er mir da« Entsetzliche zu- g flüstert. Denken Sie, in Kiew will er gehört haben, daß Kaiser Alexander schon in voriger Woche daS Zeitliche gesegnet habe. — Gott schenk« seiner Seel Frieden, wenn daS Traurige Wahrheit ist. Was sagen Sie nun?"
„Der Kaiser tot — bester H.rr — das ist ganz undenkbar!" rief ich. „Sie find getäuscht worden!"
„Möglich, Herr Oberst, und ich wünsche rS selbst. Wollen Sir nicht vergesst», ich wiederhole ja nur fremde Worte. Gebe Gott, der Allgütige, daßjeS anders ist. Wie Herr Labanoff sagt« — und Herr Labanoff ist sonst ein ^braver Mann, ein glaubwürdiger Mann — soll schon am ersten Dezember der Kaiser gestorben sein in Taganrog. Man macht ein Geheimnis daraus, vielleicht der Thronfolge halber, vielleicht weil man die Ursachen vertuschen will. Ich mag