Tm-Btni,
Weuenbürg.
Morgen Sonntag , mittag präzis 5 Uhr
VersMinlm
im Lokal. Bericht vom KrK turntag. Weihnachtsfeier.
Der Vorstand
Neuenbürg.
Verkaufe gegen Barzahlu«, einen roten
LMmsserftch
sowie drei
Vorsenster,
eins von 86x108, zwei
Zweites
Blatt.
nztäler
Zweiter
Blatt.
M S83.
Neuenbürg, Samstag, den 2. Dezember 1922.
80. Jahrgang.
proletarifierte Mittelstand.
Nicht mit Unrecht hat man wohl gesagt: der deutsche Mit- Mnd wird in dieser Zeit zerrieben zwischen Kapital und Metariat. Der aufsteigende Arbeiterstand drängt rückfichts- U M Höhe. Noch steht das Kapital einem „Rocher de bronce", Mein Erzberg, gleich da, umbrandet von den Wogen wirt- östlicher Kämpfe um Sein oder Nichtsein. Dazwischen aber md vom Druck der täglichen Not eine ganze Volksklasse zer- ^ Mmt und zerbröckelt, die in früheren Zeiten der deutschen Kul- 88X117. Wer saat die dir und der deutschen Wirtschaft viel, sehr viel gegeben hat. täler-Gesckäftsstelle ^ wr Mittelstand verelendet im selben Maße, als eine dauernde Mil Mertung der geistigen Arbeit der Markentwertung zu ent-
MM scheint. Kapitalkräftige Kreise begegnen zwar — so-
^/gehören — diesem traurigen Verelendungsprozeß eines für HauS niij Pen gewiß wertvoll erscheinenden Teiles unseres Volkes mit Orchester (I Mächtiger Anteilnahme und — was wichtiger erscheint — nicht den einfachste tätige Hilfsgeneigtheit. Alles nur in den gewiß recht
Schüler- bis zu de« seiM ^ r^Re^ierung «nftves
Künstler-Instrumenten,
Zubehör, Saiten «sw.
in den
verarmten Landes
Mhende wird von dieser Seite getan, um das Los tausend und E! ^^usend unglücklicher Volksgenoffen zu erleichtern. Die 2 .... ..... ^ Mische Notgemeinschaft", die man unlängst unter Anteil-
sleytt m relchfter Auswchl aller Kreise der Bevölkerung in Berlin begründete, ist Mustk-Haus Curth, wigennützig und ernsthaft bestrebt, ihre Mission der Mittel- Großhandel und EinzelveM Ddsnothilfe nach Menschenkräften zu erfüllen. Auch in Ar- Pforzheim, Leopoldür 1 Merkreisen wirbt diese Gemeinschaft. Nicht ohne Erfolg. Von (Arkaden Kiedaisch — RostbM Mrkschastsseite sagt man aktive Hilfsgeneigtheit zu, die sich -- s« der Leistung von Ueberstnnden zugunsten der in Not gerate- «(HlI > «Volksgenossen auswirken sollte. Ueber diese Zusage geriet ^ ^ All der Arbeiterpresse in größte Erregung. Dort glaubte
Glück, Reichtum, Ehelck» «n derartige „ungerechtfertigte Zumutungen" strikte ablehnen Charakter wird nach Astrvlogi- L müssen. Böse und bittere Worte fielen. Man konnte so recht u. Sterndeutung berechn. Geb, Mn, wie tief die Kluft war, die das werktätige Volk von jenem Rat in Ehe, Geschäft». Strebe«. °ch ihm so nah verwandten Teile unserer Volksgenosfenschaft, Nur Geburtsdaten und Schch ie wir zusammenfassend „Mittelstand" nennen, scheidet. Vor einsenden. Streng reell u« E langer Zeit noch warb man gerade in Arbeiterkreisen eifrig wissenschaftlich. Viele Das ^ Interesse und die Sympathie eben dieses Mittelstandes, schreiben. Thews, Hammer, die Dinge noch Ulanenstraße 3.
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die Dinge noch anders. Da bedeutete diese !, schon rein zahlenmäßig, noch eine nicht zu übergehende lacht im politischen Leben. Dann wurde es schnell anders. Whig und auch so ungeeignet wie nur möglich, sich gleich dem Kapital oder dem Proletariat zu wirksamem Kampf aufzuraf- sm, vor allen« sich zu organisieren, verlor der Mittelstand mehr md mehr an Boden, sank in den unergründlichen Sumpf der Kot und steht heute etwa da, wo man mit Recht von einem proletarisierten" Mittelstand sprechen kann. Auch jetzt kehrte ich der Mann der schwieligen Faust noch nicht von ihm ab. Lockend und überzeugend klang die Parole dem Mittelstand in die Lhren: „Kommt zu uns, Ihr seid auch Enterbte, Beraubte md Vergewaltigte! — Im Kampf innerhalb unserer Reihen Wt Ihr von nun an gegen Eure ärgsten Feinde, Kapital — md Regierung, stehen!" Mancher verfiel der heuchlerischen allgemeinen aber blieb der leidende und darbende Mittelstand fest, arbeitete, so gut es ging,
Fabrikpreisen. Wz und hingebend zum Wohle des gesamten Volkes, ver-
Antvu Weber, Ettliuges, ^"Md dem Anbruch einer Zeit, wo man auch seine Arbeit wie- Staatsbahnhof.
Gottesdienste
irr Hkeuerrkürg Sonntag, den 3. Dezember.
AdventSfest.
l/zlO Uhr Beichte.
10 Uhr Pretigt (Luk. 11, LO-Nip Dekan Dr. Mcgerün.
Gemeindelied: Wie soll ich dich w- pfangen. Nr 131.
Kirchenchor: Machet die Tore mit Anschließend an den Predigtgow!'
dienst Feier des Hl. Abendmahl».
Das Opfer ist vormittags u. abend! finden wiirtt. Gustav-Aoolsvmii bestimmt.
4 Uhr Bibelstunde in Waldrenmch
Stadtvikar Geiger.
Anschließend an den Gottesdienst Abendmahl für Gebrechliche. l/,5 Uhr Beichle.
5 Uhr Predigt (Rom. 14, 17-ISj
Siadtvikar Geiger.
Anschließend an die Aberidprcdizt Abendmahlseier.
Mittwoch abends 8 Uhr Bibel stunde im Gemeindehaus,
Stadlvikar Geiger.
K anerkennen werde.
Jetzt aber wurde es anders. „Wie", hieß es, „dieser trau- und schwächliche Mittelstand will unser Angebot nicht an- lchnien, will sich gar gegen uns stemmen und eigene Ideale, die Mnbar anti-sozialistisch und reaktionär sind, Hochhalten? — m gut, — zum Teufel mit Euch, Ihr Lumpengesindel!"
Das ist etwa der Ton, der heute aus den Spalten der radi- m Arbeiterpresse dem Mittelstand entgegenklingt. Hohn und vtt zu all dem Leid, dem unsagbaren, stillen, das da bericht sich in die dunkelsten Ecken drückt, das da noch heiße kAeu hat um das furchtbare Unglück unseres zerrissenen und krgewaltigten Vaterlandes, und das dennoch still für sich die kudttgläubige Hoffnung nicht aufgibt, daß es „einmal wieder Wr werde" und ein neuer, starker Geist über uns komme. — si>s kommunistische Organ „Die rote Fahne" brachte am 8. d. " aus der Feder eines gewissen „Otto" einen kleinen Artikel »ber den „proletarisierten Mittelstand", der derart von Gemeinsten strotzt, daß wir ihn unseren Lesern nicht vorenthalten en. Es heißt da:
Man muß die Lumpenpraletarier beobachten, die heute in M Scharen aus dem Mittelstand kommen. Soweit es sich »» ehemaliges „gut bürgerliches Milieu" handelt, hat man es isch mit „verrückt gewordenen" Spießbürgern zu tun. In im Kneipen, bei einem Schnaps oder Glase Bier, nach dem f^kaus der „letzten guten Sonntagshose" spektakeln und schimp- K die Herrschaften nicht nur auf die „Roten", sondern auch auf ' t, Kaiser und Vaterland". Stinnes ist eventuell noch ihr ", wenn er — man hat ihm Persönlich einen Brief geschrie- - für eine gute Anstellung sorgt. Falls nicht — na, dann »auch dieser Stinnes — ein Jude! Im Grunde ihrer Seele »d diese verzweifelten Mittelständler harmlose Leute. Sie Mpfen — und das macht sie satt. Sie werden bald im Ob- chloseuasyl schlafen oder verrecken, aber niemals in eine Ar- tter-, geschweige denn in eine Knüppelkunze-Versammlung Denn dort könnte man eventuell Dresche kriegen. Und dGpelkunze, wer weiß, vielleicht ist auch der ein Jude!
gefährlicher ist eine andere Spezies, die dem Lumpenpro- »riat angehört. Das sind die „Kavalliere", jungen und ge- »m Alters. Die Herrschaften machen in Rennbahntipps, sind Azütig Zuhälter, vermitteln gegen Provision Schieberge- Mt», handeln in Cafes und Wartesälen mit Kokain und Mor- iE?' mischen sich zu „Gelegenheitsgeschäften" unter die „Jn- zAöMllw der Grenadier- und Münzstraße", kokettieren in Gesprächen fantastischen Erlebnissen usw.
Hier handelt es sich zumeist um ehemalige Offiziere, die ' i" der JnHüstrie untergekommen sind, um Studenten, die ' Mittel mehr besitzen westerzustudieren usw. Die Herren
Katholisch. Kouesd«
in Weuenbürg l. Advents-Sonntag, S.Dezbr kein ArühgotteSdierrst,
3 Uhr Predigt und Amt. l/z2 Uhr Christenlehre und Andacht Opfer: für die cariiativen stalten.
Mittwoch, den 6. Dezbr. k Uhr morgens Rorate-Amt. Kreitag, den 8. Dezbr.
Kest Mariae unbefleckte E«> PfiingniS.
Kein Frühgottesdienst.
> Uhr Predigt und feierliches Hoch Amt.
Uhr Feierliche Andacht.
'"lr-t'-ger E. Lang). Sonntag vorm. IO Uhr Predigt. „ „ >/,l2 Uhr so-»"
t<rgschule.
Rittwoch abend 8 Uhr Bibelstund--
stnd in drei, vier nationalen Verbänden organisiert. Kennen die „süßen Geheimnisse" der Organisation Consul und betätigen sich nebenbei als Polizeispitzel.
Auf Grund der neuesten Kriminalstatistiken bilden diese Lumpenproletarier einer verfaulenden kapitalistischen Gesellschaft außerdem das Rekrutendepot der kriminellen Schwerverbrecher.
Unmittelbar an dieses ekle Elaborat, das anständige Proletarier ohne weiteres ablehnen werden, findet sich eine Glosse, in der ein „zittriger Greis, ein halbverhungerter Mittelständler", eine beschämende Rolle spielt. In diesem Tone geht es weiter. Das ist die Hetzarbeit, die dem Mittelstand endlich den Rest geben soll. Ein dreifaches Pfui über den, der sich weidet an den Qualen seiner eigenen Volksbrüder. Wahrlich: es ist weit gekommen in unserm lieben guten deutschen Vaterlande!
Adventfest 1922.
Das Adventfest führt uns auf eine Höhe, die Rückblick und Ausblick gewährt zur richtigen Einstellung auf unsere verwor, reue Zeit. Da schauen wir noch weiter zurück als um ein paar Jahre oder Jahrzehnte, zurück bis an den Beginn unserer Zeitrechnung. Dort steigt aus ahnungsvollen Dämmerungen der auf, der sich das Licht der Welt nennen durste; sieghast durchbricht er die finsterste Finsternis der Menschheit. Und, wie die ersten Strahlen der Morgensonne über die ganze Breite des Himmels dahin schießend sofort die Bergspitzen im fernsten Westen vergolden, so erhellen die versöhnenden und reinigenden Strahlen der Gotteshuld, die Christus versendet, mit einem Male auch jene fernsten Fernen der Zukunft, wo Himmel und Erde durch ihn sich ganz vereinen. Wem für diesen Sonnenaufgang in der geistigen Welt das Auge sich öffnet, der geht froh und frei an sein Tagewerk.
Darum klebt nicht an den Ruinen der alten Zeit! Was sie wahrhaft Gutes hatte, das ist unter dem Schein dieser Sonne gediehen und bleibt unter ihr keimkräftig, auch in unserem Volk; aber von den Fesseln der Vergangenheit befreit uns diese Lichtgestalt für einen neuen Anfang. Und sorgt nicht um die Zukunft! Die werden sie nicht bauen, die ihren Luftschlössern zulieb alles zerstören möchten, was uns noch geblieben ist. Der kommende Mann ist er, der schon gekommen ist; um ihn werden sich alle scharen, die nach Gerechtigkeit und nach Gott hungern. Stellt euch aber ganzhineinindieGegenwart! Weil sie so trübe ist, wird man die Menschen desto leichter erkennen, die Licht vom ewigen Licht in ihre Umgebung und in unsere Zeit tragen. Das sind Zeugen vom Advent, vom Kommen des Heilandes. H. Pf.
Not. Not. Not!
Not, Not, Not kreuzt alle unsre Wege, schreit uns gellend an aus allen Tagesblättern, schiebt bittende Hände Tag um Tag in unsre Häuser. Hat es überhaupt noch einen Zweck, auf die ewige Klage zu hören? Sinn und Zweck, zu helfen? Sind nicht wir Geber von heute vielleicht die Bettler von morgen? Schöpfen wir nicht in ein Faß ohne Boden?
Das ist die größte Gefahr und Versuchung dieser Elendstage, daß sie uns taub und stumpf machen gegen den Notschrei, der kein Ende nimmt, sondern immer noch wächst und sich ausbreitet. Prüfe dein Auge jeden Tag, Freund, ob es noch sieht; dein Ohr, ob es noch hört; dein Herz, ob es noch schlägt: wenn sie dem Anblick und Ruf der Not abgestorben sind, bist du ohne Liebe und schlimmer als tot! Siehst du noch, wer vor deiner Tür hungert und friert und verdirbt? Greise und Greisinnen, außer mit der Last der Jahre mit Sorge beladen auf müden, ruhewürdigen Schultern; Kinder, die letzte Hoffnung unsres geschlagenen Geschlechts; die Geistig-Schaffenden, die Künstler, die Musiker, die Dichter — jene großen Kinder, die geschaffen sind, deine Sinne zu bilden, deine Seele zu erheben, dich in Träumen selig zu machen. . . Hörst du, daß es der Todesschrei nicht nur Einzelner — eines ganzen Volksteils ist, eines Gliedes deines Volkes und damit deiner selbst —, der zu dir dringen will? Und sind sie nicht deiner Klasse, deiner Partei, deines allein selig machenden Meinens oder Glaubens sie sind deines Bluts, Menschen wie du! Und dein Herz zittert nicht mehr über ihrem Leiden und Verderben?
Not, Not, Not! — Nicht um ihretwillen, um deiner selbst willen kann dein Herz nur eine Antwort wissen, Freund! Gib, gib, gib!
Baden-
Karlsruhe, 30. Nov. Das Urteil in dem Pforzheimer Grenzschieberprozeß geht dahin: Bijouteriehändler Emil Schweigert aus Pforzheim wurde zu einer Gesamtgefängnisstrafe von 10 Monaten, abzüglich 2 Monate Untersuchungshaft, und zu einer Geldstrafe von 143 000 Mark verurteilt. Ferner hat er als Ersatz für den Wert der ansgeführten Waren 44 000 Mark und gemeinsam mit den Angeklagten Lederer und Si- monson 3000 Mark zu entrichten. Von der Anklage wegen Bestechung wurde er freigesprochen. Der Presser Gottfried Rentsch- ler aus Niefern erhielt 3 Monate Gefängnis, abzüglich vier Wochen Untersuchungshaft, und 9000 Mark Geldstrafe. Außerdem hat er gemeinsam mit Lederer und Länderer als Ersatz für ausgeführte Ware 4000 Mark zu bezahlen. Die Uhrenhändlerin Frida Lacher aus Schallstadt erhielt 3 Monate Gefängnis, abzüglich 2 Monate Untersuchungshaft, und 96 OVO Mark Geldstrafe. Dazu hat sie gemeinschaftlich mit Lederer den Ersatzbetrag von 3000 Mark zu bezahlen und für sich allein ebenfalls als Ersatz 44 000 Mark zu entrichten. Die Kontoristin Elfriede Simonson erhielt 9000 Mark Geldstraft, von denen 5000 Mark als durch die Untersuchungshaft getilgt gelten. Der Reservelokomotivführer Adolf Länderer aus Ringsheim wurde zu vier Wochen Gefängnis, die durch die Untersuchungshaft verbüßt sind, und 9000 Mark verurteilt, ferner zu den oben erwähnten Ersatzbeträgen gemeinsam mit den anderen Ange
klagten. Der Reservelokomotivführer Karl Lederer aus Achenbach wurde zu drei Monaten Gefängnis (durch die Untersuchungshaft verbüßt) verurteilt. Von der noch dazu kommenden Geldstrafe von 21 000 Mark gelten 5000 Mark als durch die Untersuchung getilgt. Dazu kommen die obenerwähnten Ersatzbeträge. Der Lokomotivführer Karl Obrecht von Oberweier wurde frcigesprochen und der Monteur Fricdr. Kuhn von Jlle- nau zu 1200 Mark Geldstrafe und der Leistung eines Ersatzbetrages von 600 Mark verurteilt.
Karlsruhe, 30. Nov. Die Polizei verhaftete einen Monteur von Durlach und einen Mechaniker von Uu am Rhein, die einem Dienstmädchen einen Gepäckschein abgeschwindelt und aus dem Gepäck Kleider und Wäsche im Wert von 150 000 Mark entwendet hatten.
Waldkirch, 29. Nov. Um Len Minderbemittelten bei Todesfällen der Angehörigen die Anschaffung eines Sarges zu erleichtern, wird nach einem Gemeinderatsbeschluß den hiesigen Schreinermeistern ein entsprechendes Quantum Bretterholz aus den Gemeindeverwaltungen zu ermäßigtem Preis abgelassen.
Meersburg, 30. Nov. Das Staatsministerium hat die Zustimmung zum Verkauf des Kellereigebäudes der Domäne an den Winzerverein versagt. Es wird in der Begründung zu dem Verbot gesagt, es sei jetzt nicht weniger Pflicht des Staates als des Privatmannes, Sach- bzw. Goldwerte festzuhalten, statt gegen eine unstabile Papiermark zu veräußern. Der Winzerverein hatte sich übrigens mit sehr bedeutenden Kosten bereits in dem Kellereigebäude eingerichtet. Der Kaufpreis hatte 750 000 Mark betragen.
Konstanz, 30. Nov. Einem ausgedehnten Schmuggel ist die Grenzbehörde auf die Spur gekommen. Der geistige Leiter, ein gewisser Pickel aus Markelfingen, ist bereits verhaftet. Reichenauer Fischer brachten in Gondeln die aufgekausten Waren nach der Schweiz. Zwei Reichenauer Fischer sind verhaftet worden, wurden aber nach abgelegtem Geständnis wieder auf freien Fuß gesetzt. — Der Ausfuhrschmuggel am Bodensee blüht noch immer. Im abgelauftnen Monat wurden von der Staatsanwaltschaft Konstanz über sechs Millionen Mark Geldstrafen ausgesprochen für Personen, die ausfuhrverbotene Gegenstände an den hiesigen Grenzübergängen schmuggeln wollten; dazu treten noch Gefängnisstrafen und Beschlagnahme der Waren.
Vom Bodensee, 1. Dez. Infolge des starken Weststurms ereigneten sich zwei Schiffsunfälle leichterer Natur, Der Dampfer „Stadt Radolfzell" lief bei Unterzell und der schweizerische Dampfer „Hohenklingen" bei Triboltingen auf Grund. Bis Mittwoch früh konnte ihre Flottmachung nicht bewerkstelligt werden. Die Passagiere der beiden Dampfer wurden ausgebootet. — Wie von der Dampfschiffverwaltung weiter gemeldet wird, war der gesamte Verkehr infolge dieser Unfälle am Mittwoch stillgelegt.
Vermischtes.
Wer bezahlt -ie Zeitung? Nicht der sie abonniert hat, sondern immer der, dem sie zu teuer ist. Er rechnet sich aus, wieviele Zigarren er dafür mehr rauchen kann, daß er auf die Zeitung verzichtet. Er weiß aber nicht, was in der Welt vorgeht und hat keine Ahnung davon, daß er sich heute noch auf einige Wochen mit Tabak versehen muß, weil die Absicht besteht, die Einfuhr zu sperren. Er erfährt es einen Tag zu spät, bis dahin ist aber alle alte Ware ausverkauft und er muß die neuen, 200 Prozent höheren Preise bezahlen. Er weiß nicht, daß Verhandlungen mit ausländischen Regierungen schweben, durch die der Dollarkurs für einige Zeit zum Sinken gebracht wird. Er hat 20 Schweizer Franken eingenommen, für die er beim sofortigen Verkaufe 16 000 Mark erhalten hätte. Er verkauft sie drei Tage zu spät, und bekommt 1000 Mark dafür weniger. Er hat die Bekanntmachung des Finanzamtes nicht gelesen und muß eine hohe Steuerstrafe zahlen, weil er seine Steuererklärung zu spät einreichte. Es ist ihm nicht bekannt, daß ein Zug ausgefallen ist, mit dem er heimkehren wollte. Er muß auswärts übernachten — Kostenpunkt einige hundert Mark. Er hätte verschiedene Dinge, die er nötig brauchte, bie weitem billiger haben können, wenn er die Angebote in der Zeitung gelesen hätte. Es wird in einer amtlichen Bekanntmachung mitgeteilt, daß falsche 500-Mark-Scheine im Umlauf sind. Wer aber sicher einen angedreht bekommt, das ist der Mann, dem dft Zeitung zu kostspielig ist. Er versäumt jede gute Gelegenheit, er ist stets um einige Tage hinter den Ereignissen zurück und blamiert sich bei jeder Unterhaltung, er erspart das Abonnement für die Zeitung, aber er büßt diesen Betrag zehnmal wieder ein, weil andere, die über das, was geschehen ist und was noch geschehen kann, besser unterrichtet sind, seine Unwissenheit ausnützen.
Das ist ein Geschäft. Auf den letzten Viehmarkt in Pfaffenhofen kam ein Bauer mit einer sehr schönen Kuh, wurde sofort von Händlern umringt und gefragt, was die Kuh koste. Der Bauer, der gewohnt ist, daß ihm die Händler viel weghandeln, verlangte 120 000 Mark. Ein Händler handelte aber nicht mehr, sondern schloß mit einem Handschlag den Kauf zu 120 000 Mark ab, zahlte, drehte sich um und verkaufte dieselbe Kuh wieder an einen anderen Händler um 150 000 Mark. Der Händler will aber wieder etwas verdienen, und so wird sicher die Kuh nicht unter 200 000 Mark verkauft.
Gewaltsame Verschleppungen in -ie Frem-enlegion. In Nordbahern scheinen Menschenräuber für die französische Fremdenlegion ihr Unwesen zu treiben. Verschiedentlich sind bereits junge Leute mit Gewalt im Auto verschleppt worden.
Ein entlarvter „Erfin-er". Eine Schwindlerkomödie, die zwei Monate spielte, wurde jetzt entlarvt. Im September etwa tauchte ein Chemiker, der sich Dr. Adolf v. Günther nannte, in München auf. Er fand bald einen Dummen, dem er einen Apparat zeigte, in welchem aus Torf Schnaps und Terpentin hergestellt werden könnten. Der Dumme und der sogenannte